interview

Über die Digitalisierung hinaus

Mit dem Smart Innovation Portfolio zukunftssichere Innovationen realisieren: Seit sich Industrie 4.0 als Begriff etabliert hat, ist das Wort Revolution in der produzierenden Industrie wieder salonfähig geworden. Siemens PLM Software nimmt sich nicht weniger vor, als die Zukunftsfähigkeit von Produktinnovationen auch über revolutionäre Marktveränderungen hinweg planbar zu machen. Im Interview für x-technik AUTOMATION erläutert DI Hermann Kaineder, Geschäftsführer von Siemens Industry Software, wie das neu angekündigte Smart Innovation Portfolio zum Aufbau von digitalen Fabriken die Entwicklung und Produktion zukunftssicherer Innovationen fördert. Das Gespräch führte Ing. Peter Kemptner / x-technik

Das Smart Automation Portfolio stellt Mitarbeitern genau die von ihnen benötigen Informationen in der zu ihrer Rolle im Unternehmen passenden Form zur Verfügung.

Das Smart Automation Portfolio stellt Mitarbeitern genau die von ihnen benötigen Informationen in der zu ihrer Rolle im Unternehmen passenden Form zur Verfügung.

CAD-Software Umstellung bei Daimler abgeschlossen

Im Mai 2015 meldete Daimler den Abschluss des intern ‚PLM2015‘ genannten Großprojektes zur konzernweiten Umstellung der CAD-Software auf NX zur Verbesserung der Effizienz und Zukunftsfähigkeit des Automobilkonzerns.

Mehr als 6.200 Anwender wurden seit 2012 in Deutsch und Englisch, Japanisch, Portugiesisch, Spanisch und Türkisch auf das CAD-Paket geschult, das mit der bereits eingesetzten PLM-Software die IT-Grundlage sämtlicher Entwicklungsprozesse im Unternehmen bildet. Über 235.000 CAD-Objekte wurden auf die neue Software umgestellt. Alle relevanten Lieferanten nutzen entweder bereits Siemens NX oder haben nun ebenfalls umgestellt.

Dr. Michael Gorriz, CIO Daimler: „Wir sind mit der neuen Konstruktions- und Produktdaten-Software nicht nur gut für die Zukunft gerüstet – wir haben damit auch die Gelegenheit genutzt, um unsere Engineering-Prozesse auf den modernsten Stand in der Automobilindustrie zu bringen.“

www.daimler.com

Herr Kaineder, was bezweckt Siemens mit dem auf der Smart Automation Austria 2015 in Linz präsentierten Smart Innovation Portfolio?

Siemens PLM Software will seinen Kunden mit dem Smart Innovation Portfolio die Aufgabe erleichtern, revolutionäre Innovationen – sei es bei Produkten oder bei Produktionseinrichtungen – reif für den Markt und zukunftssicherer zu machen.

Das Smart Innovation Portfolio bringt die virtuelle Welt der digitalen Fabrik mit der realen Produktion in Übereinstimmung.

Das Smart Innovation Portfolio bringt die virtuelle Welt der digitalen Fabrik mit der realen Produktion in Übereinstimmung.

DI Hermann Kaineder
Geschäftsführer von Siemens Industry Software:

„Besser, schneller und kostengünstiger ist nicht genug, Best Practices – also bewährte Methoden – müssen durch neue ersetzt werden.“

Was verstehen Sie unter Marktrevolutionen?

Leser über 40 erinnern sich daran, wie mit früheren Kameras Fotos gemacht wurden. Man kaufte Filme mit einer Kapazität von 36 Bildern, die nach der Belichtung in der Kamera zum Entwickeln gebracht werden mussten. Hersteller solcher Filme investierten in die Verbesserung ihrer Produkte. Die Digitalfotografie löste eine Revolution aus, die Filme völlig überflüssig machte und deren Hersteller reihenweise in den Ruin trieb. Und das war auf diesem Gebiet noch nicht die letzte Revolution, denn die Mobiltelefone mit ihren immer besseren Foto-Fähigkeiten setzen den reinen Digitalkameras gehörig zu, einfach weil sie stets in Griffweite sind.

Als durchgängige Plattform mit Softwarewerkzeugen zur Abdeckung des gesamten Produktlebenszyklus vernetzt das Smart Innovation Portfolio alle an der Produktentstehung beteiligten Ressourcen.

Als durchgängige Plattform mit Softwarewerkzeugen zur Abdeckung des gesamten Produktlebenszyklus vernetzt das Smart Innovation Portfolio alle an der Produktentstehung beteiligten Ressourcen.

Welche Strategie unterstützt das Smart Innovation Portfolio zur Absicherung der Zukunft von Innovationen?

Das Wesen von Innovationen ändert sich dramatisch. Weil Produkte auf ihren Märkten Revolutionen auslösen und diese völlig verändern können, darf sich Innovation nicht auf ein „mehr vom Gleichen“ beschränken, sondern muss die Möglichkeit eines radikalen Wechsels von Marktstrategie und Produktphilosophie beinhalten. Besser, schneller und kostengünstiger ist nicht genug, Best Practices – also bewährte Methoden – müssen durch neue ersetzt werden. Dazu braucht man Innovationsprozesse, die durch das Mitdenken neuer Geschäftsmodelle eine Transformation von Produkten, Produktionsmethoden und im Endeffekt ganzer Unternehmen ermöglichen, um Unternehmen vor dem Schicksal der Hersteller von Film und Entwicklerchemie zu bewahren.

