interview

Gut geschmiert ist halb gewonnen dank Klüber Schmierstoffen

Oft wird ihnen wenig Beachtung geschenkt, aber sie haben einen großen Einfluss auf die Prozesse in der Lebensmittelproduktion: Schmierstoffe. Johann Halbemer, hauptverantwortlich für den Lebensmittelbereich in Österreich bei Klüber, weiß um ihre Bedeutung und die damit verbundenen Herausforderungen, auch in Bezug auf die zunehmende Automatisierung in diesem Bereich. Welche das sind, verriet er in einem Interview.

„Automatische Schmierstoffgeber sind eine ideale Lösung, um die Schmierstelle kontinuierlich mit frischem Schmierstoff zu versorgen. Somit kommt es weder zu einer Unterschmierung noch zu einer Überschmierung.“ Johann Halbemer, hauptverantwortlich für den Lebensmittelbereich in Österreich bei Klüber.

„Automatische Schmierstoffgeber sind eine ideale Lösung, um die Schmierstelle kontinuierlich mit frischem Schmierstoff zu versorgen. Somit kommt es weder zu einer Unterschmierung noch zu einer Überschmierung.“ Johann Halbemer, hauptverantwortlich für den Lebensmittelbereich in Österreich bei Klüber.

Herr Halbemer, auch der Bereich der Lebensmittelindustrie gewinnt an automatisierten Prozessen. Bedeutet die zunehmende Automatisierung gleichzeitig auch, dass es zu einem steigenden Schmiermittelverbrauch kommt?

Johann Halbemer: Nicht unbedingt. Eine zunehmende Automatisierung kann tatsächlich zu einer Reduzierung des Schmierstoffverbrauchs führen, da die meisten modernen automatisierten Maschinen und Systeme effizienter und präziser arbeiten und somit weniger Verschleiß aufweisen. Darüber hinaus sind viele moderne Schmierstoffe heute speziell für den Einsatz in automatisierten Systemen konzipiert, um deren Effizienz und Lebensdauer zu erhöhen und gleichzeitig den Schmierstoffverbrauch zu reduzieren. Es gibt jedoch auch Fälle, in denen die Automatisierung zu einem höheren Schmierstoffverbrauch führen kann, insbesondere wenn die Maschinen und Systeme sehr anspruchsvoll sind und eine kontinuierliche Schmierung erfordern. In diesem Fall muss jedoch darauf geachtet werden, dass der Schmierstoffverbrauch kontrolliert und optimiert wird, um eine effiziente und wirtschaftliche Produktion zu gewährleisten.

Im Bereich der Lebensmittelverarbeitung ist der Einsatz von richtigen Schmierstoffen essenziell und trägt zur Produktionssteigerung mit bei. (Bild: istock/JGalione)

Im Bereich der Lebensmittelverarbeitung ist der Einsatz von richtigen Schmierstoffen essenziell und trägt zur Produktionssteigerung mit bei. (Bild: istock/JGalione)

Wie sieht der Einsatz von automatisierten Schmierstoffgebern aus? Ist dies aktuell die Regel oder eher die Ausnahme bei den Betrieben?

Automatische Schmierstoffgeber sind eine ideale Lösung, um die Schmierstelle kontinuierlich mit frischem Schmierstoff zu versorgen. Somit kommt es weder zu einer Unterschmierung noch zu einer Überschmierung. Automatische Schmierstoffgeber sind momentan jedoch eher noch die Ausnahme als die Regel.

Automatisierte Prozesse nehmen zu und können einen positiven Effekt haben. Die gleichzeitige Zunahme von Schmierstoffen gehört dazu. ©iStock/vasilySmirnov

Automatisierte Prozesse nehmen zu und können einen positiven Effekt haben. Die gleichzeitige Zunahme von Schmierstoffen gehört dazu. ©iStock/vasilySmirnov

Welche Vorteile sehen Sie in diesem Verfahren?

