interview

Die Feldebene neu definiert – this is SICK

Für Millionen von Menschen Tag für Tag – für die Produktion und Versorgung jetzt und morgen – für Schutz und Sicherheit von Umwelt, Mensch und Maschine – dafür sind SICK’s intelligente Sensoren da. Weltweit bekannt als Innovationstreiber auf der Feldebene industrieller Applikationen scheint das Unternehmen das Geheimnis zu kennen, wie man sich um Prozente besser am global heiß umkämpften Markt zu behaupten weiß und darüber hinaus mit stetiger Kontinuität dem unternehmerischen Wachstum keine Grenzen setzt. Im Dialog mit Ing. Helmut Maier, Geschäftsführer von SICK Österreich, geht Luzia Haunschmidt, Chefredakteurin der x-technik-AUTOMATION, den Fragen nach, welcher Hebel sich Unternehmer bedienen um eine Vorreiterrolle zu erlangen und welchen Aufgaben Sensoren künftig im evolutionären Umfeld von Industrie 4.0 gewachsen sein müssen.

Ing. Helmut Maier
Geschäftsführer von SICK Österreich

„Bei SICK gilt das Credo, unsere Mitarbeiter als größtes Kapital zu betrachten. Und das nicht nur auf dem Papier sondern im tagtäglichen Bewusstsein und Wirken.“

Herr Maier, SICK ist als Sensor-Anbieter im industriellen Umfeld weltweit bekannt. Wie würden Sie die globale Marktstellung von SICK selbst beschreiben?

Ing. Maier:

SICK sieht sich nicht nur durch seine globale Präsenz als Weltmarktführer in der Sparte industrieller Sensorik. Wir werden zwar von einer Vielzahl an Mitbewerbern, die in gewissen Teilbereichen der Sensorik partizipieren, begleitet – doch als anerkannter Innovationstreiber mit hohem Erfindungs- und Entwicklungs-Background sowie ausgeprägter Lösungskompetenz können wir unsere weltweite Marktführerschaft nicht nur halten sondern auch stetig noch weiter ausbauen.

Der Erfindergeist ist ja dem Unternehmen SICK sozusagen in die Wiege gelegt …

Ing. Maier:

Ja, das kann man durchaus so sagen – unser Unternehmensgründer, Erwin Sick, war ja in seiner Eigenschaft als genialer Physiker in erster Linie von seinem Erfindungsgeist getrieben, Produkte zum Schutz des Menschen zu schaffen. Für seine Entwicklung des ersten Lichtgitters – welches zu Beginn noch ein aus Holz gefertigtes Modell war, erhielt er 1951 das Diplom „für schöpferische Sonderleistung“. Einige Monate später erfolgte dafür seine erste Patentanmeldung, die gleichzeitig den technischen Durchbruch und die Basis eines ganzen Geräteprogramms einleitete.

Das Unternehmen SICK wurde von Erwin Sick jedoch schon 1946 in einer Baracke in Vaterstetten bei München gegründet. Von seinem beseelten Ziel optisch-elektronische Geräte zu entwickeln, profitieren wir noch heute – seine kreativen Gedankengänge waren zahlreich – viele seiner Ideen konnten wir bis heute noch nicht in marktreife Produkte umsetzen. Doch diese „Reserven“ schlummern nicht in unseren Schubladen den ewigen Schlaf, sondern bilden die Basis für etliche unserer Innovationen von heute und morgen. So leiten wir aus sämtlichen Ideen unseres Firmengründers immer wieder neue Überlegungen ab, um Menschen im Arbeitsprozess und in anderen Umgebungen abzusichern.

Können Sie uns dazu einige Beispiele nennen?

Ing. Maier:

Ein gutes Beispiel hierfür sind Scanner, welche jeder von uns als Handscanner im Kassenbereich eines Supermarktes kennt. SICK hat sich beim Thema Scanner, wir sprechen hier von Laserscannern, immer nur auf die Anforderungen der Industrie fokussiert. Unser Know-how aus der Lager- und Fördertechnik beim Erkennen von Barcodes, Lage und Umrissen von Objekten wurde auf die Fabriksautomation übertragen, wo wir mit dem Erkennen von Form, Lage und Oberflächenunterschieden weitere, große Erfolge verzeichnen konnten. Aus diesem Wissen entstanden wieder neue Lösungen, wie z. B. aktuell in der Gebäudeautomation, zur Absicherung von Gebäuden oder Kunstwerken oder im Bereich Traffic, wo wir nun verschiedene Lösungen für Tunnel- und Strassenerhalter anbieten. Das beginnt beim LKW-Roadpricing, und geht hin bis zur Überwachung von Fahrzeugen bei Tunneleinfahrten um gefährliche Tunnelbrände zu vermeiden oder um zu Wissen, welche Güter sich im Tunnel befinden. Eine neue Lösung in diesen Bereich sind geeichte Vermessstationen für LKW’s. Die von uns entwickelte Technologie des Laserscanners ist im Großen und Ganzen immer die gleiche. Die angesprochene Innovation von SICK liegt ebenso in den Ideen und im Wissen, welches wir von einer Branche auf die nächste übertragen.

