Rollon und Nadella: Zwei Lineartechnikspezialisten, eine Zukunft

Rollon und Nadella: Das ist das neue Dream-Team der Lineartechnik. Doch was bedeutet der Zusammenschluss für die Zukunft der beiden Unternehmen? Wie sieht die mittel- und langfristige strategische Ausrichtung aus? Und was ändert sich für die Kunden? Rüdiger Knevels, CEO der Rollon-Gruppe, hat Antworten.

Rüdiger Knevels, CEO der Rollon-Gruppe (Bild: Rollon GmbH) sieht den Zusammenschluss als Meilenstein.

Rüdiger Knevels, CEO der Rollon-Gruppe (Bild: Rollon GmbH) sieht den Zusammenschluss als Meilenstein.

Mit dem Beitritt von Nadella zur Rollon- und Timken-Familie geht das Unternehmen den nächsten Schritt zur Erweiterung seiner Produktpalette, die eine Vielzahl an Anwendungen abdeckt. Das Unternehmen ist klar auf Wachstum ausgerichtet und setzt den Fokus weiterhin auf kundenspezifische Konzepte. Sowohl Rollon als auch Nadella sind auf die Entwicklung und Produktion von linearer Antriebstechnik spezialisiert. Die Unternehmen realisieren kundenspezifische Lösungen für die unterschiedlichsten Applikationen und nehmen in vielen Nischenmärkten eine führende Position ein. Produktpalette, Dienstleistungsangebot und Anwendungsbereiche sind dabei zu 85 Prozent komplementär – und ergänzen sich somit hervorragend.

Die Nachfrage nach Komplettsystemen und ganzheitlichen Lösungen steigt, mit Rollon und dem Sortiment ist man gut dabei

Die Nachfrage nach Komplettsystemen und ganzheitlichen Lösungen steigt, mit Rollon und dem Sortiment ist man gut dabei

Was ist das Ziel des Zusammenschlusses von Rollon und Nadella?

Rüdiger Knevels: Der Lineartechnikmarkt entwickelt sich stark in Richtung Systemlösungen. Statt einzelner Komponenten fordern die Kunden zunehmend komplette Linearsysteme aus einer Hand. Aus diesem Grund haben wir in den vergangenen Jahren überwiegend Unternehmen akquiriert, die uns eine immer breitere Produktpalette im Aktuatorik- und Systembereich geboten haben – wie beispielsweise die US-amerikanische Firma iMS. Mit Nadella machen wir den nächsten Schritt zur Erweiterung unseres Angebots. Ziel ist es, ein starkes Unternehmen zu bilden und für den Kunden innovative lineare Antriebstechnik und Komplettlösungen mit einem hohen Maß an individueller Anpassung zu schaffen. Unsere Strategie ist dabei klar auf Wachstum ausgerichtet.

Rollon bietet eines der umfassendsten Sortimente an Linearführungen, Teleskopschienen und Linearachsen mit einer großen Auswahl an Bauformen, Typen und Optionen.

Rollon bietet eines der umfassendsten Sortimente an Linearführungen, Teleskopschienen und Linearachsen mit einer großen Auswahl an Bauformen, Typen und Optionen.

Wie ergänzen sich Rollon und Nadella?

Uns eint das Geschäftsmodell. Sowohl Rollon als auch Nadella konzentrieren sich stark auf kundenspezifische Lösungen und bedienen viele Nischenanwendungen in den unterschiedlichsten Industriezweigen. Gleichzeitig sind die Produkte, Dienstleistungen und Anwendungsbereiche zu 85 Prozent komplementär. Das ergibt einen perfekten Fit.

Zu Rollons Fokus-Branchen gehören Luftfahrt, Industriemaschinen, Logistik, Schienenfahrzeugtechnik, Robotik und Automation.

Zu Rollons Fokus-Branchen gehören Luftfahrt, Industriemaschinen, Logistik, Schienenfahrzeugtechnik, Robotik und Automation.

Können Sie das bitte konkretisieren?

Rollon bietet eines der umfassendsten Sortimente an Linearführungen, Teleskopschienen und Linearachsen mit einer großen Auswahl an Bauformen, Typen und Optionen. Bei Teleskopführungssystemen sind wir Marktführer, dort haben wir die größte Produkttiefe und Vielfalt. Stark aufgestellt sind wir auch in den Bereichen Aktuatorik und Systemlösungen. Nadella bringt zusätzlich Kugelgewindetriebe sowie Gelenkköpfe und Gelenklager, außerdem über eine Beteilung an der Firma Retuner digitale Lösungen und intelligente, vernetzte Systeme mit ein. Damit haben wir ein Angebot, das eine Vielzahl an Anwendungen abdeckt.

Und wie sieht es bei den Anwendungsfeldern aus?

Da zeichnet sich ein ähnliches Bild. Auch hier sind die Schwerpunkte sehr unterschiedlich. Zu Rollons Fokus-Branchen gehören Luftfahrt, Industriemaschinen, Logistik, Schienenfahrzeugtechnik, Robotik und Automation. Nadella konzentriert sich auf den Maschinenbau, die Werkzeugmaschinenindustrie, die Verpackungsbranche sowie die Robotik und Automation. Die Anwendungsfelder ergänzen sich somit hervorragend.

Wie geht es mit Rollon und Nadella weiter?

