Harte Anforderungen zwischen Indus und Ganges

BRIC lautet seit einigen Jahren die Zauberformel für die exportorientierte europäische Wirtschaft. Die aufstrebenden Industrienationen Brasilien, Russland, Indien und China stellen interessante Wachstumsmärkte dar. Indien ist unter anderem ein wichtiger Exportmarkt für den Maschinen- und Anlagenbau. Die teilweise extremen klimatischen Bedingungen auf dem Subkontinent stellen besondere Anforderungen speziell an die eingesetzte Klimatisierung – ein Aspekt, der nicht immer ausreichend berücksichtigt wird.

Rittal TÜV-geprüfte Kühlgeräte in einer Automotive-Produktionsanlage.

Rittal TÜV-geprüfte Kühlgeräte in einer Automotive-Produktionsanlage.

Ralf Schneider ist bei Rittal für Business Development Klimatisierung zuständig.

„Ralf Schneider hat in Indien die extremen klimatischen Bedingungen erlebt.“

Auch wenn China in den vergangenen Jahren die mit Abstand wichtigste Rolle unter den BRIC-Staaten einnimmt, ist speziell Indien ebenfalls sehr interessant als Exportmarkt für deutsche Maschinen. Eine Reise durch Indien, wie sie Ralf Schneider, der bei Rittal für Buness Development Klimatisierung zuständig ist, unternommen hat, liefert zahlreiche Eindrücke (siehe Interview). Das zweitbevölkerungsreichste Land der Erde ist geprägt von enormen Gegensätzen: Große Armut in den Slums der Metropolen und einfachste Lebens- und Arbeitsbedingungen in den ländlichen Gebieten stehen im Kontrast zu aufstrebenden Wirtschaftsstandorten mit modernen Industrieunternehmen. Auch das Klima ist geprägt von Kontrasten: Starke Niederschläge während des Monsuns und teilweise extreme Hitze von über 50 Grad sind typisch für große Teile Indiens.

Rittal TÜV-geprüfte Kühlgeräte

Rittal TÜV-geprüfte Kühlgeräte

„Made in Germany“ ist gefragt

Bei Besuchen auf dem indischen Subkontinent konnte Ralf Schneider Industrieunternehmen der unterschiedlichsten Branchen kennenlernen. Das Spektrum reiche von Brauereien und Zuckerraffinerien über Glashütten und metallverarbeitenden Fabriken bis hin zu Automobilherstellern und deren Zulieferern. In vielen Produktionsbetrieben sind dabei Maschinen aus Deutschland und anderen europäischen Ländern im Einsatz. Maschinen aus Deutschland – Made in Germany – genießen in Indien einen sehr guten Ruf. Typische Beispiele sind Werkzeug- und Spritzgussmaschinen, Pressen sowie Bearbeitungszentren. Um in Indien einen umfassenden Service anbieten zu können, sind die Hersteller oftmals darauf angewiesen, dass auch die Zulieferer im Land mit Niederlassungen und einem Servicenetzwerk vertreten sind.

Typische Zulieferkomponenten sind dabei Kühlgeräte, die in vielen Maschinen integriert sind und beispielsweise für die Klimatisierung von Schaltschränken sorgen. Diese kommen gerade bei Anlagen mit hohen elektrischen Verlustleistungen und Außentemperaturen zum Einsatz, wenn die Verlustleistung der verbauten Komponenten abgeführt und so eine Überhitzung im Schaltschrank verhindert werden soll. Allerdings zeigen sich gerade in Indien – das brachten die Firmenbesuche von Ralf Schneider zutage –, überraschend oft Probleme bei der Klimatisierung von Schaltschränken. Die verwendeten Klimatisierungslösungen verschiedener Hersteller waren in nicht wenigen Fällen den extremen klimatischen Bedingungen vor Ort nicht gewachsen.

