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Pioniergeist SICK feiert 70jährige Erfolgsgeschichte

Von der Optik mit Elektronik zur Sensorintelligenz: Wahre Genies entdecken Probleme, pfiffige Talente finden Lösungen und entschlossen Tatkräftige setzen Ideen um – selten genug paaren sich in einer Person derart geniale Gaben. Einer dieser wenigen Raritäten in Person stach in der Landschaft sensortechnischer Erfindungen als Koryphäe besonders heraus: Dr. Ing. e.h. Erwin Sick, seines Zeichens Erfinder aus Leidenschaft – wie er sich selbst gerne bezeichnete. In den politisch und wirtschaftlich schwierigen Zeiten des Jahres 1946 setzte er seine Gaben in sein Lebensprojekt ein, nämlich in die Gründung und den Aufbau der heute global agierenden Sick AG. Autorin: Luzia Haunschmidt / x-technik

Dr. Ing. e.h.  Erwin Sick, seines Zeichens Erfinder aus Leidenschaft, Gründer der heutigen Sick AG.

Dr. Ing. e.h. Erwin Sick, seines Zeichens Erfinder aus Leidenschaft, Gründer der heutigen Sick AG.

Dr. Robert Bauer
Vorstandsvorsitzender der Sick AG

„Sick will heute Intelligenz basierend auf Sensoren für die Investitionsgüterindustrie in der Fabrik-, Logistik- und Prozessautomation entwickeln.“

In einer Baracke in Vaterstetten bei München fand die heutige Sick AG ihren Anfang. Eigentlich war es die Wohnstätte von Gisela und Erwin Sick – doch dem Ehepaar stand 1946 nicht so sehr der behagliche Wohngedanke im Sinn, vielmehr krempelten sie ihre Ärmel hoch und nutzten ihre „Wohnidylle“ als Startup-Räumlichkeiten, um ihren technologischen Entwicklungsideen zur Herstellung optisch-elektronischer Geräte Raum zu geben.

Aller Anfang ist bekanntlich schwer – doch lösungsorientiert wie Erwin Sick es unter anderem auch war, besserte er das Familieneinkommen mit selbstgefertigten Radios auf. Und gut hatte er daran getan, denn bereits 1949 konnte er die ersten Aufträge auf der Messe Achema akquirieren. Zwei Jahre später, 1951, präsentierte Erwin Sick auf der Deutschen Erfinder- und Neuheiten-Messe in München das erste Modell seines Lichtvorhangs und erhielt prompt dafür das Diplom für „Schöpferische Sonderleistung“. Am 20. Oktober erfolgte dafür die Patentanmeldung nach dem Autokollimationsprinzip – diese Anmeldung bedeutete für Erwin Sick den technischen Durchbruch.

Danach ging es quasi Schlag auf Schlag: 1952 zeigte Sick den ersten serienreifen Unfallschutz-Lichtvorhang, kurz darauf ging auch das selbst entwickelte Druckmarken-Steuerungsgerät in Serie. Das Unternehmen expandierte und musste von München ins Badische Oberkirch übersiedeln, denn 1954 schätzten bereits Kunden aus Frankreich, Italien und der Schweiz Sick‘s Innovationen. Zwei Jahre später wurden jedoch auch die Räumlichkeiten in Oberkirch zu eng und somit wich man an den heutigen Standort nach Waldkirch aus. 25 Mitarbeiter zählte damals Sick und reichte gleich das nächste Patent für eine neuartige Reflexions-Lichtschranke ein, welche später eines der umsatzstärksten Produkte des Hauses werden sollte. Doch wie es naturgemäß so ist, entdecken wahre Genies ja bekanntlich Probleme, und so meldete Erwin Sick 1958, als noch kein Hahn nach Umweltschutz krähte, sein nächstes Patent, eine Vorrichtung zur Rauchüberwachung, an, um gesundheitliche Schäden durch Rauch zu vermeiden.

