interview

Mitarbeiter 4.0: Die Grundeinstellung muss passen, der Rest ist erlernbar

Eine kontinuierlich voranschreitende Digitalisierung bringt nicht nur erhebliche Chancen, sondern auch große Herausforderungen mit sich: Denn überall, wo sich Gravierendes verändert, gilt es technologisch und ausbildungsmäßig Schritt zu halten mit dem Neuen. x-technik fragte bei Thomas Lutzky, Geschäftsführer von Phoenix Contact Österreich, nach wie er das Berufsbild eines „Mitarbeiters 4.0“ beschreiben würde und ob bzw. inwieweit heute andere Skills verlangt werden als früher. Das Gespräch führte Sandra Winter, x-technik

„Nach wie vor gibt es Tätigkeiten, die der Mensch besser, effizienter oder auch kostengünstiger durchführen kann als eine Maschine“, geht Thomas Lutzky, Geschäftsführer von Phoenix Contact Österreich, davon aus, dass es trotz fortschreitender Digitalisierung wohl auch in Zukunft einiges zu tun geben wird für uns.

„Nach wie vor gibt es Tätigkeiten, die der Mensch besser, effizienter oder auch kostengünstiger durchführen kann als eine Maschine“, geht Thomas Lutzky, Geschäftsführer von Phoenix Contact Österreich, davon aus, dass es trotz fortschreitender Digitalisierung wohl auch in Zukunft einiges zu tun geben wird für uns.

Wo sehen Sie die größte Herausforderung im Zusammenhang mit Industrie 4.0?

Ziel muss es sein, alle Mitarbeiter mitzunehmen auf dem Weg der Digitalisierung. Seitens der Unternehmensleitung ist es daher wichtig, Visionen, Zielsetzungen und Strategien zu kommunizieren, damit keine latenten Unsicherheiten bzw. Ängste vor einem Arbeitsplatzverlust entstehen. Denn die Beschäftigung mit dem Thema Industrie 4.0 ist der Startschuss für einen umfassenden Change-Prozess. In solchen Prozessen entstehen immer Fragen wie: Welche zukünftigen Aufgaben wird es für mich und meine Kollegen geben? Welche Themen kommen zur aktuellen Rollenbeschreibung hinzu, was fällt vielleicht weg und wie muss ich mich weiter qualifizieren, um neuen Anforderungen gerecht zu werden. Beide, das Management und die Mitarbeiter, sollten sich in diesen Prozess proaktiv einbringen und engagieren, bei Phoenix Contact wird das gelebt.

Gut ausgebildete und engagierte Mitarbeiter, die den Willen haben, gemeinsame Zielsetzungen zu erreichen, die einen guten, menschlichen Umgang pflegen und die mit Leidenschaft bereit sind, die „Extra-Meile“ zu gehen, stehen nicht nur bei Phoenix Contact hoch im Kurs.

Gut ausgebildete und engagierte Mitarbeiter, die den Willen haben, gemeinsame Zielsetzungen zu erreichen, die einen guten, menschlichen Umgang pflegen und die mit Leidenschaft bereit sind, die „Extra-Meile“ zu gehen, stehen nicht nur bei Phoenix Contact hoch im Kurs.

Einerseits gibt es Studien, die vom Jobkiller Digitalisierung sprechen, andere gehen von neuen Berufsfeldern aus, die dadurch geschaffen werden – was glauben Sie? Oder wird sich vielleicht gar nicht so viel ändern wie teilweise befürchtet wird?

Ich glaube schon, dass sich weiterhin viel verändern wird durch die zunehmende Digitalisierung. Es ist aber nicht das erste Mal, dass es zu so einem dramatischen Wandel kommt. Vor gut 150 Jahren waren 90 % unserer Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig, heute sind dies weniger als fünf Prozent. In den Fabriken folgten Mechanisierung, Automatisierung und Robotereinsatz und auch diese Veränderungen wurden gut bewältigt. Mittlerweile reicht die Digitalisierung weit in den Bereich der White Collar Worker hinein.

Was sicher zunimmt, ist die Geschwindigkeit von Veränderung und Disruption. Das stellt eine große Herausforderung für uns alle dar, weil wir uns entsprechend schnell mitentwickeln müssen.

