interview

Gemeinsam zur Smart Factory mit Lenze

Wie kann Künstliche Intelligenz die Arbeitswelt verändern und wie können Unternehmen neue Technologien einsetzen, um ihre Beschäftigten zu entlasten und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern? Diesen Fragen und weitaus mehr stellt sich Lenze seit vielen Jahren. Antworten darauf hat DI Christian Wendler, Vorsitzender des Vorstands (CEO) bei Lenze.

„Der Fachkräftemangel ist ein wesentliches Element, das die Automation der Unternehmen behindern kann. Gemeinsam müssen wir dem als Partner entgegenwirken.“ DI Christian Wendler, Vorsitzender des Vorstands (CEO) bei Lenze

„Der Fachkräftemangel ist ein wesentliches Element, das die Automation der Unternehmen behindern kann. Gemeinsam müssen wir dem als Partner entgegenwirken.“ DI Christian Wendler, Vorsitzender des Vorstands (CEO) bei Lenze

Herr Wendler, digitale Technologien, intelligente Algorithmen und KI innerhalb der Produktion – inwiefern kann Lenze Unternehmen bei diesen Herausforderungen unterstützend zur Seite stehen bzw. woran liegt es, dass nach wie vor Investitionen für die Smart Factory gescheut werden?

Provokant formuliert würde ich sagen, man muss Anspruch und Realität ganz klar voneinander unterscheiden. Mein ehemaliger Vorstandskollege Frank Maier hat gemeinsam mit mir seit vielen Jahren immer wieder betont, dass die Themen Industrie 4.0 und Digitalisierung nicht mit einer industriellen Revolution vergleichbar sind, sondern eher mit einer Evolution – und die kann dauern. Dennoch muss anerkannt werden, dass in den zurückliegenden zehn Jahren durchaus Fortschritte pro Smart Factory am Markt verzeichnet wurden. Wenn man allein die Entwicklung des Digitalen Zwillings und seine zunehmende Anwendung in den Unternehmen betrachtet, dann sind wir bereits einen guten Schritt vorangekommen.

Bei den Unternehmen besteht seit Jahren ein hohes Interesse an technischen Entwicklungen pro Smart Factory. Allerdings muss man anerkennen, dass der Maschinenbau eine eher konservative Branche ist und neue Technologien erst erprobt einsetzt. Wenige Unternehmen steigen auf Trends sofort ein und probieren diese gleich zu Beginn aus. In Bezug auf Faktoren wie Wirtschaftlichkeit wird jede weitere technische Entwicklung zunächst abgewartet, um kein unnötiges Risiko einzugehen. Das ist verständlich.

„Das Treiben der Endkunden, diese neuen Technologien einzusetzen und auszuprobieren, ist in letzter Zeit wesentlich stärker geworden.“

„Das Treiben der Endkunden, diese neuen Technologien einzusetzen und auszuprobieren, ist in letzter Zeit wesentlich stärker geworden.“

Innovationen bieten aber auch Chancen. Weshalb diese Zurückhaltung?

Es ist doch so: Der Endkunde ist am Ende derjenige, der das Geschäftsmodell des Maschinenbauers mit beeinflusst und dieser Endkunde reagiert durchaus divers, eben mit unterschiedlichen Interessen. Es gibt Endkunden, die überwiegend an der Produktivität interessiert sind, und es gibt andere, die sagen, dass sie die Qualität als wichtigstes Element ansehen. Weiters gibt es diejenigen, die schon sehr viel weiter in die Zukunft denken. Man kann also davon ausgehen, dass zwar keine klare Linie, jedoch ein schrittweiser Prozess pro Smart Factory erkennbar ist.

Die intelligente Nupano Open Automation Platform ermöglicht die Integration, das Management und den Schutz von innovativen technologischen Anwendungen, die auf Maschinen zugeschnitten sind.

Die intelligente Nupano Open Automation Platform ermöglicht die Integration, das Management und den Schutz von innovativen technologischen Anwendungen, die auf Maschinen zugeschnitten sind.

Bedeutet das, dass die Umsetzung der Smart Factory langsamer als erhofft, dafür gut überlegt und ausgereift stattfindet?

Wie erwähnt, der Maschinenbauer wird seine möglichen digitalen Geschäftsmodelle sehr genau zuvor ausarbeiten und entsprechend handeln. Themen wie Software-as-a-Service oder andere Bezahlmodelle werden allerdings von Endkunden nur schrittweise angenommen. Zudem dürfen wir nicht vergessen, dass, wenn wir die OT mit der IT verbinden, dies auch entsprechend Fachkräfte voraussetzt – und die fehlen. Kurz gesagt: Der Fachkräftemangel ist ein wesentliches Element, das die Automation der Unternehmen behindern kann.

