anwenderreportage

simus systems simus classmate: Werkzeug zur Komplexitätsbewältigung

Konsolidierung von ERP-Systemen, Integration weltweit verteilter Standorte und Eingliederung in neue Unternehmensstrukturen – diese Herausforderungen kennt fast jeder international agierende Maschinenbauer. Die Haas Gruppe hat sie alle gemeistert und dabei ein mächtiges Werkzeug von Simus Systems zur Verbesserung von Materialstammdaten eingesetzt.

Die Anlagen von Haas produzieren viele Köstlichkeiten, die unseren Alltag versüßen.

Die Anlagen von Haas produzieren viele Köstlichkeiten, die unseren Alltag versüßen.

Shortcut

(h3)Aufgabenstellung:
Klassifizierung komplexer Materialstammdaten und Konsolidierung verschiedener ERP-Systeme. Digitalisierung von Prozessen.

(h3)Lösung:
Einsatz der Software-Suite simus classmate, die wirksame Werkzeuge für die Strukturierung, Klassifizierung, Pflege und effiziente Nutzung von industriellen Massendaten bietet.

(h3)Vorteile:
Erleichterte Suche nach Ersatzteilen für die internationalen Service-Centers der Haas Gruppe. Der Einkauf von Haas hat nun besseren Überblick über den weltweiten Bedarf an Kaufteilen. Ausgewählte Endanwender im Unternehmen können nun über die webbasierte Suchmaschine classmate easyFINDER auf ihren Datenbestand zugreifen.

Nichts ist beständiger als der Wandel. Dies zeigt die Geschichte des Familienunternehmens Haas, das vor mehr als 100 Jahren als Schlosserei in Wien gegründet wurde. Franz Haas stellte 1948 die erste Waffelmaschine vor. Seit 1975 am Standort Leobendorf, hat sich das Unternehmen zum weltweit führenden Hersteller von Produktionsanlagen für Waffeln, Hart- und Weichkeksen, Eistüten, Kuchen und Backwaren in der Lebensmittelindustrie entwickelt. Mit ihren Tochtergesellschaften und eigenen Produktionsstätten in Brasilien, den USA und China beschäftigt Haas weltweit 1650 Mitarbeitende – davon rund 600 in Leobendorf – und erwirtschaftet einen Umsatz von rund 300 Millionen Euro. Seit 2018 gehört Haas zur Schweizer Bühler Gruppe – einem in 140 Ländern aktiven Familienunternehmen. „Bühler beschäftigt sich mit Verarbeitungstechnologien für Nahrungsmittel und bedient vielfach die gleichen Kunden, es gibt aber keine Überschneidungen bei Produkten und Services – dafür ergänzen wir uns in manchen Bereichen“, sagt Peter Buczolits, Leiter Produktmanagement und Process Engineering bei Haas.

Der industrielle Thermo-Waffelbackautomat SWAKT-HC produziert großformatige Waffelblätter.

Der industrielle Thermo-Waffelbackautomat SWAKT-HC produziert großformatige Waffelblätter.

Infos zum Anwender

Mehr als sechs Jahrzehnte Know-how im Bereich Waffelmaschinen kombiniert mit intensiver Forschungsarbeit haben Franz Haas an die Spitze des Weltmarktes gebracht: Heute stammt fast jede zweite Waffel weltweit aus einer Waffelline von Franz Haas. Mit ihren Tochtergesellschaften und eigenen Produktionsstätten in Brasilien, den USA und China beschäftigt Haas weltweit 1.650 Mitarbeitende - davon rund 600 in Leobendorf - und erwirtschaftet einen Umsatz von rund 300 Mio. Euro. Seit 2018 gehört Haas zur Schweizer Bühler Gruppe.

Komplexität beherrschen

Um mit dem Wandel Schritt zu halten und das permanente Wachstum, auch durch Zukäufe, besser zu bewältigen, arbeitet Haas in der Complexity Management Academy auf dem Campus der RWTH Aachen mit, die sich im Umfeld von Prof. Dr. Günther Schuh und dem dortigen Werkzeugmaschinen Labor (WZL) mit Komplexitätsmanagement beschäftigt. „Auf der Suche nach einem Produkt, dass uns bei diesem Thema unterstützen kann, sind wir auf die Software-Suite simus classmate aufmerksam geworden“, berichtet Peter Buczolits. „Treibende Kraft einer Klassifizierung unserer Materialstammdaten, die den Warengruppen in SAP zugeordnet werden sollten, war der Einkauf. Außerdem stand die Konsolidierung verschiedener ERP-Systeme an.“ Nach drei Pilotprojekten mit einschlägigen Anbietern wurde 2015 die Entscheidung für den Einsatz von simus classmate getroffen. Die Software-Suite enthält wirksame Werkzeuge für die Strukturierung, Klassifizierung, Pflege und effiziente Nutzung von industriellen Massendaten.

Nach einem Nummernschlüssel lassen sich Kaufteile auffinden und mit vielen Eigenschaften grafisch darstellen.

Nach einem Nummernschlüssel lassen sich Kaufteile auffinden und mit vielen Eigenschaften grafisch darstellen.

