Globales Safety-Retrofit

Ein sicherheitstechnisches Retrofit von etwa 3.000 Reifenheizpressen in 14 Ländern und 16 Werken – vor dieser Herausforderung stan-den die Verantwortlichen in der Division Reifen der Continental AG. Zentrales Projektmanagement, globaler Support und maßge-schneiderte Safety-Technologien mit der Möglichkeit landes-, werks- und maschinenspezifischer Adaptierungen gaben den Ausschlag zugunsten der SICK AG als Partner in diesem globalen Mammut-Projekt, das bis Ende 2016 abgeschlossen sein wird.

Der Safety Laserscanner S3000 ist der erste Sicherheitslaserscanner weltweit, der – wenn in Kombination mit einer sicheren Steuerung Flexi Soft genutzt – bis zu vier Schutzfelder gleichzeitig überwachen kann.

Der Safety Laserscanner S3000 ist der erste Sicherheitslaserscanner weltweit, der – wenn in Kombination mit einer sicheren Steuerung Flexi Soft genutzt – bis zu vier Schutzfelder gleichzeitig überwachen kann.

Je größer die Dimensionen sicherheitstechnischer Erstausrüstungs- oder Retrofitprojekte sind, desto wichtiger ist – neben der geeigneten Sensor-, Steuerungs- und Systemtechnik sowie der Kompetenz und Expertise in der Entwicklung wirtschaftlicher Absicherungskonzepte – das Vorhandensein einer effizienten Prozess- und Projektorganisation. In allen Belangen konnte SICK überzeugen. So wurde, um den Arbeitsablauf bei der Vulkanisierung von Reifenprofilen bestmöglich zu unterstützen, die simultane Überwachung von vier Schutzfeldern entwickelt, die es ermöglicht mehrere Maschinen mit nur einem Laserscanner unabhängig voneinander abzusichern. Auf Basis der Expertise als Dienstleister im Umfeld der Maschinensicherheit sowie als Hersteller von zertifizierten Sicherheitskomponenten konnte zudem ein weltweit standardisiertes Sicherheitskonzept umgesetzt werden, das dennoch die Flexibilität zur Berücksichtigung lokaler Gegebenheiten besitzt. Darüber hinaus kann SICK mit dem zentral organisierten Customer Project Management die reibungslose Abwicklung eines derartigen Mammutprojektes durch die Koordination der einzelnen Aktivitäten – vom Kick-off, der Umsetzung einer Musteranlage, der Abwicklung in der „Serie“ bis hin zur Nachverfolgung und Dokumentation der Ergebnisse – unterstützen. Schließlich vereinfachte die Bündelung aller Komponente zu Paketen, die für die Umrüstung einer spezifischen Maschine notwendig sind, die logistische Abwicklung – von der Bestellung bis hin zur Anlieferung an die Baustelle.

Continental AG: Weltweiter Top 5-Automobilzulieferer

Die 1871 in Hannover gegründete Continental AG entwickelt und vertreibt heute über ihre fünf Konzern-Divisions Chassis & Safety, Powertrain, Interieur, Reifen und ContiTech mit knapp 170.000 Mitarbeitern in 46 Ländern u. a. Bremssysteme, Systeme und Komponenten für Antriebe und Fahrwerke, Instrumentierungs- und Infotainment-Lösungen, technische Elastomerprodukte – und natürlich Reifen für Zweiräder, PKW, LKW, Busse, Baustellen-, Nutz-, Industrie- und Spezialfahrzeuge. Verantwortlich für die Produktion von Reifenmarken wie Continental, Uniroyal, Semperit, Viking, Gislaved oder Barum ist die Division Reifen, die an 69 Standorten in 39 Ländern vertreten ist und im Jahr 2012 mit rund 42.500 Mitarbeitern eine Umsatz von fast 10 Mrd. € erzielte.

Globales Retrofit – mehr Sicherheit, Ergonomie und Produktivität

Für die insgesamt 16 Werke, in denen Reifen produziert werden, wurde die Entscheidung gefällt, die weltweit insgesamt etwa 3.000 Reifenheizpressen einem sicherheitstechnischen Retrofit zu unterziehen. Technologisch suchte Continental nach einer Lösung, die Maschinensicherheit auf bestmöglichem Niveau mit optimaler Ergonomie für den Bediener und ohne negativen Einfluss auf die Produktivität für den Reifenheizer verbinden sollte.