Also sollten wir eher wegkommen von diesem Schwarz-Weiß-Denken zwischen Jobmotor und Jobkiller und abwarten, was die Zukunft tatsächlich bringt?

Ja, weil es auch beim Thema Digitalisierung sehr viele Grautöne zwischen diesen beiden Extremen gibt. Einerseits geht es darum, die eigene Fertigung soweit wie möglich zu automatisieren, um am Hochlohnstandort Österreich international wettbewerbsfähig zu bleiben. Andererseits gilt es durch kleinere Stückzahlen aus der Anforderung der Individualisierung heraus immer auch die Wirtschaftlichkeit zu betrachten. Die Königsdisziplin im Maschinen- und Anlagenbau ist es natürlich, eine hochautomatisierte Anlage hochflexibel betreiben zu können. Aber das ist meist mit hohen Investitionen verbunden. Daher ist eine wirklich mannlose Fertigung in der Realität derzeit noch genauso selten anzutreffen wie ein papierloses Büro. Trotzdem dürfen wir nicht warten, sondern müssen die Zukunft aktiv gestalten.

Apropos Büro: Mittlerweile hat ja die Automatisierungsbewegung auch die Büros erreicht – wie wahrscheinlich ist es, dass künftig Computer als Chefstrategen eines Unternehmens eingesetzt werden?

Ein Computer ist lediglich ein Werkzeug, das wir nutzen, um unsere Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen. Wir arbeiten mit vielen Unternehmen, die am allerletzten Stand der Technik sind bei Automatisierung, Datenmanagement und Industrie 4.0, aber auch dort kommt man nicht ohne den Menschen aus. Nach wie vor gibt es Tätigkeiten, die der Mensch besser, effizienter oder auch kostengünstiger durchführen kann als eine Maschine.

Gerade in einer Zeit, in der die Produkte mit immer mehr Intelligenz versehen werden, damit sie über das Internet ansprechbar oder über ein Smartphone parametrierbar sind, braucht es Mitarbeiter, die diese Funktionalitäten und deren Vorteile anschaulich erklären bzw. nutzen können. Wir merken bei jedem einzelnen Kundentermin, wieviel immer noch vom Faktor Mensch abhängt. Das Spannende daran ist, dass menschliche Reaktionen nicht immer vorausberechnet werden können. Menschen reagieren in den seltensten Fällen rein rational. Selbst bei geschäftlichen Entscheidungen spielen Emotionen eine wichtige Rolle. Deshalb bleibt es unsere erste Priorität, unseren Kunden ein kompetenter, zuverlässiger und vertrauenswürdiger Partner zu sein.

Welche Art von Mitarbeitern braucht man, um den Kunden in einer Industrie 4.0-Welt ein kompetenter, zuverlässiger und vertrauenswürdiger Partner sein zu können?

Ich glaube nicht, dass sich das Anforderungsprofil an einen „Wunsch-Mitarbeiter“ sehr verändert hat. Allseits gefragt sind gut ausgebildete und engagierte Mitarbeiter, die den Willen haben, gemeinsame Zielsetzungen zu erreichen, die einen guten, menschlichen Umgang pflegen und die mit Leidenschaft bereit sind, die „Extra-Meile“ zu gehen. Alles andere sind sehr spezifische Kompetenzen, die man laufend auf dem aktuellen Stand halten bzw. neu erwerben muss. Das wichtigste ist die richtige Grundeinstellung, der Rest ist erlernbar.

Gibt es bei Phoenix Contact so etwas wie „I 4.0-Weiterbildungsmodule“ für die Mitarbeiter?

Die betriebliche Aus- und Weiterbildung hat bei Phoenix Contact einen sehr hohen Stellenwert. Entsprechend breit ist das Bildungsangebot. Im Zusammenhang mit Digitalisierung beginnt das bei Lean Management und geht über in zahlreiche spezifische Digitalisierungsthemen, die für die jeweilige Rolle im Unternehmen relevant sind.

Danke für das Gespräch!

Filtern

Suchbegriff

Unterkategorie

Firmen

Inhaltstyp

Firmentyp

Land