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Erfolgreiches Janitza Energy Forum zeigte Wege zur CO2-Neutralität auf

Das Janitza Energy Forum, das am 18. April in Wien stattfand, hat mit hochkarätigen Referenten Wege hin zu einer nachhaltigen Zukunft aufgezeigt. Der bekannte Meteorologe Andreas Jäger moderierte die Veranstaltung. Weitere Keynote Speaker rundeten das erfolgreiche Event ab.

Die Referenten des Janitza Energy Forums trafen sich in Wien in luftiger Höhe zum Austausch.

Die Referenten des Janitza Energy Forums trafen sich in Wien in luftiger Höhe zum Austausch.

Bereits vor gut zweieinhalb Jahren hat der Messtechnikspezialist Janitza mit der Eröffnung einer Niederlassung in Freistadt die Bedeutung des österreichischen Markts unterstrichen. Am 18. April 2024 setzte er erneut ein Ausrufezeichen mit dem Energy Forum, bei dem weniger Janitza-Produkte, sondern vielmehr ein großer Überblick über Lösungen, Perspektiven und Praxiserfahrungen auf dem Weg zur CO2-Neutralität hinsichtlich der neuen Verordnungen und Gesetzgebungen aus der Klimakrise im Vordergrund standen. Gut 70 Gäste folgten der Einladung.

Wolfgang Peherstorfer, Niederlassungsleiter Österreich Janitza electronics GmbH, wies auf die Notwendigkeit hin, den Energiebedarf anzupassen und Maßnahmen hinsichtlich pro Nachhaltigkeit zu setzen.

Wolfgang Peherstorfer, Niederlassungsleiter Österreich Janitza electronics GmbH, wies auf die Notwendigkeit hin, den Energiebedarf anzupassen und Maßnahmen hinsichtlich pro Nachhaltigkeit zu setzen.

Haben wir eine Lösung für die Klimakrise?

Die gute Nachricht lautet: Ja, haben wir, aber wir müssen uns sehr beeilen, wenn wir die Katastrophe abwenden wollen. Andreas Jäger, Spitzname „Klimajäger“, beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit dem Thema und führt die Fakten anschaulich vor Augen. Denn: Es ist höchste Zeit für eine Kehrtwende. Jäger plädiert hier für das Prinzip “follow the money“, d. h. für eine Änderung der Geldströme. „Solange Milliarden in fossile Brennstoffe investiert werden, werden diese verbrannt“, erläutert er. Einen sehr vielversprechenden Ansatz, dies zu ändern, eröffnet für ihn die EU-Taxonomieverordnung, die Finanzprodukte nach ihrer Nachhaltigkeit kategorisiert.

„Die EU macht derzeit einen sehr guten Job“, lobt Jäger die vielgescholtene Institution ausdrücklich. Mit der einheitlichen Einordnung erhalten Banken Informationen, um Kreditkonditionen festzulegen. So sollen Investments in ökologisch nachhaltige Projekte gefördert werden.

Gerhard Ruzicka, Vertriebsmanger Janitza electronics GmbH, erklärte unter anderem, welche Maßnahmen Janitza selber pro Nachhaltigkeit und Energiemonitoring gesetzt hat.

Gerhard Ruzicka, Vertriebsmanger Janitza electronics GmbH, erklärte unter anderem, welche Maßnahmen Janitza selber pro Nachhaltigkeit und Energiemonitoring gesetzt hat.

Daten für den Klimaschutz

Logischerweise erfordert dies belastbare Daten. Dafür hat die EU die CSRD-Richtlinie (Corporate Sustainable Reporting Directive) entwickelt. Sie verpflichtet Firmen ab einer bestimmten Größe, Informationen zur Nachhaltigkeit ihrer Geschäftstätigkeit zu liefern. Jäger räumt ein, dass dies beim ersten Mal eine große Belastung für die betroffenen Firmen ist, die sich jedoch auszahlt. Er erläutert: „Am Ende greifen SDG, EU-Taxonomie und CSRD wie Zahnräder ineinander. Aber CSRD ist der Antrieb.“

Andreas Jäger, bekannt als Klimajäger und Moderator, führte durch den Veranstaltungstag mit Fachwissen und Beispielen

Andreas Jäger, bekannt als Klimajäger und Moderator, führte durch den Veranstaltungstag mit Fachwissen und Beispielen

