interview

Alternativen zu Energieeinsparungen gibt es laut Weidmüller nicht

Der Einsatz von Energie und Ressourcen in der industriellen Produktion ist ein Kostenfaktor. Zudem spielen Energieeinsparungen bzw. der Einsatz alternativer Energien seit geraumer Zeit eine Rolle – nicht nur im industriellen Umfeld. Wolfgang Weidinger, Geschäftsführer Weidmüller Österreich, möchte ganz nach dem Weidmüller Grundgedanken mit gutem Beispiel vorangehen und Messbares leisten. Dies sei möglich, meinte Jürgen Kitzler, Automation Sales Engineer bei Weidmüller Österreich. Inwiefern verrieten beide in einem Gespräch.

Ing. Wolfgang Weidinger, Geschäftsführer bei Weidmüller Österreich, äußert sich unter anderem zu den grünen Zielen Weidmüllers.

Ing. Wolfgang Weidinger, Geschäftsführer bei Weidmüller Österreich, äußert sich unter anderem zu den grünen Zielen Weidmüllers.

Ing. Wolfgang Weidinger
Geschäftsführer bei Weidmüller Österreich

„Der ROI ist bei der Investition in ein Energiesparmanagementsystem immer dann kürzer, je teurer die Energie ist bzw. noch wird. Deswegen steigt das Interesse an ResMa derzeit enorm.“

Herr Weidinger, Unternehmen werden nicht erst seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine zum Energiesparen angehalten, dennoch seitdem verstärkt. Nun geht Weidmüller seit Jahren selbst mit gutem Beispiel voran. Für das Unternehmen ist Energieeffizienz ein wesentlicher Bestandteil der eigenen Philosophie. Wird dieser „grüne Gedanke“ auch in der Praxis umgesetzt?

Wolfgang Weidinger: Auf jeden Fall. Wir von Weidmüller leben seit Jahren diesen grünen Gedanken, auch in unseren eigenen Werken, denn wer Wasser predigt, sollte nicht nur Wein trinken. Die Netzqualität und die Energieflüsse werden bei uns auf insgesamt 6.600m² überwacht und für die Fertigung und Prozessoptimierung herangezogen. Die jährlichen Einsparungen belaufen sich dadurch auf etwa 1.665 t CO₂. Es ist doch so: Energie hat seit Jahrzehnten wenig gekostet. Von daher waren Themen wie Energie-Einsparmethoden bzw. -analysen in den Unternehmen weniger ein Thema, mit dem man sich gezielt beschäftigen musste. Nun ist es mehr oder weniger „en vogue“ –, um es einmal so salopp auszudrücken.

Rema Compact Bundle: ResMa ist eine webbasierte Energie- und Ressourcenmanagementlösung, die über Software- und Hardware-Konnektoren an diverse Plattformen und Geräte angebunden werden kann.

Rema Compact Bundle: ResMa ist eine webbasierte Energie- und Ressourcenmanagementlösung, die über Software- und Hardware-Konnektoren an diverse Plattformen und Geräte angebunden werden kann.

Jürgen Kitzler
Automation Sales Engineer bei Weidmüller Österreich

„Auch wenn der Energiemarkt schwankt, darf das Thema Energie und Ressourcenmanagement nicht zu weit aus dem Fokus der Unternehmer rücken. Neben finanziellen Aspekten sollten immer auch die Reputation von Unternehmen und der ökologische Gedanke im Auge behalten werden.“

Der Druck auf die Unternehmen nimmt von allen Seiten zu und oftmals agieren diese erst dann. Stimmen Sie dem zu?

Das ist richtig. Man muss sich derzeit gezielt mit den Kosten und dem Verbrauch von Energie auseinandersetzen. Gleichzeitig spielen auch die Nachhaltigkeitsanforderungen eine entscheidendere Rolle. Als Unternehmer bin ich ergo damit konfrontiert, wie ich Energie und deren Verbrauch erfassen bzw. messen und auswerten kann und darüber hinaus auch eine Analyse in Betracht ziehe, um schlussendlich Energie-Einsparmaßnahmen zu ergreifen.

