interview

Ein Mehr an Effizienz – aus dem Know-how zweier Welten

Um Produktionsprozesse der Fertigungs- wie Prozessindustrie noch schneller, schlanker, effizienter, flexibler und natürlich auch kostengünstiger zu machen, reichen innovative automatisierende Produkte allein nicht mehr aus. Vielmehr gilt es, Konzepte eines durchgängigen Produktionslebenszykluses in vertikaler Hinsicht transparent zu gestalten und mit den Daten von Hard- wie Softwareprodukten auf der horizontalen Ebene intelligent zu verknüpfen. Siemens hat diese Thematik bereits länger im Fokus. Als Know-how-Lieferant der Fertigungs- wie Prozessindustrie hat das Unternehmen jüngst entsprechende synergetische Schritte gesetzt, mit dem Ziel, echten Mehrwert für seine Kunden zu schaffen. Bernhard Kienlein, Leiter der Siemens-Division Process Industries and Drives für CEE, gibt dazu einen Ausblick im Gespräch mit Luzia Haunschmidt, Chefredakteurin der x-technik-AUTOMATION.

Siemens hat sein Siplus-Portfolio robuster Automatisierungs- und Antriebstechnik für extreme Umgebungsbedingungen erweitert. Durch ihre veredelten Baugruppen sind die neuen Komponenten äußerst vielseitig einsetzbar.

Siemens hat sein Siplus-Portfolio robuster Automatisierungs- und Antriebstechnik für extreme Umgebungsbedingungen erweitert. Durch ihre veredelten Baugruppen sind die neuen Komponenten äußerst vielseitig einsetzbar.

Bernhard Kienlein
Leiter der Siemens-Division Process Industries and Drives für CEE

„In der neu gegründeten Division Process Industries and Drives bündeln wir unser Branchen- und Produkt-Know-how. Damit können wir unseren Kunden jene Synergieeffekte bieten, die in der Prozessindustrie unabdingbar sind, um die Wettbewerbsfähigkeit weiter zu steigern.“

Herr Kienlein, um die Produktivität von Maschinen und Anlagen der Fertigungs- wie Prozessindustrie noch weiter steigern zu können, kommt es in der Entwicklung hin zu Industrie 4.0 zunehmend zu einer Verflechtung der Disziplinen. Wie geht Siemens mit dieser Veränderung um?

Wir sehen einerseits die Verschmelzung des Produktentstehungsprozesses mit der Produktion und andererseits auch die Verflechtung der Themen Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung entlang der kompletten Wertschöpfungskette der Kunden. Siemens richtet sich in seinem Portfolio konsequent darauf aus. Um den spezifischen Erfordernissen der Unternehmen in den einzelnen Branchen noch besser entsprechen zu können, haben wir uns auch organisatorisch weiter optimiert. Aufbauend auf unserer führenden Position in der gesamten Industrie wollen wir speziell Unternehmen der Prozessindustrie noch besser bedienen. In der neu gegründeten Division Process Industries and Drives bündeln wir unser Branchen- und Produkt-Know-how. Damit können wir unseren Kunden jene Synergieeffekte bieten, die in der Prozessindustrie unabdingbar sind, um die Wettbewerbsfähigkeit weiter zu steigern.

Mit Control Performance Analytics stellte Siemens auf der SPS IPC Drives 2014 einen neuen datenbasierten Service für die Prozessindustrie vor.

Mit Control Performance Analytics stellte Siemens auf der SPS IPC Drives 2014 einen neuen datenbasierten Service für die Prozessindustrie vor.

Welche langfristige Vision verfolgt Siemens mit dieser organisatorischen Veränderung seiner Prozess- und Fertigungsdisziplinen?

Unsere langfristige Vision zum Thema des Integrierten Engineerings, ist der vollständige Informationsfluss von der Produkt-Entwicklung bis hin zur Produktion auf Basis einer durchgängigen Werkzeugkette. Wir setzen auf standardisierte Komponenten und Produktplattformen verbunden mit intelligenten Engineering- und Management-Tools. Dazu werden wir z. B. die etablierten Plattformen TIA (Totally Integrated Automation) oder IDS (Integrated Drive Systems) weiter voran treiben. Und dort wo wir Branchenspezifika benötigen, werden wir prägnanter werden. Damit schaffen wir echten Mehrwert für unsere Kunden.

