interview

Schunk setzt auf Netzwerkforum zum Thema: Ohne Roboter geht es nicht mehr

Schunk beschäftigt sich seit jeher mit den Trends der Zukunft und im Speziellen auch den Trends der Automation. Von daher lag es auf der Hand, die Schunk Expert Days 2022 neu auszurichten. Robotic Material Removal war das Kernthema der Veranstaltung. Daniel Mayer, Head of Product Sales R-EMENDO/Business Unit Gripping Systems bei Schunk, sieht die zunehmende Bedeutung der Robotik als absolutes „Muss“.

Die Automatisierung ist ein Megatrend der modernen Fertigung. Der robotergestützten Bearbeitung kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Daniel Mayer, Head of Product Sales R-EMENDO/Business Unit Gripping Systems bei Schunk

Die Automatisierung ist ein Megatrend der modernen Fertigung. Der robotergestützten Bearbeitung kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Daniel Mayer, Head of Product Sales R-EMENDO/Business Unit Gripping Systems bei Schunk

Herr Mayer, das Motto der Schunk Expert Days lautete erstmalig „Robotic Material Removal“. Was ist das Ziel der Neuausrichtung des erfolgreichen Event-Formats und weshalb wurde dieser Schritt gerade jetzt vollzogen?

Der Anspruch der Schunk Expert Days ist es immer schon gewesen, Experten-Netzwerke zu bilden und vor allem auch sogenannte „junge Themen“ voranzutreiben. Wir haben gesehen, dass sich das Thema „Service-Robotics“ zum einen schon weit entwickelt hat und zum anderen ist es nicht mehr in dem Fokus, in dem wir uns jetzt bewegen wollen. Wir haben neue Ideen und Themen am Markt. Beispielsweise ist die Bearbeitung mit dem Roboter derzeit wichtiger als jemals zuvor, denn wir sehen, dass das Potenzial enorm ist.

Die robotergestützte Nachbearbeitung bietet enormes Potenzial. Die Vielfältigkeit ist dabei gegeben.

Die robotergestützte Nachbearbeitung bietet enormes Potenzial. Die Vielfältigkeit ist dabei gegeben.

Weshalb ist das Roboter-Potenzial so enorm hoch?

Insbesondere deshalb, weil Druck am Markt entsteht. Dies ist begründet durch die demografische Entwicklung bzw. auch durch das uns alle betreffende Problem des Fach- und Arbeitskräftemangels. Gerade nach der Pandemie steht nach wie vor Reshoring im Fokus der Unternehmen, also die Rückverlagerung von Produktionsstätten. In Hochlohnländern wie bei uns in Mitteleuropa ist die Antwort auf diese Herausforderungen eindeutig: Sie lautet Automatisierung.

Vor allem Unternehmen, die bereits Roboter zur Be- und Entladung einsetzen, können dieselben auch für die Nachbearbeitung in Betracht ziehen.

Vor allem Unternehmen, die bereits Roboter zur Be- und Entladung einsetzen, können dieselben auch für die Nachbearbeitung in Betracht ziehen.

Erleichtert die Automatisierung das Reshoring?

Grundsätzlich ja, ein Patentrezept ist es sicherlich keines und man muss in längeren Investitionsprozessen denken. Denn alle in den vergangenen Jahren getroffenen Investitionen in die Fertigungskompetenzen, meist in Asien, sind ja getätigt worden mit dem Ziel, dort auch zu produzieren. Wenn nun aufgrund von sich schnell ändernden Bedingungen am Rohstoffmarkt und aufgrund der Lieferkettenproblematiken etc. Herausforderungen nicht abreißen und man auf das Reshoring setzt, bedeutet dies wiederum Investitionen, dieses Mal mit mehr Kosten verbunden. Gleichsam gilt eine Investition in Europa auch als Garant, denn zumindest wird man, was die Lieferketten anbelangt, weniger bis keine Probleme mehr haben. Eine Investition in die Automatisierung, sprich auch in Roboter, ist also gut und sinnvoll. Auch Partnerschaften gewinnen wieder mehr an Bedeutung.

Die Premiere der Neuausrichtung der Schunk Expert Days lief für alle Beteiligten und die Veranstalter erfolgreich. Es gilt, ein ausgereiftes Netzwerk von Experten zu schaffen.

Die Premiere der Neuausrichtung der Schunk Expert Days lief für alle Beteiligten und die Veranstalter erfolgreich. Es gilt, ein ausgereiftes Netzwerk von Experten zu schaffen.

Das ist ein gutes Stichwort. Partnerschaften bzw. Netzwerken waren immer schon essenziell. Worauf kommt es dabei an?

