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Industrie 4.0 vorrangig Thema der Bildungselite

Trendbarometer Industriemitarbeiter zeigt auf: Erstmals wurden in Österreich Mitarbeiter der produzierenden Industrie zum Thema Industrie 4.0 befragt. Über 500 Interviews wurden im Auftrag von Festo vom Gallup Institut durchgeführt. Die Haupterkenntnis der repräsentativen Studie: Je niedriger der Ausbildungsstand, je kleiner und konservativer das Unternehmen ist, umso geringer ist das Wissen der Mitarbeiter über Industrie 4.0 und dessen Auswirkungen auf den eigenen Job.

Günter Haunlieb, Studienleiter Trendbarometer Gallup Institut, Katharina Sigl, Leitung Marketing und Didactic Festo Österreich und Rainer Ostermann, Country Manager Festo Österreich (v.l.n.r.) beim Pressegespräch anlässlich der Präsentation des „Trendbarometer Industriemitarbeiter 2016“: Industrie 4.0 – Das Thema der Bildungselite?

Günter Haunlieb, Studienleiter Trendbarometer Gallup Institut, Katharina Sigl, Leitung Marketing und Didactic Festo Österreich und Rainer Ostermann, Country Manager Festo Österreich (v.l.n.r.) beim Pressegespräch anlässlich der Präsentation des „Trendbarometer Industriemitarbeiter 2016“: Industrie 4.0 – Das Thema der Bildungselite?

Festo präsentierte Anfang Mai 2016 den „Trendbarometer Industriemitarbeiter“. Im Fokus des Studienbuches steht die von Gallup im Auftrag von Festo durchgeführte Umfrage unter Mitarbeitern der produzierenden Industrie zum Thema Industrie 4.0. Es ist die erste Umfrage dieser Art in Österreich – und sie brachte ernüchternde Ergebnisse: Nur ein Viertel der Befragten gibt an, ziemlich genau zu wissen, was man unter Industrie 4.0 versteht. 26 % geben an, eine ungefähre Vorstellung davon zu haben. Rund die Hälfte der Mitarbeiter in produzierenden Industriebetrieben in Österreich weiß es jedoch nicht bzw. hat den Begriff Industrie 4.0 noch nie gehört.

Beim genaueren Nachfragen wird dieses Ergebnis untermauert. Jene Mitarbeiter, die angaben, den Begriff zu kennen bzw. eine ungefähre Vorstellung davon zu haben, wurden um eine Erklärung/Definition von Industrie 4.0 gebeten. Hier konnten nur mehr 71 % der „vermeintlich Wissenden“, d. h. rund 180 Personen, ein treffendes Schlagwort – wie etwa Digitalisierung, Vernetzung, Kommunikation, Automatisierung oder Internet der Dinge – nennen.

40 % kennen den Begriff Industrie 4.0

Die Nachfrage zeigt somit, dass tatsächlich sogar nur 40 % den Begriff Industrie 4.0 kennen. 60 % der Mitarbeiter in der produzierenden Industrie hingegen wissen nicht, was man darunter versteht bzw. können den Begriff nicht richtig erklären. Rainer Ostermann, Country Manager Festo Österreich: „Diese Ergebnisse sind ein Auftrag an die Politik, an die Interessensvertretungen und an die Bildungsinstitutionen – aber vor allem auch an Österreichs Industrieunternehmen selbst – die Bedeutung von Industrie 4.0 in das Bewusstsein der Menschen zu bringen.“

Während bei jenen Befragten mit einem Pflicht-, Berufs- und Fachschulabschluss 28 % treffende Angaben zu Industrie 4.0 machen konnten, waren es bei Maturanten 39 % und bei Mitarbeitern mit Universitätsabschluss 62 %. „Industrie 4.0 outet sich damit als Thema der Bildungselite. Das darf es aber nicht bleiben“, so Rainer Ostermann.

Nach einer kurzen Erklärung von Industrie 4.0 durch die Interviewer wurden alle Teilnehmer befragt, wie sie dem Thema Industrie 4.0 persönlich gegenüberstehen. 4 % gaben an, darin einen Hype zu sehen, der vorübergehen wird. 1 % sieht in erster Linie Asien und Amerika betroffen, rund ein Viertel bräuchte noch mehr Informationen, um das Thema einschätzen zu können. Immerhin 70 % beurteilen die Entwicklungen rund um die 4. Industrielle Revolution als einen Trend, der ernst genommen werden muss.

Akademiker haben am wenigsten Sorgen um ihren Job

Der Ausbildungslevel spiegelt sich auch in der Einschätzung der Wichtigkeit von Industrie 4.0 für das Unternehmen wider. Je höher der formale Bildungsabschluss, desto wichtiger bewerten die Menschen Industrie 4.0 für ihre Firma. Bei Personen mit Pflicht-, Berufs- und Fachschulabschluss sehen 45 % das Thema als sehr wichtig bzw. wichtig, bei jenen mit Matura sehen es 57 % als sehr wichtig bzw. wichtig und bei jenen mit Universitätsabschluss 60 %. Letztere haben wiederum am wenigstens Sorge, durch Industrie 4.0 ihren Job zu verlieren. 38 % der Akademiker erwarten sich durch Industrie 4.0 eher keinen Arbeitsplatzverlust. Bei Personen mit Maturaabschluss sind es 27 % und bei Pflicht- Berufs- und Fachschulabsolventen sehen 25 % die Auswirkungen auf ihren Job gelassen.

Unternehmen im Westen und Süden werden als innovativer wahrgenommen

Das Wissen über und die Einschätzung von Industrie 4.0 der Industriemitarbeiter hängt auch mit der Strategie bzw. Orientierung des Arbeitgebers zusammen. 53 % der Mitarbeiter der produzierenden Industrie beurteilen ihren Arbeitgeber als innovativ, 14 % als konservativ, 25 % weder noch und 9 % hatten dazu gar keine Meinung. Dabei werden vor allem große Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitern von ihren Angestellten als innovativ wahrgenommen (58 %). Unternehmen mit bis zu 200 Mitarbeitern werden nur von etwa 45 % als innovativ empfunden.

Ebenso gibt es ein Ost-West-Gefälle. Nur 42 % der Wiener, Niederösterreicher und Burgenländer empfinden ihren Arbeitgeber als innovativ, im Süden und Westen Österreichs geben 58 % ihrem Unternehmen das Prädikat „innovativ“.

Rainer Ostermann: „Die Zukunft wird innovativen Unternehmen gehören, welche die Kompetenzen ihrer Mitarbeiter kennen und fördern. Denn die Basis von kreativem, vernetztem Arbeiten in der Welt von I4.0 ist eine stetige Aus- und Weiterbildung. Das Motto muss lauten: Learn and create.“

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