anwenderreportage
Wie Distanzsensoren von Sick den Laderaum in Bewegung halten
Ladebordwände sind bei vielen Transportfahrzeugen heute „State of the Art“ – es gibt jedoch Hebeanwendungen, da stoßen sie an ihre Grenzen. Darum hat man bei Anylift das Be- und Entladen ganz neu gedacht und eine Lösung entwickelt, bei der der gesamte Laderaum des Fahrzeugs ausfährt und auf die Straße oder den Bordstein abgesenkt wird – ganz ohne Ladebordwand. Das bringt interessante Vorteile mit sich und ermöglicht die Beförderung großer, sperriger Güter auch in Kleintransportern. Dabei im Einsatz: Laser-Distanzsensorik von Sick.
Ein WTT12L-A2563 Laser-Distanzsensor von Sick detektiert, wo sich das System gerade befindet.
Shortcut
Aufgabenstellung: Ein neuartige Hubladesystem für den Medizinbereich konstruieren.
Lösung: Laser-Sensor WTT12L-A2563 von Sick
Nutzen: Sensor verfügt über Analogausgang; ist zuverlässig und kommt gut mit den metallischen Oberflächen zurecht; gehört zur Laserklasse 1, ist also für Menschen vollkommen gefahrlos, selbst wenn man direkt in den Laser hinblicken würde. Einlernen gelingt zudem ohne weitere Software. Das Hubladesystem ist schnell und einfach einsetzbar und bedienbar.
Das 2021 gegründete Unternehmen Anylift ist ein Jungunternehmen mit Erfolgsgeschichte. Vom Bedarf über die Idee bis zur findigen technischen Umsetzung – das beschreibt den Weg einer Lösung, die die Anwender und Nutzer von Anylift heute begeistert. Entstanden ist das neuartige Hubladesystem durch die Anforderungen von Arjo, einem weltweit tätigen Lieferanten von Medizinprodukten. Das Unternehmen bietet unter anderem Spitals- und Intensivbetten, Schwerlastbetten und Matratzen für die Versorgung von bettlägerigen Patienten.
Das flexible Anylift-System gleicht Unebenheiten bis zu einem gewissen Grad von selbst aus.
Das 5. Rad am Bett
Die hochmodernen Spezialbetten von Arjo verfügen manchmal über ein motorisiertes fünftes Rad in der Mitte des Betts. Das ermöglicht es einem Bediener, das Bett bequem zu steuern, indem er einen Steuerstick nutzt, der am Kopfende des Bettes angebracht ist. Solche Spezialbetten sind allerdings kein „Leichtgewicht“. Kommen spezielle, feuchtigkeitsabsorbierende Matratzen und ein Patient dazu, sind 900 kg und mehr als Gesamtgewicht möglich. Das macht den Transport der Betten zur Herausforderung – das gilt sowohl bei der Erstanlieferung als auch später im Spitalsbetrieb, wenn Patienten aufgrund ihres Zustands mit dem Bett zu Behandlungen oder Untersuchungen gebracht werden müssen. Spitalszufahrten und Tiefgaragen sind jedoch auf Krankenwägen ausgerichtet – größere Fahrzeuge gehören da nicht zum Standard. Hier sind also Kleintransporter gefragt.
Mit einer Nutzlast von 1.000 Kilo ist Anylift die perfekte Lösung für den Transport der Krankenbetten von Arjo.
Großes Bett im Kleintransporter
Zentrale Frage: Wie bekommt man das Bett in den Kleintransporter und wieder heraus? Das bedingt sowohl eine entsprechend hohe Hublast als auch den gesamten Platz des Laderaums. Eine herkömmliche Ladebordwand wäre zu klein und die Betten würden an der Ladekante aufsitzen bzw. herunterfallen. Außerdem können die Ladebordwände von Kleintransporten meist nur maximal 500 kg Nutzlast tragen. Clemens Hohensulz, Geschäftsführer von Anylift, erklärt die Lösung: „Wir nutzen 90 Prozent der Ladefläche im Inneren des Transporters mit einem beweglichen, doppelten Boden, auf dem sich das gesicherte Transportgut befindet. Steht das Fahrzeug, kann dieser Boden mechanisch ausgefahren und abgesenkt werden.“ Die Nutzlast von Anylift in der Eco-Variante kann dabei bis zu 1.000 kg betragen. Perfekt für die Anforderungen beim Bettentransport.