In Reifenheizern werden Reifenrohlinge unter Druck und Temperatur in ihre endgültige Form gebracht und dabei das Profil eingeprägt. Gleichzeitig werden die Reifen bei Temperaturen um die 150° C vulkanisiert. Wird bei diesem Form- und Vulkanisierprozess die Heizdauer überschritten, wird der Reifen unbrauchbar. Zudem können Schäden an der Maschine entstehen. Da in der Regel mehrere benachbarte Reifenheizer von einem einzigen Werker bedient werden, ist es erforderlich, die vorgeschriebene sicherheitsgerichtete Überwachung so auszuführen, dass das Ansprechen der Sicherheitseinrichtung nur auf den betroffenen Reifenheizer wirkt, von dem die Gefahr für den Bediener ausgeht. Insofern wurde nach einer Lösung gesucht, die den Werker sicher schützt, aber nicht zum unnötigen Abschalten benachbarter Reifenheizer führt. Dies hätte unnötigen Materialverlust zur Folge oder könnte zu ungewollten Maschinenschäden führen.

SIM-4-Safety: Projekt initiiert Produkt- und Prozessinnovation

Grundsätzlich besteht jede Maschine aus zwei kombinierten Säulen- oder Rahmenheizern, die parallel zueinander betrieben werden. Betritt ein Werker den Gefahrenbereich vor der Maschine, so ist es wichtig, abhängig von seiner Position, gefahrbringende Bewegungen der Maschine differenziert abzuschalten. Je nachdem, ob er sich im Gefahrenbereich der Beladeeinrichtung oder im unmittelbaren Gefahrenbereich der sich schließenden Reifenheizeinrichtung befindet, sind die Bewegungen der Belade- oder der Reifenheizeinrichtung zu stoppen. Um der Anforderung gerecht zu werden, unnötigen Materialverlust zu vermeiden, ist zudem bei unabhängig voneinander betriebenen Reifenheizern zwischen dem linken und rechten Reifenheizer zu unterscheiden. Folglich sind gleichzeitig vier Schutzfelder zu überwachen.

Unter der Bezeichnung SIM-4-Safety hat SICK für unabhängig voneinander betriebene Reifenheizer eine bislang einmalige Überwachungslösung entwickelt, bei der mit einem einzigen Sicherheits-Laserscanner S3000 vier Schutzfelder überwacht werden können: Pro Reifenheizer je ein sicheres Schutzfeld, um die Bewegung des Beladers und je ein Schutzfeld, um zusätzlich die Schließbewegung der Reifenheizeinrichtung zu stoppen – in Summe also vier Felder. Diese Überwachungskonstellation ermöglicht es, bei Eintritt in den Gefahrenbereich eines Reifenheizers, nur die unmittelbar wirkenden gefahrbringenden Bewegungen dieses Reifenheizers abzuschalten und darüber hinaus den zweiten Reifenheizer unbeeinflusst weiterarbeiten zu lassen.

Passende Sicherheit für jede Presse

Die Herausforderung bestand, ein standardisiertes, weltweit einheitliches Sicherheitskonzept zu entwerfen, das möglichst für alle Pressen umgesetzt werden kann. Dennoch musste das Konzept so flexibel sein, dass es gemäß den sicherheitstechnischen Anforderungen in den verschiedenen Ländern sowie an die räumlichen Gegebenheiten in den Werken anpassbar ist. Im Rahmen des Retrofit-Projektes entwickelt SICK zusammen mit Continental für jeden Reifenheiztyp ein Sicherheitskonzept. Auf Basis dieser Musterlösung erfolgt die maschinenspezifische Umsetzung, d. h. die Programmierung der Sicherheitssteuerung, die Erstellung eines E-Plans zur Dokumentation, die Erstinbetriebnahme und Abnahme einschließlich der Prüfung auch anderer Sicherheitsfunktionen an der Maschine. Ebenfalls Bestandteil dieses „Rundum-sorglos-Pakets“ ist die Erklärung für die CE-konforme Schaltschrankausführung, die Erstellung der Prüfprotokolle für Continental, die Einweisung des Personals, sowie die Ausarbeitung einer Betriebs-, Bedienungs- und Wartungsanleitung.