Was nicht immer beachtet wird

Die Ursache derartiger Ausfälle oder Überlastungen von Kühlgeräten ist oft bereits in der Planungsphase zu suchen. Denn bei Maschinen- und Anlagenbauer wird in diesem Stadium in der Regel auch die Klimatisierungslösung mit geplant. Hierbei kommt es darauf an, die Kühlgeräte richtig zu dimensionieren. Grundvoraussetzung dafür ist allerdings, dass sowohl die Kühlleistung als auch die elektrische Verlustleistung der Komponenten im Schaltschrank genau bekannt sind. Denn die Kühlleistung des Kühlgeräts muss mindestens der maximalen elektrischen Verlustleistung entsprechen. Definiert ist die Kühlleistung in der Norm DIN EN 14511, die u. a. beschreibt, wie diese bestimmt wird. Planer müssen sich der Tatsache bewusst sein, dass die Kühlleistung bei genau definierten Bedingungen angegeben wird. Typische Werte sind hierbei Temperaturen von 35° C sowohl im Innern des Schaltschranks als auch im Außenbereich. Wählt der Planer aufgrund der angegebenen Kühlleistung und der Verlustleistung der Komponenten ein Kühlgerät aus, so reicht diese Kühlleistung nur unter den angegebenen Bedingungen aus. Die tatsächliche Kühlleistung bei einer Außentemperatur von 50° C ist aber häufig deutlich geringer. Auch eine hohe relative Luftfeuchtigkeit kann sich auf die Kühlleistung der Klimageräte auswirken. Dann wird nämlich ein Teil der Kühlleistung zur Entfeuchtung verwendet und steht dann nicht mehr zur Senkung der Temperatur zur Verfügung. Diese Tatsache muss für eine Maschine oder Anlage, die unter extremen klimatischen Bedingungen wie in Indien eingesetzt werden soll, auf jeden Fall berücksichtigt werden.

Um seinen Kunden definierte Leistung zu garantieren, hat Rittal als erster Hersteller weltweit seine komplette Kühlgeräteserie durch den TÜV Nord auf den Prüfstand gestellt. Alle TopTherm-Kühlgeräte dürfen das Prüfzeichen des TÜV Nord tragen.

Um seinen Kunden definierte Leistung zu garantieren, hat Rittal als erster Hersteller weltweit seine komplette Kühlgeräteserie durch den TÜV Nord auf den Prüfstand gestellt. Alle TopTherm-Kühlgeräte dürfen das Prüfzeichen des TÜV Nord tragen.

Definierte Kühlleistung hilft Anlagenbauer

Damit Maschinenbauer und Endanwender sich auf die von den Herstellern angegebenen Kühlleistungen verlassen können, ist eine Prüfung durch ein unabhängiges Prüfinstitut hilfreich. Als weltweit erster Hersteller hat Rittal daher sämtliche Kühlgeräte seiner TopTherm-Serie von unabhängiger Stelle prüfen lassen. Der TÜV Nord hat dabei die exakte Kühlleistung gemessen, die häufig sogar über dem von Rittal angegebenen Wert lag. Dem Planer stehen neben dem Standardwert der Kühlleistung bei 35° C auch die Kühlleistungen bei höheren Außentemperaturen zur Verfügung. Neben der Kühlleistung bei definierten Bedingungen ist auch die Energieeffizienz der Geräte zertifiziert. Da die Kühlleistung der Geräte auch unter extremen Bedingungen, wie etwa bei einer Umgebungstemperatur von 50° C, angegeben und TÜV-geprüft ist, kann sich der Planer darauf verlassen, dass die Klimatisierungslösung auch unter diesen Bedingungen die notwendige Kühlleistung liefert.

Software unterstützt bei der Planung

Um die Klimatisierung einer Anwendung optimal zu planen, bietet Rittal seinen Kunden die Software Therm an. Diese Software zur Berechnung von Klimatisierungslösungen von Schaltschränken verfügt über eine einfach zu bedienende Oberfläche, die den Anwender Schritt für Schritt zur richtigen Auslegung der Klimatisierung führt. In der Software lassen sich interaktiv das verwendete Gehäuse und die darin eingebauten Komponenten, die die Verlustleistung erzeugen, auswählen. Auch die Umgebungsbedingungen werden abgefragt. Die Software führt anschließend die aufwendige Berechnung des Klimatisierungsbedarfs automatisch durch und schlägt eine passende Klimatisierungslösung vor. Alle Auswertungen lehnen sich an die Vorgaben der IEC/TR3 60890 AMD 1 und der DIN 3168 für Schaltschrank-Kühlgeräte an. Als Resultat erhält der Planer die passende Klimatisierungslösung für seine Anlage, die auch unter extremen Umgebungsbedingungen die Klimatisierung des Schaltschranks gewährleistet. Rittal unterstützt seine Kunden u. a. mit dieser Software bei der richtigen Dimensionierung der Klimatisierungslösung. Auch bei Endkunden in Indien kann das Unternehmen mit entsprechendem Know-how unterstützen und kann beispielsweise für bestimmte Anwendungen die Berechnungen mit Therm als Dienstleistung durchführen.

