Völlig ungebunden

Mobiles Bedienterminal ohne Stolperfalle: Niemand geht gerne an der kurzen Leine. Deshalb werden die Kabel immer länger, an denen mobile Bediengeräte mit den zu steuernden Maschinen verbunden sind. Im anbrechenden Zeitalter von Industrie 4.0 und des ‚Internet der Dinge‘ ist das nicht mehr zeitgemäß. Deshalb bringt Sigmatek nun mit dem HGT 1036 ein kabelloses WLAN-Handbediengerät auf den Markt, das im zweiten Schritt mit Not-Halt-Funktion ausgestattet wird. Es beseitigt mit dem Kabel eine notorische Stolperfalle und bringt Anwendern ein neues Maß an Freiheit. Autor: Ing. Peter Kemptner / x-technik

Ein neues Maß an Freiheit bringt das kabellose WLAN-Handbediengerät HGT 1036. Mit dem Kabel eliminierte Sigmatek auch eine notorische Stolperfalle.

Ein neues Maß an Freiheit bringt das kabellose WLAN-Handbediengerät HGT 1036. Mit dem Kabel eliminierte Sigmatek auch eine notorische Stolperfalle.

Franz Aschl
Innovationsmanagement SIGMATEK GmbH & Co KG

„Wir freuen uns, Anwendern von Sigmatek-Automatisierungstechnik damit eine Möglichkeit zu geben, die Ergonomie ihrer Maschinen und Produktionszellen auf einen Stand zu bringen, der zum anbrechenden Zeitalter von Industrie 4.0 und dem Internet der Dinge passt.“

Arbeitnehmerschutz und Unfallverhütung werden in der industriellen Produktion sehr ernst genommen. Um die Verletzungsgefahr hintanzustellen, sind die beweglichen Komponenten komplexer Maschinen meist durch Schutztüren dem menschlichen Zugriff entzogen. Gleiches gilt für Fertigungs- oder Roboterzellen. Sie sind üblicherweise von hohen Schutzgittern umgeben. Und diese umspannen immer größere Teile von Produktionsanlagen.

Das kabellose WLAN-Handbediengerät HGT 1036 wird im zweiten Schritt mit einer Not-Halt-Funktion über WLAN ausgestattet.

Das kabellose WLAN-Handbediengerät HGT 1036 wird im zweiten Schritt mit einer Not-Halt-Funktion über WLAN ausgestattet.

Mobilität für die Maschinenbedienung

Nicht nur, aber auch deshalb sind längst nicht alle Teile größerer Maschinen und Produktionszellen vom zentralen Bedienterminal aus einsehbar. Für die Maschinenführer ist jedoch in vielen Fällen eine direkte Prozessbeobachtung, verbunden mit unmittelbaren Eingriffsmöglichkeiten bis hin zum Not-Halt, unabdingbar. Speziell dann, wenn es im Einrichtebetrieb um die Optimierung von Abläufen und Bewegungen innerhalb der Anlage geht, müssen sie zeitnah auf Umstände wie z. B. drohende Kollisionen reagieren können.

Maschinenhersteller und –automatisierer bieten daher bereits seit einiger Zeit mobile, tragbare Geräte für das ortsunabhängige Bedienen und Beobachten von Maschinen und Anlagen an. Solche tragbaren Handbediengeräte erlauben die Programmsteuerung direkt am Ort des Geschehens. „Niemand lässt sich gerne in seiner Bewegungsfreiheit einschränken, auch nicht Maschinenbediener beim Einrichtebetrieb von Bearbeitungs- oder Roboterzellen“, weiß Franz Aschl, Innovationsmanagement bei Sigmatek. „Deshalb werden deren mobile Bediengeräte mit immer längeren Kabeln ausgeliefert. 25 Meter sind dabei eher der Normalfall als die Ausnahme.“

Wie alle HMIs von Sigmatek wird auch das HGT 1036 komfortabel mit der Software LASAL programmiert.