Zur Datenerfassung stehen je nach Anforderung und Gegebenheiten verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Das Verwenden von Connectoren bzw. Loggern unabhängig vom Server auf einer gesonderten Hardware zu betreiben, bringt Vorteile mit sich.

Zur Datenerfassung stehen je nach Anforderung und Gegebenheiten verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Das Verwenden von Connectoren bzw. Loggern unabhängig vom Server auf einer gesonderten Hardware zu betreiben, bringt Vorteile mit sich.

Gibt es Unternehmen, die ihre „Hausaufgaben“ bereits gemacht haben?

Die größeren Unternehmen sind meist diejenigen, die diese Punkte seit längerer Zeit in Betracht ziehen und Lösungen gezielt einsetzen. Wir sprechen hierbei vor allem die Betriebe an, die auch viel Energie verbrauchen. Es kommt also ganz gezielt auf die Unternehmensgröße an. Weiters gibt es die sogenannten Filialbetriebe, wo jede einzelne Filiale mit anderen gebenchmarkt wird. Hier ist bereits eine große Anzahl an Betrieben vorhanden, die beim Energiesparen Erfolge erzielen. Kleine und mittlere Betriebe werden jetzt erst aktiv.

PLC Connector mit u-control: Im Rahmen der Automatisierung werden immer mehr physische Geräte in Netzwerke eingebunden. Das fördert den Trend zur Annäherung von IT- und OT-Systemen.

PLC Connector mit u-control: Im Rahmen der Automatisierung werden immer mehr physische Geräte in Netzwerke eingebunden. Das fördert den Trend zur Annäherung von IT- und OT-Systemen.

Mit dem Energie- bzw. Ressourcenmanagementsystem ResMa von Weidmüller sollen sich Unternehmen für Energieeinsparungen fit machen. Diese Lösung gibt es jedoch schon länger in Ihrem Portfolio. Weshalb scheint ResMa jedoch relativ „neu“?

Wolfgang Weidinger: Das Ressourcenmanagementsystem ResMa gibt es bereits seit über 15 Jahren, mit mittlerweile 35.000 Applikationen, verteilt auf über 500 weltweite Kunden. Zum damaligen Zeitpunkt als eigenständige Softwarelösung von GTI, welche nunmehr seit mehreren Jahren ein Teil der Weidmüller-Familie ist. Vertrieben werden diese Lösungen seit einiger Zeit durch den Weidmüller-Vertriebskanal. Für die Software werden kontinuierlich Weiterentwicklungen betrieben.

Jürgen Kitzler: In Österreich greifen wir dabei auf eine sehr breit installierte Basis zu. Als Weidmüller sind wir zwar Newcomer in diesem Bereich, dennoch gibt es hierzulande viele Anwendungen, die mit der Software bereits erfolgreich arbeiten. Doch durch die von Herrn Weidinger eingangs erwähnte „günstige Energie“ in der Vergangenheit, war der Bedarf solcher Systeme nicht unbedingt vorhanden.

Haben Sie ein paar Einsatzbeispiele?

Wolfgang Weidinger: Die Einsatzgebiete sind sehr unterschiedlich, die Nachfrage in produzierenden Betrieben ist wohl am deutlichsten gestiegen – ob nun in der energieintensiven Metallverarbeitung, innerhalb der Produktion von Spritzgussbauteilen oder auch bei der Herstellung von Gipskartonplatten. Hier sind nicht nur die Einsparpotentiale interessant, sondern auch die Aussage, welchen Fußabdruck das Produkt oder die jeweilige Charge hat. Dies ist eine der Kernkompetenzen von ResMA. Auch große Handelsketten haben es sich zum Ziel gemacht, die Ressourcen und Energieverbräuche ihrer weit verteilten Niederlassungen im Blick zu haben. So konnten wir beispielsweise einen europäischen Marktführer aus der Bekleidungsbranche dabei unterstützen, im ersten Jahr der Einführung von ResMa zirka 2,5 GWh Energie einzusparen. Das macht uns stolz. Eines haben alle Unternehmen meist gemeinsam: Das System soll ganzheitlich angewendet werden. Das bedeutet, auch Wohngebäude und E-Tankstellen sollen schon mal neben Produktionsbetrieben erfasst werden sowie auch bestehende ERP-Systeme und Datenbanken müssen eingebunden werden. Die offenen Schnittstellen und die modulare Erweiterbarkeit machen ResMa zur optimalen Lösung.

