Leantechnik lifgo: Erfolgreiches Revival der Zahnstange

Das AFP-System steht für ein Maximum an Flexibilität: Bei dieser Lösung lassen sich sowohl die Längs-, Hub- und/oder Querachse als auch die 24 V DC Servomotoren dazu separat konfigurieren und zu 100 % anforderungsgerecht auslegen.

Reinhard Janzen
Vorstand der Leantechnik AG

„Wie der Firmenname Leantechnik schon verrät war es von Anfang an unsere Idee, etwas Schlankes, Einfaches, also ‚Leanes‘ zu bauen, um damit anspruchsvollste Positionier- und Automatisierungsaufgaben zu realisieren.“

„Heben, Führen, Positionieren“, fasst Reinhard Janzen kurz und knackig in drei Worten zusammen, wofür „seine“ Zahnstangengetriebe prädestiniert sind. Der nunmehrige Vorstand der Leantechnik AG hatte das Grund-Know-how dafür einst aus der Konkursmasse der Dortmunder Firma Schlüter herausgekauft. „Mein damaliger Arbeitgeber wurde ein Opfer der großen Bergbau- und Stahlkrise im Jahre 1993. Die Ruhrkohle AG strich das Unternehmen von ihrer Lieferantenliste und so gingen mit einem Schlag Monatsumsätze in Millionenhöhe verloren. Ich war damals erst seit kurzem bei Schlüter angestellt und gerade dabei einen Automationsbereich aufzubauen. Der Insolvenzverwalter bot mir an, dieses Geschäftsfeld rund um den sogenannten Schlüter-Heber – ein Zahnstangengetriebe – zu übernehmen“, erinnert sich Reinhard Janzen.

Viel Zeit zum Überlegen blieb nicht. Angeblich reichten ihm fünf Minuten Bedenkzeit, um sich mit der Rolle eines Chefs von nunmehr 50 Mitarbeitern anzufreunden, was er damals so noch nicht gesehen hat. „Begonnen habe ich als One-Man-Show mit tatkräftiger Unterstützung meiner Frau. Nachts wurde produziert und zusammengebaut, tagsüber verkauft. Das lief sehr gut und wir konnten bereits ein halbes Jahr später aus dem eigenen Keller ausziehen und richtige Geschäftsräume beziehen“, blickt Reinhard Janzen auf die Anfänge einer mittlerweile 25-jährigen Erfolgsgeschichte zurück, die u. a. in einer Schwestergesellschaft in den USA – der Leantechnik LP in Atlanta – und 26 weltweiten Vertretungen mündete. In Österreich ist es die Firma Berger Positec, die sich für einen vermehrten Einsatz von Zahnstangengetrieben in den unterschiedlichsten Industrien und Bereichen stark macht.

Heben, führen und positionieren in einer Einheit: lifgo® 5-Getriebe werden höchsten Anforderungen an Hubkraft, Geschwindigkeit und Synchronität gerecht und gewährleisten eine hohe Querkraftaufnahme.

Weichen in Richtung Zukunft gestellt

Obwohl sich die Referenzliste der Leantechnik AG wie ein Auszug aus dem Who's who der Industrie liest, weil von A wie ABB oder Audi bis Z wie ZF Lenksysteme allerlei Branchenprominenz mit dabei ist, betrachtet Reinhard Janzen sein Unternehmen in vielen Sparten immer noch als Geheimtipp. „Wie der Firmenname schon verrät war es von Anfang an unsere Idee, etwas Schlankes, Einfaches, also ‚Leanes‘ zu bauen, um damit anspruchsvollste Positionier- und Automatisierungsaufgaben zu realisieren. Im allgemeinen Automobilbau und bei Leiterplattenherstellern haben wir mittlerweile einen sehr hohen Bekanntheitsgrad erreicht, aber die Logistik wäre beispielsweise so ein Bereich, wo wir gerne vermehrt Fuß fassen würden“, verrät der Leantechnik-Vorstand. Erste Weichen in diese Richtung wurden bereits gestellt – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Schließlich sind es in den Sortiermaschinen der amerikanischen Post u. a. 15.000 lifgo®-Getriebe, die dabei mithelfen, dass die aufgegebenen Briefe beim richtigen Empfänger landen.

Das schrägverzahnte Zahnstangengetriebe lifgo® SVZ eignet sich ideal für besonders lärmsensible Anwendungen.

AFP-Achsen als Messehighlight in München

Je nachdem, ob bis zu 2,5 Tonnen schwere Lasten in einer Geschwindigkeit von bis zu drei Metern pro Sekunde zu bewegen, wie bei der amerikanischen Post extrem hohe Taktraten zu erzielen oder auf ein Hundertstel genau zu positionieren ist, bieten sich unterschiedliche Zahnstangengetriebe-Konstellationen an. „Wir setzen bei unserem Lösungsangebot auf eine konsequente Modulbauweise. Als Basis stellen wir die bewährten Zahnstangengetriebe-Serien lifgo® und lean SL® in mehreren Baugrößen und unterschiedlichsten Ausführungen zur Verfügung. Da diese je nach konkretem Bedarf frei miteinander kombinierbar sind, ergibt sich in Summe eine nahezu unendliche Variantenvielfalt“, betont Reinhard Janzen, dass mit Getrieben oder teil- bzw. funktionsfertigen Kompositionen aus dem Hause Leantechnik fast alles möglich ist. Der beste Beweis dafür ist das innovative AFP-System (Actuator Flexible Positioner), das auf der diesjährigen Automatica präsentiert wurde. Diese sehr einfach an sich verändernde Produktionsbedingungen anpassbare leantranspo®-Lösung steht für ein Maximum an Flexibilität, da sich sowohl die Längs-, Hub- und/oder Querachse als auch die 24 V DC Servomotoren dazu separat konfigurieren und zu 100 % anforderungsgerecht auslegen lassen.

Eine weitere Produktneuheit, die es in München am Leantechnik-Stand zu sehen gab: Das schrägverzahnte Zahnstangengetriebe lifgo® SVZ für besonders lärmsensible Anwendungen. Weder zu sehen, noch zu hören, aber dennoch hinter den Kulissen stetig am Tun, ist dieses beispielsweise in der New Yorker Touristenattraktion „Gulliver´s Gate“. Einer interaktiven Abbildung der realen Welt und ihren berühmtesten Sehenswürdigkeiten im Miniaturformat. Dort wird mithilfe eines schrägverzahnten Zahnstangengetriebes der Start und die Landung von Flugzeugen simuliert.

Einbauen und vergessen

Die ältesten, noch immer im Einsatz befindlichen Leantechnik-Produkte sind bereits 22! Jahre alt. Die Rede ist von Hubtischen, die bei Daimler in Rastatt stehen. Nach mehreren Millionen darauf verbauten Fahrzeugen funktionieren diese immer noch einwandfrei. „Unsere Philosophie war schon immer: Einbauen und Vergessen! Demzufolge macht das Ersatzteilgeschäft lediglich 0,1 % unseres Gesamtumsatzes aus und so soll es auch bleiben“, hebt Reinhard Janzen abschließend die Zuverlässigkeit von lifgo® und lean SL®-Zahnstangengetrieben hervor.

Getriebe, die länger halten als sie benötigt werden – dieses Qualitätssiegel möchte sich der Chef des Hauses auch in Zukunft auf seine Fahnen heften können. Welche konkreten Pläne er in diesem Zusammenhang verfolgt, wollte er nicht verraten. Nur so viel: Es herrsche nach wie vor „Goldgräberstimmung“ bei Leantechnik.