interview

Schunk R-EMENDO: Von der Komponente zur Applikation

Im neuen österreichischen Schunk Applikationszentrum für Robotik und Automatisierungstechnik CoLab werden konkrete Bearbeitungs- und Handhabungsprozesse unter einer möglichst realitätsnahen Fertigungsumgebung validiert und optimiert. Unter dem Motto „Von der Komponente zur Applikation“ gibt es an unterschiedlichen Standorten weltweit 13 CoLabs von Schunk. Wir sprachen mit Daniel Kloimstein, Vertriebsleiter für Systemlösungen und CoLab-Anwendungen bei Schunk Österreich, über die Hintergründe.

Mit unserem neuen CoLab in Allhaming möchten wir den auf den Kunden ausgerichteten Servicegedanken noch weiter manifestieren.
Daniel Kloimstein, Vertriebsleiter für Systemlösungen und CoLab-Anwendungen bei Schunk Österreich

Mit unserem neuen CoLab in Allhaming möchten wir den auf den Kunden ausgerichteten Servicegedanken noch weiter manifestieren. Daniel Kloimstein, Vertriebsleiter für Systemlösungen und CoLab-Anwendungen bei Schunk Österreich

Herr Kloimstein, kürzlich wurde am österreichischen Standort Allhaming ein neues CoLab eröffnet. Weshalb kam es zu dieser Entscheidung bzw. was wird Ihren Kunden vor Ort damit geboten?

Wir als Schunk denken stets für und mit dem Kunden und in Folge auch, inwiefern wir kontinuierlich noch kundenorientierter arbeiten können. Fragen wie: „Wie kann ich den Kunden noch besser supporten?“ oder „Wie kann ich etwas automatisieren und was kostet mich das?“ sind nur einige Gedankengänge, bei denen wir unterstützend zur Seite stehen möchten. Kurzgefasst: Wir lassen den Kunden nicht allein. Somit hat sich die Entscheidung, in Österreich am Standort in Allhaming ein CoLab zu eröffnen, sehr schnell gefestigt. Im CoLab möchten wir den auf den Kunden ausgerichteten Servicegedanken noch weiter manifestieren.

Das neue CoLab von Schunk ist top-modern ausgestattet und bietet aktuell Roboter (v.l.n.r.) von Universal Robots, ABB, Jaka, Fanuc und Fruitcore.

Das neue CoLab von Schunk ist top-modern ausgestattet und bietet aktuell Roboter (v.l.n.r.) von Universal Robots, ABB, Jaka, Fanuc und Fruitcore.

Wann wurde das CoLab eröffnet und welche Funktion haben Sie in diesem Zusammenhang?

Die Eröffnung des CoLabs war am 7. März dieses Jahres und mit der Eröffnung bin ich auch künftig als Leiter des CoLabs in Allhaming zuständig. Seit fünf Jahren habe ich die Projekt- und Auftragsleitung bei Schunk Österreich inne gemeinsam mit meinem Team haben wir einiges vor.

Das neue CoLab von Schunk ist top-modern ausgestattet und bietet aktuell Roboter (v.l.n.r.) von Universal Robots, ABB, Jaka, Fanuc und Fruitcore.

Das neue CoLab von Schunk ist top-modern ausgestattet und bietet aktuell Roboter (v.l.n.r.) von Universal Robots, ABB, Jaka, Fanuc und Fruitcore.

Was ist das Ziel des CoLabs und arbeiten Sie mit Partnern zusammen?

Das CoLab würde in der Form, wie es jetzt existiert, ohne unsere Partner nicht umsetzbar sein. Daher ist für unsere Kunden und gleichzeitig den Erfolg des CoLabs entscheidend, dass diese Partnerschaften, mit den unterschiedlichsten Roboterherstellern, auch funktionieren. Zum einen geht es darum, die neuesten Roboterversionen inklusive der aktuellen Softwarepakete vorzufinden, um dem Kunden bei seiner Problemstellung bestens unterstützen zu können. Zum anderen haben unsere Partner die Chance, sich und ihre Innovationen zu präsentieren. Wir sprechen von einer klassischen Win-Win-Situation. Darüber hinaus zeigen auch wir als Schunk, was es an Lösungen aus unserem umfangreichen Produktportfolio gibt. Ein Beispiel wäre R-Emendo. Die robotergestütze Bearbeitung gewinnt mehr und mehr an Bedeutung. Genau das wollen wir im Fokus behalten und den Kunden im CoLab anschaulich demonstrieren.

Im CoLab von Schunk werden konkrete Bearbeitungs- und Handhabungsprozesse unter einer möglichst realitätsnahen Fertigungsumgebung validiert und optimiert.