Um Prozesse schlussendlich zu lösen, brauchen wir Netzwerke, wie wir sie initiieren möchten. Der Austausch steht klar im Vordergrund. Wir als Schunk geben lediglich den Anstoß für eine möglicherweise weitreichende Entscheidung, denn allein kommen Unternehmen beim eigentlichen Prozess, also dort, wo tatsächlich Späne fliegen, nicht weiter voran. Dabei bauen wir keine Roboteranlagen. Umso entscheidender ist es, die „Menschen drumherum“ zueinander zu bringen, die sich genau darum kümmern, dass das ganze System gebaut wird. Zudem benötigen wir die Expertise, die bedenkt, dass Menschen mit der Anwendung schlussendlich umgehen müssen. Hier spielt der Gedanke „Easy to use“ eine wesentliche Rolle.

Würden Sie sagen, dass Sie als Schunk ein Stück weit abhängig vom Netzwerk und der Expertise anderer sind?

Ich würde nicht von Abhängigkeit sprechen. Wenn jeder Experte in seinem Umfeld bleibt und sich ausschließlich um „Seins“ kümmert, dann kommen wir alle nicht voran. Wenn wir uns zusammentun, beschleunigen wir die Weiterentwicklung.

Die Bearbeitung mit dem Roboter nimmt innerhalb der Produktion eine immer bedeutendere Rolle ein. Sind Roboter innerhalb der Nachbearbeitung die neuen Hauptakteure?

In der robotergestützten Nachbearbeitung liegt ein großes Potenzial, bisher viel zu wenig genutzt und beachtet. Vor allem Unternehmen, die bereits Roboter zur Be- und Entladung einsetzen, können dieselben auch für die Nachbearbeitung in Betracht ziehen. Sie lassen sich grundsätzlich automatisiert direkt an die zerspanende Bearbeitung in der Werkzeugmaschine angliedern. Der Clou: Während die Maschine weiter zerspant, erfolgt parallel die Nachbearbeitung. Das senkt Durchlaufzeiten und Kosten bei vergleichsweise geringem Investitionsaufwand. In unseren Schunk CoLabs können wir jegliche Fragen hierzu auch mit Kunden gemeinsam beantworten und praktisch sehen, inwiefern Potenzial vorhanden wäre.

Inwiefern spielt Digitalisierung in diesem Themenspektrum eine Rolle?

Es gibt Industrien, da ist es seit Jahren Standard, digitale Tools einzusetzen. Man kann beispielsweise mittels Künstlicher Intelligenz Prozesse neu bewerten. Dennoch stellt sich beim Thema Digitalisierung auch immer die Frage, ob das stark datengetriebene Verhalten Sinn macht oder es besser wäre zunächst zu definieren, wofür ich welche Daten benötige. Zudem ist es so, dass viele Unternehmen in Mitteleuropa dazu tendieren, im Vorfeld alles sehr genau prüfen zu wollen. In anderen Ländern ist der Umgang mit neuen Techniken einfacher, da mit ihnen anders umgegangen wird.

Das bedeutet, in Europa ist „weniger“ möglich, nach wie vor?

In den USA heißt es doch so schön: „Dreamers who do“ sind die liebsten Mitarbeiter und diese Aussage beinhaltet etwas Wahres: Nicht alles muss vor dem ersten Einsatz zu 100 % passen, man kann auch im Einsatz und mit den Kunden gemeinsam noch Verbesserungen durchführen. Von daher: Digitalisierung spielt natürlich eine immense Rolle, je nach Branche und Einsatz aber eine ganz unterschiedliche und wir sollten vor ihr nicht zurückschrecken.

Und wie zufrieden sind Sie mit der Gesamtperformance der Veranstaltung?

Sehr zufrieden, bedingt auch durch die rege Teilnahme. Immerhin adressieren wir eine neue Community mit dem Thema „Robotic Material Removal“ und das scheint uns bereits zu Beginn der Veranstaltungsreihe gelungen zu sein. Bei dieser ersten Neuausrichtung waren – inklusive der Speaker – über 70 Teilnehmer in Brackenheim-Hausen anwesend, die ihr Expertenwissen untereinander teilten. Davon sind 30 % aus dem Ausland angereist, auch zwei Speaker. Das freut uns sehr!

Abschließend noch eine allgemeine Frage beim ganzen Thema Robotik. Wie spreche ich nun den fehlenden Nachwuchs an oder sprechen wir künftig sowieso nur noch mit Robotern?

Ich würde es eher wie folgt sehen: Es stellt sich doch die Frage, wie bekommen wir die „fehlenden Hände“ (fehlende Fachkräfte) ersetzt und wie begeistere ich die Jugend von diesen neuen Prozessen, über die wir sprechen? Wir müssen uns klar Gedanken dazu machen, wie wir diese Thematik im industriellen Umfeld auch ein Stück weit spannender kreieren. Heutzutage ist der Umgang mit Smartphones alltäglich. Somit können wir diesen Umstand auch bei der Bedienung eines Roboters anwenden und den Nachwuchs für die Bearbeitung mit Robotern begeistern.

Vielen Dank für das Gespräch!

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