Was kann ResMa für mich als Betrieb gezielt anbieten, außer in puncto Energiebedarf transparenter zu werden, Herr Kitzler?

Jürgen Kitzler: ResMa verbindet die Auswertung von Energie- und Prozessdaten mit IIoT-Plattformlösungen und bietet ein ganzheitliches System, um umfangreiche Daten zentral zusammenzuführen, zu analysieren und die gewonnenen Erkenntnisse für die Optimierung der Prozesse oder für neue Services zu nutzen. Damit ist mehr möglich als ein reines Energiemanagement. Der modulare Aufbau sowie vordefinierte Systemvarianten für bewährte ResMa Use Cases ermöglichen eine flexible und schnelle Realisierung der Projekte – ob in Produktion, Industrie oder verteilten Infrastrukturen. Zudem erlauben offene Schnittstellen eine einfache und kostengünstige Integration in die bestehende IT-Umgebung.

ResMa ist also eine Softwarelösung mit vielfältigen Auswertungsoptionen?

Das stimmt. Es handelt sich um ein vielfältiges System, das Unternehmen dabei unterstützt, energetische und prozessbasierte Potenziale zu erkennen, zu dokumentieren und Maßnahmen für Optimierungen abzuleiten. Hierfür stehen eine Reihe von speziellen und umfangreichen Auswertungsoptionen zur Verfügung.

Welche wären das?

Zunächst schafft ResMa Transparenz in der Produktion und erfasst dabei alle Messgrößen, zu denen Strom-, Gas-, Wasser-, Wärme- und Druckluftverbrauch gehören. Weiters berücksichtigt sie die auftragsbezogenen Stückzahlen und Materialeinsätze sowie die Maschinen- und Anlagenleistung. Darüber hinaus können für alle erfassten Messgrößen viele Verdichtungswerte abgerufen werden: Min, Max, Mittelwert, Summe, u. v. m. Zudem können mittels ResMa Prozesse einfach und effizient analysiert werden. Eine detaillierte Analyse über interaktiv anpassbare Charts wird dabei umgesetzt, die Energie- und Produktionsdaten offenbart, mit Bezug zu Aufträgen aus ERP/MES-Systemen. Weiters zeigt sie die Erzeugung aussagekräftiger Kennzahlen unter Einbeziehung von Produktionsparametern an. Eine spezifische Auswertung, die neben dem Energieeinsatz auch die Mengen eingesetzter Rohstoffe und deren Qualitätsmerkmale beinhalten, kann ebenfalls angezeigt werden. Beispielhaft helfen Pivot und SanKey Diagramme, Heatmaps, spezifische Reports oder die visuelle Umsetzung eines PDCA-Managements bei der Identifizierung von „Energieräubern“ und der Umsetzung pro Verbesserungen. Was ich im Grunde genommen vorliegen habe, ist eine automatisierte Auswertung aller Prozessdaten meines Unternehmens. Ich kann diese zentral überwachen und von mobilen Endgeräten aus einsehen.

Sie haben es bereits erwähnt. Für mich als Kunden gibt es unterschiedliche Angebotspakete. Welche wären das und was unterscheidet sie im Detail, Herr Kitzler?

Als Basis – für den Einstieg – bieten wir das ResMa Base Package an. Dieses ist für die Aufbereitung, Darstellung und Analyse von Daten aus der Produktionsumgebung gedacht. Der gesamte Verbrauch wird dokumentiert, Schwachstellen werden identifiziert sowie Ursachen schwankender Prozessqualität ausfindig gemacht. Durch den modularen Aufbau können Kunden mit unseren optional erweiterbaren Packages spezielle und umfangreiche Auswertungen und Analysen in Folge nutzen. Hier gibt es dann etwa das ResMa Production Package, für eine detaillierte Analyse von Maschinen und Anlagen. Im Fokus stehen eine Reduzierung des Ressourceneinsatzes (Material und Energie) zur Kosteneinsparung. Darüber hinaus bieten wir das ResMa Energiemanagement Package, ein DIN EN ISO 50001-zertifiziertes Energiemanagementsystem-Paket, an. Durch dieses können beispielsweise verschiedene Tarife zur Darstellung von Kosten berücksichtigt werden. Auch ein erleichtertes Auffinden neuer Einsparpotenziale über Lastverteilungsanalysen ist möglich. Alle Pakete sind in Abhängigkeit von der Anzahl der Datenpunkte und somit individuell nach den Anforderungen des Kunden adaptierbar. Es werden sieben Abstufungen zwischen 100 und nahezu unbegrenzt vielen Datenpunkten angeboten.

