interview

Die grüne Transformation beginnt laut Copa-Data mit gezielten Investitionen

Um nachhaltige und vor allem energieeffiziente Prozesse im eigenen Betrieb zu etablieren, ist eine optimierte Datengrundlage unerlässlich. Diese lässt sich jedoch nur durch eine kontinuierliche Digitalisierung der einzelnen Prozesse und den Einsatz entsprechender Software erreichen. Mit der Softwareplattform zenon von Copa-Data ist dies möglich. Doch weshalb sind gerade in Österreich noch nicht alle Industrieunternehmen auf den „grünen“ Zug aufgesprungen? Johannes Petrowisch, Geschäftsführer der Copa-Data GmbH, sprach in einem Videocast mit der AUTOMATION über die Hürden, Herausforderungen und Ziele, die man sich spätestens jetzt in Bezug auf Energieeinsparungen setzen sollte.

„Mit unserer Softwareplattform zenon begleiten wir Industriebetriebe aktiv auf ihrem Weg zu Net Zero. Dabei sorgen wir nicht nur für messbare Fortschritte, sondern geben dem eigenen Handeln auch einen Sinn – ein Aspekt, der mir persönlich und vielen Mitarbeitenden bei Copa-Data sehr am Herzen liegt.“ Johannes Petrowisch, Geschäftsführer der Copa-Data GmbH

„Mit unserer Softwareplattform zenon begleiten wir Industriebetriebe aktiv auf ihrem Weg zu Net Zero. Dabei sorgen wir nicht nur für messbare Fortschritte, sondern geben dem eigenen Handeln auch einen Sinn – ein Aspekt, der mir persönlich und vielen Mitarbeitenden bei Copa-Data sehr am Herzen liegt.“ Johannes Petrowisch, Geschäftsführer der Copa-Data GmbH

Herr Petrowisch, Energieeffizienz ist seit Jahren ein zentrales Thema der Industrie. Welche konkreten Maßnahmen sind für eine nachhaltige Transformation der Industrieunternehmen erforderlich?

Die wirtschaftlichen Herausforderungen der vergangenen Jahre – beginnend mit der Pandemie über steigende Lohnstückkosten bis hin zur Energiekrise und vielem mehr – haben die Bedeutung der Energieeffizienz enorm verstärkt. Vor allem energieintensive Unternehmen stehen dabei unter immensen Druck, ihre Kostenstruktur zu optimieren. Hier kann die Reduktion des Energieverbrauchs und der Einsatz eigener Energieerzeugung und -speicherung eine zentrale Rolle spielen. Neben der wirtschaftlichen Notwendigkeit ist es inzwischen auch eine strategische Entscheidung, nachhaltiger zu wirtschaften.

„Gerade kleine und mittelständische Unternehmen haben häufig noch einen niedrigen Digitalisierungsgrad. Doch nur durch präzise Kenntnis des Energieverbrauchs und seiner Verteilung können gezielte Optimierungen vorgenommen werden.“ Johannes Petrowisch, Geschäftsführer der Copa-Data GmbH.

„Gerade kleine und mittelständische Unternehmen haben häufig noch einen niedrigen Digitalisierungsgrad. Doch nur durch präzise Kenntnis des Energieverbrauchs und seiner Verteilung können gezielte Optimierungen vorgenommen werden.“ Johannes Petrowisch, Geschäftsführer der Copa-Data GmbH.

Ist diese Transformation mit Herausforderungen verbunden – etwa bei der Implementierung neuer Prozesse?

Definitiv. Die Umstellung auf energieeffiziente Prozesse erfordert eine tiefgehende Analyse bestehender Strukturen. Viele Unternehmen unterschätzen dabei, dass die Grundlage einer erfolgreichen Optimierung eine verlässliche Datenbasis ist. Ohne exakte Messwerte bleibt es schwierig, Verbesserungsmaßnahmen zielgerichtet zu analysieren und Maßnahmen umzusetzen. Digitalisierung ist dabei ein entscheidender Faktor.

Welche Prozesse setzt Copa-Data konkret um, um die Energiewende in der Industrie als Partner zu begleiten?

Unsere Softwareplattform zenon ermöglicht eine durchgängige Automatisierung und Optimierung von Produktions- und Energieprozessen. Ein zentraler Aspekt ist das Energiedatenmanagement: zenon erfasst und analysiert Energiedaten in Echtzeit, sodass Unternehmen Verbräuche präzise messen, Energieflüsse visualisieren und Effizienzpotenziale identifizieren und heben können. Ein weiterer Fokus liegt auf der Integration Erneuerbarer Energien, die auch durch die eigene Photovoltaikanlage produziert werden können. Unsere Software unterstützt die optimale Steuerung dieser Ressourcen, sodass Unternehmen ihren Energieverbrauch gezielt an die Verfügbarkeit Erneuerbarer Energien anpassen können.