Siemens bietet ab sofort Simotics-Standardmotoren der Reihen Simotics GP und Simotics SD in der höchsten definierten Motoreffizienzlasse IE4. Die Niederspannungsmotoren in Asynchrontechnik zeichnen sich durch einen hohen Wirkungsgrad aus und ermöglichen somit besonders hohe Energieeinsparungen, insbesondere bei Pumpen, Lüftern und Kompressoren-Anwendungen.

Siemens bietet ab sofort Simotics-Standardmotoren der Reihen Simotics GP und Simotics SD in der höchsten definierten Motoreffizienzlasse IE4. Die Niederspannungsmotoren in Asynchrontechnik zeichnen sich durch einen hohen Wirkungsgrad aus und ermöglichen somit besonders hohe Energieeinsparungen, insbesondere bei Pumpen, Lüftern und Kompressoren-Anwendungen.

Wie drückt sich das in der Praxis für Ihre Kunden aus?

Wir setzen zum Einen mit der Integration der vertikalen Dimension – nämlich von der Feld- über die Leit- bis zur Manufacturing Execution System- (MES) und Unternehmens-IT-Ebene – einen wichtigen Schwerpunkt. Darüber hinaus wächst auch unser Produktportfolie weiter zusammen, z. B. unsere Feldinstrumentierung mit der Simatic PCS 7 (in der neuesten Version 8.1) oder unser MES-System mit Simatic IT und unserer Anlagenplanungssoftware Comos.

Zudem findet das Thema der Integration über verschiedene Wertschöpfungsprozesse statt – wir reden nicht nur über den Wertschöpfungsprozess der Produktion, sondern wir reden auch über die Schaffung von Schnittstellen zwischen Anlagenplanung und Engineering. Praktisch bedeutet das, dass Siemens einen ganz klaren Fokus in dieser Hinsicht auf die Weiterentwicklung der Schnittstellen zwischen PCS 7 und Comos legt.

Siemens hat seine Simulationsplattform Simit für die virtuelle Inbetriebnahme von Automatisierungslösungen in der Version 8.1 erweitert. Neue Funktionen und Wizards erhöhen die Flexibilität und reduzieren den Aufwand beim Design von Simulationsmodellen.

Siemens hat seine Simulationsplattform Simit für die virtuelle Inbetriebnahme von Automatisierungslösungen in der Version 8.1 erweitert. Neue Funktionen und Wizards erhöhen die Flexibilität und reduzieren den Aufwand beim Design von Simulationsmodellen.

Ist die Schnittstellenschaffung zwischen Anlagenplanung und Engineering bereits umgesetzt oder befindet sie diese noch in der Planungsphase?

Hier befinden wir uns gerade in der Umsetzungsphase. Wir führen erste Pilotprojekte mit Kunden durch, die im Laufe des nächsten Kalenderjahres abgeschlossen werden.

Comos – die Softwarlösung von Siemens für das integrierte Anlagenengineering bis zum integrierten Betrieb.

Comos – die Softwarlösung von Siemens für das integrierte Anlagenengineering bis zum integrierten Betrieb.

Wie organisiert Siemens künftig die Betreuung der Geschäftsfelder der Prozessindustrie – lässt sich aus Gründung der neuen Division ein wachsender Stellenwert ableiten?

Mit der Neuausrichtung zielen wir darauf ab, unser Prozess-Know-how noch besser als bisher für unsere Kunden einzusetzen. Dazu ist es erforderlich, das Prozess-Know-how in den Branchen mit der Produktverantwortung für diese Industrien enger zu bündeln. Beispielsweise haben wir die Verantwortung für die Branchenbetreuung Öl und Gas, Petrochemie und Chemie einschließlich des Produktportfolios für Automatisierung, Instrumentierung und Antriebstechnik zusammengeführt.

Dadurch sind wir nun in der Lage, die Spezifika dieser Branche ganzheitlich zu betrachten – und zwar über den gesamten Lebenszyklus vom Design über das Engineering bis zur Modernisierung einer Anlage. So können wir Innovationen in unserem Produktportfolio noch besser auf die Anforderungen der einzelnen Branchen abstimmen und darüber hinaus unsere Kunden bei der Wartung und Instandhaltung effektiver als bisher zu unterstützen.

Beabsichtigt Siemens mit der neuen Organisation eine Stärkung seines Lösungsgeschäftes?

Das Lösungsgeschäft war schon immer ein sehr wichtiger Teil unseres Geschäfts, gerade weil der Lebenszyklus der Systeme in der Prozessindustrie so lang ist. Instandhaltung und Modernisierung machen einen Großteil der Lebenszykluskosten aus. Somit ist es von enormer Bedeutung, unsere Kunden hier optimal zu unterstützen.