Sind standortübergreifende Einsätze mittels ResMa durchführbar?

Wolfgang Weidinger: Ja, denn es gibt sogenannte Gateways für standortübergreifende Anwendungen. Dies passiert durch die Installation von Gateways in jedem Standort. Das Ziel ist es, mehrere Standorte zentral überwachen zu lassen. Dabei werden fertig konfigurierte Datensammler als IPC (IPC-PLC Connector) oder als einfach installierbare Software (PLC Connector) für verschiedene industrietaugliche Hardware genutzt, um vor Ort Daten aus Maschinen oder von Energiezählern zu erfassen und zwischenzuspeichern. Per Internet werden diese in verschlüsselter Form zum ResMa-Server übertragen. Somit wird ein Datenausfall verhindert, falls Netzwerk, Server oder Internet nicht verfügbar sind. Dieses Thema beschäftigt uns heute genauso intensiv wie die Energieeinsparungen.

Jürgen Kitzler: ResMa ist eine webbasierte Energie- und Ressourcenmanagementlösung, die über Software- und Hardware-Konnektoren an diverse Plattformen und Geräte angebunden werden kann. Ob nun OPC UA ModbusTCP bzw. RTU zur Anbindung von Energiezählern und Messgeräten oder herstellerspezifische Protokolle zur Anbindung an Simatic S7/TIA, Beckhoff ADS, Codesys, Mitsubishi Melsec sowie die Anbindung an MES- oder ERP-Systeme, um nur einige zu nennen. An welchen Standorten diese Konnektoren weltweit verteilt sind macht für ResMa keinen Unterschied. Der ResMA PLC Connector ist für ressourcenschonende Anwendungen in Form eines Docker-Containers gedacht und kommt für embedded oder Windows-Geräte (ab Raspberry I) in Frage. Unterstützt werden dabei Modbus-RTU/TCP und OPC UA für die Kopplung von Geräten. Sie sind als Bundle auch mit der u-control als industrietaugliches Gateway und mit eigener I/O-Anbindung erhältlich. Eine verschlüsselte Übertragung über das Netzwerk/Internet zum ResMa-Server ist obligatorisch.

Was ist mit kleinen Betrieben, KMU? Gibt es hier „Extrapakete“, die in Frage kommen?

Jürgen Kitzler: Ja, für kleinere Anwendungen ermöglichen wir mit der Systemvariante ResMa Compact einen kostengünstigen Einstieg zur Erfassung und Auswertung von Messwerten. Die Systemvariante ResMa Compact beinhaltet die Hardware im Bundle, berücksichtigt dabei bis zu 500 Datenpunkte (Messgrößen) und bietet reduzierte Funktionen des ResMa Base Package und des ResMa EnMS Package an. Außerdem werden die ResMa-Softwarelizenzen, wie bereits erwähnt, nach Bedarf an Datenpunkten abgestuft. Wenn zum Beispiel nicht mehr als 100 Datenpunkte benötigt werden, kann unser kleinstes und günstigstes Paket angewendet werden, welches jederzeit auch erweitert oder aufgewertet werden kann.

Somit stünde künftig allen Unternehmen am Weg zur smarten, klimaneutralen Fabrik nichts mehr im Wege?

Wolfgang Weidinger: Richtig, das wäre das Optimum, was wir mit unseren Lösungen erreichen möchten. Allerdings stellt sich die Frage, für wen dieses Ziel überhaupt finanziell umsetzbar ist. Ich denke, für Unternehmen ab einer gewissen Größe ist dieses Ziel nötig, jedoch nicht für alle Betriebe insgesamt.

Vielen Dank für das Gespräch!

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