gastkommentar

Technical Data Management in der Smart Factory

Ein sicherer Datenaustausch ist das A und O in der Smart Factory-Ära. Mit einem prozessorientierten Technical Data Management auf Cloud-Basis haben produzierende Unternehmen ein effizientes Werkzeug dafür in der Hand. Ein Gastkommentar von Andreas Dangl, Business Unit Executive für Cloud-Services bei Fabasoft.

In seiner Funktion als Business Unit Executive für Cloud-Services bei Fabasoft berät und unterstützt Andreas Dangl Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen bei der Einführung von Cloud-Lösungen.

In seiner Funktion als Business Unit Executive für Cloud-Services bei Fabasoft berät und unterstützt Andreas Dangl Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen bei der Einführung von Cloud-Lösungen.

Fertigungsbetriebe sind Teil eines komplexen Informationsnetzwerks. Neben den physischen Produkten tauschen Produzenten, Lieferanten, Endkunden und Behörden auch technische Daten und Dokumente, wie Maßzeichnungen, 3D-Modelle oder Anlagendokumentationen aus. Dabei fallen pro Auftrag oft tausende Dokumente in unterschiedlichen Versionen an. Allerdings erfolgt der Austausch von Dokumenten oftmals nach wie vor als E-Mail-Anhang, was zu einer Vielzahl an Problemen führen kann – beispielsweise wenn mehrere Versionen eines Dokuments im Umlauf sind oder Aufträge liegen bleiben, weil die falsche Person kontaktiert wurde. Dadurch läuft ein Unternehmen in Gefahr, vereinbarte Fristen oder Termine zu versäumen, wodurch das Risiko von Vertragsstrafen steigt.

Ein Beispiel aus der Praxis: Ein produzierendes Unternehmen verabsäumte dem Lieferanten das „Go“ zur Produktion der bestellten Teile zu geben. Die nicht rechtzeitig erteilte Fertigungsfreigabe hatte eine massive Verzögerung des Gesamtprojekts zur Folge.

Umfassende digitale Transformation statt Schritt-für-Schritt-Digitalisierung

Der KSB Konzern, einer der führenden Anbieter von Pumpen mit weltweiten Vertriebsgesellschaften, Fertigungsstätten und Servicebetrieben, kämpfte in der Vergangenheit mit ähnlichen Herausforderungen. Der Aufwand für die Terminverfolgung zur Beschaffung der benötigten Dokumentationsunterlagen betrug für jedes einzelne Projekt rund 130 Stunden. Als Teilprojekt der Initiative „Digitale Fabrik“ führte KSB eine zentrale, cloudbasierte Plattform als Basis für die digitale Steuerung der Lieferantendokumentation mit transparenten und schlanken Prozessen ein. Bei der Auswahl der Technical Data Management-Lösung lag der Fokus besonders auf der Anbindung an das hauseigene ERP-System SAP, um einerseits Auftragsdaten automatisiert in die Cloud-Lösung zu übernehmen und um andererseits zusätzliche Informationen wie die Kundenauftrags- und Bestellnummern mit den einzelnen Dokumentationsbestandsteilen verknüpfen zu können. Weitere Vorteile einer prozessorientierten Lösung zum Managen der technischen Daten sind die automatische Terminverfolgung sowie eine Auswertungsmöglichkeit der Lieferperformance und der Termintreue zur Risikominimierung und Vermeidung von Vertragsstrafen.