Wie alle HMIs von Sigmatek wird auch das HGT 1036 komfortabel mit der Software LASAL programmiert.

Gefahren großer Reichweite

Derart lange Leitungen haben allerdings auch Nachteile. Die Kombination von Adern für Stromversorgung und Datenübertragung sowie von Schirmung und robuster Ummantelung für raue Umgebungen macht sie schwer. Weil es mühsam ist, sie immer sorgfältig aufzuwickeln, werden sie oft unkontrolliert irgendwo liegengelassen. Dort sind sie im Weg und werden zur gefährlichen Stolperfalle für das Personal.

Zudem sind sie der Gefahr von Beschädigungen ausgesetzt, etwa durch Stapler oder Hubwagen. Das freut zwar die Ersatzteilverkäufer, betrieblich ist jedoch jeder Kabelbruch eine mittlere Katastrophe. Wird nämlich die Verbindung mit dem Not-Halt-Taster im Bedienteil gekappt, muss die Sicherheitsschaltung oder –steuerung das System zum sicheren Stillstand bringen. Und solche ungeplanten Stillstände sind das Gegenteil von dem, was Maschinenbetreiber wollen.

Wegen der Übertragung sicherheitsrelevanter Daten über WLAN müssen Dinge beachtet werden, die bei einem Anschluss über Kabel keine Rolle spielen.

Wegen der Übertragung sicherheitsrelevanter Daten über WLAN müssen Dinge beachtet werden, die bei einem Anschluss über Kabel keine Rolle spielen.

Verzicht auf das Kabel?

Das lässt den Wunsch nach einer kabellosen Variante solcher Bediengeräte laut werden. Sigmatek hat dazu zwei Gerätevarianten konzipiert, mit und ohne Sicherheitselemente. Für das Ändern von Rezepturen oder Einstellen von Parametern sowie zum Kontrollieren von Produktionszahlen, Wartungs- und Betriebszuständen sind keine Sicherheitsfunktionen erforderlich. „Soll allerdings eine Maschine oder Anlage direkt über ein mobiles Panel gesteuert werden, ist die Integration einer Not-Halt-Funktion ganz wichtig“, sagt Franz Aschl. „Immerhin kann sich ein Maschinenführer mit dem Gerät in der Hand recht weit vom nächsten fix an der Maschine installierten Taster entfernen.“

Die kabelgebundenen Bediengeräte aller namhaften Hersteller – selbstverständlich auch die HGT Control Panels von Sigmatek – sind deshalb mit direkt im Gerät integrierten, sicheren Not-Halt-Tastern bestückt. Aktuell arbeitet der Salzburger Automatisierungsspezialist an der Not-Halt-Funktion über WLAN. „Die Übertragung der sicherheitsgerichteten Signale über WLAN im Black-Channel-Prinzip ist an sich unproblematisch möglich“, sagt Franz Aschl. „Allerdings müssen für die freizügige Verwendung im Funknetz Dinge beachtet werden, die bei bedrahteten Geräten keine Rolle spielen.“

Die sicheren Signale aus dem integrierten Not-Halt-Taster gelangen per ‚Black Channel‘ zur Sicherheitssteuerung aus der schlanken Sigmatek-Serie S-Dias.

Die sicheren Signale aus dem integrierten Not-Halt-Taster gelangen per ‚Black Channel‘ zur Sicherheitssteuerung aus der schlanken Sigmatek-Serie S-Dias.

Trotz Akku keine Gewichtszunahme

Das beginnt mit dem Gewicht des HGT 1036. Das schnurlose mobile Control Panel verfügt wie die am Kabel hängende, bekannte Ausführung HGT 1035 über einen 10,4 Zoll-Touchscreen und einen Prozessor in EDGE2-Technologie, Da Sigmatek das gleiche Gehäuse nutzt, ist auch hier die Front in Schutzart IP54 gehalten.