Anylift wird mit nur zwei Tasten ein- und ausgefahren. Die Neigung der Hubladefläche kann über die Stützfüße an Unebenheiten angepasst werden.
Gefahrlos beladen
Markus Burdis, Field Rental Manager bei Arjo betont: „Früher haben wir die Betten mit einem speziellen Schienensystem in die Autos verladen. Das hat aber immer wieder zu Beschädigungen an den Rollen der Betten geführt. Zudem war das ganze wirklich aufwendig, denn die Betten sind unterschiedlich breit und die Rollen unterschiedlich groß. Darüber hinaus sorgte das fünfte Rad (Antriebsrad) in der Bettmitte permanent für Schwierigkeiten beim Ein- und Ausladen. Hebebühnen waren aufgrund der oft vorhandenen Schräge bei Zufahrten ebenfalls suboptimal. Das führte sogar zu gefährlichen Abstürzen von Betten, da sie auf der Plattform nicht ordentlich gesichert werden konnten. Das ist nun alles anders. Mit Anylift klappt das Verladen zuverlässig und gefahrlos. Die Sicherung des Ladeguts kann bequem unter guter ergonomischer Erreichbarkeit außerhalb des Fahrzeuges erfolgen.“ Das ist ein großes Plus für die Bediener, die früher in den beengten Laderaum des Fahrzeuges klettern mussten, um die Ladung zu sichern.
Die MultiTask-Lichtschranke WTT12L-A2563 gehört zur PowerProx-Familie und zeichnet sich durch eine verlässliche Detektion auch bei tiefschwarzen oder glänzenden Oberflächen aus.
Infos zum Anwender
Das vollautomatische Hubladesysteme des Jungunternehmens Anylift aus Großweikersdorf (NÖ) ermöglicht es, den gesamten Laderaum eines Nutzfahrzeugs auszufahren und ebenerdig abzusenken, ohne dabei die Neigung zu verändern. Das System funktioniert elektrohydraulisch und ermöglicht je nach Ausführung durch automatisch ausfahrende Stützfüße Nutzlasten von mehr als 1.000 kg. Die Ladegutsicherung kann dabei unter guter ergonomischer Erreichbarkeit außerhalb des Fahrzeuges durchgeführt werden, indem das Ladegut auf der Plattform fixiert wird. Die Ablaufsteuerung erfolgt vollautomatisch durch lediglich zwei Bedientasten in sicherer Position. Das System ist komplett aus Edelstahl gefertigt und somit auch für sterile Transportanwendungen in Medizintechnik und Lebensmittelbranche geeignet.
Laser-Distanzsensor zur Positionsermittlung
„Wir hatten von Beginn an das Ziel, die Bedienung so einfach wie möglich zu gestalten. Darum gibt es nur zwei Tasten, um ein- bzw. auszufahren. So sind die Bediener schon nach einer kurzen Einschulung in der Lage, das System zu bedienen“, schildert Clemens Hohensulz. Erklärtes Ziel war es, die Steuerung und die zugehörige Software so zu entwickeln, dass alle Abläufe automatisch aufeinander abgestimmt sind. Das erforderte einen Abstandssensor, der genau erfasst, wo sich das System gerade befindet. In Sachen Sensorik entschied man sich bei Anylift für einen Sensor aus der PowerProx-Familie von Sick. Dieser liefert präzise und verlässliche Detektionsergebnisse, sogar bei tiefschwarzen, glänzenden oder wechselnden Oberflächen und auch bei sehr kleinen und flachen Objekten.