Die Unterlagen der technischen Dokumentation werden bei KSB nun zentral abgelegt und sind weltweit verfügbar. Ein nicht nachvollziehbarer Datenaustausch via E-Mail gehört damit der Vergangenheit an. Der Einsatz von Cloud-Services bedeutet auch, dass Lieferanten keine Applikation installieren müssen und die Supply Chain damit sehr schnell und flexibel erweiterbar ist. Zudem ist stets die aktuelle Version eines Dokuments im Umlauf, was die Fehlerquote signifikant senkt. Auch müssen Lieferanten ihr Namensschema für die von ihnen zu liefernden Dokumentationsteile nicht mehr manuell an die Vorgaben von KSB anpassen. Der intelligente Massenupload sorgt dafür, dass hochgeladene Unterlagen automatisch entsprechend umbenannt und den korrekten Bestellpositionen eines Auftrags zugeordnet werden. Dasselbe gilt auch für retournierte Dokumentationen inklusive hinzugefügter Kommentare aus den Prüf- und Freigabeprozessen mit den Kunden. Die automatisierte Fristenverwaltung und eine regelbasierte Vollständigkeitskontrolle unterstützen bei der Terminverwaltung und sorgen dafür, dass die Dokumentation vollständig und zeitgerecht an den Kunden übergeben wird.

Wie sicher ist die Cloud?

Beim Thema Cloud bestehen immer noch Bedenken, wenn es um Datenschutz und Datensicherheit geht. Dabei engagieren sich gerade europäische Cloud-Provider sehr stark in diesen Bereichen. Ein Beispiel hierfür ist der EU Data Protection Code of Conduct for Cloud Service Providers oder kurz EU Cloud CoC. Dieser enthält strenge Absicherungen für den Schutz von Daten in Cloud-Diensten und befolgt die Vorgaben der DSGVO. Zusätzlich existiert eine Reihe von Zertifikaten und Testaten, die seriöse Cloud-Anbieter vorweisen sollten. Der Anforderungskatalog C5 („Cloud Computing Compliance Controls Catalogue“) des deutschen Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) legt fest, welche Mindestanforderungen Cloud-Dienstleister erfüllen müssen. Die definierten Umfeldparameter stellen dabei ein Alleinstellungsmerkmal des BSI C5 dar und gewährleisten die Transparenz hinsichtlich Systembeschreibung, Gerichtsbarkeit und Lokationen der Datenspeicherung, Datenverarbeitung und Datensicherung, Offenbarungs- und Ermittlungsbefugnisse sowie Zertifizierungen.

Das EuroCloud StarAudit (ECSA) ist ein in Europa einzigartiges Zertifizierungssystem, das anhand eines umfangreichen und zur Gänze offengelegten Kriterienkatalogs die Qualitätsstandards entlang der gesamten Cloud-Wertschöpfungskette überprüft. Zu den Prüfungskriterien gehören das Anbieterprofil, der physikalische Standort der Datenhaltung, die Vertrags- und Compliance-Bestimmungen, die Sicherheit und der Datenschutz sowie der Infrastrukturbetrieb und die damit verbundenen Prozesse sowie die Beurteilung der spezifischen Servicetypen IaaS, PaaS und SaaS.

Prozessorientierte Gesamtlösung

Ein weiterer Vorbehalt gegenüber Cloud Services ist ihre vermeintliche Inflexibilität. Davon abgesehen, dass eine moderne cloudbasierte Technical Data Management-Lösung das Ergebnis jahrelanger Erfahrung im Produktionsumfeld ist und damit die wichtigsten und häufigsten Prozesse in einer Information Supply Chain – von der automatisierten Erstellung von Dokumenten bis zu komplexen Freigaben – von Haus aus abbildet, bietet sie die Möglichkeit, individuelle Prozesse ohne Programmieraufwand (grafischer Prozesseditor) zu modellieren.

Die Beispiele aus der Smart Factory-Welt zeigen, wie eine prozessorientierte Lösung auf Cloud-Basis einen sicheren Datenaustausch unterstützen kann. Für KSB bedeutet die Einführung nicht nur eine deutliche Erleichterung in der Zusammenarbeit und eine signifikante Steigerung der Termintreue. Die digitale Technical Data Management-Lösung spart zudem rund 4.500 Arbeitsstunden pro Jahr, die nun für zusätzliche Projekte zur Verfügung stehen.

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