interview

Auf grünen Pfaden mit Phoenix Contact

100 Jahre Phoenix Contact: Zu den sieben Säulen der Resilienz gehören Optimismus, Akzeptanz, Lösungsorientierung, das Verlassen der Opferrolle, ein Erfolgsnetzwerk, positive Zukunftsplanung und Selbstreflexion. Doch was haben diese Eigenschaften mit dem Erfolg von Phoenix Contact zu tun? Zur Vorauftaktveranstaltung des Jubiläumsjahres „100 Jahre Phoenix Contact“ sprachen der CEO der Phoenix Contact-Gruppe, Frank Stührenberg, und Thomas Lutzky, Geschäftsführer bei Phoenix Contact Österreich, in Wien über unternehmerische Herausforderungen, den Sinn, der hinter ihrem grünen Optimismus steckt sowie Zukunftspläne und den Erfolg des Unternehmens.

„Phoenix Contact investiert in eine grüne Zukunft und bietet hierfür technische Antworten.“ Thomas Lutzky, Geschäftsführer bei Phoenix Contact Österreich

„Phoenix Contact investiert in eine grüne Zukunft und bietet hierfür technische Antworten.“ Thomas Lutzky, Geschäftsführer bei Phoenix Contact Österreich

Frank Stührenberg
CEO bei Phoenix Contact

„Ein Unternehmen wie wir handelt weitsichtig und ist sich seiner Verantwortung durchaus bewusst. “

Herr Stührenberg, herzlichen Glückwunsch zu 100 Jahren Phoenix Contact! Welchen Wert hat solch´ ein Jubiläum für Sie?

Frank Stührenberg: Diese Frage haben wir uns bei Phoenix Contact auch gestellt und die Antwort ist eindeutig: 100 Jahre haben einen bedeutenden Wert – gerade als Unternehmen in Familienbesitz. Die Zeit, in der wir uns jetzt befinden, ist fordernd und das wird auch in Zukunft so bleiben. Von daher waren die zurückliegenden Jahre und Jahrzehnte vielleicht erst der Beginn von weitaus größeren Herausforderungen, die auf uns bzw. unsere Kinder zukommen werden. Doch eines haben wir bei Phoenix Contact bereits gelernt: Die Fähigkeit zur Resilienz und das ist entscheidend.

„Phoenix Contact ist mit 22.000 Mitarbeitenden ein Unternehmen auf Konzernniveau. Dennoch legen wir gesteigerten Wert darauf, keine unnötigen Risiken einzugehen. Das ist eine entscheidende Grundlage für unseren Weg, den wir gehen und auch künftig gehen möchten.“ Frank Stührenberg, CEO bei der Phoenix Contact-Gruppe. Alle Bilder: Phoenix Contact

„Phoenix Contact ist mit 22.000 Mitarbeitenden ein Unternehmen auf Konzernniveau. Dennoch legen wir gesteigerten Wert darauf, keine unnötigen Risiken einzugehen. Das ist eine entscheidende Grundlage für unseren Weg, den wir gehen und auch künftig gehen möchten.“ Frank Stührenberg, CEO bei der Phoenix Contact-Gruppe. Alle Bilder: Phoenix Contact

Thomas Lutzky
Geschäftsführer Phoenix Contact Österreich

„Wichtig ist, dass wir unseren Mitarbeitern sichtbar darlegen, dass sie bereits aktiv am Umbruch beteiligt sind. “

Welchen Herausforderungen müssen Sie sich als Unternehmen stellen?

Vielen, aber hätte mir jemand vor fünf Jahren gesagt, dass wir auf eine Zeit zusteuern, in der innerhalb von drei Jahren eine globale Pandemie, der Zusammenbruch internationaler Lieferketten und ein Krieg in Europa für uns akute Themen sind, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen, und wir in der gleichen Zeit eine Milliarde Euro Wachstum bei Phoenix Contact verzeichnen, dann hätte ich wahrscheinlich unglaubwürdig mit dem Kopf geschüttelt. Wie wir jedoch feststellen mussten, sind diese Dinge geschehen und sie haben mit unserer Art und Weise, wie wir als Unternehmen planen, handeln und agieren, etwas gemacht. Zu all diesen Herausforderungen gesellt sich nun merklich spürbar der Klimawandel, der ebenfalls Lösungen fordert. So wie jetzt wird es nicht weitergehen können, wir müssen handeln.

Was Phoenix Contact unter der Zukunft versteht und was in der Vergangenheit bereits alles zum Erfolg beigetragen hat, wird heuer im Rahmen mehrerer Veranstaltungen präsentiert.

Was Phoenix Contact unter der Zukunft versteht und was in der Vergangenheit bereits alles zum Erfolg beigetragen hat, wird heuer im Rahmen mehrerer Veranstaltungen präsentiert.

Herr Lutzky, stimmen Sie dem zu?

