"Wash Down"-dicht
Hygienic Design-Gehäuse bei Celler Land Frischgeflügel Täglich verlassen über 500.000 Packungen mit frischem Hühnerfleisch die beiden Schlacht- und Zerlegebetriebe des norddeutschen Unternehmens Landgeflügel. Bei der Herstellung des Frischgeflügels auf Nummer sicher zu gehen, erfordert ausgefeilte Technik, höchste Hygienestandards und eine lückenlose Kühlkette. Für zusätzliche Prozess- und Betriebssicherheit sorgen spezielle Hygienic Design (HD) Gehäuse zum Schutz der sensiblen Steuerungselektronik für die automatisierten Produktionsanlagen. Sie befinden sich inmitten der Fertigung, wo sämtliche Anlagenteile jede Nacht komplett gereinigt und desinfiziert werden. Trotz heftigster Wasserattacken halten die HD-Gehäuse beim täglichen "Wash Down" absolut dicht.
Fabian Thölke, Leiter Instandhaltung bei Celler Land Frischgeflügel in Wietze.
Fit for Food: Hygienic Design Gehäuse
Mit Hygienic Design, abgekürzt HD, brachte Rittal 2007 eine völlig neue, gänzlich auf die Bedürfnisse des Lebensmittelbereichs zugeschnittene Produktserie auf den Markt. Die nach den Richtlinien der EHEDG (www.ehedg.org) konzipierten und auf Hygiene optimierten Schutzgehäuse punkten vor allem bei offenen Prozessen. Dort wo sensible Lebensmittel wie Frischfleisch, Fisch oder Milchprodukte noch unverpackt und unversiegelt bearbeitet werden.
Den Mittelpunkt der Produktreihe bilden die nach Schutzart IP 66 ausgelegten HD-Kompakt-Schränke. In acht Größen angeboten, bieten sie Platz und Schutz wahlweise für kleine und größere Steuerungssysteme. Sämtliche HD-Gehäuse bestehen aus Edelstahl, der sich bestens reinigen und desinfizieren lässt. Typische Konstruktionsmerkmale wie die 30-Grad-Dachschräge oder das überhängende Dach mit waagrechter Tropfkante sorgen für schnelles und sicheres Ablaufen von Flüssigkeiten und damit für eine rückstandsfreie Reinigung. Spalten, außen liegende Scharniere oder schwer zugängliche Zwischenräume, die als Nistplätze für Mikroorganismen dienen können, wurden gezielt eliminiert.
Ein Garant für die dauerhafte Dichtheit der HD-Gehäuse ist die außen liegende blaue Silikondichtung. Aus einem Stück gefertigt und damit leicht austauschbar, dichtet sie Tür und Gehäuse spaltfrei und sicher ab und ist beständig gegen Reinigungsmittel aller Art.
Abgerundet wird der ständig wachsende HD-Baukasten durch gezielt hygienetechnisch optimiertes Zubehör. Das Spektrum reicht von einem Schließsystem mit gerundeten Oberflächen bis zu speziellen Nivellierfüßen und Kabelverschraubungen, bei denen sämtliche Gewinde gezielt nach innen verlegt wurden, um auch hier Mikroorganismen keine Angriffsflächen zu bieten.
Landgeflügel ist Teil der im Emsland beheimateten Rothkötter-Gruppe. Keimzelle des erfolgreichen Familienunternehmens mit aktuell mehr als 2.500 Mitarbeitern, bildet ein seit über 50 Jahren bestehendes Mischfutterwerk. 2003 startete die Rothkötter-Gruppe eine ambitionierte Expansion. Teil der Firmengruppe sind mittlerweile nicht nur eine eigene Brüterei, sondern auch zwei moderne Geflügelschlachthöfe (Emsland Frischgeflügel und Celler Land Frischgeflügel). Längst gehört das Unternehmen Landgeflügel zu Europas führenden Herstellern von frischem Hühnerfleisch.