Wissenschaftliche Messungen

Als nächstes befasst sich Jäger mit dem Einwand, dass es Klimaschwankungen und Schwankungen der CO2-Konzentration schon immer gegeben hat. Doch die Wissenschaft liefert Fakten. Das Spurengas CO2 ist schwer zu messen. Die Konzentration in der Luft ist so gering, dass kleinste Störungen wie die Atemluft des Versuchsleiters, die Messung verfälschen können. Unverfälschte Resultate liefern so genannte Reinluftstationen. Deren Messungen geben Auskunft über die Hintergrundbelastung, d. h. den CO2-Gehalt in der Luft fernab jeder Zivilisation. Eine Langzeitmessung hierfür läuft seit 1958 auf dem Mauna Loa, einem Vulkan auf Hawaii. Seit 1999 gibt es eine weitere Station auf dem Sonnblick-Observatorium in Österreich. Das Resultat vorweg: Die Konzentrationen an beiden Standorten unterscheiden sich praktisch nicht. Sie betragen derzeit 427 ppm. CO2 ist offenbar sehr gleichmäßig verteilt.

Auch die Auswirkungen auf die Temperaturen sind absolut eindeutig. In Österreich werden sie seit 1776 gemessen und weisen durchaus starke Schwankungen aus. Das ist normal. Aber seit 1984 gab es keinen außergewöhnlich kalten Sommer mehr. Es gibt also weiterhin Schwankungen, aber der Trend zeigt stabil nach oben. Ein Indiz dafür sind auch die neuesten Zahlen: Seit zehn Monaten ist jeder Monat der wärmste, der je gemessen wurde.

Peter Sattler , Geschäftsführer Stattler Energie Consulting GmbH, nahm sich den herausfordernden Punkten an: Audits.

Peter Sattler , Geschäftsführer Stattler Energie Consulting GmbH, nahm sich den herausfordernden Punkten an: Audits.

Erderwärmung versus Industrieproduktion

Der Erderwärmung hin zu unerträglichen Bedingungen ist also im vollen Gang, aber noch kann der Mensch dem entgegenwirken. Das größte Problem dabei ist jedoch nicht der Mangel an technischen Möglichkeiten oder alternativen Verhaltensoptionen, sondern die menschliche Wahrnehmung. In den nächsten 20 bis 30 Jahren wird es sich scheinbar kaum auf das Klima auswirken, ob gehandelt wird oder nicht. Die Auswirkungen, Gefahren und Erfolge, sind somit für den einzelnen kaum wahrnehmbar.

Eine weitere Innovation ist Agri-PV, also die Verbindung von Photovoltaik und Ackerbau, bzw. Viehzucht. Die speziellen Paneele sind so hoch angebracht, dass darunter beispielsweise Legehühner gehalten werden können. Sie fühlen sich dort wohler als auf freier Wiese, denn die Paneele bieten Schutz vor Greifvögeln. Auch für Pflanzen gibt es spezielle, zur Hälfte durchscheinende PV-Module. Sie dienen als Hagelschutz und leiten das Regenwasser so neben die Pflanzen, dass diese vor Dauerfeuchtigkeit und damit vor Pilzbefall geschützt sind. Auch Pflanzen die Halbschatten bevorzugen, wie Hopfen, gedeihen gut unter den Paneelen.

Daniel Herbst , Universitäts-Projektassistent Technische Universität Graz, Institut für Elektrische Anlagen und Netze, referierte zu den spannenden Thematiken der Normen rund um die Energiethemen.

Daniel Herbst , Universitäts-Projektassistent Technische Universität Graz, Institut für Elektrische Anlagen und Netze, referierte zu den spannenden Thematiken der Normen rund um die Energiethemen.

Maßnahme: Energie einsparen

Die wichtigste Maßnahme aber ist und bleibt der sparsame Einsatz von Energie. Abschließend plädiert Jäger noch einmal: Die finanziellen Schäden sind jetzt schon gewaltig, genau wie die nötigen Investitionen in nachhaltige Projekte. Aber das ist immer noch billiger als im Nachhinein reparieren. Einblicke in das Energieeffizienzgesetz gab Peter Sattler, Geschäftsführer von Sattler Energie Consulting in seinem Vortrag. Als Energieauditor unterstützt er Unternehmen dabei, Energie effizienter einzusetzen und so die Vorgaben des Bundesgesetzes über die Verbesserung der Energieeffizienz EEffG, meist kurz „Energieeffizienzgesetz“ genannt, zu erfüllen. Großunternehmen mit Sitz in Österreich müssen danach bis zum 30.11.2024 erstmals ein Energieaudit durchführen. Weitere Audits erfolgen danach alle vier Jahre. Die Kriterien für ein Großunternehmen sind 250 oder mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder mindestens 50 Mio. € Umsatz und eine Bilanzsumme von mindestens 43 Mio. €.