Thomas Lutzky: Selbstverständlich, und hinsichtlich der Frage: „Wie wollen wir unter diesen Rahmenbedingungen die Zukunft gestalten?“ setzen wir nicht auf Verzicht, sondern vielmehr auf Technik, konkret Elektrifizierung, Vernetzung und Automatisierung.

Von der Reihenklemme bis zur Elektromobilität bietet Phoenix Contact zahreiche Lösungen für die Herausforderungen von morgen. Windenergie spielt einen entscheidenden Teil bei der Produktion von Strom.

Von der Reihenklemme bis zur Elektromobilität bietet Phoenix Contact zahreiche Lösungen für die Herausforderungen von morgen. Windenergie spielt einen entscheidenden Teil bei der Produktion von Strom.

Wie sehr drängt die Zeit?

Lutzky: Erst kürzlich hat der Weltklimarat seinen aktuellen IPCC-Bericht vorgelegt und warnt ausdrücklich davor, die Anstrengungen in Richtung Klimaschutz zu vernachlässigen. Wenn das Ziel, die globale Erwärmung auf 1,5 bzw. 2 °C zu beschränken, noch erreicht werden soll, dann muss durch verstärkte Maßnahmen eine Trendwende eingeleitet werden. Zudem gilt es die Energie-Versorgungssicherheit aufrecht zu erhalten.

CEO Frank Stührenberg war Ende März in Wien zu Gast bei Phoenix Contact Wien und stellte sich den Fragen der Journalisten.

CEO Frank Stührenberg war Ende März in Wien zu Gast bei Phoenix Contact Wien und stellte sich den Fragen der Journalisten.

Es gilt zu akzeptieren, dass Energie ein wertvolles Gut ist. Wie schaut die Zukunft der Energie bzw. Energiegewinnung konkret aus?

Stührenberg: Was uns als Unternehmen sehr klar ist, ist die Tatsache, dass wir alle künftig noch mehr Energie einsetzen müssen und zwar weltweit. Weshalb? Es ist die Voraussetzung für mehr Wachstum und das trägt in Folge zur Wohlstandsentwicklung bei. Eine wesentliche Einschränkung gibt es: Für Regionen wie Mitteleuropa gilt diese Aussage nicht. Hier haben wir das klare Ziel vor Augen, Energieeinsparungen zu forcieren, mit all den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, inklusive einer Netzintelligenz und diversen Speichermöglichkeiten. Erneuerbare Energien sind dabei die treibende Kraft und die Techniken hierfür bieten wir an. Der Ressourcenverbrauch bei der Energiegewinnung muss gleichzeitig gering bleiben, das ist unser Ziel.

Lutzky: Wir alle haben die Möglichkeit eine lebenswerte Zukunft mitzugestalten. Mit der Überzeugung, dass die Wende geschafft werden kann, engagiert sich Phoenix Contact als Wegbereiter der „All Electric Society“, einer Vision, in der Energie aus erneuerbaren Ressourcen weltweit in ausreichendem Maße wirtschaftlich und nachhaltig zur Verfügung steht.

Die Energiewende kann als Wachstumsmotor gelten, die technischen Voraussetzungen müssen geschaffen werden.

Die Energiewende kann als Wachstumsmotor gelten, die technischen Voraussetzungen müssen geschaffen werden.

Ist es bei diesen Entwicklungen von Vorteil, dass Phoenix Contact ein Unternehmen in Familienbesitz ist und dies – laut Ihren Ausführungen – auch bleiben wird oder sehen Sie diesen Umstand gar als Hürde?

Stührenberg: Phoenix Contact ist seit 100 Jahren ein Unternehmen in Familienbesitz, das sich organisch entwickelt hat – und das spürt man auch im Handeln. Wir haben beispielsweise genügend Lagerkapazitäten und eine ausgeprägte Fertigungstiefe in der Produktion. Über Schrauben, Klemmhülsen und Kunststoffteile bis hin zu unseren Maschinen und Werkzeugen stellen wir so gut wie alles in Eigenleistung her. Dieser Umstand hat uns in den vergangenen Monaten/Jahren bei den Lieferkettenproblematiken sehr geholfen – auch bei denen durch die Überflutungen im Ahrtal in Deutschland. Hier haben wir nebenbei bemerkt die Herausforderungen der Klimaveränderungen am eigenen Leibe zu spüren bekommen.

Während des Vortrages von Frank Stührenberg wurde auch auf das Geleistete hingewiesen. Die Zukunft wird von Themen wie dem Klimawandel und neuer Energiequellen geprägt.

Während des Vortrages von Frank Stührenberg wurde auch auf das Geleistete hingewiesen. Die Zukunft wird von Themen wie dem Klimawandel und neuer Energiequellen geprägt.

Das bedeutet?

Stührenberg: Ein Unternehmen wie wir handelt weitsichtig und ist sich seiner Verantwortung durchaus bewusst. Unsere Entwicklungsschritte sind vielleicht etwas langsamer als in Konzernen und risikoärmer, dafür sehr durchdacht. Wir würden niemals unnötige Risiken eingehen und somit Mitarbeiter und das Unternehmen gefährden, wofür auch?

