Sicherheitsfaktor Mensch im digitalisierten Prozess

Die industrielle Produktion hinterlässt im Zuge von Industrie 4.0 und der damit einhergehenden Digitalisierung von Prozessen nicht nur auf der Produktions- und Office-Ebene ihre Spuren. Die Folgen dieses Wandels ziehen auch eine kulturelle und arbeitsorganisatorische Veränderung nach sich. Die Arbeitswelt wird vernetzter, virtueller und somit auch deutlich agiler. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist das Thema Sicherheit – nicht nur auf der Safety- und Security-Ebene, sondern allem voran steht der Mensch als Sicherheitsfaktor im Mittelpunkt digitalisierter Abläufe. Von Luzia Haunschmidt, x-technik

Neue Tools und die Vernetzung ermöglichen und verlangen neue Formen des Arbeitens. Obwohl das traditionelle Büro noch lange nicht ausgedient hat, entsteht gleichzeitig der Trend zum mobilen Arbeiten, Homeoffice und Remote Working. Ebenso davon betroffen sind produktionstechnische Abläufe eines Industriebetriebes: Virtuelle Service-Angebote, Fernzugriffe auf Maschinen und Anlagen, standortunabhängige Zusammenarbeit mehrerer Teams oder kollaborierende Tätigkeiten mit Robotern – diese sind nur einige Beispiele dazu, wie sehr sich durch die Digitalisierung das Arbeitsumfeld verändert.

Dabei sind in der Arbeitswelt 4.0 Individual- und Gruppenverhalten der Mitarbeiter die Variablen, an denen der Erfolg eines Unternehmens hängt und in Folge Führungskräfte fordert, ihre Teams in diesem Wandlungsprozess zu unterstützen, ihnen Tools und erhöhte oder neue Verantwortlichkeiten zukommen zu lassen. Unter diesen Voraussetzungen gilt es stets dem Thema Sicherheit in jeglicher Form höchste Aufmerksamkeit zu schenken, denn der Mitarbeiter steht unabdingbar im Mittelpunkt allen Geschehens – ob als zu schützende Person, ob als Urheber sicherheitstechnischer Vorkehrungen wie auch, leider, als Sicherheitslücke. Alldem vorangestellt ist er Mitwirkender eines Unternehmens, dessen Denkweise, Gebaren und Aktionsradien die Prozessabläufe und Kultur des Unternehmens im digitalen Wandel beeinflussen.

Ängste erzeugen Unsicherheit

Dieser Prämisse entsprechend, erlebt der Faktor Sicherheit rund um den „Mitarbeiter 4.0“ unterschiedlichste Ausprägungen. Um auf der operativen Seite, also im Arbeitsgeschehen, nicht zum „Unsicherheitsfaktor“ zu mutieren, sind entsprechende Einrichtungen Safety- und Security-technischer Art, Schulungen sowie regelmäßiger persönlicher Austausch anzubieten. Doch mit diesem „Equipment“ alleine ist es noch lange nicht auf der „Mitarbeiter 4.0“-Ebene getan.

Arbeit 4.0 stellt nämlich den Mitarbeiter auch vor große persönliche Herausforderungen. Da gibt es zum einen soziale Faktoren, die dem Menschen ein hohes Maß an Veränderungsbereitschaft abverlangen. Dazu zählen u. a. sich in häufig wechselnden Teams wiederzufinden, mit neuen Kollegen und Chefs arrangieren zu müssen, alternierende Arbeitsorte mit Wohnort, Familie und Freundeskreis in Einklang zu bringen. Gepflogenheiten und Routinearbeiten reduzieren sich darüber hinaus stetig und neue kurzfristige Verantwortlichkeiten verlangen die Aneignung neuer Kompetenzen. Ist der Mitarbeiter 4.0 all dem nicht gewachsen, sieht er keinen rosigen Zeiten entgegen …

Womit wir schon bei den existenziellen Fakten landen, die viele künftige Mitarbeiter á la 4.0 nicht minder in Ungewissheit versetzen. So kommen denn bange Fragen auf, ob man als werktätiger Mensch nicht bald durch Kollege Roboter, sonstige Maschinen oder intelligente Software ersetzt werden könnte. Auch wenn davon höherwertige Berufsbilder nicht unberührt bleiben werden, treffen diese Veränderungen vor allem den Produktionsbereich und niedrig qualifizierte Arbeitskräfte. Geht diese Gruppe als Verlierer aus der vierten industriellen Revolution hervor?

Prävention schafft Sicherheit

Tatsache ist, dass sich die Arbeit in Zukunft qualitativ verändern wird und demzufolge Unternehmensmanagements, Personalverantwortliche wie auch Behörden gefordert sind, entsprechend gestalterisch diesen unterschiedlichen Anforderungen im Hinblick auf den durch nichts und niemanden zu ersetzenden menschlichen Mitarbeiter 4.0 zu begegnen.

WAS Entscheider dafür tun können – damit beschäftigt sich u. a. derzeit das Netzwerk Humanressource der Business Upper Austria, der Wirtschaftsagentur des Landes Oberösterreich, gemeinsam mit dem Institut für Arbeitsforschung und Arbeitspolitik an der JKU Linz. Deren Ansatz behandelt die Entwicklung eines HR-Reifegradmodells, das sich momentan noch vorwiegend auf Technologien und Produktionsabläufe bezieht. Ein Modell, das den HR-Bereich hinsichtlich Industrie 4.0 messbar macht, um damit mögliche Handlungsfelder rechtzeitig und ganzheitlich aufzuzeigen, gibt es bisher noch nicht. HR solcherart generell mess- und angreifbar zu machen wäre, wohl ein großer Wurf für die Mitarbeiter 4.0-Szene und würde mit Sicherheit Sicherheit in allen Ausprägungen eines Arbeitsplatzes 4.0 erhoffen lassen.

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