In den mit modernster Technik ausgestatteten Betrieben von Emsland Frischgeflügel in Haren und Celler Land Frischgeflügel im niedersächsischen Wietze werden Hühnerteile – vom Flügel über Unter- und Oberschenkel bis zum Filet – für den Lebensmitteleinzelhandel und die industrielle Weiterverarbeitung gefertigt. Abgerundet wird das Sortiment durch marinierte bzw. gewürzte ‚Convenience’- Produkte, die vor allem in der Grillsaison großen Absatz finden. Geliefert wird in jeder gewünschten Gewichts- und Verpackungseinheit – und das für namhafte Kunden in ganz Europa. Verpackt werden die hoch-hygienisch hergestellten Produkte in Schutzatmosphäre oder unter Vakuum.
Das unternehmerische Engagement der Rothkötter-Gruppe an den verschiedenen Stationen der Prozesskette vom Ei bis zum Küken, vom Futter bis zur Fleischverarbeitung sorgt für ein übergreifendes Sicherheits- und Qualitätsmanagement. Damit können nicht nur die gesetzlichen Rahmenbedingungen in Sachen Lebensmittelsicherheit, Verbraucher- und Tierschutz, sondern auch die Anforderungen einer Vielzahl von externen Qualitätssicherungssystemen wie Q+S, IFS, BRC sowie HACCP erfüllt werden.
Frisches Hühnerfleisch am laufenden Band. Täglich verlassen über 500.000 Packungen die Produktionsstätten von Landgeflügel.
Modernste Prozess- und Automatisierungstechnik
Bei der Fertigung, die über Hygieneschleusen abgeriegelt ist und nur in Schutzkleidung betreten werden kann, verlässt sich Landgeflügel auf modernste Prozess- und Automatisierungstechnik sowie intelligente Produktionssteuerungssoftware. So wird lückenlose Qualitätssicherung und volle Rückverfolgbarkeit garantiert. Nachdem das Geflügel in einem Nassbereich, der alle zwei Stunden gereinigt wird, geschlachtet, gebrüht, gerupft und ausgenommen wurde, werden die ‚bratfertigen’ Hühner innerhalb von drei Stunden auf unter 2°C gekühlt. Die zuvor ‚geernteten’ Innereien, so der Fachjargon, werden maschinell getrennt. Herz, Leber und Mägen werden über sogenannte Bulk-Linien für die Weiterverarbeitung ausgeschleust.
Sind die ausgenommenen Hühner ausreichend durchgekühlt, gehen sie in eine automatisierte Zerlegung. An hintereinander laufenden Modulen werden Flügel-, Schenkel- und Filetprodukte geschnitten und auf Bänder gelegt. Die Zerlegung eines Huhns erfordert zwischen sechs und acht Minuten. Flügel- und Schenkelstücke werden gewogen, portioniert und manuell in Schalen gelegt. Beim Filet übernimmt diese Tätigkeit ein Pick-Roboter, der blitzschnell und grammgenau in die Schalen portioniert.
Zerlegung und Verpackung erfolgen bei rund 2°C in gekühlten Räumen. Gefertigt wird hier im Zweischichtbetrieb, während die komplette Anlage jede Nacht von oben bis unten mit 70°C heißem Wasser bei Mitteldruck gereinigt und anschließend desinfiziert wird. Die Kühlkette ist gemeinsam mit makelloser Hygiene entscheidend für eine einwandfreie Mikrobiologie und damit für die Haltbarkeit der sensiblen Produkte.
Hygienic Design Gehäuse mitten im Prozessfeld
Für zusätzliche Produkt- und Prozesssicherheit in der Hightech-Fertigung sorgen seit gut zwei Jahren spezielle Hygienic Design (HD) Gehäuse von Rittal. Sie sind bis ins Detail auf die Hygieneanforderungen des Lebensmittelbereichs ausgelegt. Die aus Edelstahl gefertigten Gehäuse, die sich schon durch die Dachschräge auf den ersten Blick von einem normalen Schaltschrank unterscheiden, lassen sich rückstandsfrei reinigen. Markenzeichen von HD ist die blaue, außen liegende Silikondichtung. Sie dichtet spaltfrei ab und schützt so die im Gehäuse installierte Elektronik sicher vor eindringendem Wasser.