Im CoLab von Schunk werden konkrete Bearbeitungs- und Handhabungsprozesse unter einer möglichst realitätsnahen Fertigungsumgebung validiert und optimiert.

Welche Roboter-Partner agieren mit Ihnen im CoLab?

Aktuell können wir Applikationen mit fünf unterschiedlichen Robotern testen. Das sind ein GoFa CRB 15000 von ABB, ein CRX-10iA von Fanuc, ein Horst-600 von fruitcore robotics, ein Jaka Zu 12 von More Robots sowie einen Universal Robots, kurz UR10e von Schmachtl. Die Auswahl variiert und kann sich jederzeit ändern. Wir sind diesbezüglich offen für weitere Partnerschaften.

Bei Schunk Österreich steht ein Team von Experten für die unterschiedlichsten Anwendungsfälle zur Verfügung.

Bei Schunk Österreich steht ein Team von Experten für die unterschiedlichsten Anwendungsfälle zur Verfügung.

Welche Zielgruppe bzw. welche Applikationen sprechen Sie als Schunk generell mit den CoLabs an?

Wir fokussieren ein breites Zielpublikum. Angefangen beim Instandhalter, der beispielsweise lernen kann, wie man einen einfachen Sensor programmiert oder wie man bei einer Schwenkeinheit einen Dämpfer wechselt. Genauso sind auch Maschinenbauer mit unserem CoLab angesprochen, die etwa für Endkunden Anlagen bauen. Sie können bei uns die Greifer und auch die Spindeln testen. Schlussendlich sprechen wir auch Endkunden an, die wissen möchten, ob sie ihr Produkt bzw. ihren Arbeitsschritt gezielt automatisieren können. Auch darauf haben wir Antworten.

Auch Robert Fraunberger konnte sich vor Ort über die Möglichkeiten ein Bild machen.

Auch Robert Fraunberger konnte sich vor Ort über die Möglichkeiten ein Bild machen.

Schunk betreibt aktuell weltweit 13 CoLabs. Gibt es untereinander Synergien?

Ja, die gibt es natürlich. Grundsätzlich tauschen wir uns in einem zweiwöchigen Rhythmus untereinander aus. Dabei werden vor allem konkrete Applikationen besprochen. Sollte es einmal vorkommen, dass ein Kunde eine Anfrage an uns richtet, die wir mit unserer CoLab-Ausstattung in Allhaming nicht beantworten können – beispielsweise, wenn es um den Einsatz größerer Industrieroboter geht – stehen unsere CoLabs weltweit für eine Lösung zur Verfügung. In den meisten Fällen genügen Video- oder Fotoaufzeichnungen für die Beantwortung der offenstehenden Fragen. Selbstverständlich kann der Kunde auch in den CoLabs mit vor Ort sein, muss es aber nicht.

Natürlich steht das umfangreiche Produktportfolio von Schunk für Tests zur Verfügung.

Natürlich steht das umfangreiche Produktportfolio von Schunk für Tests zur Verfügung.

Themen wie Produktqualität, Produktivität und Wirtschaftlichkeit sind für eine Entscheidungsfindung immer ausschlaggebender. Können bei einem Termin im CoLab auch diese Fragen beantwortet werden?

Absolut, davon bin ich sogar überzeugt. Betrachtet man lediglich den Prozess, wie lange es dauert, gewisse Parameter beim Bearbeiten mit dem Roboter zu definieren und schlussendlich auszuwählen, kann ein Besuch bei uns im CoLab behilflich sein. Ziehen wir etwa den Schleifmittelbereich als Beispiel heran. Es kann sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, bis man das richtige Schleifmittel für die jeweilige Anwendung definiert hat, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu bekommen. Im CoLab können wir dieses Prozedere deutlich verkürzen.

Natürlich steht das umfangreiche Produktportfolio von Schunk für Tests zur Verfügung.

Natürlich steht das umfangreiche Produktportfolio von Schunk für Tests zur Verfügung.

Inwiefern?

Beispielsweise haben wir eine Kooperation mit dem Hersteller Kempf für den Bereich Schleifmittel und können vorab mit dem Hersteller das „Problem“ besprechen, um gezielt eine Antwort für den Kunden und seine Fragen zu erhalten. Gleichzeitig testen wir das Ergebnis der Vorabbesprechung und der Kunde erhält alle Parameter bezüglich Vorschub, Geschwindigkeit und Ausgleichsdruck. In Folge kann unser Kunde anhand dieser Ergebnisse schneller zum Ziel gelangen.