Die Marken Rollon und Nadella bleiben erhalten. Das Gleiche gilt für die anderen Marken der Nadella-Gruppe: Durbal, Chiavette Unificate, Shuton und Ipiranga. Auch bestehende Leistungen und Services werden weiterhin angeboten. Rollon- und Nadella-Produkte können miteinander kombiniert werden. Daraus ergeben sich wertvolle Synergien, insbesondere in Bezug auf Systemlösungen. Das eröffnet uns interessante Möglichkeiten und neue Anwendungsfelder.

Was bedeutet der Beitritt von Nadella zur Rollon- und Timken-Familie für den Kunden?

Die Kunden profitieren von einem großem Produkt- und Dienstleistungsangebot, einem breiten Anwendungsspektrum sowie einem dichten Vertriebs-, Fertigungs-, Support- und Servicenetz. Durch den Zusammenschluss erweitern wir unser Produktsortiment im Bereich der Komponenten und Aktuatorik und bieten darüber hinaus Kugelgewindetriebe, Gelenkköpfe und Gelenklager an. Die Kunden finden damit für die unterschiedlichsten Anforderungen genau die passende Lösung. Dank unserer globalen Präsenz gibt es vielerorts Ansprechpartner auf lokaler Ebene. Das gewährleistet einen direkten und schnellen Kundenkontakt.

Was sind die nächsten Schritte?

Wie gesagt bleiben die Marken bestehen. Gleichzeitig arbeiten wir daran, beide Firmen innerhalb der Timken-Gruppe zusammenzuführen und weiterzuentwickeln. Dabei liegt der Fokus auf dem gemeinsamen Wachstum. Bei Akquisitionen steht immer der Verdacht im Raum, über Kostensynergien das Unternehmen profitabler zu machen. Das ist weder die DNA von Timken noch die von Rollon. Seit Jahren verzeichnet der Lineartechnikmarkt ein überproportionales Wachstum. Wir wachsen mit und passen unser Angebot kontinuierlich an die Kundenbedürfnisse an, etwa in Richtung Komplettpakete, digitale Lösungen und Smart Products.

Wo sehen Sie die Gründe für dieses überproportionales Wachstum?

Da spielen mehrere Aspekte eine Rolle. Zum einen ist dieser Bereich noch immer sehr stark von Eigenbau-Lösungen geprägt. Erst nach und nach findet ein Umdenken statt und Unternehmen geben ihre Lineartechnikprojekte verstärkt in die Hand von spezialisierten Herstellern. Zum zweiten ist Lineartechnik für die Automatisierung von Prozessen unerlässlich, denn jede Bewegung, die vorher von einer Person ausgeführt wurde, muss bei automatisierten Systemen über eine Linearkomponente realisiert werden. 99 Prozent aller Automationssysteme enthalten Linearachsen, Linearführungen und/oder Teleskopschienen. Ohne den Einsatz linearer Antriebssysteme stünden die meisten modernen Maschinen und Anlagen still. Und drittens entwickelt sich die Lineartechnik stark in Wachstumsmärkten wie Warehouse-Automation, Erneuerbaren Energien und Halbleiterindustrie.

Welche Themen beschäftigen die Kunden aktuell?

Wie eingangs erwähnt steigt die Nachfrage nach Komplettsystemen und ganzheitlichen Lösungen. Der Kunde möchte am liebsten alles aus einer Hand, sodass er möglichst wenig Aufwand hat. Das gilt auch für die Produktsuche. Mit myRollon, unserer interaktiven Plattform für Information, Produktauswahl, Konfiguration und Download von 3D-Daten, tragen wir dieser Entwicklung Rechnung. Die Nadella-Produkte werden wir dort ebenfalls integrieren. Auch ein Webshop ist für die Zukunft angedacht. Und dann sind da noch die digitalen Lösungen und Smart Products bzw. IoT-Produkte – hier liegt ohne Frage die Zukunft. Konzepte wie Predictive Maintenance ermöglichen es, bereits in einem frühen Stadium zu erkennen, ob beispielsweise ein Bauteil nachgeschmiert oder ausgetauscht werden muss. Nadella bietet intelligente Lösungen, die multifunktionale Sensoren zur Erfassung von Betriebsdaten kombinieren und Zugang zu wichtigen Informationen wie Vibration und Temperatur bieten. So können Stillstände vermieden und der Produktionsprozess optimiert werden. In Zukunft wollen wir dieses Themenfeld verstärkt vorantreiben und neue, innovative Lineartechnikkonzepte für eine digitalisierte 4.0-fähige Industrie entwickeln.

Nadella war schon einmal Teil der Timken-Gruppe …

Ja, das stimmt. Bereits in den Jahren vor 2005 gehörte Nadella zum Timken-Konzern, damals allerdings noch als Spezialist für Nadellager. In der Zwischenzeit hat sich das Geschäftsmodell grundlegend geändert, heute ist Nadella ein etablierter Systempartner für alle Bereiche der linearen und rotativen Antriebstechnik. Das Beispiel zeigt gut, wie viel Bewegung auf dem Lineartechnikmarkt ist. Im Moment ist ein sehr starker Trend zur Konsolidierung sichtbar. Es gibt viele Akquisitionen durch Industrieunternehmen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Filtern

Suchbegriff

Unterkategorie

Firmen

Inhaltstyp

Firmentyp

Land