interview

Rittal Blue e+ S: Es ist Zeit zum Handeln - Energieeffizienz bei weniger Kosten

Unternehmen müssen – um langfristig erfolgreich zu sein – zukunftsorientierte, smarte und vor allem funktionierende Lösungen finden, die die steigenden Strompreise und den wachsenden Energiebedarf mit dem Nachhaltigkeitsgedanken in Einklang bringen. Steuerungs- und Schaltanlagenbauer sind etwa durch die Miniaturisierung im Schaltschrank mit höherer Wärmebelastung konfrontiert, die es zu kompensieren gilt. Ing. Marcus Schellerer, Geschäftsführer von Rittal Österreich, rät nicht nur zu Änderungen von Verhaltensmustern im smarten Büroalltag und im Produktionsumfeld, sondern auch zum Umstieg auf energieeffiziente Kühllösungen wie die Rittal Blue e+ Serie.

Umweltschutz und wirtschaftliches Denken per se schließen sich nicht aus. Rittal hat dazu bereits vor zehn Jahren seine Klimatisierungsrange anhand vernünftigster Lösungen und ohne Überdimensionierungen gestartet.

Ing. Marcus Schellerer, Managing Director von Rittal Österreich

Umweltschutz und wirtschaftliches Denken per se schließen sich nicht aus. Rittal hat dazu bereits vor zehn Jahren seine Klimatisierungsrange anhand vernünftigster Lösungen und ohne Überdimensionierungen gestartet.
Ing. Marcus Schellerer, Managing Director von Rittal Österreich

Herr Schellerer, ein ressourcenschonender Umgang mit unserer Umwelt ist eine konkrete wirtschaftliche Anforderung. Dazu kommt der Ruf nach mehr Effizienz aufgrund einer Energieverknappung und der damit verbundenen steigenden Kosten. Wie ist Ihr Zugang zu diesem Thema?

In den letzten 10 bis 15 Jahren haben wir uns zu einer Wegwerfgesellschaft entwickelt. Man hat als Unternehmen versucht, für den Kunden bzw. Konsumenten Produkte zu kreieren und produzieren, die innovativ sind, ein ansprechendes Design haben und zudem mit Funktionalität punkten. Der Aspekt des Reparierens ist dabei völlig in den Hintergrund getreten. Häufig ist das gar nicht mehr möglich. Das ist eine besorgniserregende Entwicklung, denn es sind wertvolle Rohstoffe, die hier verbaut und dann letztendlich geschreddert werden. Diese kostbaren Rohstoffe könnte man durch ein Umdenken und eine andere Politik schonender einsetzen. Sie werden teilweise in fernen Ländern abgebaut und über weite Strecken mit verschiedensten Transportmitteln befördert, um dann viel zu schnell wieder entsorgt zu werden. Genau das ist letztendlich der Kreislauf, der verlangsamt werden muss. Denn, wie gesagt, es ist fünf vor zwölf.

Und zum Thema Energie: Wir von Rittal sind immer vorne dabei, wenn es darum geht, dem Kunden energieeffiziente Lösungen anzubieten. Natürlich muss hier zuerst die ganze Wertschöpfungskette Folgendes akzeptieren: Um der Umwelt etwas Gutes zu tun, müssen wir vorne und nicht hinten anfangen. Ein gutes Beispiel ist die Schaltschrankklimatisierung. Wer hier aus preislichen Gründen ein nicht energieeffizientes Gerät an den Schaltschrank schraubt und dieses dann nach zwei oder drei Betriebsjahren aus Effizienzgründen tauscht, spart am falschen Ende. Ich glaube, man muss auch einmal dem Endanwender als Lösungsanbieter vorrechnen können, welchen Mehrwert er hat, wenn er gleich zu Beginn um x-Prozent mehr investiert und sich dann im Nachgang ein Vielfaches erspart. Mit unseren einzigartigen Blue e+ Geräten sparen Anwender bis zu 75 % Energie im Vergleich zu anderen Kühlgeräten. Und das ist – nicht nur in der heutigen Zeit – bares Geld. Das können auch unsere Kunden bestätigen, die teilweise sogar höhere Werte erreichen.

Zur IT-Klimatisierung haben wir uns ebenfalls Gedanken gemacht. Früher wurden Serverräume und Rechenzentren mit riesigen Umluftkühlgeräten auf 20 Grad herunter gekühlt. Auch hier war Rittal ein Trendsetter und hat mit einem Luft-Wasser-Wärmetauscher – dem sogenannten LCP – eine Klimatisierungslösung geschaffen, die dort kühlt, wo die Hitze entsteht.

