Assistenzsysteme Null-Fehler-Produktion

Das Durchschnittsalter der Beschäftigten in der österreichischen Industrie steigt rasant, die Anforderungen an Männer und Frauen in der Produktion ebenso. Die Produktlebenszyklen werden kürzer, die Variantenvielfalt explodiert, eine Toleranz der Kunden gegenüber Fehlern darf nicht erwartet werden. Bestes Beispiel: Die Automobilindustrie. Ein Motorenmodell hat zumindest zehn Produktvarianten mit jeweils unterschiedlichen Montagevorgaben. Die sollen vom Arbeiter am Band im Kopf behalten werden. Das bedeutet eine emotionelle Belastung und enormen Zeitaufwand für die Arbeitseinweisungen.

Ein virtueller Assistent soll Abhilfe schaffen. Gemeinsam mit dem BMW Motorenwerk in Steyr forscht PROFACTOR im Projekt ShowMe am virtuellen Assistenten, der die Arbeitsschritte des Werkers im Auge hat.

„Für den Arbeitnehmer bedeutet die Kontrolle in Echtzeit weniger Stress“, sagt Andreas Pichler, Robotik-Experte und Geschäftsführer von PROFACTOR. Das System überprüft nicht nur, es lernt auch selbständig. PROFACTOR setzt dabei auf langjährige Erfahrung mit kognitiver Bildverarbeitung. Das System beobachtet Montagehandgriffe – und beginnt, den Arbeitskräften neue, optimierte Montagereihenfolgen vorzuschlagen. „Langfristig soll ShowMe auch das Anlernen der Werker übernehmen“, sagt Pichler.

Wie ShowMe aussehen soll, ist noch nicht fix. Möglich sind Brillen mit Augmented Reality Technologie ebenso wie Displays und Tablets, auf denen das Werkstück und die Montageschritte anschaulich dargestellt werden. Die Akzeptanz des jeweiligen Geräts bei den Arbeitskräften spielt ebenso eine Rolle.

„Freundlichere“ Fabriken

Assistenzsysteme bedeuten nicht nur einen Schritt in Richtung Null-Fehler-Produktion, auch dem Ziel der Mass Customization in der Produktion kommt man damit näher. Mit der Forschung rund um industrielle Assistenzsysteme folgt das Unternehmen der Forderung nach „people-friendly Factories“ auf europäischer Ebene. Auch das Forschungsprojekt Locobot zielt in diese Richtung. Hier forscht PROFACTOR mit neun Partnern aus fünf Ländern am „Low Cost Robot Co Worker“ – einem Robotersystem im Baukastensystem, das auch für kleinere Unternehmen leistbar ist. Das Ziel ist ein Set an kinematischen Plug-and-Produce-Modulen. Präzise Aktuatoren und intelligente Sensoren sollen die Mensch-Maschine Kooperation möglich machen. Adaptive und flexible Roboter sind die Voraussetzung dafür.

Letztendlich bedeuten intelligente Assistenzsysteme eine Aufwertung des industriellen Arbeitsplatzes. Die für den unternehmerischen Erfolg entscheidenden und wertschöpfenden Prozesse werden vom Menschen ergonomisch ausgeführt. Prozesse mit geringerer Wertschöpfung übernimmt das flexible und adaptive System. „Dass sich in einer Fabrik jemand um schwere Teile aus einer Kiste bückt, ist ein Anachronismus“, sagt Pichler. „Locobot zielt auf höhere Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Skalierbarkeit ab. Das macht eine Ressourcen schonende, qualitativ höherwertige und kundenspezifischere Produktion möglich.“

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