„Um ein ermüdungsarmes Arbeiten zu gewährleisten, dürfen solche Geräte nicht zu schwer werden“, nennt Franz Aschl eine Anforderung, deren Erfüllung eine gewisse Herausforderung darstellte. „Wir haben unser Produkt so gestaltet, dass es zwei Stunden unter Volllast arbeiten kann, dann entweder an die Stromversorgung angesteckt oder ausgeschaltet werden muss.“ So gelang es, das Gerät samt Akku-Pack mit 1.100 g genau gleich schwer zu gestalten wie das Kabelgebundene. Da Gewicht und Zug des mitgeschleppten Kabels entfallen, ist die Schnurlos-Variante sogar mit wesentlich weniger Anstrengung zu handhaben.

Hürden auf dem Weg zur Freiheit

Neu für die Benutzer solcher WLAN-Bediengeräte ist die Notwendigkeit, das Terminal vor der Verwendung an der zugeordneten Maschine anzumelden. Das ist wichtig, weil diese Verbindung ja nicht durch ein Kabel per Hardware erzwungen wird, sondern lediglich durch die Applikationsprogrammierung per Software. Ebenso wichtig ist ein Abmelden vor einem etwaigen Verlassen der Maschinenumgebung oder Abschalten. Geht nämlich nur die Verbindung zum integrierten Not-Halt-Taster verloren, muss die Sicherheitssteuerung wie bei einem Kabelbruch von einem sicherheitsrelevanten Problem ausgehen und die Maschine anhalten.

„Die nötigen Mechanismen dazu hat Sigmatek bei der Entwicklung der Gerätesoftware geschaffen. So kann etwa hinterlegt werden, dass sich ein bestimmtes WLAN-Panel immer mit einem bestimmten Roboter verbindet. Das gilt ebenso für die Einbindung nicht immer vorhandener oder eingeschalteter Anlagenteile bzw. Maschinenoptionen“, bestätigt Franz Aschl. „Das laut Sicherheitsanforderung der Berufsgenossenschaften nötige Verstauen des ausgeschalteten Gerätes, damit sein funktionsloser Not-Halt-Taster nicht zu Fehlhandlungen einlädt, lässt sich jedoch nicht technisch lösen, sondern nur organisatorisch.“

Völlig losgelöst, nahtlos eingebunden

Ansonsten kommuniziert das ca. DIN A4 große WLAN-Panel (264x226x73,3 mm) in exakt der gleichen Weise wie die drahtgebundenen Handbediengeräte mit der Safety-Steuerung aus der schlanken Geräteserie S-Dias von Sigmatek. Die Programmierung erfolgt wie bei allen Sigmatek-Systemen objektorientiert in LASAL. Dabei nutzen Applikationsprogrammierer das HMI-Tool LASAL SCREEN. Dieses verfügt über umfangreiche Bibliotheken an Anzeige- und Designelementen, Alarm- und Ereignisfunktionen und eine Rezepturverwaltung. Das erleichtert das Erstellen ergonomischer und aussagefähiger Oberflächen für das Bedienen und Beobachten von Maschinen und Anlagen.

Wird bei der Applikationsprogrammierung die Möglichkeit vorgesehen, das neue sichere WLAN-Mobilbedienteil HGT 1036 zu verwenden, kann die so programmierte Maschine oder Anlage sogar ohne Änderungen an der Software wahlweise mit diesem oder der kabelgebundenen Ausführung betrieben werden.

„Das HGT 1036 lässt sich zu denselben Kosten in Gesamtlösungen integrieren wie das kabelgebundene HGT 1035“, erklärt Franz Aschl. „Wir freuen uns, Anwendern von Sigmatek-Automatisierungstechnik damit eine Möglichkeit zu geben, die Ergonomie ihrer Maschinen und Produktionszellen auf einen Stand zu bringen, der zum anbrechenden Zeitalter von Industrie 4.0 und dem Internet der Dinge passt.“

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