SICK’s Durchschlagskraft hinsichtlich optischer Revolutionen spiegelt sich ja auch in einer mehr als beachtlichen Anzahl an Patenten. Doch die halten naturgemäß nicht ewig und der Mitbewerb schläft bezüglich der Schaffung von Innovationen auch nicht gerade. Was zeichnet SICK’s Produkte gegenüber die seiner Marktbegleiter denn nun wirklich aus?

Ing. Maier:

Richtig, Patente sind natürlich für eine gewisse Zeit schön, doch wirklich ausschlaggebend ist, was unsere Produkte können. Also, mit welchem Mehr an Intelligenzen sie ausgestattet sind, was diese bewirken, wie genau die daraus gewonnenen Informationen sind und wie komprimiert und schnell diese an die nächste Schnittstelle weitergeleitet werden können. Und mit diesen Produkt-Mehrwerten begründet SICK seinen Vorsprung gegenüber seinem Mitbewerb.

Ein Beispiel dazu: Ein Objekt wird gescannt – einmal glänzt es, einmal nicht, einmal scannt man es bei Tag, einmal bei Nacht – die Frage, die sich stellt ist, wie geht man mit diesen unterschiedlichen Umgebungsbedingungen um? SICK findet dazu das Know-How nicht in der Kamera oder im Scanner, sondern befasst sich dazu vielmehr mit der Ausreizung der Beleuchtung.

Jedes Unternehmen ist bestrebt, seine Marktanteile stetig zu erweitern und muss somit im Zuge dessen nebst der Abwerbung von Kunden der Mitbewerber auch neue Märkte gewinnen. Auf welchen Strategien bauend, erweitert SICK sein Kundenportfolio?

Ing. Maier:

Neue Märkte zu gewinnen, bedeutet für SICK, für diese Ideen zu liefern, mit denen wir ihr Leben vereinfachen können. So versuchen wir nicht nur unsere Geräte sowie die dazugehörige Software stetig voran zu treiben, sondern beleuchten darüber hinaus auch die Kombination verschiedener Systeme – auf diese Weise ergeben sich für uns mehr und mehr neue Einsatzmöglichkeiten, unter anderem auch in Branchen, in denen wir in der Vergangenheit noch nicht platziert waren.

Auf den Punkt gebracht, beruhen sämtliche Innovationen von SICK auf vier Hebeln: Einerseits ist es das Gerät selbst, das wir mit der Software optimal für den jeweiligen Anwendungsbereich einstellen. Zweitens muss die Kommunikation der gewonnenen Daten komprimiert auf das Wichtige schnell erfolgen, damit die nötigen Informationen richtig ankommen. Und drittens überlegt SICK bei all seinen bestehenden Geräten, wie man mittels deren Kombination Lösungen für jene Anwendungsfälle erfüllen kann, für die wir noch keine spezifischen Produkte haben.

Über welche jüngst gewonnene neue Marktfelder darf sich SICK denn freuen?

Ing. Maier:

Nun, SICK ist bekanntlich auf den Märkten der Fabrikautomation im Maschinenbau wie in der Fertigung daheim. Einen weiteren Bereich, den wir bedienen, stellt das weitreichende Feld der Logistikautomation dar – nebst der Ausstattung innerbetrieblicher logistischer Beförderungsvarianten, befassen wir uns in jüngster Zeit mehr und mehr mit Projekten auf der Straße. Das sind beispielsweise Tunnelausstattungen, Roadpricing oder auch mal etwas nicht so übliche Applikationen wie z. B. die Zeit- oder Präzissisionsmessungen bei div. Sportveranstaltungen.