Wie bereits erwähnt, wird bei einer kontinuierlichen Schmierung mit einem automatischen Schmierstoffgeber permanent frischer Schmierstoff in die Schmierstelle gefördert. Dies erhöht die Sicherheit gegen Ausfall aufgrund eines vergessenen Wartungsintervalls und beugt einer Überschmierung der Schmierstelle vor, da immer sehr geringe Mengen an diese abgegeben werden und der Schmierstoff somit schnell und leicht verdrängt werden kann.

Schmierstoffe müssen hygienisch einwandfrei und frei von Verunreinigungen hergestellt, verpackt und gelagert werden. Bild: iStock/mediaphotos)

Schmierstoffe müssen hygienisch einwandfrei und frei von Verunreinigungen hergestellt, verpackt und gelagert werden. Bild: iStock/mediaphotos)

Welche Rolle spielen digitalisierte Prozesse bei den Anwendern? Ist eine digitale Prozessplanung durchgängig vorhanden und welche Vorteile bietet sie in Verbindung mit dem Einsatz von Schmiermitteln?

Aktuell wird diese Technik nur selten eingesetzt. Sie ist aber ein sehr vielversprechender Weg, vor allem bei herrschendem Personalmangel und steigender Fluktuation in den Instandhaltungsteams. Ungeplante Stillstände lassen sich so aufgrund durchgängiger Sicherstellung der geforderten Schmierstoffart und -menge für sämtliche Anwendungen reduzieren bzw. sogar vermeiden. Das ist ein immenser Vorteil.

Gleichzeitig wächst somit auch der Anspruch der Instandhaltung. Welche Schmierstoffe werden hauptsächlich innerhalb der Nahrungsmittelproduktion eingesetzt und welche Kriterien müssen sie erfüllen?

Die in der Lebensmittelproduktion verwendbaren Schmierstoffe sind in verschiedene Kategorien eingeteilt, je nach Anwendungsbereich. Grundsätzlich lassen sich drei Hauptanwendungsszenarien unterscheiden, die darüber bestimmen, welche Schmierstoffkategorie zu verwenden ist. Die Anwendungsszenarien unterscheiden sich dadurch, wie wahrscheinlich der Kontakt der Schmierstoffe mit den hergestellten Lebensmitteln ist. Schmierstoffe der Kategorie NSF H2 dürfen ausschließlich außerhalb des direkten Produktionsbereichs verwendet werden, wo kein Risiko für einen Kontakt zu Lebensmitteln besteht.

Was empfehlen Sie?

Wir empfehlen unseren Kunden die Verwendung von NSF H1-registrierten Schmierstoffen, die für den indirekten Kontakt oder den „technisch unvermeidbaren Kontakt mit Lebensmitteln“ bestimmt sind. Die H1-Kategorisierung ist auch die effizienteste Möglichkeit für den Lebensmittelproduzenten, um die Lebensmittelsicherheit gemäß HACCP zu dokumentieren. Ein zunehmend wichtiges Kriterium für die Bewertung von Schmierstoffen ist die Zertifizierung des Herstellers nach ISO 21469. Die H1-Registrierung ist zwar zum Standard geworden, bewertet aber nur die chemische Zusammensetzung von Schmierstoffen. Andere Gefahren, insbesondere biologische oder physikalische Verunreinigungen des Schmierstoffs, können mit einer Zertifizierung nach ISO 21469 ausgeschlossen werden. Für den vorhersehbaren bzw. zwingend notwendigen Kontakt sind Formtrennmittel der Kategorie NSF 3H zugelassen. Formtrennmittel verhindern ein Anhaften von Lebensmitteln an harten Oberflächen wie Backformen und Messern. Die maximal zulässige Menge einiger expliziter Substanzen dieser 3H-Trennmittel, die in Lebensmitteln vorkommen darf, wird von der FDA festgelegt. Über die genannten NSF-Kategorien hinaus dürfen „Technische Verarbeitungshilfsstoffe“ verwendet werden – native Öle ohne Mineralölgehalt, die gemäß der Verordnung für Lebensmittelzusatzstoffe (EG Nr. 1333/2008) für den direkten Kontakt mit Lebensmitteln zugelassen sind.