Grundlage für das Energieeffizienzgesetz ist die Energieeffizienz-Richtlinie der EU (EED) 2012/27/EU vom 25.12.2012 und die Novelle EED RL 2018/2002, EED 2018. Als Monitoringstelle ist in Österreich die E-Control zuständig, eine Behörde, die bereits am Energiemarkt tätig ist. Sie kann schnell reagieren und Verfahren überprüfen.

Mit der Einführung der Audits entfällt das alte Verfahren, bei dem Unternehmen Maßnahmen an den Energieversorger abliefern mussten. Diese wurden finanziell unterstützt, bei Nichterfüllung aber auch sanktioniert. Beim Energieaudit wird nur dargestellt, was machbar ist. Der Lieferant muss nichts abkaufen, die Kunden müssen nichts verkaufen.

Am Podium war man sich einig: Energieeinsparungen durch Monitoring, Normen und Aufklärung können den Change hervorbringen.

Am Podium war man sich einig: Energieeinsparungen durch Monitoring, Normen und Aufklärung können den Change hervorbringen.

Energieaudits und das Verständnis hierfür

Die Neuerungen der letzten Jahre haben an manchen Stellen zu Verwirrung bei der Begriffsbestimmung geführt. So gibt es beim Energiemanagement gemäß der ISO 50001 ein Systemaudit. Dabei wird anhand von Energiekennzahlen jährlich überprüft, ob die Anforderungen der Norm eingehalten werden und ob es Verbesserungen gab. Ein Audit gemäß dem Energieeffizienzgesetz ist wie beschrieben keine Überprüfung, sondern eine Beratung. Das Energieaudit bietet damit einen sanfteren Einstieg in das Energiemanagement. Allerdings wollten dies sehr viele Unternehmen innerhalb kürzester Zeit umsetzen, was zu Engpässen führte. Die Erfahrung lehrt, dass die Einführung ein Jahr Vorlaufzeit benötigt.

Im Detail erfasst ein Energieaudit drei große Verbrauchsbereiche: Prozesse, Gebäude, Mobilität. Diese Bereiche müssen getrennt betrachtet werden. Eine Ausnahme ist die 10%-Regel: Ist einer der Bereiche kleiner als 10%, muss er nicht betrachtet werden. Dabei lässt das Verfahren etliche Spielräume. So kann man ein Unternehmen konzernweit betrachten oder nach einzelnen Standorten.

Der Austausch untereinander fand in den kleinen Pausen statt. Die Teilnehmer nahmen die Chance wahr.

Der Austausch untereinander fand in den kleinen Pausen statt. Die Teilnehmer nahmen die Chance wahr.

Energieleistungskennzahl als Schlagwort

Kennzeichnend für das EEffG ist auch, dass der Ablauf nicht so strikt vorgeschrieben ist, wie bei der EN16247. Wichtig sind gemessene, belegbare Daten als Grundlage für das Audit. Der Auditor prüft dann bei einer Vor-Ort-Begehung, ob die Daten zu den Gegebenheiten des Objekts passen. Sattler hebt hier noch zwei Punkte hervor: „Der Begriff Energieleistungskennzahlen ist etwas sperrig. Klassisch spricht man von Energieleistung, also beispielsweise einer Verbesserung um 10%. Diese muss dargestellt werden“, erläutert er. „Besonderen Wert wird in dem Audit auch auf Abwärme-Potenziale gelegt. Diese sind separat zu erheben.“ Dann verweist er noch auf weitere, wesentliche Pflichten. Die Unternehmen können die Audits nicht selbst durchführen, sondern müssen einen externen Auditor beauftragen. Die Ergebnisse sind in Form eines Kurzberichts hochzuladen. Es gibt hierfür bereits ein Muster im Excel-Format. Der Bericht muss von einem Geschäftsführenden Organ unterzeichnet sein. Der Janitza-Weg zur CO2-Neutralität

Fazit: Jeder und jedes Unternehmen steht in der Pflicht, den Energieeinsparungswandel mit zu kreieren. Möglichkeiten sind vorhanden.