Erfolgreiche Grundlagenarbeit

2016 begann die Zusammenarbeit an einem ersten Projektschritt: Von 800.000 Artikelstammdaten aus vier damals unabhängigen Geschäftsbereichen für Waffelsysteme, Keksherstellung Mischsysteme und Convenience-Produkte sollten zunächst rund 350.000 Zukaufteil-Informationen bereinigt und harmonisiert werden. „Zukaufteile sind für uns alle Teile, die wir nicht selbst konstruieren. Die Daten sind in den über viele Jahre gewachsenen Strukturen ohne einheitliche Regeln erstellt worden“, berichtet Peter Buczolits. „Mit der Bereinigung wollten wir unseren internationalen Service-Centern die Ersatzteilsuche erleichtern, und dem Einkauf einen besseren Überblick über den weltweiten Bedarf an Kaufteilen verschaffen.“ Im ersten Schritt wurden die aktiven Materialstammdaten aus dem SAP-System in Leobendorf ausgelesen und mit jenen aus zwei verschiedenen Systemen in Dänemark zu einem Gesamtdatenbestand konsolidiert. Mit der Software-Suite simus classmate, die verschiedene automatische Routinen anbietet, wurden veraltete Artikelstämme herausgefiltert und eine erste Klassifikation und Sachmerkmalleiste erstellt, die sich in Arbeitssitzungen mit dem Kunden verfeinern ließ. Dabei wurde eine einheitliche Struktur der Materialstämme mit allen Merkmalen geschaffen, die eine schnelle Identifizierung und Zuordnung erlauben. Anschließend wurden die Klassifizierungsdaten wieder in SAP eingespielt und mit der SAP-Klassifikation synchronisiert.

Nach der Genehmigung durch die Stammdatenstelle wird das neue Material automatisch erzeugt.

Nach der Genehmigung durch die Stammdatenstelle wird das neue Material automatisch erzeugt.

Unternehmensweite Suchmaschine

Ausgewählte Endanwender im Unternehmen können nun über die webbasierte Suchmaschine classmate easyFINDER auf den Datenbestand zugreifen. Dieser ermöglicht eine geometrische Suche nach Modellen, Merkmalen oder Teilbereichen ebenso wie textorientierte Abfragen nach Schlüsselwörtern, Einzelwerten oder Wertebereichen. Ebenso können Anwender entlang eines Klassenbaums zum gewünschten Teil navigieren. Diese Suchmöglichkeiten können beliebig kombiniert werden. So sollen Einkäufer in Zukunft anhand einer Teilenummer sofort das gesuchte Teil finden und anhand eines Codes erkennen, von welchen Lieferanten sie es beziehen können. An den rund 65 Konstruktionsarbeitsplätzen integriert sich der easyFINDER in die Benutzeroberfläche von PTC/Creo, so dass die Konstrukteure ohne Programmwechsel nach Artikeln und Bauteilen suchen können. „Ein wichtiges Ziel dabei besteht darin, keine neuen Teile zu generieren, sondern die vorhandenen wiederholt einzusetzen“, erklärt Peter Buczolits.

Digitalisierung von Prozessen

Um diesem Ziel näher zu kommen, wurde eine mehrstufige Materialbeantragung definiert, die von Simus Systems umgesetzt wurde. Neue Materialstämme werden nun nicht mehr direkt in SAP angelegt, sondern über einen Beantragungsprozess mit classmate easyFINDER gesteuert. Eigene Stammdatenteams begutachten die Materialanträge aus der Entwicklung und gleichen Sie mit dem vorhandenen Teilespektrum ab, um vorhandene Alternativen vorzuschlagen. Dazu wurden automatische Prozesse und Benachrichtigungen per E-Mail eingerichtet. Findet sich keine geeignete Lösung, wird das Material über simus classmate strukturiert in SAP angelegt. „Diese Prüfung beschränkt sich bisher nur auf die Zukaufteile“, meint der Produktmanager. „Jedes wiederverwendete Bauteil bringt uns Kostenvorteile.“ Im Bereich der Konstruktionsteile ergeben sich noch andere Synergien: „Wir können mit den Möglichkeiten sicherstellen, dass unsere Baureihen und Produktlinien jeweils aus einheitlichen Komponenten aufgebaut werden“, erklärt Buczolits.

Gepflegte Daten eröffnen neue Möglichkeiten

Der neue Materialstamm-Anlageprozess ist ein Beispiel dafür, wie sich bislang aufwendige Prozesse mit zahlreichen Medienbrüchen mit simus classmate digitalisieren lassen. Dies gilt auch für die Möglichkeit, aus den Klassifikationsmerkmalen heraus automatisch Texte zu erstellen. So lassen sich automatisch Materialkurz- und Langtexte generieren oder Bestelltexte für den Einkauf erzeugen. Wenn die Merkmale in die benötigten Fremdsprachen übersetzt sind, lässt sich sogar die Übersetzung der benötigten Texte automatisieren. „Mit simus classmate verfüge ich über einen Baukasten, mit dem ich derartige Prozesse unabhängig vom Anbieter selbst definieren kann“, erklärt Florian Kreiner, Abteilungsleiter Technische Planung, Controlling und Standardisierung bei Haas. So werden etwa in einem Ersatzteilportal CAD-Daten verwendet, um die notwendige Verpackungsgröße für den Versand zu bestimmen. „Das Tool ist wirklich sehr gut, und wir haben noch lange nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft“, zeigt sich Florian Kreiner begeistert.

Gerüstet für die Zukunft

Mit der Akquisition durch die Bühler Gruppe wird die Haas Gruppe schrittweise in den fast zehnmal größeren Unternehmensverbund eingegliedert. Um dafür gerüstet zu sein, wird nun wieder mit Hochdruck an der Aufbereitung der Datensätze gearbeitet. Ein dreiköpfiges, junges Team kümmert sich um die Standardisierung: „Wir haben die 450 Klassen der Zukaufteile mit Prioritäten versehen – bis heute haben wir rund ein Drittel durchgearbeitet“, berichtet Florian Kreiner. Zwei Mitarbeiter haben eine sehr effiziente Administratorenschulung bei Simus erhalten und sind begeistert zurückgekehrt. „Wir können sehr viele Themen davon nutzen und finden immer neue Anwendungsbereiche, die wir mit simus classmate abdecken können“, schließt Florian Kreiner.

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