interview

Steckbarer Schaltschrank-Ersatz: Eine Lösung mit Trendsetter-Potenzial

Wenn es um die Einsatzmöglichkeiten des neuen MX-Systems von Beckhoff Automation als Alternative zu herkömmlichen Schaltschränken geht, kennt Produktmanager Daniel Siegenbrink nur einen limitierenden Faktor: der maximale Nennstrom. Dieser müsse unter 100 Ampere liegen. Grundsätzlich sieht er aber eine zunehmend schaltschranklose Zukunft auf die Automatisierungswelt zukommen, wie er im nachfolgenden Interview verrät.

Dadurch, dass im Bereich der Antriebstechnik oder I/Os vielfach heute schon dezentrale IP67-Baugruppen eingesetzt werden, ist der Weg für schaltschranklose, mit dem MX-System ausgestattete Maschinen bereits geebnet.

Daniel Siegenbrink, Produktmanager MX-System bei der Beckhoff Automation GmbH & Co. KG in Verl

Dadurch, dass im Bereich der Antriebstechnik oder I/Os vielfach heute schon dezentrale IP67-Baugruppen eingesetzt werden, ist der Weg für schaltschranklose, mit dem MX-System ausgestattete Maschinen bereits geebnet. Daniel Siegenbrink, Produktmanager MX-System bei der Beckhoff Automation GmbH & Co. KG in Verl

Beckhoff selbst beschäftigt rund 250 Mitarbeiter im Schaltschrankbau, welche Erfahrungen sind von dieser Seite in die Entwicklung des MX-Systems eingeflossen?

Kollegen aus dem Schaltschrankbau bzw. unseres Bereichs Anlagentechnik sind wichtiger Teil des Entwicklungsteams und haben zahlreiche Erfahrungen eingebracht. Ein konkretes Beispiel ist die Potenzialausgleichschiene, über die jedes MX-System verfügt. Der Hinweis, dass der Potenzialausgleich eine Anforderung aus den Normen für Schaltschränke ist, kam von unseren Kollegen.

Das MX-System ergibt mit der robusten Baseplate und aufgesteckten Funktionsmodulen aus den Bereichen IPC, I/O, Motion, Relay und System eine hochflexible und schaltschranklose Automatisierungslösung in Schutzart IP67.

Das MX-System ergibt mit der robusten Baseplate und aufgesteckten Funktionsmodulen aus den Bereichen IPC, I/O, Motion, Relay und System eine hochflexible und schaltschranklose Automatisierungslösung in Schutzart IP67.

Und welche Anregungen von Kundenseite wurden berücksichtigt?

Das Feedback der Anwender wurde durch konkrete Projekte eingesammelt. Die Kunden haben uns ihre Maschinen und Schaltschränke vorgestellt und ihre Anforderungen dazu erläutert. Als Hausaufgabe haben wir die Schaltpläne mitgenommen, um dementsprechende MX-Systemaufbauten zu konfigurieren. Mit diesen Konfigurationen und oftmals schon mit 3D-Modellen der MX-Systemaufbauten sind wir dann wieder auf die Kunden zugegangen, um die ausgearbeiteten Lösungen zu diskutieren. Ein wichtiger Aspekt dieser Gespräche war, dass die Kunden nicht nur mit der „elektrischen Fraktion“ vertreten waren, sondern immer auch mechanische Konstrukteure mit ins Boot holten. Dadurch konnten wir die mit MX-Systemaufbauten ausgestatteten Maschinen virtuell abbilden, womit die ganze Sache „greifbarer“ wurde. Das hat nicht nur bei den Kunden, sondern auch bei uns für Begeisterung gesorgt.

Einige unserer Module bzw. deren Funktionsumfang sind tatsächlich durch ein konkretes Kundenfeedback entstanden. Ein Beispiel dafür sind die Motorstarter für Asynchronmotoren. Diese können nicht nur den Motor steuern, sondern auch den Temperaturkontakt des Motors einlesen und die Bremse ansteuern. Im Schaltschrank werden diese Funktionen über mehrere Bauteile auf einer Klemmleiste zusammengeführt.

Ist die Zukunft Ihrer Einschätzung nach schaltschranklos?

Ja, die Zukunft wird schaltschranklos. Dadurch, dass im Bereich der Antriebstechnik oder I/Os vielfach heute schon dezentrale IP67-Baugruppen eingesetzt und deren Vorzüge geschätzt werden, ist der Weg für die schaltschranklose Maschine mit dem MX-System als Schaltschrankersatz vorbereitet. Wie in der Welt der Automatisierungstechnik üblich, wird es aber auch dieses Mal nicht den großen Knall geben, der von heute auf morgen alles verändert. Das MX-System wird allerdings in einigen Jahren mit einer hohen Wahrscheinlichkeit als Trendsetter für den Wandel weg vom klassischen Schaltschrank wahrgenommen werden. Denn überall dort, wo heutige Schaltschränke einen maximalen Nennstrom von 100 A aufweisen, bietet es sich an, diese durch unseren modularen Ansatz vollständig zu ersetzen.

Für welche Maschinen und Anlagen ist das MX-System die perfekte Lösung?

Wie beschrieben ist nur der maximale Nennstrom als limitierender Faktor zu bewerten. Durch EtherCAT und die bewährte PC-basierte Steuerungstechnik können auch mit dem MX-System Zykluszeiten kleiner 50 µs erreicht werden. Mögliche Anwendungsfälle können das einfache Einsammeln von Sensordaten im Feld sein, genauso aber auch Maschinen mit 32 oder mehr Servoachsen. Dem MX-System liegt ein genereller, branchenunabhängiger Lösungsansatz zugrunde, was sich auch bei unseren Testprojekten mit ausgewählten Leitkunden bestätigte.

Filtern

Suchbegriff

Unterkategorie

Firmen

Inhaltstyp

Firmentyp

Land