interview

Copa-Data Zenon: Eine industrielle Software für alle Fälle

Vor 30 Jahren die Ideen von Industrie 4.0 vorweggenommen, heute ein Welterfolg: Vor 30 Jahren aus der Idee eines Jung-Ingenieurs geboren, Programmieren durch Konfigurieren zu ersetzen, ist die Windows-basierte Software Zenon entstanden, ein Sprach-Multitalent. Nach außen vorbehaltslos kommunikativ, mit Branchentauglichkeit im Kern statt als Add-on und in sich schnittstellenfrei, überspannt sie alle Ebenen der Automatisierungspyramide. Ihr Hersteller Copa-Data wuchs in diesen 30 Jahren zum größten unabhängigen Anbieter von Softwarelösungen für die industrielle Automatisierung und die Energiebranche heran. Was hinter dieser Erfolgsgeschichte steckt, erfuhr x-technik AUTOMATION von den Eigentümern der Copa-Data Gruppe, den Brüdern Thomas und Alexander Punzenberger. Autor: Ing. Peter Kemptner / x-technik

Ing. Thomas Punzenberger, Gründer und Geschäftsführer, Ing. Punzenberger Copa-Data GmbH:
„Copa-Data gehört zu 100 % unseren Familien. So können wir in der Produktentwicklung und in der Marktbearbeitung schnell und eigenständig agieren, um die Nase vorn zu behalten und unser Wachstum weiter abzusichern.“

Ing. Thomas Punzenberger, Gründer und Geschäftsführer, Ing. Punzenberger Copa-Data GmbH: „Copa-Data gehört zu 100 % unseren Familien. So können wir in der Produktentwicklung und in der Marktbearbeitung schnell und eigenständig agieren, um die Nase vorn zu behalten und unser Wachstum weiter abzusichern.“

Mitte der 1980er Jahre entwickelte Ing. Thomas Punzenberger bei einem namhaften Autohersteller Prüfstände. Softwaretechnisch immer wieder praktisch vom leeren Blatt Papier weg. Das brachte ihn auf die Idee, eine Software für Betriebsdatenauswertung und Steuerung zu entwickeln, die im Grunde immer gleich bleiben und durch Parametrieren an unterschiedliche Aufgaben angepasst werden kann. Das ist die Idee, die 1987 zur Gründung von Copa-Data und zur Entwicklung von Zenon führte.

Alexander Punzenberger, Geschäftsfüherer Copa-Data CEE GmbH:
„Die Entwicklung von Zenon steht auch weiterhin unter dem Motto „einfacher – schneller – sicherer“. Wir haben bisher oft Entwicklungen vorweg genommen, wir werden es weiterhin tun.“

Alexander Punzenberger, Geschäftsfüherer Copa-Data CEE GmbH: „Die Entwicklung von Zenon steht auch weiterhin unter dem Motto „einfacher – schneller – sicherer“. Wir haben bisher oft Entwicklungen vorweg genommen, wir werden es weiterhin tun.“

Was bringt einen 25-jährigen dazu, den sicheren Hafen eines Konzerns zu verlassen und sich in das Abenteuer der Selbstständigkeit zu stürzen?

Thomas Punzenberger: Neben dem Reiz, meine Ideen ungehindert vom bürokratischen Korsett eines Konzerns umsetzen zu können, hatte ich etwas, das mir Sicherheit gab: Die Gewissheit, dass meine Idee richtig war und dass ein Softwareprodukt, wie es mir vorschwebte, viele dankbare Abnehmer finden muss.

Copa-Data hat von Beginn an konsequent auf PC-Architektur und Windows gesetzt.

Copa-Data hat von Beginn an konsequent auf PC-Architektur und Windows gesetzt.

Wie hat Copa-Data begonnen?

