Skillen statt chillen

Das Thema polarisiert: Die einen betrachten die Digitalisierung als Jobkiller, der die Arbeitslosenzahlen weiter in die Höhe schnellen lassen wird, die anderen sprechen in diesem Zusammenhang von einem Jobmotor, durch den sich zahlreiche neue Aufgabenfelder und Geschäftsbereiche auftun. Nun, die Zukunft wird weisen, welche Annahme der Wahrheit näherkommt. Sicher ist, dass der derzeit stattfindende technologische Wandel gravierende Auswirkungen auf bestehende Berufsbilder mit sich bringt, auf die wir zu reagieren haben. Von Sandra Winter, x-technik

Bereit für ein Skills Update? Das eigene Know-how in regelmäßigen Intervallen an die aktuellen Erfordernisse anzupassen ist der sicherste Weg, um für Arbeitgeber attraktiv zu bleiben.

Bereit für ein Skills Update? Das eigene Know-how in regelmäßigen Intervallen an die aktuellen Erfordernisse anzupassen ist der sicherste Weg, um für Arbeitgeber attraktiv zu bleiben.

Die Unsicherheit ist groß. Wie wird sich die fortschreitende Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt auswirken? Bedeuten immer anpassungsfähigere und zunehmend selbstlernende Systeme das endgültige Aus für Menschen in den Fabrikhallen? Braucht es bald wirklich nur noch höher- bzw. hochqualifizierte Mitarbeiter, um einen Produktionsstandort am Laufen zu halten? Prof. Dr.-Ing. Verena Nitsch, kommissarische Leiterin des Instituts für Arbeitswissenschaft an der Universität der Bundeswehr München, hält es für eher unwahrscheinlich, dass gesamte Berufe von heute auf morgen substituiert werden. „Weitaus wahrscheinlicher ist es, dass einzelne Teilaufgaben nach und nach automatisiert werden – so wie es auch in den letzten Jahrzehnten schon der Fall war“, sagte sie in einem Interview, das am Rande der Tagung „Wissenschaft trifft Praxis“ geführt wurde.

Grundsätzlich wäre vieles mit KI lösbar, aber…

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der deutschen Bundesagentur für Arbeit beobachtet seit jeher ganz genau, wie sich die Tätigkeitsprofile einzelner Berufe im Laufe der Jahre verändern – welche Fähigkeiten und Erfordernisse wegfallen und welche neu hinzukommen. Dabei stellten die beiden IAB-Forscherinnen Dr. Katharina Dengler und Dr. Britta Matthes fest, dass bereits ein Viertel aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland in Berufen mit einem hohen Substituierungspotenzial arbeiten, sprich in Berufen, in denen mindestens 70 % der anfallenden Tätigkeiten von Computern oder computergesteuerten Maschinen erledigt werden könnten.

Trotzdem wird längst nicht alles mit künstlicher maschineller Intelligenz gelöst, was grundsätzlich technisch machbar wäre: Teilweise zahlt es sich nach einer strengen Kosten-Nutzen-Rechnung schlicht und einfach nicht aus, bis zum Anschlag zu automatisieren. Teilweise sprechen ethische oder rechtliche Probleme dagegen. So wird vor allem bei sicherheitskritischen Funktionen nach wie vor gerne auf einen Menschen als obersten Verantwortungsträger gebaut. Und teilweise ist es natürlich fraglich, ob gewisse Fähigkeiten – beispielsweise ganz spontan auf vollkommen neue Umgebungsbedingungen und Situationen reagieren zu können – überhaupt erlernbar sind für ein computergesteuertes System.

Berufsbilder ändern sich

Früher galt eine solide Grundausbildung als einigermaßen sicheres Ticket für einen „guten“ Job bis zur Pension. Das war einmal. Ohne der Bereitschaft zu lebenslangem Lernen geht mittlerweile gar nichts mehr. Was heute als Kernkompetenz für einen bestimmten Job verlangt wird – z. B. Berechnen und Analysieren bestimmter Werte – kann morgen vielleicht schon wieder sekundär sein, weil in der Zwischenzeit ein Software-Programm für solche Zwecke eingeführt wurde. Das heißt: Umso höher das Tempo des technologischen Fortschritts, desto kürzer die Halbwertszeit des Wissens. Was irgendwann einmal erlernt wurde, wird immer schneller obsolet.

Derzeit herrscht eine große Nachfrage nach qualifiziertem, IT-affinem Fachpersonal, nach Security-Experten, nach Mitarbeitern, die bestens mit Daten umzugehen wissen – Data Scientists, Big Data Engineers oder Big Data Architects – nach Juristen, die auf Compliance-Belange oder die Prüfung von Verträgen spezialisiert sind sowie ganz generell nach Menschen, die über System- und Technologiegrenzen hinweg interdisziplinär arbeiten können und offen für Neues sind. Wobei in einigen Jahren schon wieder ganz andere Talente oder Fertigkeiten als Türöffner für eine besonders steile Berufskarriere dienen könnten.

Wir haben es selbst in der Hand

Das eigene Know-how in regelmäßigen Intervallen upzudaten und an die aktuellen Erfordernisse anzupassen ist demnach der sicherste Weg, um für potenzielle Arbeitgeber attraktiv zu bleiben. Denn mutmaßliche Auswirkungen der Digitalisierung auf die allgemeine Beschäftigungssituation hin oder her – kaum einer von uns ist diesen Entwicklungen gänzlich hilflos ausgeliefert. Da sich das Rad der Veränderung in der gelebten Realität keineswegs so schnell dreht, wie es von manch „schwarz malender“ Seite dargestellt wird, bleibt gemeinhin genügend Zeit, um mit entsprechenden Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen auf die fortschreitende Digitalisierung zu reagieren.

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