interview
Produzieren über die Cloud
Im Zuge der sich zusehends mehrenden Komplexität an Datenströme und Integration verschiedener Softwarelösungen auf der Maschinenebene wie auch im Produktionsprozess, gewinnt das Thema „Automation aus der Cloud“ spürbar an Bedeutung. Betroffen davon sind nicht nur global agierende Produktionskonzerne – nein, auch kleine bis mittlere industrielle Unternehmen stehen als Zulieferer mehr und mehr vor der Hürde einer scheinbar nicht mehr zu handhabbaren Datenflut. Mit Hilfe der Automatischen Datenverarbeitungs GmbH Taschek & Gruber (T&G) wird allerdings Industrieunternehmen der Zugang zum Automationsangebot aus der Cloud leicht gemacht. x-technik hat sich dazu mit Ing. Harald Taschek, T&G-Geschäftsführer, eingehend unterhalten. Das Interview führte Luzia Haunschmidt / x-technik
JMCloud ist eine Open VPN und SSL basierende Lösung für EXOR HMI’s. Damit ist es auch möglich, nachgeschaltete Geräte über einen zentralen Server zu verwalten.
„Mit Predix hat General Electric einen PaaS-Dienst in der Public Cloud eingeführt, was heißt, IT-Ressourcen werden über das Internet oder Intranet bedarfsgerecht – idealerweise über ein Self-Service-Portal – bereitgestellt und nach dem tatsächlichen Verbrauch abgerechnet.“
Herr Taschek, inwiefern beschäftigt sich Ihr Unternehmen mit Lösungsangeboten rund um die Cloud im Bereich der Automation?
Nachdem T&G sich bereits seit über 20 Jahren mit den Themen der Automatisierung und der Factory-IT beschäftigt, ist es naheliegend, dass wir uns aktuell auch mit Cloud-Lösungen für die Zwecke der Datenhaltung, -abrufung und -analyse auseinandersetzen. Sei es nun von der automatisierenden Hardware-Seite – wie diese für Cloud-Anbindungen aufzusetzen ist, um entsprechende Datenübertragungen mittels Cloudservices unterstützen zu können – wie auch von der IT-Seite her.
Parallel dazu befassen wir uns damit, für welche Geschäfts- und Produktionsbereiche unsere Kunden Cloud-Services benötigen – das beginnt bei Fernwartungs- bis hin zu Business Intelligence-Lösungen.
Industrielle (Wireless-) Router bieten flexible Fernzugriffe und eliminieren die Notwendigkeit für kostspielige Besuche vor Ort. Egal ob man GPRS-, 3G-, EDGE-, HSDPA-, HSUPA- oder LTE-Verbindungen benötigt, T&G hat die passende Lösung. Die sichere VPN-Kommunikation bietet die Basis der Cloud-Lösungs-Palette von T&G.
Mit welchen Cloud-Arten geht Ihr Lösungsangebot konform – mit offenen, geschlossenen oder privaten Clouds?
Unsere Lösungsangebote sind nicht an die Nutzung eine spezifische Cloud-Art gebunden – T&G bietet für jede Cloud-Art Anbindungsvarianten an. In dieser Hinsicht sind wir völlig offen und gehen grundsätzlich auf die jeweiligen Geschäftsideen und Prozessmanagement-Strategien im Workflow unserer Kunden ein, d. h. diese stehen für uns im Mittelpunkt und entsprechend individuell bieten wir dazu unser Automatisierungs- und Factory-IT-Lösungsangebot an.
Wie sieht es mit Leistungen Ihrerseits im Falle der Betreibung einer anwenderspezifischen Customer-Cloud aus?
Will ein Unternehmen seine langfristigen Zielsetzungen bezüglich seines Leistungs- und Produktangebotes sehr flexibel ausrichten, so macht es Sinn, sich schon in einer frühen Unternehmensphase damit zu befassen, die dazugehörige Organisation bzw. die dahinterliegende IT- wie auch Cloud-Strategie entsprechend zu gestalten. Die Betreibung einer sogenannten Customer-Cloud, also eine eigene Serverlandschaft dazu zu unterhalten, ist für ein derartig flexibel ausgerichtetes Unternehmen sicherlich von Vorteil.
Unser Angebot dahingehend ist gleichlautend entsprechend dynamisch und anpassungsfähig, da wir ein Softwareportfolio bieten, welches so aufgesetzt ist, dass es auch in jeder Art von Cloud betrieben werden kann und lediglich Browser und Zugriff benötigt. Dazu gibt es auch Mechanismen, die es beispielsweise ermöglichen, Softwaredienste als Serviceleistung verrechnen zu können.
Mit WebMI (Web-Maschinen-Interface) können Anlagen-Daten ganz leicht beobachtet und kontrolliert werden. Die von der OCS-Steuerung bereitgestellten Daten sind über eine Website auf Rechner, Tablet oder Handy darstellbar und änderbar.
Ist es somit denkbar, dass Sie Ihre Software-Angebote künftig lizenzfrei, dafür jedoch kostenpflichtig bei anwendungsspezifischer Nutzung aus der Cloud anbieten?
Nun, in bestimmten Bereichen bieten wir derartige Softwarenutzung bereits heute. Z. B. mit der GE-Plattform Predix, welche für die Sammlung und Analyse von Prozesswerten sowie der Visualisierung von Anlagen ausgelegt ist.
Mit Predix hat General Electric einen PaaS-Dienst in der Public Cloud eingeführt, was heißt, IT-Ressourcen werden über das Internet oder Intranet bedarfsgerecht – idealerweise über ein Self-Service-Portal – bereitgestellt und nach dem tatsächlichen Verbrauch abgerechnet. Die dadurch zu generierenden User-Vorteile sprechen für sich: mehr Flexibilität, nahezu unbegrenzte Skalierbarkeit und niedrigere Kosten.