Und da es heißt, wer die Anlage baut, ist am besten qualifiziert, den Service zu übernehmen werden wir bei Projekten auch als Main Automation bzw. Main Motors and Drives Contractor entsprechend Verantwortung übernehmen.

Zusätzlich haben wir mit unseren Systemintegratoren und Solution Partnern sowie durch unsere Zusammenarbeit mit führenden OEMs und EPCs bereits ein gutes globales Partnernetzwerk. Schlussendlich ist es entscheidend, dass der Auftraggeber die beste Leistung bekommt. Und zwar unabhängig davon, ob er ein Produkt oder System von uns bezieht oder wir ihn bei der Projektausführung oder im Anlagenservice unterstützen. Qualität und Vertrauen sind für mich ganz wichtige Aspekte in der Zusammenarbeit mit unseren Kunden und Partnern.

Wie differenziert sich Siemens als Partner der Prozessindustrie von seinen Marktbegleitern?

Da Siemens praktisch in allen Branchen der Prozessindustrie über die gesamte Wertschöpfungskette vertreten ist, sind wir in der glücklichen Lage auf standardisierte Komponenten zurückgreifen zu können. Diese ergänzen wir mit intelligenten Tools für das Engineering und Management. Unsere Kunden können dadurch nicht nur über lange Zeiträume auf die Verfügbarkeit unserer Systeme vertrauen – was in der Prozessindustrie von großer Bedeutung ist. Sie profitieren auch davon, dass unsere Lösungen skalierbar und flexibel sind.

Stichwort Skalierbarkeit – mit welchen Innovationen dürfen wir in naher Zukunft im Bereich der Automatisierung / Instrumentierung rechnen?

Wie bereits erwähnt, werden wir demnächst unser Prozessleitsystems Simatic PCS 7 in der Version 8.1 vorstellen. Die neue Version punktet vor allem durch kürzere Engineering- und Inbetriebsetzungszeiten. Sie wird aber auch dafür sorgen, die Performance im Betrieb weiter zu steigern und darüber hinaus helfen, Kunden sowohl im täglichen Umgang als auch speziell bei Wartungsmaßnahmen noch wirksamer zu unterstützen.

Besonders die einfache technische Bedienbarkeit ist auch ein Innovationstreiber bei unseren Prozessinstrumenten – sie sind kompakt und robust und lassen sich bequem in Engineering-Tools wie Comos oder in das Leitsystem integrieren.

Wie sieht es mit der Antriebstechnik aus?

Wir bieten mit „Integrated Drive Systems“ das weltweit umfangreichste und durchgängigste Angebot an integrierten Antriebssystemen. Die dreifache Integration in Integrated Drive Systems ist die Antwort auf das hohe Maß an Komplexität, mit dem unsere Kunden heute operieren müssen: Horizontale, vertikale und Lifecycle-Integration gewährleisten, dass sich jede Antriebskomponente nahtlos in jedes Antriebssystem, jede Automatisierungsumgebung und in den gesamten Lebenszyklus einer Anlage integrieren lässt. Das optimiert den gesamten Workflow vom Design über das Engineering bis zum Service und sichert maximale Produktivität, Energieeffizienz und Zuverlässigkeit.

Können sie uns auch zum Zukunftsthema Digitalisierung mit Blick auf die Prozessindustrie Neues berichten?

Unsere digitalen Softwareprodukte für Prozessanlagen – Comos für die Anlagenkonzeption und die Simulationssoftware Simit – bieten schon heute hohe Planungs- und Inbetriebnahme-Effizienz. Sie unterstützen aber auch in hohem Maß bei Schulungen wie auch im Entwurf von Instandhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen.

Die neueste Version 8.1 von Simit besticht vor allem durch höhere Flexibilität und reduziertem Aufwand beim Design von Simulationsmodellen Zudem ermöglicht der neue Simit Virtual Controller V3.0 die Emulation von Simatic S7-300-, S7-400- und S7-410-Steuerungen. Dadurch lassen sich Test- oder Trainingsumgebungen jeder Größenordnung ohne Hardware aufbauen. Die Software unterstützt Anwender, die Engineering-Qualität zu erhöhen und die Sicherheit und Produktivität von Prozessanlagen durch optimierte Schulungen von Prozessleitsystem-Operatoren weiter zu steigern. Mit der neuen Version der branchenübergreifend einsetzbaren Simulation Framework treibt Siemens die Verschmelzung von virtueller und realer Welt weiter voran.

Herr Kienlein, herzlichen Dank für das aufschlussreiche Gespräch!

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