Die Zukunft ist elektrisch und Phoenix Contact geht mit gutem Beispiel voran.

Die Zukunft ist elektrisch und Phoenix Contact geht mit gutem Beispiel voran.

Dennoch erreicht die Phoenix Contact-Gruppe inzwischen eine beachtliche Größenordnung. Wohin geht die Reise?

Stührenberg: Das ist richtig. Heute beschäftigen wir rund 22.000 Mitarbeitende, Tendenz steigend. 2022 haben wir einen Umsatz von 3,6 Mrd. Euro erwirtschaftet. Gerade in den vergangenen Jahren haben wir eine besondere Wachstumsdynamik erlebt, die uns zeigt, dass wir mit unseren Lösungen Antworten auf die wichtigen Fragen unserer Zeit geben können. Gleichzeitig investiert die Phoenix Contact-Gruppe weiterhin intensiv in die Aus- und Weiterbildung. Ein entscheidender Punkt.

Gehen Sie davon aus, dass die künftigen Zeiten dynamischer werden?

Stührenberg: Ich sehe keinen Grund dafür, dass Dinge weniger dynamisch werden oder weniger volatil. Auch das zunehmende Zurückbesinnen auf Regionalität wie etwa eine Produktion im unmittelbaren Umfeld werden wieder neue Herausforderungen mit sich bringen. Auch beim Thema Demografie sind die eigentlichen Ausmaße wahrscheinlich noch lange nicht greifbar für uns. Doch: Wird es unbedingt schwieriger werden, als es während der Kuba- oder Ölkrise war? Davon gehe ich nicht aus, im Gegenteil.

Somit schaut die Zukunft elektrisch aus?

Stührenberg: Elektrotechnik war in den vergangenen Jahren für viele spannend und für sehr viele weniger spannend. Inzwischen wird vielen Menschen klarer, Elektrizität ist ein Teil der Lösung – und zwar ein bedeutender. Auch unsere Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten Unternehmensbereichen erkennen zunehmend, dass sie durch unsere Lösungen und durch ihren Einsatz etwas Wesentliches für eine Energiewende beitragen. Unser Ziel muss es sein, die Welt elektrischer und sicherer zu gestalten. Dabei ist nicht nur der Bereich der Elektromobilität stark gewachsen, auch weitere Bereiche steuern zur Zukunftsgestaltung aktiv bei.

Lutzky: Wichtig ist, dass wir unseren Mitarbeitern sichtbar darlegen, dass sie bereits aktiv am Umbruch beteiligt sind. Es ist entscheidend zu erkennen, warum wir gewisse Schritte und Handlungen setzen. Es geht nicht nur um die alljährliche kaufmännische Bilanz, es geht um das Warum und unsere gemeinsame Zukunft.

Stührenberg: Wir sprechen dabei auch vom sogenannten Purpose-driven-Management. Dabei handelt es sich um eine wirkungsvolle, zukunftsgerichtete Unternehmensstrategie, die hohe Anforderungen an das Unternehmen und sein Management stellt. Phoenix Contact ist bereit, diese anzunehmen. Und Unternehmen wie wir drehen dabei an Stellschrauben, die zunehmend wichtig oder gar entscheidend sind. Eine neue Sicht auf eine Industrie von morgen ist wichtig, für jeden einzelnen von uns. Dennoch: Resilienz gibt es nicht für Null.

Befinden sich Ihrer Ansicht nach Schlüsselunternehmen für zukunftsträchtige Lösungen, die die Herausforderungen des Klima- und Energiewandels in Angriff nehmen, in Europa?

Stührenberg: Die Technologien, um die es jetzt geht, sind eindeutig europäische Technologien und im Kern würde ich behaupten: vor allem deutsche Technologien. Denn eines steht für mich ganz eindeutig fest: Hyperscaler wie Facebook, Google, TikTok und Co. werden den Klimawandel nicht stoppen. Um 100 Prozent Erneuerbare Energien in den Umlauf zu bringen und unsere Welt in Zukunft elektrischer zu gestalten, sind klassische, elektrotechnische Fähigkeiten gefragt. Die Unternehmen, die Antworten hierauf geben können anhand ihrer Lösungen, sind europäische. Die Chance, aktiv den Umbruch mitzugestalten, dürfen wir uns auf keinen Fall nehmen lassen. Das ist DIE Chance für Europa, wieder ins Champions League-Stadion zu gelangen, ganz salopp gesprochen.

Lutzky: Auch in Österreich haben wir einiges vor. Wir sind stolz darauf, viele tolle, innovative Unternehmen zu unseren Kunden zählen zu dürfen und sind überzeugt, dass wir gemeinsam mit ihnen Chancen nutzen und viel erreichen werden.

Vielen Dank für das Gespräch!

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