Premiere hatte Hygienic Design in einigen Anlagenteilen der Fertigung von Emsland Frischgeflügel. Hier – am 2003 in Betrieb genommenen Stammsitz von Landgeflügel – wurden zunächst einzelne Gehäuse im laufenden Betrieb auf Herz und Nieren getestet. Entscheidend war, dass die Testgehäuse die täglichen Wasserattacken problemlos wegsteckten und rundum dicht hielten. Poröse Dichtungen und Leckagen, die früher immer wieder auftraten und zu Schäden an der sensiblen Steuerungselektronik führten, waren kein Thema mehr.
„Unsere Erfahrungen waren so positiv, dass wir die HD-Gehäuse bei der Ausrüstung des neuen Standortes in Wietze auf breiter Front berücksichtigten und damit bislang gut gefahren sind“, so Fabian Thölke, Leiter der Instandhaltung bei Celler Land Frischgeflügel, wo die Produktion im September 2011 startete und mittlerweile rund 600 Mitarbeiter beschäftigt sind. „Selbst in der Peripherie – etwa bei den Steuerungsgehäusen für die Schnelllauftore zwischen den unterschiedlichen Anlagenteilen – setzen wir auf Hygienic Design.“
Das Haupteinsatzfeld der HD-Gehäuse in Wietze bilden die mehrere Kilometer langen Förderbänder, die in der komplexen Zerlegung für den genau getakteten Transport bzw. das exakte Ausschleusen der unterschiedlichen Hühnerfleischprodukte sorgen. Eine feste Größe bilden die Gehäuse auch in dem aus insgesamt acht Linien bestehenden Verpackungsbereich. Hier werden im Sekundentakt die mit den fertigen Produkten bestückten Schalen automatisch verwogen, verschweißt und bedruckt, bevor sie unmittelbar in den Versand gehen.
Pro Förderband bzw. Verpackungslinie sind mindestens zwei HD-Gehäuse installiert: Ein größeres Gehäuse, ausgebaut mit Komponenten wie Frequenzumrichtern oder Schützen und den Sicherheitsmodulen und ein kleineres Kompaktgehäuse für Busleitungen und -knoten. Installiert wurden die komplexen Förder- und Transportbänder mit den dazugehörigen HD-Gehäusen, von Anlagenbauer Kersting. Das mittelständische Unternehmen mit gut 40 Mitarbeitern aus Rheine gilt als eine der ersten Adressen in Deutschland in Sachen Fördertechnik für die Lebensmittelindustrie.
Anlagenbauer als Ideengeber
Dass Hygienic Design ein gelebter Standard ist, der vom Markt inspiriert und entsprechend weiterentwickelt wird, zeigen zwei praktische Beispiele aus Wietze. Nachdem an einem Display an der Transportlinie für das Ausschleusen der Innereien wiederholt Probleme durch eindringende Feuchtigkeit auftraten, kam es zum direkten Schulterschluss zwischen Kersting und Rittal. Gemeinsam wurde ein scharnierbehaftetes D-Sichtfenster konzipiert, das sich zur Reinigung über einen Knebelgriff verriegeln lässt. Das Fenster schützt das in die Front des HD-Gehäuses eingelassene Display sicher vor Feuchtigkeit. Das Sichtfenster besteht aus einer mit Silikon abgedichteten Polycarbonat-Scheibe. Es funktioniert so gut, dass es nicht nur an sämtlichen HD-Schränken mit Display in Wietze nachgerüstet, sondern mittlerweile auch als zusätzliches Produkt von Rittal angeboten wird.
Pionierarbeit leistete Kersting mit einem Druckergehäuse aus Edelstahl, das sich vor der nächtlichen Reinigung der Verpackungslinien per Deckel hermetisch verschließen lässt und Drucker wie Steuerung sicher vor Nässe schützt. Mit dem pfiffigen Eigenbau inspirierte der Anlagenbauer Rittal zur Abrundung des Hygiene-Baukastens durch ein HD-Gehäuse für Etikettendrucker. Auf der Hannover Messe 2012 wurde ein Druckergehäuse aus Edelstahl vorgestellt, das mit der HD-typischen Silikondichtung aufwartet und zum Serienprodukt weiterentwickelt werden soll. „Standard ist preiswerter als Sonderbau, weshalb wir diese Variante auch bei unseren Kunden favorisieren“, freut sich Kersting-Techniker Christian Krühler.
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