interview

Fachgerechte Entsorgung von IPCs, SPSen und HMIs

Wenn sich „die Richtigen“ treffen, entstehen mitunter Ideen, die eine nachhaltige Wirkung entfalten. Denn genau das passierte, als T&G-Geschäftsführer Harald Taschek und Dieter Hundstorfer, Partnermanager bei AfB, bei einer Veranstaltung zum Thema Kreislaufwirtschaft ins Reden kamen. Was damals laut angedacht wurde, ist mittlerweile startklar: Das Angebot an alle produzierenden Unternehmen, ihre in die Jahre gekommenen OT-Geräte auf sichere, soziale sowie grüne Art entsorgen und Teile davon gegebenenfalls zu einem zweiten Leben erwecken zu lassen.

V.l.n.r.: Dieter Hundstorfer (Partnermanager bei AfB) und T&G-Geschäftsführer Harald Taschek kümmern sich um eine professionelle Entsorgung von in die Jahre gekommenen IPCs, HMIs und SPSen.

V.l.n.r.: Dieter Hundstorfer (Partnermanager bei AfB) und T&G-Geschäftsführer Harald Taschek kümmern sich um eine professionelle Entsorgung von in die Jahre gekommenen IPCs, HMIs und SPSen.

Wie kam es dazu, dass sich T&G und AfB zusammentaten, um gemeinsam das Ziel einer fachgerechten Entsorgung bzw. Wiederverwertung von Industrieelektronik zu verfolgen?

Harald Taschek: Wir lernten uns Ende 2021 auf einer Veranstaltung zum Thema Kreislaufwirtschaft kennen. Und als wir uns in der Pause darüber austauschten, welchen Beitrag T&G bzw. AfB zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit wertvollen Ressourcen leisten bzw. zusätzlich noch leisten könnten, stand schnell die Idee eines Gemeinschaftsprojekts im Raum. Denn als Dienstleister für Abholung, Datenvernichtung und Entsorgung von nicht mehr benötigten IT- und Mobilgeräten ist die AfB social & green IT GmbH Spezialist in einem Bereich, wo es auf der OT-Seite an entsprechenden Angeboten mangelt: Teilweise werden ausgediente IPCs, SPSen und HMIs nämlich noch immer bedenkenlos den Standard-Müllentsorgern übergeben – und das in einer Zeit, in der die ISO 27001, die IEC 62443 und die DSGVO zu einem sorgsamen Umgang mit sensiblen Daten verpflichten. Auf solchen Devices könnten durchaus Produktionsrezepte, Benutzernamen, Passwörter, mitarbeiterbezogene Informationen oder andere Betriebsgeheimnisse zu finden sein.

Dieter Hundstorfer: Eine sichere zertifizierte Löschung von Datenträgern nach internationalen Standards bzw. eine Vernichtung gemäß der DIN-Norm 66399 ist aber nur ein Teil unseres Geschäfts. Die Abkürzung AfB steht für „Arbeit für Menschen mit Beeinträchtigung“. Wir sind Europas größter gemeinnütziger IT-Refurbisher, der unter dem Claim „social & green IT“ Arbeitsplätze für Menschen mit einer Beeinträchtigung schafft und dabei nachweislich umweltschonend handelt. Im Vorjahr wurden alleine in Österreich mehr als 58.6000 gebrauchte IT-Geräte von AfB bearbeitet. 77 % davon konnten wir wiedervermarkten. Damit halfen wir, gemeinsam mit unseren Partnerunternehmen, mehr als 38 Millionen Liter Wasser, 20.000 MWh Energie, 3.300 Tonnen Rohstoffe sowie den Ausstoß von 5.300 Tonnen CO₂ einzusparen, wie wir mit der jüngsten, zusammen mit der gemeinnützigen Klimaschutzorganisation myclimate erstellten Ökobilanz-Studie belegten.

AfB besitzt Festplattenschredder, die unlöschbare Datenträger (bis Schutzklasse 3) zerstören.

AfB besitzt Festplattenschredder, die unlöschbare Datenträger (bis Schutzklasse 3) zerstören.

Wenn ich das richtig verstehe, war AfB bisher ausschließlich im IT-Bereich tätig?

Dieter Hundstofer: Ja, weil wir bisher vor allem als Refurbisher auftraten, der ausgemusterte Smartphones, Notebooks, PCs etc. durch eine professionelle Wiederaufbereitung länger nutzbar macht. Mittlerweile haben wir aber auch eine eigene Zerlegestraße in Klagenfurt, in der nicht mehr vermarktbare Gebrauchtgeräte in ihre Einzelteile zerlegt und nach Fraktionen getrennt werden. Schließlich ist es sinnvoll, wertvolle Metall- oder Edelmetallanteile einer regionalen Wiederverwertung zuzuführen anstatt diese außerhalb Europas meist umweltschädigend zu verbringen. Abgesehen davon sieht der Gesetzgeber eine fachgerechte Entsorgung von Elektroschrott vor.

Die AfB-Mitarbeiter in der Zerlegestraße in Klagenfurt leisten einen wertvollen Beitrag dazu, dass die Rohstoffe alter und gebrauchter IT- und OT-Geräte wiederverwertet werden können. (Foto AfB GmbH)

Die AfB-Mitarbeiter in der Zerlegestraße in Klagenfurt leisten einen wertvollen Beitrag dazu, dass die Rohstoffe alter und gebrauchter IT- und OT-Geräte wiederverwertet werden können. (Foto AfB GmbH)

Das heißt, die zerstörerische Methode mit dem Hammer ist nicht zulässig?