Fazit: Jeder und jedes Unternehmen steht in der Pflicht, den Energieeinsparungswandel mit zu kreieren. Möglichkeiten sind vorhanden.

Janitza als Vorreiter

Niederlassungsleiter Wolfgang Peherstorfer und Vertriebsmanager Gerhard Ruzicka referierten ebenfalls auf dem Forum. Sie berichten über die Anstrengungen, die der Messtechnikspezialist selbst unternimmt, um kein CO2 mehr zu emittieren. Unter dem Motto „Crack the Carbon Code“ überwacht der am Stammsitz in Lahnau tätige Energiemanager Patrick Steiß den Weg in die CO2-Neutralität. Das familiengeführte Unternehmen setzt darüber hinaus schon seit Jahren nachhaltige Projekte um, etwa bei Erweiterungen der Fertigung. Janitza ist damit schon länger für die aktuellen Herausforderungen gerüstet. Dies sind im Einzelnen die Vorgaben des Marktes, der Politik und der Gesellschaft.

Was heißt das konkret für Unternehmen? Zunächst müssen CO2-Emissionen vermindert werden, was häufig mit Investitionen in neue Technik verbunden ist. Dies kann aber gleichzeitig zu Kosteneinsparungen führen. Zudem lassen sich technische und wirtschaftliche Risken durch präventives Verhalten senken. Die Kosteneinsparungen wiederum können zu Umsatzsteigerungen, einer erhöhten Nachfrage und damit zu einer Motivation der Mitarbeiter führen. Gerade beim derzeitigen Fachkräftemangel ist dies ein Wettbewerbsvorteil. Letztlich steigt damit auch die Unternehmensreputation.

Transparenz als A und O

Voraussetzung für alle Maßnahmen ist Transparenz. Standardisierte Instrumente liefert das Greenhouse Gas Protocol, mit dem sich Emissionen auf drei verschiedene Weisen erfassen lassen: mit dem Corporate Carbon Footprint für das gesamte Unternehmen, mit dem Product Carbon Footprint für einzelne Produkte oder dem Project Carbon Footprint. Der Vortrag befasst sich mit dem Corporate Carbon Footprint von Janitza. In einzelnen Schritten werden Ziele definiert, Emissionen erfasst sowie Einsparpotenziale aufgedeckt und umgesetzt. Unvermeidbare Emissionen sind zu kompensieren. Zuletzt sollen die Maßnahmen durch ausschließliche Unterstützung von zertifizierten Projekten veröffentlicht werden.

Zur Ermittlung des Ist-Zustandes dienen sogenannte Scopes. Scope 1 umfasst direkte Emissionen und Scope 2 den vorgelagerter Energiebezug. Dieser umfasst nicht nur Produktion und Gebäude, sondern auch Geschäftsreisen und die Anfahrt der Arbeitnehmer. Die größte Herausforderung ist Scope 3. Dieser umfasst die vorgelagerte Wertschöpfungskette, beispielsweise die CO2-Emissionen, die Zukaufteile verursacht haben, und die nachgelagerten Prozesse, angefangen vom Transport zum Kunden, dem Betrieb der Produkte bis hin zur Entsorgung.

Bei der Betrachtung der Emissionsquellen werden nicht nur CO2, sondern auch weitere klimaschädlichen Gase, wie Methan, Lachgas oder SF6-Gase erfasst. Diese werden in CO2-Äqivalente umgerechnet, um die Berechnung übersichtlicher zu machen. Beispiel: Methan ist 20x schädlicher. Bei Janitza ist die Erfassung von Scope 1 und 2 durch die hauseigene Messtechnik weitestgehend automatisiert. Damit werden Ressourcen geschaffen, um Emissionen im Scope 3 genauer zu beleuchten.

Maßnahmen machen sich bemerkbar

Insgesamt hat Janitza für alle Scopes 29 Kriterien abgefragt. Darin enthalten sind Daten von 120 hauseigenen Messgeräten, 1.500 Dienstreisen und über 2.600 bezogenen Artikeln. Das Ergebnis: 99,5 % aller Emissionen entstanden im Scope 3. Erwartet hatte man 85 bis 90 %, was aber auch zeigt, wie effizient die Produktion am Standort ist. Verbrauchsmaterialien sind mit 88 % der treibende Faktor. Interessant war auch ein Ergebnis aus der Ausgangslogistik: Knapp 96 % des Transports erfolgen per Lkw, 4 % per Seefracht und nur 0,3 % per Luftfracht. Aber die Luftfracht verursacht 57 % der Emissionen.