Thomas Punzenberger: Copa-Data bezog nach der Gründung das erste ‚Headquarter‘, eine kleine Wohnung im Salzburger Stadtteil Lehen. Da man ja von etwas leben muss, hielten wir uns zunächst mit Auftragsprogrammierung und PC-Handel über Wasser. So vergingen ab der Produktidee zwei Jahre bis zur – nächtlichen – Programmierung der ersten Code-Zeilen. Da war mein Bruder Alexander bereits seit Anfang 1988 an Bord und brachte zu meiner technischen Perspektive auch eine kaufmännisch-vertriebliche Sichtweise ins Unternehmen.

Auch Windows-Software kann langlebig sein: Diese Installation von Zenon war 20 Jahre lang bei einem bayerischen Getränkehersteller im Einsatz.

Auch Windows-Software kann langlebig sein: Diese Installation von Zenon war 20 Jahre lang bei einem bayerischen Getränkehersteller im Einsatz.

Was verbirgt sich hinter den Namen Copa-Data und Zenon?

Alexander Punzenberger: Copa-Data steht für Computergestützte Prozessautomatisierung und Datenverarbeitung, nur halt mit englischem Data. Beim Lesen des Bestsellers „Gödel, Escher, Bach“ bin ich auf die Paradoxien des griechischen Philosophen Zenon von Elea gestoßen. Er behauptet, das Sein an sich sei unteilbar, ewig und unveränderlich, obwohl die Wahrnehmung etwas anderes nahelegt. Das beschreibt treffend die Entwicklungsziele einer umfassenden Software zur Steuerung aller Produktionsprozesse, ob diskret oder kontinuierlich, und zu deren Visualisierung mit Mitteln vom Großbildschirm bis zum Smartphone.

Ende der 1990er Jahre lief Zenon für Windows CE auf eigens importierten Handhelds. Heutige zenon-Versionen (eben wurde die Version 7.60 vorgestellt) und die Zenon Everywhere App sind ohne Systembruch mit voller Durchgängigkeit auf vielen Plattformen lauffähig.

Ende der 1990er Jahre lief Zenon für Windows CE auf eigens importierten Handhelds. Heutige zenon-Versionen (eben wurde die Version 7.60 vorgestellt) und die Zenon Everywhere App sind ohne Systembruch mit voller Durchgängigkeit auf vielen Plattformen lauffähig.

Gab es auch Zweifler an der Idee von Zenon?

Thomas Punzenberger: Selbstverständlich. Der PC war wenige Jahre zuvor auf dem Markt erschienen und wir setzten von Beginn an auf Windows. Das nahmen viele nicht ernst, speziell im rauen Produktionsumfeld. Obwohl es neben vollständig proprietären auch einige DOS-basierte Systeme gab, hatte noch niemand etwas vergleichbares gesehen.

Alexander Punzenberger: Dass unsere Produktphilosophie nicht nur vorausschauend, sondern auch richtig war, zeigt die Tatsache, dass unser größter Mitbewerber damals fast zeitgleich ein sehr ähnliches Produkt auf den Markt brachte.

Heutige zenon-Versionen (zur Hannover Messe wurde die Version 7.60 vorgestellt) sind ohne Systembruch mit voller Durchgängigkeit auf vielen Plattformen lauffähig.

Heutige zenon-Versionen (zur Hannover Messe wurde die Version 7.60 vorgestellt) sind ohne Systembruch mit voller Durchgängigkeit auf vielen Plattformen lauffähig.

Welche Rückschläge gab es in der frühen Zeit?

Thomas Punzenberger: Eine Software wie Zenon entwickelt man nicht in ein paar Tagen und so dauerte es zwei Jahre, bis Ende 1991 Version 1 erschien. Ein halbes Jahr später ging der Auftraggeber unserer Lohnarbeit-Projekte in Konkurs, und der sollte noch dazu Zenon in Deutschland vertreiben. Die Zahlungsausfälle verhinderten die regelmäßige Rückzahlung der Kredite, die wir zur Finanzierung der Zenon-Entwicklung aufgenommen hatten. Dieselben Banken, die uns heute so freundlich begegnen, waren damals nur mit Mühe dazu zu bringen, uns nicht ebenfalls vor den Konkursrichter zu zerren.