INTERVIEW

Ralf Schneider, bei Rittal für Business Development Klimatisierung verantwortlich, unterhielt sich mit x-technik über seine Eindrücke und Erfahrungen, welche er auf seiner Reise durch Indien sammeln konnte.

Herr Schneider, Sie waren einige Wochen in Indien unterwegs. Welche Eindrücke haben Sie insgesamt gesammelt?

Die aufstrebende Wirtschaftsmacht Indien ist ein überaus reizvolles und interessantes Land. Gerade im industriellen Bereich sind aber deutliche Unterschiede beispielsweise zu den Industrienationen in Westeuropa zu erkennen.

Wie unterscheiden sich typische Produktionsbetriebe in Indien von denen in Europa?

In den Betrieben, die ich besucht habe, sieht man häufig sehr moderne Produktionsmaschinen deutscher Hersteller. Gleichzeitig entspricht die Infrastruktur oft nicht den Maßstäben, die wir anlegen würden. So sind viele Produktionsstätten in alten Hallen untergebracht. Spannungsschwankungen in der Stromversorgung oder Stromausfälle, bei denen ein Notstromaggregat anspringt, sind nicht unüblich. Dies alles stellt die eingesetzten Maschinen und Anlagen vor besondere Herausforderungen.

Welche Besonderheiten gibt es beim Thema Schaltschrank-Klimatisierung auf dem indischen Markt zu beachten?

Das Klima in Indien ist für uns Mitteleuropäer extrem. Sehr hohe Temperaturen von 50° C teilweise kombiniert mit tropischer Luftfeuchtigkeit sind keine Seltenheit. Bei meinen Besuchen habe ich überraschend häufig erlebt, dass Klimatisierungslösungen nicht richtig funktioniert haben. Die Kühlleistung der eingesetzten Geräte reicht bei den teilweise extremen Außentemperaturen oft nicht aus.

Das heißt, die Entwickler haben bei der Planung der Klimatisierung die besonderen Umgebungsbedingungen nicht ausreichend berücksichtigt?

Ja, in Einzelfällen. Allerdings sollte man die Schuld nicht unbedingt bei den Planern suchen. Kühlleistungen von Kühlgeräten werden von einigen Herstellern häufig nur bei 35° C angegeben. Und selbst wenn Kühlleistungen bei höheren Temperaturen genannt sind, sollte man sich nicht bedingungslos darauf verlassen. Bei Untersuchungen von Geräten verschiedener Hersteller in unseren eigenen Labors haben wir hier teilweise erhebliche Differenzen festgestellt. Dies war auch der Auslöser dafür, dass wir alle unsere TopTherm-Kühlgeräte vom TÜV prüfen ließen. Das heißt, alle von uns angegebenen Kühlleistungen wurden vom TÜV geprüft und bestätigt. Klimatisierungslösungen sind auch bei europäischen Unternehmen oft auf Temperaturen bis zu 50° C ausgelegt – diese kommen in der Realität dann aber kaum vor. Wenn die Außentemperatur aber dauerhaft so hoch ist, wie z. B. in Indien, stoßen unterdimensionierte Geräte schnell an ihre Grenzen. Eine der Folge kann sein, dass die Lebensdauer der Kühlgeräte deutlich kürzer ist. Im schlimmsten Fall überhitzen die Komponenten im Schaltschrank und die Maschine fällt aus.

Wie können Sie die Endkunden in Indien im Bereich der Klimatisierung unterstützen?

Wir sind in Indien bereits seit 1995 mit einem eigenen Tochterunternehmen vertreten. Mit über 500 Mitarbeitern bieten wir neben der Schaltschrankproduktion auch einen umfassenden Service für unsere Klimatisierungsprodukte auf dem indischen Subkontinent an, z. B. durch eine schnelle Ersatzteilversorgung sowie Wartung und Instandsetzung durch eigene Servicetechniker. Natürlich verfügen unsere Mitarbeiter auch über umfassendes Know-how, um die Kunden im Bereich der Klimatisierung zu unterstützen. Eine typische Dienstleistung ist z. B. die Berechnung einer Klimatisierungslösung mit der Software Rittal Therm. Bei meinem Besuchen habe ich erlebt, dass auch das Thema Energieeffizienz von Kühlgeräten auf sehr großes Interesse stößt. Gerade wenn die Kühlgeräte sehr stark gefordert sind, amortisieren sich Investitionen in energieeffiziente Kühlgeräte wie die unserer „Blue e“-Serie entsprechend schnell.

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