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Sick Mitarbeiter 4.0: Warum Hauruck danebengeht und digitale Gießkannen nichts bringen

Gastkommentar „Go digital“, lautet das Motto – und alles summt und brummt. Während die einen dabei noch über immer mächtigere Server nachdenken, haben andere ihren Fokus längst wo anders: bei den Mitarbeitern. Helmut Maier, Geschäftsführer von Sick, spricht über seine Sicht der Entwicklung und den Menschen in einer zunehmend digitalen Welt.

Helmut Maier, Geschäftsführer von Sick.

Helmut Maier, Geschäftsführer von Sick.

Der Wind der Veränderung weht durch die Industrie und er frischt auf. Getrieben von der Digitalisierung stehen viele Unternehmen vor großen Herausforderungen. Immer öfter zeigt sich jedoch, dass es dabei nicht in erster Linie um möglichst spektakuläre Technologien geht, sondern um die Menschen, die mit diesen Lösungen arbeiten. Niemand sägt gerne an seinem eigenen Stuhl! Wer das Gefühl hat, dass die Technik ihn überrollt und womöglich sogar bald ersetzen wird, dessen Motivation wird sich in Grenzen halten. Darum ist es wichtig, die Mitarbeiter von Anfang an aktiv in die Entwicklung einzubinden, Zusammenhänge zu erklären und aufzuzeigen, wo es hingeht.

Altes Hierarchiedenken als Entwicklungsbremse

Ein Patriarch als Denker und Lenker, dem alle folgen, das passt nicht ins neue Führungsbild. Solche Strukturen sind eine Bremse für jeden agilitätsorientierten Ansatz. Echtes Teamwork punktet, denn das ist die Grundlage agilen Denken und Handelns. Unternehmen sind wie komplexe Maschinen. Lange, starre Entscheidungswege sorgen nicht gerade für Höchstleistungen. Einer der Gründe, warum immer mehr Intelligenz ins Feld verlagert wird. Die Entwicklung in der Sensorik ist ein hervorragendes Beispiel dafür. Sensoren übernehmen heute wesentlich mehr Funktionen als früher – nicht nur weil es technisch möglich ist, sondern viel mehr, weil es deutliche Vorteile bringt, wenn gewisse Aufgaben direkt vor Ort erledigt werden. Bei vielen Unternehmen verhält es sich mit Sicht auf die Organisation ähnlich.

Einsame Kämpfer sind von gestern

Vernetzung ist gefragt – nicht nur bei den Maschinen, auch bei den Menschen. Ein Schritt dorthin ist es, Wissen zu teilen, denn nicht jeder kann alles wissen oder selbst machen. Auch die Zusammenarbeit verändert sich. Neue Teams entstehen, quer über verschiedenste Abteilungen, ja sogar Unternehmen hinweg. Das verlangt nach neuen Prozessen und einer entsprechenden Organisation. Für all diese Veränderungen müssen sich sowohl die Mitarbeiter als auch die Führungskräfte fit machen. Neben Management- und Organisationsthemen geht es bei Sick dabei u. a. auch um die körperliche Gesundheit der Mitarbeiter, die einen wesentlichen Baustein für das eigene Wohlbefinden bildet. So gibt es z. B. kostenfreies Obst, Gemüse und ein hausinternes Fitnessstudio mit einem eigenen Trainer für die Mitarbeiter. Denn wer agile Mitarbeiter möchte, der darf sie nicht an einen Bildschirm fesseln. Freiräume, Vertrauen und vor allem auch eine moderne Fehler- und Lernkultur sind ein Muss.

Zuhören als Führungsinstrument

Für Führungskräfte bedeutet das ein neues Selbstverständnis und eine neue Rolle. Sie werden zu Partnern des Mitarbeiters und zu Coaches auf Augenhöhe. Welche Kompetenzen bringt ein Mitarbeiter mit? Welche wird er schon bald brauchen? Zuhören gehört zu den wichtigsten Tools einer zeitgemäßen Führung, denn die Kompetenzen der Mitarbeiter verdienen Vertrauen und sie sind eine wertvolle Ressource in einer teambasierten Organisation. Das ist natürlich eine Entwicklung und es klappt nicht von heute auf morgen. Man kann nicht einen Schalter umlegen und von einem Moment auf den anderen so tun, als ob jetzt alles anders wäre. Denn dann bleibt es wirklich nur beim ‚so tun als ob‘ und das wird nicht reichen. Das gemeinsame ‚Mindset‘ muss erarbeitet werden, gelebt werden und wachsen – das ist eine solide Grundlage für den gemeinsamen Erfolg. Können, Wollen, Dürfen