Dieter Hundstorfer: Diese entspricht weder den Vorgaben des Abfallwirtschaftsgesetzes noch den aktuell geltenden Datenschutzbestimmungen. Schließlich gibt es Spezialfirmen, die selbst dann noch Inhalte auf Festplatten rekonstruieren können, wenn diese an sich „Opfer“ eines Vollbrands wurden. Die früher oftmals gehandhabte Methode, einfach ein paar Löcher zu bohren, funktioniert übrigens auch nicht: Die unbeschädigten Sektoren können unter Umständen trotzdem ausgelesen werden.

Bei uns erfolgt der ganze zertifizierte Datenvernichtungsablauf DSGVO-konform. Die Altgeräte, die Datenspeicher enthalten, werden von geschulten AfB-Mitarbeitern abgeholt und in versperrbaren Rollgitterwägen oder Kisten zu unseren Niederlassungen transportiert und sofort in gesicherte Sperrlager verbracht. Für alle gelöschten und geschredderten Datenträger gibt es einen entsprechenden Nachweis und auch sonst werden alle relevanten Auftragsdetails – z. B. Seriennummern, Typenbezeichnungen, Hersteller der einzelnen Produkte, Produktgewichte etc. – sauber erfasst, mit einer Log-ID verknüpft und ordnungsgemäß mit entsprechenden Reports dokumentiert.

Harald Taschek: Ordnungsgemäß ist ein gutes Stichwort. Der Gesetzgeber macht zunehmend Druck auf produzierende Industrieunternehmen und fordert immer mehr Transparenz sowie die Übernahme von sozialer und ökologischer Verantwortung ein. Mit dem EU-Kreislaufwirtschaftspaket soll u. a. eine erweiterte Herstellerverantwortung bei Elektro- und Elektronikgeräten kommen. Die Nachhaltigkeitsberichterstattung wird derzeit ebenfalls auf neue Beine gestellt. Die künftig in Kraft tretende CSR-Richtlinie (Corporate Sustainability Reporting Direktive) wird, wie es aussieht, noch mehr Unternehmen in die Pflicht nehmen als die bisher geltende Nonfinancial Reporting Directive (NFRD). Das zeigt eindeutig, wohin die Reise geht.

Teilweise sind es auch die Firmen selbst, die von ihren Geschäftspartnern und Lieferanten den Nachweis eines umweltbewussten Handelns verlangen. Das bedeutet: Ein kleiner CO2-Fußabdruck wird zunehmend zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor.

Zur sicheren Datenlöschung wird auf die Löschsoftware von Blancco mit Komponenten-Erkennung gesetzt.

Zur sicheren Datenlöschung wird auf die Löschsoftware von Blancco mit Komponenten-Erkennung gesetzt.

Und mit einer fachgerechten Entsorgung von Altgeräten bei AfB lassen sich „Gutpunkte“ sammeln?

Harald Taschek: Definitiv, zumal dieses Angebot nachweislich sowohl grüne wie auch datenschutzrechtliche Ansprüche erfüllt. Gleichzeitig wird mit einer Auftragsvergabe an diesen gemeinnützigen Entsorgungsfachbetrieb soziale Verantwortung übernommen. So soll der Einstieg ins Industrieelektronik-Recycling dabei helfen, den Mitarbeiterstand in der Zerlegestraße in Klagenfurt zu erhöhen und einen Zwei-Schicht-Betrieb einzuführen.

v. l.: AfB-Partnermanager Dieter Hundstorfer und T&G-Geschäftsführer Harald Taschek setzen sich gemeinsam für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft bei Industrieelektronik-Komponenten ein.

v. l.: AfB-Partnermanager Dieter Hundstorfer und T&G-Geschäftsführer Harald Taschek setzen sich gemeinsam für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft bei Industrieelektronik-Komponenten ein.

Welche Altgeräte können in Klagenfurt zerlegt werden?

Harald Taschek: Erste Testläufe wurden mit Industrie PCs, SPSen und HMIs absolviert. Also bitte her mit nicht mehr in Verwendung befindlichen Altgeräten. Wir sind sicher, dass wir aus diesen noch einiges Wiederverwertbare rausholen können.

Ich denke, dass sich derzeit noch zahlreiche Maschinensteuerungen aus den 80er- und 90er-Jahren im Einsatz befinden, die schön langsam reif für einen Austausch werden. In solchen Fällen sollte man künftig vollautomatisch an T&G und AfB denken, egal von welchem Hersteller die Produkte sind. Wir nehmen alle Marken zurück.

Was motivierte Sie beide zu diesem Gemeinschaftsprojekt?

Harald Taschek: Für T&G muss eine Rückbesinnung auf die „nachhaltigen Vier“ – Reduce, Repair, Reuse und Recycle – gar nicht erst „von oben“ verordnet werden. Wir sind seit jeher dafür bekannt, möglichst nichts verschwenden zu wollen. Dieses Bestreben ist tief in unserer Firmen-DNA verankert und äußert sich auf unterschiedlichste Art und Weise. Die Zusammenarbeit mit AfB ist ein weiteres Beispiel dafür. Denn selbst Abfall lässt sich als Ressource nutzen.

Dieter Hundstorfer: Mit der Kooperation und der Ansprache von OT-Abteilungen können wir unser Dienstleistungsportfolio erweitern und zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Demzufolge freuen wir uns über alle Mitmacher!

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