Desweiteren bieten wir die Portal-Lösung WebMI (Web-Maschinen-Interface) in der Cloud. Mit dieser können Anwender ihre Anlagen-Daten leicht und komfortabel beobachten und kontrollieren. Die von der OCS-Steuerung bereitgestellten Daten sind über eine Website auf dem Rechner, Tablet oder Handy eines Users darstellbar und auch änderbar! Dieses Portal ist beispielsweise für die Fernüberwachung einer Produktionsanlage ideal geeignet.
Für welche weiteren Geschäfts- bzw. Produktionsbereiche erachten Sie die Nutzung eines Cloud-Angebotes als sinnvoll?
Für global agierende und entsprechend aufgestellte Unternehmen macht es sicherlich Sinn ihre ERP-Software-Landschaft über eine Cloud zu betreiben – hier gibt es ja dahingehend schon verschiedene Lösungen.
Von der automatisierenden Seite her betrachtet, nutzen Unternehmen häufig erstmals eine Cloud-Lösung für die Fernwartung ihrer Produktionsanlagen, da sie damit eine sichere (Fern-) Verbindung zu ihren Anlagen erhalten. Im Zuge damit, erfolgt eine Anlagen-Datenübertragung über den gleichen sicheren Datentunnel, welcher bereits für die Fernwartung erstellt wurde. Dazu schickt man die Daten in eine Datenbank, welche in einer beliebig ausgewählten Cloud geparkt ist.
Die Nutzung dieser Datenbank in der Cloud kann nun verschiedensten Zwecken dienlich sein, wie beispielsweise einer Visualisierung, einem Reporting, einer Simulation oder dergleichen mehr, um z. B. aus einem Maschinen- bzw. Anlageverhalten für künftige Produktionsprozesse zu lernen und so variantenreiche Produkte schneller auf den Markt bringen zu können. Oder um Informationen für die Instandhaltung und auch für die vorausschauende Wartung einer Anlage zu bekommen …
Die Sicherheit der Daten im Cyber ist auch auf der automatisierenden Ebene mittlerweile eine Herausforderung – wie begegnen Sie dieser im Zuge Ihres Cloud-Angebotes?
Nun, vom Europaparlament wurde ja die Richtlinie zur erhöhten Cyber–Sicherheit verabschiedet und auch die Mitgliedsstaaten sind aufgefordert dem zu folgen. Hier geht es um Meldepflichten und Sicherheitsprüfungen. Beziehungsweise regeln diese Vorschriften auch, wie eine Cloud selbst zu gestalten ist, damit diese weitgehende Datensicherheit bietet.
Bezüglich der sicherheitsrelevanten Komponenten sind wir auf der automatisierenden Seite in der glücklichen Lage, dass wir nichts Neues erfinden müssen. Wir setzen in der Kommunikation zwischen einem Server und einem Automatisierungsgerät auf OpenVPN, da diese Verbindung die entsprechenden zertifizierten, sicheren Verschlüsselungsmechanismen hinterlegt hat. Die von uns verwendeten Geräte bieten beispielsweise flexible Fernzugriffe – egal ob man GPRS-, 3G-, EDGE-, HSDPA-, HSUPA- oder LTE-Verbindungen benötigt. Die sichere VPN-Kommunikation bietet immer die Basis unserer Cloud-Lösungs-Palette.
Auf der ebenfalls automatisierenden Hardware-Seite erfolgt seit einiger Zeit bei der Entwicklung neuer Geräte – wie z. B. Steuerungssysteme – die sogenannte Achilles-Zertifizierung, die bestätigt, dass diese Automatisierungssysteme über die nötige Funktionalität verfügen, um die Sicherheit und Stabilität von Industrieanlagen zu gewährleisten. Aufgrund dieser Zertifizierung können Ingenieure sichere Anwendungen und Geräte auf Basis eines Echtzeit-Betriebssystems entwickeln, welche die nötigen Sicherheitsfunktionen und Achilles-Konformität bereits liefern. Das verringert den Aufwand während des Entwicklungsprozesses.
Mit welchen Herausforderungen sehen Sie sich als Cloud-basierter Automationsanbieter bei Ihren Kunden derzeit beim Einstieg in ein Cloud-Szenario konfrontiert?
Bei der Kreation einer Cloud-basierten Softwarelösung ist es vorab unabdingbar, sich mit den Geschäfts- und Produktionsprozessen eines Unternehmens intensiv vertraut zu machen. Die größte Herausforderung dabei ist, dass viele Unternehmen dazu keine klar definierte Factory-IT- und Cloud-IT-Strategie formuliert haben, die ihrer Unternehmensstrategie folgt – und diese Strategie gilt es als erstes gemeinsam mit dem Kunden auszuarbeiten. Hat man diese Basis erst einmal konzipiert, so lassen sich darauf in modularer Bauweise sämtliche Softwarelösungen nach und nach auch über eine Cloud – welcher Art auch immer – betreiben.
Summa summarum – welche Vorteile dürfen sich Anwender Ihres Cloud-Angebotes erwarten?
Die Vorteile Cloud-basierter Lösungen sind vielfältig – sie reichen von der Erreichung schnelleren Entwicklungszeiten im Produktlebenszyklus, sicherem Datenfernzugriff für Instandhaltungs- und vorausschauenden Wartungsaufgaben, skalierbaren wie sicheren Speicherplätzen, kostengünstigeren, weil nur anwendungsspezifisch zu zahlenden Softwarelösungen, bis hin zu einer schneller zu erreichenden horizontalen wie vertikalen Vernetzung einer Fabrik, der Basis einer Smart Factory.
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