„Wie definieren wir Leistung?“, das war eine zentrale Fragestellung der Trainings bei Sick, und auch die Basis, um sich mit Agilität intensiver auseinanderzusetzen. Ist doch Leistung eng mit dem persönlichen Erfolg verbunden und verlangt nach dem Können, Wollen und auch dem Dürfen der Mitarbeiter. Nur wenn alle drei Aspekte berücksichtigt werden, sind gemeinsame Höchstleistungen möglich. Das Können steht dabei für die Ausbildung und Erfahrung der Mitarbeiter – also ihre Befähigung. Das Wollen erwächst aus der persönlichen Einstellung und das Dürfen aus einem definierten Gestaltungsrahmen, in dem sich jeder Einzelne bewegt. Die Ausgangssituation der einzelnen Mitarbeiter ist also höchst unterschiedlich. Darauf gilt es einzugehen. Die Digitalisierung lässt sich nicht nach dem Gießkannenprinzip über eine Organisation verteilen. Wer das probiert, wird feststellen, dass Technologie schnell zum Hemmschuh von Agilität werden kann.

Selbstorganisation – Schlüssel zur Verantwortung

Selbstorganisation hat verschiedene Entwicklungsstufen. Sie muss schrittweise wachsen. Denn mit der Freiheit wächst auch die Verantwortung und – zumindest im Idealfall – das Vertrauen in beide Richtungen. Also das Vertrauen des Mitarbeiters in das Unternehmen ebenso wie umkehrt. Dabei sind Fingerspitzengefühl und Empathie gefragt. Etwas, das Maschinen grundsätzlich nicht haben – von guten Führungskräften darf man das aber schon erwarten. Es muss nicht immer eine Revolution im Hauruck-Verfahren sein. Manchmal führt Evolution viel schneller zum Ziel. Wichtig ist allerdings, dass die Ziele auch wirklich klar sind und alle gemeinsam an einem Strang ziehen. Dann lassen sich in den Teams Maßnahmen erarbeiten und schrittweise umsetzen. Dieses Teamwork stärkt wiederum das Vertrauen und somit die Bereitschaft zur Selbstorganisation.

Gemeinsame Ziele – gemeinsame Strategie

Menschen brauchen gemeinsam definierte Ziele und eine klare Strategie zu ihrer Erreichung. Haben sie eine positive Erwartung an eine gemeinsame Zukunft, schafft das Identifikation und Vertrauen. Dafür setzen sie sich ein und engagieren sich. Bei Sick hat jeder die Chance über sich hinaus zu wachsen. Es ist aber wichtig, ein gemeinsames Verständnis der Ziele zu haben. Sonst stürmt jeder für sich los – kraftvoll irgendwohin. Darum führen wir uns unsere Ziele immer wieder vor Augen, präsentieren sie auf unterschiedlichste Art und Weise, hinterfragen, wo wir stehen und leiten davon nächste Schritte zu ihrer Erreichung ab. Das schafft messbare Resultate – die Bausteine unseres gemeinsamen Erfolgs.

Vom Impuls zur Lösung

Bei Sick hat man den Kunden und seine Anforderungen als strategische Ausrichtung in den Mittelpunkt der Arbeit gerückt. Das muss jeder Mitarbeiter wissen, verstehen und auch leben. Also wurden Unternehmensziele definiert, Abteilungsziele abgeleitet und überlegt, was jeder einzelne dazu beitragen kann. Das ist natürlich keine Einbahnstraße – Ziele dürfen, müssen sogar hinterfragt werden. Sonst war es das mit der Agilität. Wer in einem dynamischen Umfeld konsequent einer starren Ausrichtung folgt, der kann schnell auf dem Rückweg sein, obwohl er immer nach vorne gegangen ist. Darum halten die Mitarbeiter von Sick ihre eigenen „Sensoren“ offen, um Impulse des Marktes frühzeitig auszumachen, im Team zu erörtern bzw. weiterzutragen und die richtigen Lösungen dann präsentieren zu können, wenn sie gebraucht werden.

www.sick.at

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