Ende der 1990er Jahre lief Zenon für Windows CE auf eigens importierten Handhelds. Heute funktioniert die Zenon Everywhere App mit kundeneigenen Geräten mit Android, iOS und Windows.

Ende der 1990er Jahre lief Zenon für Windows CE auf eigens importierten Handhelds. Heute funktioniert die Zenon Everywhere App mit kundeneigenen Geräten mit Android, iOS und Windows.

Wie ist Copa-Data der Durchbruch gelungen?

Alexander Punzenberger: Wir wussten, es gibt nur einen Weg, den nach vorne. Zum Zeitpunkt des Kundenausfalls hatten wir mit einer Aluminiumhütte und einem Walzwerk-Ausrüster bereits zwei Kunden mit herzeigbaren Installationen, die diesen nachvollziehbare Effizienzgewinne gebracht hatten. Das Konzept der einfach zu bedienenden Software mit offener Architektur, einfachen Schnittstellen und überlegener Ergonomie im Engineering- und Runtime-System überzeugte Ingenieure wie Werner Kropf, dessen Firma Prozesstechnik Kropf noch heute ein wichtiger Zenon-Implementierungspartner ist.

Thomas Punzenberger: Kropf brachte uns mit dem Getränkeanlagenhersteller KRONES den ersten Großabnehmer. Der integrierte Zenon in seine Abfüllanlagen. Die Visualisierung erfolgte auf einem für damalige Verhältnisse gigantomanischen 21“-Plasmadisplay, für das wir erst einen Windows-Touch-Treiber entwickeln mussten, ebenso einen Treiber für das Protokoll 3964R zur Verbindung von zwei SPS. Rasch bildete sich ein kleiner Pool an Stammkunden. Zu diesen gehörte z. B. auch BMW mit Gebäudetechnik-Anwendungen und die VA Tech SAT im Energiebereich.

Was ist davon Positives geblieben?

Thomas Punzenberger: Mit den teilweise widersprüchlichen Anforderungen dieser Kunden aus unterschiedlichen Branchen wuchs auch Zenon, und zwar im Gegensatz zu vielen anderen Softwareprodukten im Kern selbst. So kann es ohne Add-ons die umfassende Lösung für viele Bereiche sein, die der Name verspricht.

Alexander Punzenberger: Als sich SAT 1995 an Copa-Data beteiligte, trug das sehr zur Stabilisierung und Zukunftssicherung des Unternehmens bei. Wenn Sie es an einem Zeitpunkt festmachen möchten: Damals hatten wir erstmals das Gefühl, aus dem Gröbsten heraus zu sein.

Dennoch hat Copa-Data heute mehr als nur ein Produkt?

Alexander Punzenberger: Mit Zenon alle wesentlichen Funktionalitäten in einem einzigen, umfassenden Produkt zu behalten, hat uns stets von den meisten Mitbewerbern unterschieden und tatsächlich viel zu unserem Erfolg beigetragen. Dennoch war es einige Male besser, bestimmte Funktionalitäten auch davon unabhängig zu Produkten zu bündeln. Wir taten das allerdings immer unter Wahrung der vollen Kompatibilität und Durchgängigkeit, alles in einem Produkt, in einem Editor.

Thomas Punzenberger: Ein Beispiel war Ende der 1990er Jahre Zenon für Windows CE, für das wir die Handhelds noch selbst aus den USA importierten. Heute funktioniert die Zenon Everywhere App mit kundeneigenen Geräten mit Android, iOS und Windows Phone. 2002 beteiligten wir uns am Französischen Startup COPALP, der heutigen Copa-Data France, und gewannen dadurch die Soft-SPS Straton, die heute als offenes Standardprodukt Zenon Logic heißt. Schließlich entschlossen wir uns 2008, mit dem Zenon Analyzer ein eigenes Business Intelligence System zu schaffen, um die Auswertungen von den Daten erzeugenden Einzelsystemen unabhängig zu gestalten.

