anwenderreportage

Antriebs-Rezepte für mehr Effizienz

Variantenmanagement-Tool bringt Kostensenkungspotential durch Standardisierung: Die Variantenvielfalt von Waffeln, Keks und Knabbergebäck ist enorm, ebenso diejenige von Komponenten der Antriebstechnik für die Maschinen und Anlagen, mit denen diese Backwaren erzeugt werden. Haas Food Equipment als deren führender Hersteller nutzt das Variantenmanagement von SEW-Eurodrive, um durch Standardisierung von Motoren und Antrieben für seine Anlagen in Warenwirtschaft, Lager und Ersatzteillogistik Aufwand und Kosten zu minimieren. Autor: Ing. Peter Kemptner / x-technik

Mit ca. 1028 Produktvarianten ist das Portfolio von SEW-Eurodrive äußerst vielfältig.
Bild: SEW-Eurodrive

Mit ca. 1028 Produktvarianten ist das Portfolio von SEW-Eurodrive äußerst vielfältig. Bild: SEW-Eurodrive

DI (FH) Susanna Zitz
Haas Standardiserung, Haas Food Equipment GmbH

„Durch Reduktion der Typenvielfalt mittels Standardisierung können Materialkosten wesentlich optimiert werden.“

Ob Cremewaffeln oder Waffelröllchen, Eistüten oder Hohlhippen, Käsecracker oder Salzstangen, Marshmallows oder Swiss Rolls (Rouladen): In tausenden Variationen werden Waffeln, Keks und Knabbergebäck für den privaten Konsum und für die Gastronomie industriell hergestellt. Viele davon entstehen auf hoch automatisierten Fertigungsanlagen vom Weltmarktführer Franz Haas Waffelmaschinen GmbH (Waffeln und Hohlhippen) sowie der Haas Convenience Food Equipment GmbH (Eistüten und -becher, Weichwaffeln, Pfannkuchen und Convenience-Produkte), Haas-Meincke A/S (Kekse, Cracker & Knabbergebäck, Kuchenprodukte und andere Backwaren) und Haas-Mondomix B.V. (belüftete Süßwaren und Non-Food-Produkte). Gemeinsam bilden diese Unternehmen mit der in Leobendorf bei Korneuburg ansässigen Haas Food Equipment GmbH die Haas-Gruppe.

Die Unternehmen der Haas-Gruppe setzen in ihren Fertigungsanlagen seit Jahrzehnten in erster Linie Motoren und Antriebskomponenten von SEW-Eurodrive ein.
Bild: Haas Food Equipment

Die Unternehmen der Haas-Gruppe setzen in ihren Fertigungsanlagen seit Jahrzehnten in erster Linie Motoren und Antriebskomponenten von SEW-Eurodrive ein. Bild: Haas Food Equipment

Oliver Beschkowitz
Vertriebsleitung SEW-Eurodrive GmbH

„Das auf dem SEW-DriveConfigurator basierende Softwaretool Variantenmanagement unterstützt Kunden bei der Beherrschung der riesigen Typenvielfalt innerhalb der Produktpalette von SEW-Eurodrive.“

Vielfalt gehört zum Geschäft

Kreativität ist der Schlüssel zum langfristigen Erfolg der Hersteller von Back- und Süßwaren. Um ihren Wettbewerbsvorteil abzusichern, setzen sie auf Produkte, die sich durch ungewöhnliche Formen, überraschende Kombinationen aus den verschiedensten Zutaten und neue Geschmacksrichtungen von denen der Mitbewerber unterscheiden. Ist das perfekte Rezept entwickelt, entwickeln die Unternehmen der Haas-Gruppe aus ihrem breiten Maschinenportfolio die maßgeschneiderte Produktionslinie.

Kreativität entfalten auch die erfahrenen Projektingenieure bei der Erfüllung der Kundenanforderungen, von der Definition der Produktionsprozesse bis zur optimalen Auslegung der Produktionsinfrastruktur. „Im Bestreben, die Produktivität und Wirtschaftlichkeit der Anlagen zu maximieren und sie zugleich möglichst ressourcenschonend zu gestalten, suchen die Entwickler gern die optimale Komponente für den jeweiligen Zweck“, weiß DI (FH) Susanna Zitz aus der Standardisierungs-abteilung der Haas-Gruppe. „Das hat im Lauf der Zeit dazu geführt, dass im Warenwirtschaftssystem der Gruppe allein aus dem Portfolio von SEW-Eurodrive mehrere Tausend unterschiedliche Artikel geführt werden.“

SEW-Eurodrive hat mit dem Softwaretool Variantenmanagement einen weiteren Baustein innerhalb des Mehrwertportfolios ‚Drive Benefits‘ entwickelt. Eine einfach zu handhabende Ampelfunktion erleichtert die Standardisierung von Antriebsprodukten.

SEW-Eurodrive hat mit dem Softwaretool Variantenmanagement einen weiteren Baustein innerhalb des Mehrwertportfolios ‚Drive Benefits‘ entwickelt. Eine einfach zu handhabende Ampelfunktion erleichtert die Standardisierung von Antriebsprodukten.