Der Weg zur Smart Factory kann mit digitalen Lösungen und Partnerschaften beschleunigt werden.

Der Weg zur Smart Factory kann mit digitalen Lösungen und Partnerschaften beschleunigt werden.

Wie kann die Lösung für Unternehmen aussehen, um trotz der herausfordernden Umstände den Weg zur Smart Factory gezielt und überlegt zu meistern?

Lenze stellt die angesprochenen fehlenden Elemente zur Verfügung. Das ist unser Anspruch, den wir uns setzen. Wir möchten Lösungen bieten und zugleich Partner für unsere Kunden sein. Mit Lösungen wie beispielsweise Nupano zeigen wir dies klar auf. Die intelligente Open Automation Platform ermöglicht die Integration, das Management und den Schutz von innovativen technologischen Anwendungen, die auf Maschinen zugeschnitten sind. Doch Lenze bietet weitaus mehr.

Digitalisierung erzeugt Effekte, einer davon ist ein nachhaltiges Wirtschaften und in Folge eine erhöhte Einsparung an Produktionskosten, Ressourcen und Energie laut Lenze CEO Christian Wendler.

Digitalisierung erzeugt Effekte, einer davon ist ein nachhaltiges Wirtschaften und in Folge eine erhöhte Einsparung an Produktionskosten, Ressourcen und Energie laut Lenze CEO Christian Wendler.

Lenze unterstützt Unternehmen, unabhängig ihrer Größe, bei der Transformation zur Smart Factory als Partner. Wie kann man sich das konkret vorstellen?

Die Komplexität der Technologien in Bezug auf die Smart Factory ist enorm. Nicht jeder Maschinenbauer kann sich allen neuen technischen Entwicklungen in der jeweiligen Ausführlichkeit widmen, die vielleicht notwendig wäre. Die Antwort auf diesen Umstand heißt: Ich gehe eine Partnerschaft ein. Damit beschleunigen Unternehmen die stagnierende Entwicklung im eigenen Umfeld und wir – als Lenze – bieten unser Know-how in Form von konkreten Lösungen und Beratung an. Damit ist der eingangs angesprochenen Evolution hin zur Smart Factory wieder geholfen.

In der Vergangenheit sind Sie zudem eine Reihe von Kooperationen beispielsweise mit Start-ups eingegangen, jüngst mit AIUI. Welches Ziel verfolgen Sie damit in Bezug auf die digitale Transformation?

Salopp gesprochen könnte man sagen: Auch wir als Unternehmen können mit den Möglichkeiten dieser Start-ups dazulernen. Konkret bedeutet es, dass wir ein ganz klares strategisches Ziel verfolgen – im positiven Sinne. In unmittelbarer Zukunft können Unternehmen bzw. Unternehmer nicht für alles Spezialist sein, das ist nicht realistisch. Jeder hat ein Kern- bzw. ein Expertenwissen und darüber hinaus arbeitet man, wie schon erwähnt, mit Partnern zusammen. In meinen Augen ist das eine klare Win-win-Situation. Das Ziel ist es, die internen Prozesse zu beschleunigen. Sie dürfen nicht vergessen, dass unser klassischer Kundenstamm OT-geprägt war. Da mit der digitalen Transformation nun die IT-Welt hinzugekommen ist und damit in Folge die Notwendigkeit, Lösungen für unsere Kunden diesbezüglich anzubieten, machen Partnerschaften wie die mit AIUI durchaus Sinn – für alle Beteiligten. Zusammengefasst bedeutet das, dass wir im gewissen Sinne „enablen“ und die Partner und deren Technologien nützen. Wofür? Für einen besseren Zugang zu den Entwicklungen, die am Markt stattfinden.

Um es mit Ihren Worten zu sagen: Über diese Partnerschaften findet eine Beschleunigung für die Digitalisierung bzw. die digitalen Anwendungen statt.

Das ist richtig. Gemeinsam kombinieren wir unser Fachwissen. Im angesprochenen Beispiel von AIUI geht es um einfach zugängliche KI-Lösungen für die Automatisierungsindustrie in Form von Docker Containern, die KI bereitstellen. Dabei wird das AI-Management-System Teil der Plattformlösung Nupano von Lenze. Somit werden KI-Anwendungen und KI-Einsätze einfacher für die Anwender.

