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Zeit zum Aufwachen…

Reizthema 4.0-Hype

Scharf beobachtend, genau hinterfragend und kritisch – T&G-Geschäftsführer Harald Taschek von seiner „provokanten“ Seite.

Scharf beobachtend, genau hinterfragend und kritisch – T&G-Geschäftsführer Harald Taschek von seiner „provokanten“ Seite.

Unterlassen Sie noch oder unternehmen Sie schon? Eine wie es scheint durchaus berechtigte Frage in einer Zeit, in der zahlreiche Lösungs- und Technologieanbieter bereits eine Industrie 4.0 vermarkten, obwohl die in vielen Produktionsbetrieben gelebte Realität noch nicht einmal bei 3.0 angekommen ist. Wie wäre es zur Abwechslung also wieder einmal mit einem Ausflug ins Hier und Jetzt? Was ist mit den bereits verfügbaren Technologien und Möglichkeiten? Kümmert sich tatsächlich keiner mehr um diese oder sind sie nur im allgemeinen 4.0-Hype untergegangen und vorübergehend in Vergessenheit geraten? Dabei sollten wir doch längst aus Erfahrung und dank der Gartner Markt- und Technologieforscherin Jackie Fenn wissen, dass auf den Gipfel der überzogenen Erwartungen schnell einmal das Tal der Enttäuschungen folgt. Denn das in einer begeisterten Anfangseuphorie herbei Geschriebene oder herbei Geredete hat meist nur sehr wenig mit der Realität zu tun. Vielmehr werden allerhand Visionen gesponnen, die eintreten können oder auch nicht. Sofort mit jahrzehntelanger Verspätung oder nie. Ganz oder teilweise mit mehr oder weniger großen Abstrichen. Beim Thema Industrie 4.0 befinden wir uns laut Jackie Fenns Hype-Zyklus im Moment auf der Spitze des medialen Hypes. Dort, wo alle als Trittbrettfahrer auf diesen scheinbar gut vermarktbaren Zug aufspringen wollen. Allerdings wird es nicht mehr allzu lange dauern bis wir uns am Boden der nüchternen Tatsachen wiederfinden. Denn derzeit sind weder die (sicherheits-) technischen noch die gesellschaftspolitischen Weichen für die vierte industrielle Revolution gestellt, die meines Erachtens in technischer Hinsicht ohnehin „bloß“ eine logische Fortsetzung des bereits Bestehenden ist. Die wahre Revolution wird sich wohl eher in veränderten Arbeitsbedingungen und Lebensumständen abzeichnen.

Warum auf 4.0 warten, wenn 3.0 längst da ist?

Egal ob Dampfmaschine, Fließband oder PC – all diese Erfindungen brachten eine Menge Veränderungen mit sich: Bauern wurden zu Arbeitern, Arbeiter zu Angestellten, Angestellte zu freiberuflichen Dienstleistern und viele Menschen flüchteten vom Land in die Stadt. Die Zahl der Single-Haushalte steigt kontinuierlich, Facebook, WhatsApp und andere Social Media machen vor allem unter jungen Leuten persönlichen Kontakten zunehmend Konkurrenz und nun wollen wir uns auch noch mit cyber-physikalischen Systemen vernetzen. Wollen statt „Eight-to-Five“ oder anderer strikt geregelter Jobs hyperflexible Arbeitszeitmodelle standardisieren, in denen Freizeit und (Bereitschafts-)Dienst fließend ineinander übergehen. Wollen wir wirklich? Wollen das auch die Gewerkschaften? Sind die Maschinen und Anlagen überhaupt bereit für diese totale Vernetzung? Ich denke da gibt es noch einiges an Klärungsbedarf. Weiters fehlt es zurzeit noch an entsprechenden Standards und Normen, um diese vielgepriesene, Hersteller überschreitende Kommunikation zwischen Maschinen und Maschinen, Maschinen und Produkten, Maschinen und Menschen auch tatsächlich möglich zu machen. Die zuständigen Verbände und Gremien arbeiten daran. Aber das kann dauern. Macht aber im Grunde genommen nichts, denn viele Dinge mit erwiesenermaßen extrem produktivitätssteigernder Wirkung sind bereits jetzt verfügbar: Ich sage nur Erfassung, Analyse und Visualisierung von Betriebsdaten, verschiedenste Tools für ein proaktives Instandhaltungsmanagement, intelligente Energiemanagement-Lösungen und vieles andere mehr. Also warum weiterhin auf das vielleicht Kommende warten, wenn so vieles bereits jetzt zu haben ist? Packen wir´s doch endlich an und nutzen wir die zahlreichen Möglichkeiten, die die letzte industrielle Revolution mit sich brachte bevor wir vor lauter Schwelgen in Zukunftsvisionen noch den Anschluss an die Gegenwart verpassen! Ich freue mich auf jede Ihrer Anfragen zur Diskussion aktueller Optimierungsmöglichkeiten www.tug.at h.taschek@tug.at

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