Die Bilanzierung konnte innerhalb von sechs Monaten abgeschlossen werden. Neben eigenen Mitarbeitern waren neun externe Dienstleister beschäftigt. Die relevanteste Zahl ist die gesamte Emissionsmenge über alle Scopes für das Jahr 2022, was in etwa den Emissionen von 4.100 Bundesbürgern entspricht. Um seine CO2-Bilanz zu verbessern, hat Janitza ein ganzes Bündel an Maßnahmen ergriffen, darunter eine komplette Umstellung auf Ökostrom und eine Steigerung der PV-Erzeugung. In Summe wurden so im Jahr 2023 426 t CO2 eingespart. Nächste Schritte werden die Fuhrparkumstellung und die Nutzung unvermeidbarer Abwärme sein.

Normen und Maßnahmen

Aber welche Rolle spielt dabei die Normung? Die großen Gremien wissen die Antwort. CEN/CENELEC. Die Außenansicht – der Blick der Betroffenen – auf das Thema unterscheidet sich stark je nach Zielgruppe. Junge Techniker und Technikerinnen finden Normung eher verstaubt. KMU sind ebenfalls skeptisch. Sie sehen vor allem Kosten, weniger Vorteile. Ganz anders ist jedoch die Ansicht großer Unternehmen. Sie haben ein strategisches Interesse daran, Normen mitzuentwickeln. Für sie ist das ein Hebel zur Produktpositionierung, der zudem frühzeitig einen Einblick in aktuelle Entwicklungen und einen Zugang zu Expertennetzwerken bietet. Einfacher gesagt, so erklärt Herbst, weiß man früher, was der Wettbewerb macht, und kann die eigenen Produkte besser positionieren. Für ihn ist die Mitarbeit an Normen eine große Chance für den Wirtschafts- und Wissensstandort Österreich.

Zur Verdeutlichung stellt Herbst einige Beispiele für Innovationen vor: So verbessern moderne IT-Technologien die Nutzung der Wasserkraft entlang des gesamten Lebenszyklus (Planung und Konstruktion, Bau, Betrieb und Wartung). Ein anderes Beispiel sind Kritische Infrastrukturen. Sie wurde früher separat und abgekapselt betrieben. Jetzt müsse sie stark vernetzt sein, um ihre Aufgaben zu erfüllen. Das schafft jedoch Lücken für Angriffe. In beiden Fällen sorgen normierte Protokolle für Funktionssicherheit und einheitliche Standards für die Sicherheit. Besonders klar wird die Bedeutung von Normen bei der effizienten Nutzung elektrischer Energie. Herbst verweist hier auf die, wie er es nennt, „Bibel der österreichischen Elektriker“, die OVE E 8101:2019+AC1:2020 Elektrische Niederspannungsanlagen. Sie basiert auf IEC/HD 60364 Reihe. In dieser befasst sich der Teil 8-1 mit Energieeffizienz.

Zu diesem sagt Herbst: „Im Teil 8-1 wird versucht, die ISO 50001 auf Elektrotechnik herunterzubrechen. Es ist ein Leitfaden für die Planung von elektrischen Anlagen hinsichtlich Energieeffizienz.“ Konkrete Beispiele sind in den Anhängen aufgeführt. So befasst sich der Anhang A mit dem Barycentre-Verfahren. Damit lassen sich die idealen Standorte von Maschinen, Trafos etc. und die zugehörige Trassierung ermitteln. Teil B beschreibt Verfahren zur Energieeffizienzbewertung einer Anlage, ähnlich wie das Endverbraucher bereits von Elektrogeräten kennen.

Nachwuchsförderung bei Normen

Abschließend plädiert Herbst dafür, besonders junge Menschen für die Normung zu gewinnen. „Normung braucht Nachwuchs, sonst geht das Knowhow qua Pensionierung verloren“, warnt er. Dabei bietet die Mitarbeit in den Gremien gerade für Young Professionals tolle Möglichkeiten, internationale Kontakte zu knüpfen. Wie wichtig das Thema für den Markterfolg der europäischen Wirtschaft ist, verdeutlicht Herbst an einer alarmierenden Entwicklung. So gut wie alle IEC-Sekretariate haben ihren Sitz in China. Dort hat man offenbar den Zusammenhang zwischen Marktmacht und Norm verstanden. Diese Entwicklung sollten die Europäer keinesfalls verschlafen.

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