Auch im Umfeld unseres dritten Standbeines, dem Prozessbereich, können wir durch eine von uns jüngst auf den Markt gebrachte, weltweit einzigartige Produktneuheit, in ein für uns bislang eher verschlossenes Segment dringen. Die Durchflussmessung von Gas wurde bislang in kleineren und mittleren Abnahmestationen der Industrie per mechanischem Zähler bestimmt. Mit dem neuen Gerät FLOWSIC500 von SICK erfolgt diese Messung nun mittels Ultraschall, was etliche Vorteile wie hohe Messsicherheit, sichere kontinuierliche Gasversorgung, einfache und reduzierte Installationskosten, minimale Betriebskosten und vieles mehr für Anwender dieses Segments bedeutet.

Produktneuheiten wie -innovationen sind gut und wichtig, doch darüber hinaus gedacht, was glauben Sie, sind die echten Treiber, die zu einem kommunizierenden Miteinander aller automatisierten Einheiten beitragen?

Ing. Maier:

Ich denke, derzeit gibt es eine gewisse Wende am Markt – entsprechende Produkte mit einer Vielzahl an Funktionen sind da – mit diesen können wir auch alles abdecken. Doch die Innovationen, die Applikationen nun weiter vorantreiben, gehen in Richtung Lösungen. Wie bereits erwähnt, ist es heutzutage nicht die Kunst, neue Produkte zu erfinden. Die Kunst ist es, zu sehen, was man mit bestehenden intelligenten Produkten und die Kombination derer mehr erreichen kann. Das verlangt aber auch gleichzeitig eine Reduktion auf der Kommunikationsebene, damit die Produktion sich schneller gestalten kann.

Doch SICK beschäftigt sich ja nicht damit, den Daten-Highway an sich schneller zu gestalten oder die „Bus-Haltestelle“ zu innovieren. Welche Anstrengungen unternimmt SICK, den Fluss der Daten trotzdem rasanter werden zu lassen?

Ing. Maier:

Ein Beispiel dazu: Auf einer stark befahrenen Autobahn ist schnelles fahren nicht möglich. Um rasch vorwärts zu kommen, gilt es vorher die Autobahn frei zu machen. Das gleiche gilt auch in der Automatisierung. Es ist toll, wie heutige Kommunikationsmittel in Echtzeit Daten übertragen können – keine Frage. Aber in Wirklichkeit wird damit nicht das ursprüngliche Problem behoben, nämlich „die Autos von der Straße wegzubekommen“. Somit muss man alle überflüssigen Daten vom Verkehr – also von den Bussen – wegbekommen und das macht man heute, indem man die externen Geräte klüger bzw. intelligenter gestaltet. Das benötigt allerdings sehr viel Know-How und genau dieses hat SICK.

Wir statten unsere Produkte der Feldebene nach verschiedenen Gesichtspunkten aus – sie sind u. a. mit einem Mikroprozessor bestückt, der ähnliches leistet wie eine Steuerung – um z. B. Daten direkt auf der Maschine effizienter verarbeiten zu können. Auf diese Weise werden wichtige Informationen, wie z. B. Störmeldungen, bereits auf der Feldebene vorverarbeitet und komprimiert auf einen Nenner gebracht. Das hat zur Folge, dass nur mehr das auf den Datenhighway gebracht wird, was – zentral in der Steuerung – wirklich wichtig ist. Der Datenverkehr am Bus reduziert sich folglich auf ein Minimum, der Bus kann nun umso schneller agieren und die nötigen Informationen gelangen ungehindert auf schnellstem Weg – eben in Echtzeit – an ihr Ziel.

Zu dieser Ihrer Ausführung fallen mir zwei Ihrer Produkte ein, die es zwar schon länger von SICK gibt, doch auf der SPS IPC Drives vor einem Monat als neueste Innovationen auf Ihrem Messestand vorgestellt wurden. Nämlich Ihre Sicherheitssteuerungen Flexi Loop und Flexi Line – was ist an diesen nun innovativer geworden?

Ing. Maier:

Flexi Loop ist die Antwort auf die kostensparende und diagnoseunterstützende Kaskadierung sicherer Schalter und Sensoren innerhalb einer Maschine – unter Einhaltung des Performance Levels "e". Die Übertragung detaillierter Diagnoseinformationen und die Integration von Standard Ein- und Ausgängen sowie die Stromversorgung der Sensoren runden das System ab. Flexi Line ist das ideale System für Maschinen, um diese sicher und adressierungslos über weite Strecken miteinander zu vernetzen. Flexi Line ist standardmäßig in die CPU integriert und kann daher ohne Zusatzaufwand eingegliedert werden. Weitere Vorteile sind die effiziente Kommunikation und die kurzen Ansprechzeiten.

Was waren die Beweggründe für die Entwicklung von Flexi Soft?