Auch im Bereich Lastspitzenmanagement bietet unsere Lösung entscheidende Vorteile: Sie hilft, Energiekosten zu senken, indem Lastspitzen gekappt und Verbrauchsmuster optimiert werden. Zudem ermöglicht die kontinuierliche Datenerfassung in Kombination mit KI-gestützter Predictive Maintenance die Früherkennung von Wartungsbedarf. So lassen sich nicht nur Ausfallzeiten minimieren, sondern auch unnötiger Energieverbrauch durch unwirtschaftliche Anlagen verhindern. Schließlich unterstützen wir Unternehmen bei der Einhaltung internationaler Energie- und Nachhaltigkeitsstandards wie ISO 50001. Das ist eine internationale Norm für Energiemanagementsysteme, die Unternehmen dabei hilft, ihre Energieeffizienz kontinuierlich zu verbessern und gesetzliche Anforderungen zu erfüllen.

Nun zeichnet sich der Weg zu einer grünen Transformation oft durch die bereits erwähnten Herausforderungen ab. Wie motivieren Sie sich bzw. Unternehmen, den Weg kontinuierlich fortzuführen und das Ziel der Energieeffizienz weiter zu verfolgen?

Wir sprechen hier von zwei wesentlichen Entwicklungen: der digitalen und der grünen Transformation. In diesem Zusammenhang hat sich der Begriff „Twin Transition“ etabliert, der beide Megatrends miteinander verknüpft. Der Fokus liegt dabei auf Resilienz und Nachhaltigkeit – sowohl in den betrieblichen Abläufen als auch im Produktportfolio von Unternehmen. Anstatt Digitalisierung und Nachhaltigkeit getrennt zu betrachten, kombiniert die Twin-Transition-Strategie diese beiden entscheidenden Bereiche, um erhebliche Vorteile in Effizienz und Produktivität zu erzielen. Hierbei spielt unsere Software eine entscheidende Rolle: Sie liefert nicht nur die Datenbasis für fundierte Entscheidungen, sondern schafft greifbare Lösungen, die es ermöglichen, direkt positive Veränderungen herbeizuführen. Dies gibt dem eigenen Tun einen spürbaren Sinn – indem es Unternehmen befähigt, konkrete Maßnahmen umzusetzen, die sowohl nachhaltig als auch wirtschaftlich sind. Denn nur mit qualitativ hochwertigen und vollständigen Daten lassen sich klare Energieverbrauchsanalysen und gezielte Nachhaltigkeitsinitiativen entwickeln.

Wie viel Aufklärungsarbeit bedarf es noch? Oder anders gefragt: Was sind die drängendsten Fragen, die diesbezüglich an das Copa-Data-Team gestellt werden?

In den vergangenen Jahren hat der Bedarf an Überzeugungsarbeit spürbar nachgelassen – nicht zuletzt aufgrund des steigenden Kostendrucks. Unternehmen erkennen zunehmend, dass höhere Energieeffizienz direkte und nachhaltige Einsparungen im laufenden Betrieb ermöglicht. Zwar erfordert die Umsetzung zunächst eine Investition, doch die langfristigen Kostenersparnisse überwiegen deutlich. Der Return on Investment (ROI) lässt sich dabei klar beziffern, was die Entscheidung für energieoptimierte Maßnahmen erleichtert. Angesichts steigender Energiepreise amortisieren sich diese Investitionen noch schneller als bisher – ein wirtschaftliches Argument, das immer mehr Unternehmen überzeugt.

Wie gut sind Unternehmen hierzulande bereits aufgestellt, wenn es um Einsparungen geht?

Es gibt definitiv noch Luft nach oben. Wie gesagt, hängt das Einsparungspotenzial stark vom Digitalisierungsgrad ab, da erst präzise Daten eine fundierte Optimierung ermöglichen. Besonders in der heimischen KMU-Landschaft sind die digitalen Prozesse oft noch wenig ausgereift, was die Identifizierung und Umsetzung von Energieeinsparungen erschwert. Doch Unternehmen, die in diesem Bereich aufholen, können nicht nur ihre Energiekosten erheblich senken, sondern auch ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern. Ein Unternehmen, das proaktiv auf Energieeffizienz setzt, hat einen klaren Vorteil, besonders in einer Zeit, in der Energiepreise steigen und Nachhaltigkeit zunehmend von Kunden, Partner, Behörden und weiteren Stakeholdern wie Banken und Versicherungen erwartet wird.