„Wir brauchen zweifellos nicht mehr, sondern bessere und sinnvollere Technik“, erklärte 1971 Erwin Sick, als er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse erhielt. Und so strebte er in den folgenden Jahren eine Ausdehnung der technologischen Kompetenzfelder wie auch die Expansion über die deutschen Grenzen hinaus an. Das 1960 zusätzlich in München gegründete Institut für Automation, in dem neue Technologien entwickelt wurden – der Betrieb in Waldkirch blieb für Weiterentwicklungen und Produktion zuständig – war dafür auf der technologischen Ebene prädestiniert. Die Gründung der Tochtergesellschaft in Frankreich war 1972 dann der erste Stepp über die Landesgrenze.

Am 3. Dezember 1988 starb Erwin Sick im Alter von 79 Jahren – bis zum heutigen Tag wird er würdevoll von seiner Gattin Gisela Sick sowie den beiden nächsten Generationen vertreten.

Expansion über die Grenzen

Einhergehend mit der zunehmenden Globalisierung folgten ab 1996 Gründungen von Tochtergesellschaften in Spanien, Finnland und Singapur, in Ungarn wurde eine neue Produktionsstätte geschaffen und in Dresden fand die heutige Sick Engineering GmbH ihren Sitz – heute ist Sick mit gut 7.400 Mitarbeitern, mehr als 50 Tochtergesellschaften und Beteiligungen sowie zahlreichen Vertretungen rund um den Globus präsent und erzielt einen Konzernumsatz von knapp 1,3 Mrd. Euro! Auch die Firmenstruktur unterlief einem Wandel und wurde 1996 in eine Aktiengesellschaft umfirmiert. Dabei kamen allerdings die technischen Innovationen nicht zu kurz – Erwin Sick hatte genug Material für die nächsten 100 Jahre skizziert, von denen die Sick AG noch heute profitiert, wie z. B. mit Neuheiten in der Lichtlaufzeit-Sensorik, zwei- und dreidimensionale Kamerasensoren, Barcodeleser, sichere Steuerungslösungen und, und, und …

Expansion über die Feldebene

2004 hat die Sick AG seinen Unternehmensclaim „SensorIntelligence.“ auf die damals erst in Ansätzen erkennbaren Veränderungen in der Automatisierungswelt ausgerichtet – also schon einige Zeit vor der Ausrufung der 4. Industriellen Revolution!

„Sick will heute Intelligenz basierend auf Sensoren für die Investitionsgüterindustrie in der Fabrik-, Logistik- und Prozessautomation entwickeln“, erklärt Dr. Robert Bauer, Vorstandsvorsitzender der Sick AG. Und die heute in der Sick-Entwicklung arbeitenden 800 Mitarbeiter wollen dies nicht nur – sie tun es auch! Intelligente Sensoren von Sick werden bereits erfolgreich in der Automatisierungstechnik positioniert und sind nun ein wichtiger Bestandteil von Industrie 4.0. Die Möglichkeiten, durch eine Vielzahl an Daten effizienter, flexibler, ressourcenschonender und mit höherer Qualität produzieren und liefern zu können, hängen schließlich entscheidend von der Zuverlässigkeit und der Robustheit der Daten ab, die den Input vieler Prozessketten bilden. Dies ist der Ausgangspunkt, damit komplexe Systeme überhaupt autonome Entscheidungen treffen können. „Ohne Sensorik keine transparente Auswertung der Daten“, bringt Dr. Bauer den derzeitigen industriellen Wandel auf den Punkt und verweist dazu auf den nächsten Innovationsschritt von Sick, der AppSpace, einer neuen offenen Plattform für programmierbare Sensoren, die OEMs und Systemintegratoren erfreuen wird. Doch das ist eine andere Sick-Geschichte, verehrte Leserschaft, welche Sie in unserer Sonderausgabe zum Thema „Industrie 4.0 – Automation aus der Cloud“ im Jänner 2017 zu Lesen bekommen …

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