Ein weiteres gutes Beispiel für funktionierende Partnerschaften wäre die Open Industry 4.0 Alliance.

Das stimmt oder auch Manufacturing X. Das Ziel hierbei ist es zu standardisieren bzw. den Datenraum Industrie 4.0 und die Transformation zu einer digital vernetzten Industrie in der ganzen Breite zu realisieren. Mit Manufacturing X haben Wirtschaft, Politik und Wissenschaft eine gemeinsame Initiative gestartet. Unternehmen sollen Daten über die gesamte Fertigungs- und Lieferkette souverän und gemeinsam nutzen können. Das macht digitale Innovationen für mehr Resilienz, Nachhaltigkeit und Wettbewerbsstärke möglich. Lenze baut dabei Schnittstellen bzw. bietet Standardisierungen an.

Die IDTA, die Industrial Digital Twin Association, wäre ein weiteres gutes Beispiel. Sie versteht sich als eine leistungsstarke Allianz, die die Zukunft des Digitalen Zwillings aktiv und innovativ gestaltet. Unter den aktiven Mitgliedern sind zahlreiche Industrieunternehmen. Das gemeinsame Know-how ist die Basis dafür, die Praxisanforderungen an den Digitalen Zwilling zu kennen und sie mit der IDTA technisch sowie organisatorisch zu erfüllen. Lenze beteiligt sich in der gesamten Breite unserer Möglichkeiten.

Dennoch: Die technische Nutzbarmachung von KI-Systemen geht oft weit über die einfache Installation einer Software und Anbindung an eine Datenbank hinaus. Mit zunehmenden Datenmengen stellt sich zudem auch die Frage der sinnvollen Nutzbarkeit dieser und bis vor Kurzem war das Schlagwort „Big Data“ noch in aller Munde. Wie stehen Sie als Lenze zum Thema Big Data bzw. ist ein kleinerer Datensatz nicht eher ein smarterer?

Man könnte sogar fast sagen, wir haben die These bei Lenze erfunden (lacht). Denn Qualität zahlt sich im Vergleich zur Quantität immer aus. Daten müssen zunächst einmal anwendungsgerecht sein. Sonst sind sie nicht nutzbar. In Form von kleineren und damit weitaus profitableren Datensätzen haben Unternehmen oft einen effizienteren Ansatz, um intern Verbesserungen zu erzielen oder einen Mehrwert zu generieren. Das bedeutet konkret, dass im Maschinenbau Smart Data einen Mehrwert bieten. Natürlich können Sie auch mit riesigen Datenmengen arbeiten, aber das ist nicht effizient und es ist vor allem nicht notwendig. Wenn man mit intelligenten Daten arbeitet, können nachweislich Einsparungen von durchschnittlich 30 % erreicht werden. In Folge erreicht man auch das gesetzte Nachhaltigkeitsziel.

Das Treiben der Endkunden, diese neuen Technologien einzusetzen und auszuprobieren, ist in letzter Zeit wesentlich stärker geworden. Das stimmt auch uns optimistisch und damit natürlich die Maschinenbaubranche. Digitalisierung bedeutet und ermöglicht eine ganz andere Dimension der Einsparung im eigenen Betrieb bzw. Prozess. Um die ökologische Wende zu schaffen, müssen Einsparungen auf der Agenda stehen und der Maschinenbau muss in Folge aus seiner Komfortzone heraus. Aber: Um ein Industriegeschäft aufzubauen, bedarf es einer sehr sorgfältigen Recherche. Hier ist es verständlich, dass längere Zeiträume für eine wirtschaftliche Umsetzung vonnöten sind.

Zusammengefasst bedeutet das, dass Themen wie KI und Digitalisierung den Weg zur Smart Factory ebnen und gleichzeitig auch eine nachhaltigere Wirtschaft als Ergebnis vorliegen haben. Stimmen Sie dem zu?

Das stimmt. Digitalisierung erzeugt Effekte, einer davon ist ein nachhaltiges Wirtschaften und in Folge eine erhöhte Einsparung an Produktionskosten, Ressourcen und Energie. Schlussendlich stellt sich als Unternehmer die Frage: Bin ich mutig genug, einen klaren Fokus zu setzen? Und falls ja, welcher ist es? Ich persönlich vertrete die These des sogenannten Deep Domain, das heißt weniger Breite, mehr Tiefe. Genau das wird alle Beteiligten im Endeffekt voneinander differenzieren, unabhängig davon, in welchem Bereich.

Vielen Dank für das Gespräch!

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