Gibt es globale Unterschiede bei der Umsetzung?

Ja, es gibt deutliche Unterschiede, da die Rahmenbedingungen weltweit variieren. In Europa spielt die Regulierung eine zentrale Rolle, während in anderen Regionen oft wirtschaftliche oder sicherheitspolitische Faktoren im Vordergrund stehen. Copa-Data ist stolz darauf, Associate Partner des Weltwirtschaftsforums zu sein und einen wertvollen Beitrag zur Industry Net Zero Accelerator-Initiative des WEF u.a. in Form von veröffentlichten Success Stories zu leisten. Dort bringen wir unsere Expertise aktiv in die Entwicklung innovativer Lösungsansätze ein und profitieren gleichzeitig von den wertvollen Erfahrungen aus internationalen Projekten.

Ein wesentlicher Faktor ist auch die Qualität der Daten. In der Vergangenheit wurde dieser Aspekt oft zu wenig berücksichtigt. Stimmen Sie dem zu?

Absolut. Die Qualität der Daten entscheidet darüber, wie und ob Prozesse erfolgreich umgesetzt werden können. Viele Unternehmen sind oft schon zufrieden, wenn sie überhaupt Messwerte vorliegen haben – doch ob diese tatsächlich die Realität widerspiegeln, bleibt oft unklar. Bei Copa-Data haben wir immer wieder erlebt, dass Unternehmen nach der Implementierung unserer Lösung einen „Aha-Moment“ hatten. Denn plötzlich standen ihnen präzise, verlässliche Daten zu ihren Anlagen und Maschinen zur Verfügung – oft zum ersten Mal. In vielen Fällen wurde zuvor über Jahrzehnte hinweg mit ungenauen oder fehlerhaften Daten gearbeitet. Die Folge: falsche Entscheidungen, ungenutzte Einsparpotenziale und ineffiziente Prozesse.

Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz in diesem Prozess?

KI wird eine immer wichtigere Rolle spielen – vorausgesetzt, die Datenqualität stimmt. Denn wenn fehlerhafte oder unvollständige Informationen in KI-Modelle einfließen und damit trainiert werden, können diese keine zuverlässigen und korrekten Handlungsempfehlungen liefern. Wir sehen KI als wertvolle Ergänzung, um Datenanalysen zu verfeinern und Energieeffizienzmaßnahmen noch gezielter umzusetzen. Durch intelligente Algorithmen lassen sich Muster erkennen, Prognosen erstellen und Optimierungsmaßnahmen anpassen – ein entscheidender Schritt hin zu einer noch effizienteren Energienutzung.

Wie sehen Sie die Zukunft der Energieeffizienz innerhalb der Industrie?

Der Wandel hin zu einer nachhaltigen Produktion ist ein dynamischer und fortlaufender Prozess. Neue Technologien entstehen, Regulierungen werden angepasst und Unternehmen müssen flexibel auf diese Entwicklungen reagieren. Besonders in Europa gewinnt das Thema durch gesetzliche Berichtspflichten wie das ESG-Reporting weiter an Bedeutung. Unternehmen sind zunehmend gefordert, sich intensiv mit Energieeffizienz und Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen – nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus wirtschaftlicher Notwendigkeit.

Was empfehlen Sie Unternehmen, die sich noch nicht intensiv mit den besprochenen Themen beschäftigt haben?

Der erste Schritt ist die klare Zieldefinition: Was möchte das Unternehmen in Bezug auf Energieeffizienz und Nachhaltigkeit erreichen? Diese Ziele sollten die Grundlage für die Datenerfassung und Digitalisierung bilden, die konsequent vorangetrieben werden müssen. Die Investition in diese Bereiche zahlt sich langfristig aus, da sie nicht nur zu einer Reduzierung der Energiekosten führt, sondern auch dabei hilft, regulatorische Anforderungen zu erfüllen und somit Wettbewerbsvorteile zu sichern. Unternehmen, die frühzeitig in ihre Energieeffizienz investieren, positionieren sich als Vorreiter im Bereich Nachhaltigkeit, was nicht nur ihre Kosten senkt, sondern auch das Vertrauen von Kunden und Partnern stärkt.

Vielen Dank für das Gespräch!

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