„Der Lasersensor WTT12L-A2563 war für uns genau die richtige Lösung. Er verfügt über einen Analogausgang, ist zuverlässig und kommt gut mit den metallischen Oberflächen zurecht“, erklärt der Geschäftsführer von Anylift. Der eingesetzte Laser-Sensor gehört zur Laserklasse 1, ist also für Menschen vollkommen gefahrlos, selbst wenn man direkt in den Laser hinblicken würde. Ein wichtiges Thema war für Clemens Hohensulz auch das Einlernen, das hier ohne weitere Software erfolgen kann. Es wird durch Knopfdruck am Sensor die minimale (Ladefläche ist im Fahrzeug) und die maximale Ausfahrposition eingelernt – schon ist der Teach-Prozess abgeschlossen und das System ist einsatzbereit.
Geben sich sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit: v.li.: Ingo Wegscheider, Regional Sales Manager bei Sick; Jan-Hendrik Kunz, Market Product Manager Sensing Efficiency bei Sick; Clemens Hohensulz, Geschäftsführer Anylift und Markus Burdis, Field Rental Manager Arjo.
Niedriges Eigengewicht – interessanter Preis
Ein weiteres wichtiges Thema bei der Entwicklung von Anylift war ein möglichst geringes Eigengewicht. Clemens Hohensulz führt aus: „Mit nur 200 bis 250 Kilo heben wir beim Anylift das Vierfache des Eigengewichts und das bei einem Fahrzeug, das 1.200 Kilo zulässige Nutzlast hat. Wir hatten auch die Aufgabenstellung, mit unserer Lösung möglichst wenig Raum im Fahrzeug zu verbrauchen, um viel Nutzladeraum zu erhalten. Darüber hinaus sollte das System aus Edelstahl gefertigt, abwaschbar und wasserdicht sein, damit es für möglichst sterile Transportanwendungen in der Medizintechnik und der Lebensmittelbranche geeignet ist. Das haben wir mit dem Anylift alles verwirklicht und können das System dennoch um etwa 15.000 Euro anbieten – Einbau in das jeweilige Fahrzeug und Einschulung inklusive.“
Vielfältige Anwendungen
Anylift ist für verschiedenste Anwendungen adaptier- und ausbaubar – ideal für Cateringbetriebe, die oft Rollcontainer ein- und ausladen oder Servicetechniker und Handwerker, die nun ihre mobile Werkstätte auf der Plattform ausfahren können. Ein weiteres Beispiel ist die „Last Mile Delivery“. Gerade im städtischen Bereich, wo es oft auf die Zustellung in engen Gassen ankommt. Dank der flexibel einstellbaren Stützfüße kann die Neigung der Hubladefläche an Unebenheiten des Untergrunds angepasst werden und eine Längstorsion gleicht sich aufgrund der Konstruktion des Systems bis zu einem gewissen Grad von selbst aus, wodurch die Plattform des Anylift gut auf der Straße oder dem Bordstein aufsitzt. Durchdacht von der Idee bis zur fertigen Lösung – so eröffnet Anylift als innovativer „Laderaum in Bewegung“ neue Möglichkeiten und der Lasersensor von Sick behält die Ein- und Ausfahrten immer im „Blick“.
Produkt im Einsatz
Sick WTT12L-A2563
MultiTask-Lichtschranken, PowerProx, Unterproduktfamilie: PowerProx Distance, Schaltabstand max.: 50 mm ... 3.800 mm, Sensorprinzip: Reflexions-Lichttaster, Detektionsprinzip: Hintergrundausblendung, Schaltausgang: Gegentakt: PNP/NPN, Schaltart: Hellschaltend, Anschlussart: Stecker M12, 5-polig, Analogausgang: 4 mA ... 20 mA / 0 V ... 10 V / umschaltbar, Kommunikationsschnittstelle:
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