Was bietet Klüber an?

Klüber Lubrication bietet hier die Klüberfodd 4DC-Reihe an, deren Produkte zu 100 Prozent aus Inhaltsstoffen in Lebensmittelqualität und auf pflanzlicher Basis basieren.

Und wie lässt sich das Risiko einer MOSH/MOAH-Kontamination aufgrund von Schmierstoffen minimieren?

Oft wird das Nachschmieren als eine nebensächliche, routinemäßige Wartungsaufgabe und nicht als wesentlicher Prozessbestandteil wahrgenommen. Ohne eine fachkundige Anwendung oder Vorabberatung durch den Schmierstofflieferanten kann es zu unnötigen Verschmutzungen kommen, die durch die Verwendung von zu viel Schmierstoff oder des falschen Schmierstoffs an der falschen Stelle entstehen. Mit einer fachgerechten Schmierung hingegen minimiert man das Kontaminationsrisiko und kann langfristig auch Kosten senken.

Wie eruiert man eine mögliche Verschmutzung?

Es gibt kein Analyseverfahren, mit dem sich zuverlässig feststellen lässt, ob Schmierstoffe vollständig frei von MOSH/MOAH sind. Unterhalb einer bestimmten Bestimmungsgrenze lässt sich der MOSH/MOAH-Gehalt nicht eindeutig ermitteln. Die aktuelle Bestimmungsgrenze in Schmierstoffen liegt bei 1.000 mg/kg im Falle des MOSH-Gehalts und 10 mg/kg im Falle des MOAH-Gehalts. Somit ist es möglich, dass sich Spuren beider Stoffe in einer Substanz befinden, ohne dass sie quantifizierbar sind. Selbst wenn aber MOSH/MOAH nachgewiesen wurden, bedeutet das nicht, dass ein Produkt auch tatsächlich MOSH/MOAH enthält.

Das bedeutet was genau? Handelt es sich um falsche Angaben?

Einige Stoffe werden von Analysegeräten als MOSH/MOAH erkannt, obwohl es sich in Wirklichkeit gar nicht um diese Stoffe handelt. Deshalb sollte unbedingt ein erfahrener und zuverlässiger Schmierstoffspezialist die Ergebnisse prüfen und deuten, denn durch seine rasche Rückmeldung lässt sich zeitnah feststellen, welche Stoffe erkannt wurden. Eine unzureichende Auslegung der Analyse kann nachteilige Auswirkungen auf die Produktionsprozesse, die Qualität des Endprodukts und die Kosten haben. Damit die MOSH/MOAH-Belastung in Endprodukten so gering wie möglich ist, unterstützen wir mit unserem globalen Expertenteam zusätzlich auch beim Audit der Lieferanten in ihrer Lieferkette.

Abschließend möchte ich noch gratulieren. Klüber Lubrication ist 2023 wieder mit „Gold“ für Nachhaltigkeit ausgezeichnet worden. Was bedeutet diese Auszeichnung bzw. welche Vorteile bringt sie für Klüber?

Diese Auszeichnung zeigt, dass wir uns mit dem Thema Nachhaltigkeit sehr intensiv auseinandersetzen und auf dem richtigen Weg sind, denn Klüber Lubrication hat eine lange Tradition des bewussten Nachhaltigkeitsmanagements. Nicht nur in den hauseigenen Produktionsstandorten, sondern auch direkt bei unseren Kunden tragen wir mit unseren Schmierstofflösungen zur Nachhaltigkeit bei. Dies kann von einfachen Vorgängen wie der Ausdehnung von Wartungsintervallen bis hin zu Energieeinsparungsmaßnahmen durch höherwertige Schmierstoffe realisiert werden. Für uns ist diese Auszeichnung daher von hoher Bedeutung.

Vielen Dank für das Gespräch!

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