In den letzten Jahren hatte man immer wieder das Gefühl, dass es Unternehmen bei Energieeinsparung weniger um den Umweltgedanken als vielmehr um Kostenreduzierung geht. Schließen sich Ihrer Meinung nach also Umweltschutz und wirtschaftliches Denken aus?

Es schließt sich dann ein Stück weit aus, wenn in der Politik keine Regularien dafür geschaffen werden. Wenn wir in Europa Maßnahmen ergreifen, um Umweltschutz zu betreiben, dann entstehen unweigerlich Kosten. In anderen Teilen der Welt sieht man das Thema Umweltschutz etwas anders als hier, z. B. in Asien oder in Amerika. Wenn von dort dann Billigprodukte, die keinen preislichen Aufschlag für die Mehrkosten aus dem Umweltschutz tragen – ganz einfach, weil es dort keinen Umweltschutz gibt – zu uns kommen, ja dann führt das zu einer massiven Wettbewerbsverzerrung. Davor warne ich eindringlich.

In Europa muss man zudem aufpassen, dass der soziale Frieden nicht in Schieflage gerät. Die obere Mittelschicht kann sich Umweltschutzmaßnahmen durchaus leisten. Für die Menschen in prekären Verhältnissen ist es natürlich schwieriger. Da ist die europäische Politik gefordert, gute, vertretbare und vor allem faire Ausgleichslösungen zu finden. Also Umweltschutz und wirtschaftliches Denken per se schließen sich nicht aus, wenn die Rahmenbedingungen vorhanden sind.

Die neuen Kühlgeräte mit kleineren Kühlleistungen von 300, 500 und 1.000 Watt erweitern unter dem Namen „Blue e+ S“ die Blue e+ Familie von Rittal um weitere smarte Talente.

Die neuen Kühlgeräte mit kleineren Kühlleistungen von 300, 500 und 1.000 Watt erweitern unter dem Namen „Blue e+ S“ die Blue e+ Familie von Rittal um weitere smarte Talente.

Unternehmen spielen oft eine Vorreiterrolle und setzen nachhaltige, umweltfreundliche Strategien um – und das meist schneller, als es die Gesetze vorschreiben. Welchen Eindruck haben Sie dazu?

Wenn man sich ein bisschen mit Politik beschäftigt, erkennt man schnell, dass die Herausforderungen für die Politiker in Wahrheit nicht umsetzbar sind. Was meine ich damit? Wir haben Anforderungen im großstädtischen Bereich und die gleichen Vorgaben für das sehr zerstreute, ländliche Gebiet. Die thermische Sanierung von Wohnbauten ist ein sehr gutes Beispiel. Am Land leben die Menschen vor allem in Einfamilienhäusern. Sie sind Eigentümer und haben einen spürbaren Nutzen, wenn sie ihr Haus isolieren. Aber in Wien, wo ich selbst lebe, gibt es sehr viele Mietwohnungen. Dem Vermieter ist es in den meisten Fällen relativ egal, ob der Mieter viel oder wenig Geld für die Heizung zahlen muss. Die Politik bringt plakative Lösungen, die technisch oder besser gesagt in der Praxis oftmals gar nicht umsetzbar sind.

Im Vergleich dazu haben Unternehmen, die sich – auch teilweise aus Eigennutz – intensiv mit diesen Themen beschäftigen, einen sehr großen Vorteil. Sie entwickeln und testen ihre Lösungen selbst und gewissenhaft. Sie wissen, was sie tun, wie sie es tun und sehen oft sofort einen spürbaren Mehrwert – oder auch nicht. Damit gebe ich Ihnen recht, dass das Unternehmertum eine große Vorreiterrolle spielt. Und die Politik sollte sich daran orientieren und umsetzbare Gesetze verabschieden.

Speziell für Photovoltaikanlagen >30 kVA im Netzparallelbetrieb bietet Rittal den AC-Verteiler auf Basis des Kompakt-Schaltschranks AX.

Speziell für Photovoltaikanlagen >30 kVA im Netzparallelbetrieb bietet Rittal den AC-Verteiler auf Basis des Kompakt-Schaltschranks AX.

Was können Unternehmen, produzierende Betriebe oder die Industrie generell tun, um ihren Footprint zu reduzieren?