Apropos unabhängig: Copa-Data scheint der einzige Anbieter zu sein, der nicht zu einem Konzern gehört. Ist das so?

Thomas Punzenberger: Das ist so. Seit wir 2006 sämtliche externen Beteiligungen zurückgekauft haben, gehört Copa-Data zu 100 % uns beiden und unseren Familien, einschließlich der mittlerweile zur Gänze übernommenen Copa-Data France. So können wir in der Produktentwicklung und in der Marktbearbeitung schnell und eigenständig agieren, um die Nase vorn zu behalten und unser Wachstum weiter abzusichern.

Alexander Punzenberger: Obwohl ein Konzern seinen Mitgliedsunternehmen auch Stabilität bieten kann, halte ich die Sicherheit in Konzernen für überbewertet. Wenn Finanzcontrollern in Konzernzentralen etwas nicht gefällt, kann schnell etwas dem Rotstift zum Opfer fallen. Hätten wir angesichts der Rückschläge in der Anfangszeit so agiert wie die meisten Konzerne heute, wir wären längst wieder in Anstellung und es gäbe weder Copa-Data noch Zenon.

Copa-Data ist trotz dieser Unabhängigkeit an Partner gebunden?

Thomas Punzenberger: Copa-Data ist 2003 mit 27 Mitarbeitenden in das heutige Firmengebäude gezogen, heute arbeiten hier mehr als 140 Personen. Dazu kommen noch zahlreiche Kollegen in unseren Auslandstöchtern. Ein solches Wachstum schafft niemand allein. Copa-Data hat eine umfangreiche Partner-Community und ist z. B. seit 2005 Microsoft-Partner. Als solcher haben wir sehr frühzeitig Zugriff auf sämtliche Informationen und aktuelle Entwicklungen. Diesen Vorsprung können wir unseren Kunden direkt weitergeben, z. B. durch Nutzung der Microsoft Azure Cloud-Plattform.

Alexander Punzenberger: Viele unserer Partner schätzen neben der Offenheit unserer Software auch die Offenheit des Unternehmens COPA-DATA, dem letzten verbleibenden unabhängigen ‚großen‘ Anbieter solcher Software. Das zeigt sich an zahlreichen Partnerschaften mit Unternehmen, die unsere Produkte in ihre Lösungen integrieren, wie etwa Sprecher Automation. Und mit solchen, die Zenon in ihre Lösungsportfolios aufgenommen haben, unter eigener Bezeichnung wie Siemens mit SICAM 230 oder seit 2016 ABB mit ABB Zenon.

Worauf darf man bei Copa-Data in Zukunft gespannt sein?

Thomas Punzenberger: Trotz des Auftretens von OPC UA, das ich sehr begrüße, wird sich an der Wichtigkeit eines Systems wie Zenon, das die universelle, offene und dennoch sichere Kommunikation mit und auf allen Ebenen der industriellen Automatisierung beherrscht, nicht so schnell etwas ändern. Manche der Herausforderungen liegen bereits auf dem Tisch und sind nur einer breiteren Öffentlichkeit noch nicht so bewusst, etwa eine gigantische Datenflut oder ein Sicherheitsthema, das täglich neue Facetten zeigt.

Alexander Punzenberger: Die Entwicklung von Zenon steht auch weiterhin unter dem Motto „einfacher – schneller – sicherer“. Wir haben bisher oft Entwicklungen vorweg genommen, wir werden es weiterhin tun. Immer im Interesse eines noch effektiveren, effizienteren und komfortableren Betriebes. Verlassen Sie sich darauf: Uns wird noch sehr viel einfallen.

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