Das Smart Innovation Portfolio von Siemens PLM Software hilft Unternehmen, mittels der digitalen Fabrik zukunftssichere Innovationen zu realisieren.

Das Smart Innovation Portfolio von Siemens PLM Software hilft Unternehmen, mittels der digitalen Fabrik zukunftssichere Innovationen zu realisieren.

Wie soll das funktionieren?

Schon bisher sind Unternehmen dem Trend zu Digitalisierung und Virtualisierung von Produktentwicklung und Produktion gefolgt. Sie erstellen und überprüfen ihre Konstruktionen in Form von Computermodellen, viele von ihnen simulieren auch deren Herstellung in virtuellen Produktionsanlagen. Erst dann investieren sie in teure Maschinen, die sie mit den virtuell überprüften Programmen betreiben. Diese Digitalisierung ist jedoch nur das Abbild einer Realität, deren Verfahren und Abläufe von vorn herein durchgeplant und festgelegt sind.

Wenn die gerade von ihrem Mutterkonzern gerne propagierte Digitalisierung allein nicht genügt, wohin sollte die Reise gehen?

Die Reise hat bereits begonnen, und wir tun gut daran, mitzugehen. Die zunehmende Einbeziehung der durch die Digitalisierung erschlossenen Informationen – ich nenne das Informatisierung – über das Internet der Dinge ermöglicht nicht nur die Methodenänderung in der Produktion, die in der aktuellen Diskussion über Industrie 4.0 oft beschworen werden. Rascher und sicherer als bisher kann damit ein Datenrückfluss in die Produktionsplanung und Produktentwicklung auch aus Anwendung und Instandhaltung stattfinden. So lässt sich eine wirklich durchgängige digitale Informationskette von der Ideenfindung über Konzepterstellung und Produktentwicklung sowie Arbeitsvorbereitung und Produktion bis Distribution und Nutzung schaffen. Sie gestattet das frühzeitige Erkennen und Berücksichtigen von Markttrends in Entwicklung und Produktion.

Woher sollen die Daten dafür kommen?

Unsere Welt ist mehr und mehr eine vernetzte Welt. Das Internet der Dinge ist zwar noch nicht überall, seine Verbreitung wächst jedoch lawinenartig. Getrieben von Bestrebungen, die Nachvollziehbarkeit aller Produktentstehungsschritte zu erhöhen, Wartung und Instandhaltung zu vereinfachen und den Anwenderkomfort zu heben, werden komplexe Produkte bereits heute mit zahllosen Sensoren ausgestattet. Einer davon weist mich z. B. rechtzeitig darauf hin, dass in meinem Auto das Scheibenwasser zur Neige geht. Diese Sensoren sind immer häufiger nicht mehr nur innerhalb eines Produktes vernetzt. So können ihre Daten in Zukunft den Produktherstellern wertvolle Aufschlüsse über Veränderungen des Nutzerverhaltens liefern.

Wie können Produkthersteller diesen Methodenwandel mitmachen?

Um die bereits jetzt laufend erfassten und in Zukunft in immer größeren Mengen anfallenden Informationen effizient einzusetzen, ohne dass Produktstrategen, Entwickler und Arbeitsvorbereiter in einer Datenflut untergehen, braucht es neben den Datenquellen eine virtualisierte Umgebung für alle Produktentstehungsprozesse. Mit intelligenten, selbstoptimierenden Modellen unterstützt das Smart Innovation Portfolio von Siemens PLM Software Unternehmen beim Aufbau einer optimierten digitalen Fabrik.

So erhalten Anwender die benötigten Informationen zeitgerecht, in der für ihre Rolle im Unternehmen passenden Form und ohne unnötigen Ballast. Das erleichtert die Aufgabe, die relevanten Daten in Anforderungen zu übersetzen und für Entwicklungsentscheidungen aufzubereiten. Darüber hinaus macht die Integration von Plan- und Echtdaten die Zielerreichung von Produkten überprüfbar. Damit erhalten Unternehmen ein anpassungsfähiges System zur effizienten und zukunftssicheren Lösungsentwicklung.

Handelt es sich dabei um neu entwickelte Softwareprodukte?

Dazu hat unser Unternehmen nicht in erster Linie gänzlich neue Softwareprodukte entwickelt, sondern die bestehenden und immer weiter zusammenwachsenden Pakete neu gruppiert und gebündelt. Ergänzt wird das Smart Innovation Portfolio durch die Digital Enterprise Software Suite des Mutterkonzerns, die als Antwort auf die Herausforderungen von Industrie 4.0 die Digitalisierung auf alle betrieblichen Bereiche innerhalb von Produktionsbetrieben ausdehnt.

Wir sind überzeugt, dass auch sonst das Programm von Siemens die Informatisierung des Produktklebenszyklus insgesamt wesentlich weitreichender unterstützt als das irgend eines anderen Unternehmens. Das beginnt bei SPS-Stromversorgungen mit Kommunikationsfähigkeit und reicht über Lösungen für die industrietaugliche Konnektivität bis zu Datenauswertungsdiensten, die aus Big Data die Smart Data macht. Auf deren Grundlage schafft das Smart Innovation Portfolio die Grundlage für die Entwicklung und Produktion zukunftssicherer Innovationen.

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