Eine Validierung im CoLab beschleunigt die Inbetriebnahme und minimiert das Investitionsrisiko für Kunden.

Eine Validierung im CoLab beschleunigt die Inbetriebnahme und minimiert das Investitionsrisiko für Kunden.

Letztendlich bieten Sie mittels des CoLabs auch einen gewissen Know-how-Transfer. Inwieweit wird das heutzutage auch seitens der Kunden erwartet?

Unsere Kunden haben hohe Anforderungen an uns, die wir mit dem CoLab nun noch besser erfüllen können. Gleichzeitig ist es hochspannend, unsere eigenen Produkte im eigenen CoLab auf Herz und Nieren zu testen, damit keine Fragen offenbleiben. Denn nichts ist fataler, als die eigenen Lösungen ausschließlich aus dem Katalog zu kennen und nicht aus der Praxis. Wir als Schunk sind mit unserem Know-how bestens aufgestellt.

Gibt es unterschiedliche CoLab-Testpakete bzw. können Sie diese genauer erläutern?

Insgesamt bieten wir vier verschiedene Pakete an. Diese unterscheiden sich im Wesentlichen je nach dem benötigten Zeitraum voneinander. Ist beispielsweise zu testen, ob eine Magnetgreifer ein Bauteil greifen kann oder nicht, dann ist dieser Test relativ schnell erledigt – meist innerhalb eines Tages. Geht es bei der Fragestellung mehr in die Prozesstiefe hinein, etwa, welche Taktzeit ich generieren kann, dann wird natürlich mehr Zeit benötigt. Gehen wir noch einen Schritt weiter und versuchen umfangreiche Taktzeit-Analysen zu bearbeiten, dann ist sicher eine komplette Woche im CoLab notwendig. Ein viertes und letztes Paket bezieht sich auf Sonder-Validierungen in den internationalen CoLabs. Dies würden wir dann extra mit dem Kunden besprechen und das Paket entsprechend anpassen. Oft wären auch vorherige vor Ort-Besichtigungen sinnvoll – das unterschiedet sich je nach Use Case.

Wie viel Potenzial sehen Sie für die CoLabs am heimischen Markt?

Die aktuelle Auslastung ist trotz erst kürzlich vollzogenem Start und ohne aktiver Kommunikation sehr hoch. Aufgrund der grundsätzlich großen und steigenden Nachfrage an Lösungsberatungen bei Automatisierungsprojekten – in Österreich und auch weltweit – sehen wir im CoLab-Betrieb absolut großes Potenzial.

Schunk hat anscheinend damit den „Nerv der Zeit“ für seine Kunden getroffen. Gibt es etwas Vergleichbares am Markt?

Meines Wissens gibt es nichts Vergleichbares und wir können unseren Kunden gezielt Unterstützung anbieten, hochprofessionell und zukunftsorientiert.

Kommen wir noch einmal auf die robotergestützte Nachbearbeitung zu sprechen. Hier liegt ein großes, oft noch wenig genutztes Potenzial. Wird diese Frage im CoLab umfassend beantwortet?

Absolut. Wir haben teilweise Kunden bei uns im Haus, die noch keine konkrete Vorstellung davon haben, ob sie einen Prozess bei sich automatisieren lassen möchten/können oder nicht. Was wir ihnen immer mitgeben, ist eine Antwort, ob etwas grundsätzlich automatisierbar ist oder nicht. Bei den am Markt bereits vorhandenen Robotern ist in Wahrheit ein enormes Potenzial für „Mehr“ vorhanden. Uns geht es darum, aufzuzeigen, dass Standzeiten minimiert werden können, da Roboter für weitere, neue Aufgaben zu gebrauchen sind. Die Ansätze und das zu eruierende Potential können wir gemeinsam mit den Kunden in den CoLabs definieren.

Würden Sie abschließend sagen, dass es sich bei den Schunk CoLabs um Wissenszentren für die Fertigungsindustrie handelt?

Definitiv. Durch unser Partnernetzwerk sind wir immer am aktuellsten Stand der Robotertechnologie. Aber nicht nur durch die neuesten Robotergenerationen, sondern auch aufgrund der umfangreichen Möglichkeiten, die sich durch Digitalisierung bzw. KI zukünftig ergeben, können wir unsere Kunden bestmöglich unterstützen. In Zukunft sind im CoLab hier in Allhaming auch Workshops zu bestimmten Themen geplant. Von daher bin ich vollends davon überzeugt, dass wir ein sehr guter Standort und ein Wissenszentrum für unsere Kunden sind. Unser Ziel ist und bleibt es, kunden- und zukunftsorientiert zu agieren.

Vielen Dank für das Gespräch!

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