Ich denke, wir müssen plakativer unser Potenzial aufzeigen und dann auch nutzen. Unser Unternehmen ist ein Handelsunternehmen mit Außendienst. Wenn wir beispielsweise die Routenplanung unserer Außendienst-Kollegen cleverer anlegen würden, z. B. Sternfahrten nur mehr in Ausnahmefällen zulassen, dann können wir schon etwas erreichen. Wir heizen am Standort in Wien mit Gas, wechseln nun aber auf eine Photovoltaikanlage kombiniert mit einer Wärmepumpe. Und da sind wir wieder bei der Politik. Wenn so etwas gut gefördert wird, sind auch kleinere Unternehmen bereit, umzusteigen. CO₂ entsteht ja auch sehr stark in der Energieerzeugung.

In meiner Wahrnehmung ist in den letzten Jahren das Energiesparen stark in den Hintergrund geraten. Gerade in einem Büro hat man immer hunderte von Netzteilen, die 24/7/365 angesteckt sind. Hier muss man den Mitarbeitern wieder klarmachen, wie viel Energie sie übers Jahr sparen können, wenn sie am PC vor dem Heimgehen den Stand-by-Modus ausschalten. Es sollte also in kleinen, verständlichen Dosen den Mitarbeitern kommuniziert werden, welchen Beitrag sie selbst durch leicht durchzuführende Maßnahmen am Arbeitsplatz leisten können. Die Vorstellung einer Einsparung von 400 Tonnen CO₂ durch den Umstieg auf eine Hackschnitzelheizung ist für die meisten schwer greifbar. Was sind schon 400 Tonnen CO₂? Also ich denke, Bewusstsein muss durch leicht verständliche und aus dem Alltag gegriffene Beispiele geschaffen werden.

Ein weiterer Punkt ist die Nutzung von modernen Medien. Ich selbst bin ja ein großer Freund von Face-to-Face-Meetings, aber man muss nicht für jedes Meeting kreuz und quer fahren. Manche Meetings könnte man auch leicht per Web machen. Ein sehr spannender und wenig bekannter Aspekt für jeden von uns: Nur die wenigsten wissen, wie viel Energie eine Google-Abfrage kostet. Das sind nämlich auch einige Kilowattstunden und dahinter liegen wieder einige Tonnen CO₂. Das sollte man bedenken, wenn man – so wie es heute üblich ist – ständig am Handy hängt und Dr. Google befragt. Es ist also eine Methode der kleinen Schritte, mit der wir alle – also jedes Unternehmen, aber auch jede einzelne Person – durch verschiedene Maßnahmen, von Energiesparen bis Energie produzieren, unseren Beitrag leisten können.

Seit wann beschäftigt sich Rittal mit Energieeffizienz und Reduktion des CO₂-Footprints bei den Produktentwicklungen?

Die von der Digitalisierung angetriebene Miniaturisierung der Komponenten führt zu einer hohen Dichte im Schaltschrank und damit zu anderen Anforderungen an die Klimatisierung. Den Spagat zwischen Energieeffizienz, Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz schafft man nur, indem man sich intensiv mit Forschung und Entwicklung beschäftigt. Und das macht Rittal nicht erst seit gestern. Kühlgeräte waren für uns immer schon ein Benchmark für weitere Entwicklungen und der Umweltschutzgedanke ist auch immer schon im Fokus gestanden.

Wir haben vor zehn Jahren bereits gestartet unsere Klimatisierungsrange anhand der vernünftigsten Lösungen und ohne Überdimensionierungen zu bewerben. Zudem haben wir beim TÜV Nord prüfen lassen, ob die angegebene Leistung auch tatsächlich bei unseren Geräten zur Verfügung steht. Und da haben wir in der Regel immer besser abgeschnitten als die am Typenschild ausgewiesene Leistung. Der Kunde kann sich drauf verlassen, dass das, was er kauft, bei Rittal auch drinnen ist. Er braucht sich also nicht den Kopf zerbrechen, ob nun statt 1.500 W vielleicht nur 1.200 W zur Verfügung stehen und muss folglich nicht – vielleicht aus Sorge um die Leistung – auf ein höher dimensioniertes Gerät mit 2.000 W ausweichen.

Plant Rittal in nächster Zeit weitere Projekte oder Produkte, die auf Nachhaltigkeit abzielen?

Innovationen sind für uns wie unsere DNA. Konkret kann und will ich noch nichts dazu sagen, aber freuen Sie sich auf die nächsten Messen in Österreich, Deutschland und auf der ganzen Welt. Rittal wird auch in Bezug auf Nachhaltigkeit mit neuen Konzepten und Lösungen überraschen!

Herr Schellerer, besten Dank für das interessante Gespräch!

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