SICK bietet zentrales Projektmanagement

Gleichzeitig galt es, dieses Retrofit auch organisatorisch zu bewältigen. Von zentraler Stelle initiiert sollte – im Rahmen eines global einheitlichen Absicherungskonzepts – jede Presse ihre spezifische Sicherheitstechnik erhalten. Diese „Vielfalt im Standard“ zu organisieren und konsequent in allen Ländern und Werken umzusetzen, konnte SICK durch die Übernahme der zentralen Projektleitung im Vorfeld zusagen und in der Realisierung gewährleisten – wie die ersten bereits erfolgten Umrüstungen an vielen Standorten beweisen. Hierzu hat Continental für jedes Werk einen Projektmanager benannt, der direkt vor Ort mit den jeweiligen lokalen Projektleitern von SICK zusammenarbeitet. Koordiniert wird dieses Netzwerk durch das zentrale Customer Projekt Management von SICK in Waldkirch – auf Basis eines konzernweit einheitlichen Customer Management Prozesses mit festgelegten Strukturen und Abläufen. So werden Arbeitsergebnisse vollständig und rückverfolgbar dokumentiert. Das termingerechte Eintreffen der erforderlichen Komponenten wird ebenso koordiniert wie die Einsatzplanung der lokalen Sicherheitsexperten von SICK zur Überprüfung und Validierung der Wirksamkeit der umgesetzten Sicherheitsmaßnahmen.

Ausrüstungspakete nach individuellem Maß

Trotz Standardisierung des Sicherheitskonzeptes ergeben sich zusammen mit den vielfältigen Optionen zur Rückseitenabsicherung des Reifenheizers, die sich vor allem aus den prozess- und räumlichen Besonderheiten in den verschiedenen Werken ergeben, eine Vielzahl an Einzelteilen. Um sicher zu stellen, dass alle notwendigen Komponenten – inkl. passendem Zubehör und Anschlussleitungen – termingerecht und vollständig an der richtigen Maschine ankommen, bündelt SICK die notwendigen Komponenten in sogenannte Ausrüstungspakete. Jedes Continental Werk kann so mit nur einer Bestellnummer das für die Maschine notwendige Material komplett bestellen. Dies vereinfacht den administrativen und logistischen Aufwand enorm, reduziert die Gefahr fehlerhafter Bestellungen und stellt sicher, dass alles zusammen an der umzurüstenden Maschine ankommt.

Safety Services aus einer Hand

Basierend auf einem der weltweit breitesten Portfolios für zertifizierte Sicherheits-Sensoren, Schalter, Steuerungen und Systeme bietet SICK auch im Bereich Safety Services ein hohes Maß an Kompetenz. Gesichert wird sie durch nachhaltige Qualifizierungsprogramme mit kontinuierlicher Überprüfung des Wissenstands der weltweiten Mitarbeiter – lokal und direkt vor Ort. Dies garantiert eine reproduzierbare Qualität der Ergebnisse. Festgelegte Prozesse, ein Vier-Augen-Prinzip sowie die rückverfolgbare Dokumentation schaffen bei Maschinenbetreibern wie den einzelnen Continental-Werken Rechtssicherheit, denn sie bilden immer die neuesten Anforderungen an Prozesse und Sicherheitsbewertungen ab, wie sie von einschlägigen Regelwerken vorgegeben werden. Dies ermöglicht eine wirtschaftliche Realisierung sicherer Maschinen und Anlagen, die durch Servicelösungen aus einer Hand über alle Lebensphasen hinweg begleitet werden können. Eingebettet in das zentrale Customer Project Management von SICK garantiert die große Anzahl von Safety-Spezialisten weltweit eine regionale Nähe und schnelle Präsenz. Dies ermöglichte den erfolgreichen weltweiten Rollout des Retrofit-Projektes und die Safety-Standardisierung auf alle betroffenen Continental-Standorte – professionell, risikofrei sowie zukunfts- und investitionssicher.

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