Infos zum Anwender

Die aus einer 1905 gegründeten Schlosserei hervorgegangene Franz Haas Waffel- und Keksanlagen-Industrie GmbH stellt seit 1948 Maschinen zur industriellen Waffelerzeugung her. Durch Gründungen von Tochterunternehmen in Brasilien, den USA, Singapur und China sowie durch Übernahmen entstand eine international tätige Firmengruppe unter der Haas Food Equipment GmbH mit Sitz in Leobendorf. Sie vereint die Marken Franz Haas, Haas-Meincke und Haas-Mondomix. Die von der vierten Generation geleitete österreichische Familienholding produziert als Weltmarktführer Anlagen zur Herstellung von Waffeln, Hohlhippen, Eistüten und -bechern, Weichwaffeln, Pfannkuchen, Convenience-Produkten, Keksen, Crackern & Knabbergebäck, Kuchenprodukten und anderen Backwaren sowie Misch- und Belüftungsanlagen für Backwaren, Süßwaren, Milch- und Non-Food-Produkte.
http://www.haas.com

Standardisierung bringt Effizienz

SEW-Eurodrive beliefert die Unternehmensgruppe bereits seit Jahrzehnten mit Antriebstechnik-Komponenten. „In erster Linie sind das Motoren mit und ohne Getriebe, aber auch Frequenzumrichter und Servoantriebe gehören dazu“, sagt DI (FH) Oliver Beschkowitz, Vertriebsleiter bei SEW Eurodrive Österreich. „In der hohen Zahl angelegter Artikel verbergen sich Modelle, die sich nur in Details unterscheiden, ebenso wie Motoren mit unterschiedlichen nationalen Zertifizierungen oder verschiedenen Energieeffizienzklassen.“

Die große Menge ähnlicher Produkte erschwert nicht nur das Identifizieren des passenden Produktes im ERP-System, dessen Feld für die Artikelbeschreibung auf 40 Zeichen beschränkt ist, sondern trägt auch zum wiederholten Anlegen bereits vorhandener Artikel bei. Das hat handfeste wirtschaftliche Auswirkungen. „Durch Reduktion der Typenvielfalt mittels Standardisierung können Materialkosten wesentlich optimiert werden“, sagt DI(FH) Susanna Zitz. Sie hat sich dementsprechend zum Ziel gesetzt, die Menge der aktiven Artikel gemeinsam mit Ihren Kollegen in einem Zeitraum von ca. zwei Jahren um mindestens 30 % zu senken.

Die komfortable Darstellung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden fast identischer Produkte in der Mehrfachauswahl erleichtert die Entscheidungsfindung.

Die komfortable Darstellung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden fast identischer Produkte in der Mehrfachauswahl erleichtert die Entscheidungsfindung.

Unterstützung vom Hersteller

„SEW-Eurodrive ist diese Problematik bewusst“, erklärt Oliver Beschkowitz. „Immerhin umfasst das Portfolio von SEW Eurodrive 1028 Produktvarianten, und die kann in dieser Fülle niemand ohne technische Unterstützung im Blick behalten.“ Deshalb hat SEW-Eurodrive innerhalb des Mehrwehrtportfolios ‚Drive Benefits‘ das Softwaretool Variantenmanagement entwickelt.

Die Internet-basierte Anwendung wird täglich mit Daten aus den IT-Systemen des Herstellers aktualisiert. Sie bietet damit Konstrukteuren, Einkäufern und Mitarbeitern im After-Sales-Service einen komfortablen Überblick über alle bereits bestellten oder angebotenen SEW-Produkte samt Kunden-Artikelnummer. Filterkriterien für über 100 technische Merkmale und die Möglichkeit, Produkte zu vergleichen, erleichtern das Auffinden in Frage kommender Produkte. Zudem kann das System zu jedem Artikel eine Historie anzeigen und ermöglicht den direkten Zugriff auf Dokumente und CAD-Dateien der Produkte.

Normierung hat begonnen

Begonnen hat die Verwendung der Variantenmanagement-Software bei Haas zunächst Mitte 2014 mit einem Testzugang innerhalb des DriveGate, dem Kundenportal von SEW-Eurodrive. Zum Jahreswechsel startete der Produktivbetrieb mit einer SEW-Datenhistorie, die bis ins Jahr 2010 zurück reicht. Zugriff haben nicht nur die Mitarbeiter der Normungsabteilung, sondern auch Entwicklungsingenieure in Leobendorf und den weiteren Standorten der Gruppe in Holland, China, Dänemark und künftig auch in Brasilien.

„Besonders wertvoll ist für uns die Möglichkeit des direkten Produktvergleichs mit Darstellung der Gemeinsamkeiten und – farblich hervorgehoben – der Unterschiede als Entscheidungsgrundlage für die Vereinheitlichung ähnlicher Produkte“, erklärt DI(FH) Susanna Zitz. „Zusätzlich zur Sperre von Produkten, die in Neuprojekten nicht mehr verwendet werden sollen, nutzen wir die Möglichkeit zur Kennzeichnung bevorzugter Typen, um die Produktauswahl im Engineering zu beschleunigen.“

Nachhaltige Einsparung

So entsteht innerhalb der Haas-Unternehmensgruppe ein elektronisches Normenbuch für Antriebe. Bereits im ersten halben Jahr konnten 150 Produkte mit großer Ähnlichkeit zueinander herausgefiltert und einer Behandlung durch die Normierung zugeführt werden. Zugleich wurden Motoren mit nicht mehr in Neuanlagen verwendbaren Energieeffizienzklassen aus der Liste der Vorzugstypen gestrichen. „Wir wollen unser Ziel nicht durch ein Redesign bestehender Konstruktionen erreichen“, sagt DI(FH) Susanna Zitz. „Allein durch Konzentration auf eine kleinere Auswahl an Vorzugsprodukten – womöglich mit globaler Verwendbarkeit durch mehrere Zertifizierungen – bei Neukonstruktionen erwarten wir eine signifikante und nachhaltige Kostenoptimierung.“

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