Ing. Maier:

Drei Trends sind bei sicherheitsgerichteten Steuerungslösungen zu beobachten: Zum einen sollen modulare Maschinenelemente auf einfache Weise sicher vernetzt werden können. Darüber hinaus wird die wirtschaftlich effiziente Integration sicherer Schalter und Sensoren in Maschinenmodule gefordert. Und auch nicht sicherheitsgerichtet ausgelegte Geräte sollen kostenoptimal integrierbar sein. Die Innovationen von Flexi Soft erfüllen genau diese Anforderungen.

Und welche Vorteile darf sich der Anwender davon erwarten?

Ing. Maier:

Die größten Vorteile für Anwender sind die Zeitersparung durch die schnelle und effiziente Programmierung mittels des innovativen Konfigurationssystems Flexi Soft Designer, jegliche Diagnoseinformationen zur schnellen Fehlersuche und dadurch geringere Maschinenstillstandszeiten, sowie die schnelle Integration von Sicherheitsschaltern bzw. Sicherheitssensoren, unabhängig vom Hersteller – um nur die drei wesentlichen von vielen weiteren Vorteilen zu nennen.

Bei all Ihren Produktinnovationen und Lösungsangeboten erwähnten Sie vorhin, dass SICK sich vier Strategien bedient, um sich weiterhin erfolgreich am Markt zu behaupten. Drei Hebel dazu haben Sie nun eingehend ausgeführt. Ist Ihr vierter Hebel ein Geheimnis?

Ing. Maier (schmunzelt):

Nein – aber so wie es offensichtlich aussieht – ist unser Unternehmen dafür weithin bekannt, seine Mitarbeiter als größtes Kapital zu betrachten. Und das nicht nur auf dem Papier sondern im tagtäglichen Bewusstsein und Wirken. Nicht umsonst können wir mit Stolz behaupten, so gut wie keine Personal-Fluktuationen und auch keinerlei Probleme bei der Gewinnung neuer Mitarbeiter – hier in Österreich – zu haben.

Diese gelebte Firmenphilosophie fand ihren Ursprung bereits bei Unternehmensgründung durch Erwin Sick. Er war einerseits durch und durch Erfinder, doch andererseits ebenso beseelt von spürbarer Menschlichkeit. Dies prägte und prägt SICK bis heute und ist ein wichtiger Teil für unsere Weiterentwicklung.

So gilt das Credo bei SICK, die Innovationen auf der Produktebene auch auf die Mitarbeiter zu übertragen. Was bedeutet, dass unsere Mitarbeiter darin bestärkt werden initiativ zu agieren und die Produkte nicht einfach nur zu verkaufen, sondern deren Einsatzmöglichkeiten sowie die Kombination derer immer wieder neu zu definieren und diese auch in nicht bis dato erschlossene Applikationsfelder zu tragen. Dahingehend werden unsere Leute entsprechend vorbereitet und erhalten vom Unternehmen Unterstützung in ihrer Weiterbildung. Auch auf der Managementebene werden regelmäßige Anstrengungen unternommen um das Vertrauen der Mitarbeiter in die Führungsebene zu stärken und die Wertschätzung jedes einzelnen wahrzunehmen. Zusätzlich sorgen viele soziale Einrichtungen für das Wohl aller im Konzern Beschäftigten und finden natürlich Gefallen bei diesen.

In dieser Hinsicht wird nun der österreichische Standort in Wiener Neudorf ein neues Gebäude erhalten, welches auch auf die sozialen Bedarfe der Belegschaft zugeschnitten sein wird. Geplant sind räumliche Möglichkeiten für die berufliche und private Entfaltung sowie für Gesundheit und Fitness der Belegschaft. Aber auch für Kundenevents sind großzügige Räumlichkeiten vorgesehen.

Denn auch die österreichische Landesgeschäftsstelle von SICK sieht gleich wie sein Stammhaus in Deutschland, seine Mitarbeiter als Galionsfiguren des Unternehmens und weiß, dass diese nur dann erfolgreich am Markt agieren, wenn sie sich in ihrem beruflichen Umfeld wohl fühlen.

Herr Ing. Maier, herzlichen Dank für das anregende Gespräch!

Ing. Helmut Maier
Geschäftsführer von SICK Österreich

„Als anerkannter Innovationstreiber mit hohem Erfindungs- und Entwicklungs-Background sowie ausgeprägter Lösungskompetenz können wir unsere weltweite Marktführerschaft nicht nur halten sondern auch stetig noch weiter ausbauen.“

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