gastkommentar

Reifeprozess im digitalisierten Umfeld

Die Entwicklung des werktätigen Menschen hat bis zum heutigen Tag in unserer hoch technologisierten Welt analog zur industriellen Entwicklung mindestens vier Zeitalter durchwandert – recht viel weiter denkt man zumindest heute nicht, wenn es um die Betrachtung der Ausbildungsmöglichkeiten industrieller Epochen geht. Ansichten von Ing. Martin Berger, Eplan

Ing. Martin Berger
Geschäftsführer der Eplan Software & Service GmbH

„So wie Ausbildung bereits vor Jahrhunderten erfolgte, so können wir auch in der Jetztzeit dem damaligen Bildungsschema mit der einfachen Formel des „voneinander Lernens“ folgen.“

Doch die Geschichte der Ingenieurwissenschaften reicht mehrere tausend Jahre zurück! So wurden bereits vor etwa 6.000 Jahren an Tempel- und Palastschulen erste Ingenieure als Beamte ausgebildet. Und im antiken Griechenland entstanden Wissenschaften, darunter die Mechanik, die für viele Ingenieurwissenschaften als Technische Mechanik eine Grundlagendisziplin ist. Ein großer Teil des technischen Wissens wurde über verschiedene Handwerkszweige weitergegeben, die sich im Laufe der Zeit spezialisierten. Beispielsweise wurde aus dem antiken allgemeinen Schmied der Schwert-, Pfannen- oder Hufschmied. Im Mittelalter entstanden mit den Zünften auch Institutionen, die sich mit handwerklich-technischen Wissen befassten. Bereits in der darauffolgenden Renaissance kam es zum Aufblühen der Technik – Ingenieure wie Leonardo da Vinci studierten Bücher zur Mechanik und schufen viele neue Maschinen. Im 18. Jahrhundert entstanden dann in Frankreich und Deutschland als institutionalisierte Wissenschaften die Ingenieurwissenschaften. Das 19. Jahrhundert wertete so manchen technischen Ausbildungsweg auf, indem technische Hochschulen das Promotionsrecht erhielten und somit wissenschaftlich den Universitäten gleichgestellt wurden. So richtig zu blühen begannen allerdings zahlreiche neue Disziplinen erst im 20. Jahrhundert – meist durch Spezialisierungen bestehender Gebiete oder an Schnittstellen zwischen bereits vorhandenen technologischen Fachbereichen. Gleichzeitig kam es zu einem verstärkten Verwissenschaftlichungsprozess, der durch computergestützte Technologien, wie CAD, CIM, CNC oder der Finite-Elemente-Methode verstärkt wurde.

Doch anhand dieses technischen Werdegangs der Menschheit ist eines klar zu erkennen: Nicht erst seit dem 21. Jahrhundert unterliegt die arbeitende Bevölkerung dem Wandel des beruflichen Umfeldes – das war schon von jeher so. Wenn auch früher in größeren Zeitabschnitten eine Anpassung zu bewerkstelligen war, so entsprach ein Handwerker ohne Erfahrungen naturgemäß nicht dem Status eines langgedienten Meisters!

Lebenslanges Lernen ist kein Phänomen unserer Zeit

Zugegebenermaßen muss man dem Mitarbeiter der heutigen Zeit wohl zugestehen, dass ein „Ausgelernt sein“ nicht mehr existent ist. Vielmehr spricht man in unserer Epoche über „lebenslanges Lernen“. Das mag manche Menschen verheißungsvoll auf einen spannenden und aufregenden beruflichen Lebensweg blicken lassen – für manch andere bedeutet diese Anforderung erdrückende Last, der sie glauben, nicht gewachsen zu sein. Die psychologische Bürde der Gratwanderung, die es dabei beinahe täglich zu bewältigen gilt, kann sich wie ein Pendelschlag mal zwischen Euphorie und Niedergeschlagenheit bewegen und ist mit Sicherheit ein Szenario, das wirklich jeden Arbeitstätigen unserer Zeit früher oder später, mehr oder weniger betrifft. Dementsprechend sind Staat und Institutionen, Ausbildungseinrichtungen jeglicher Art, wie auch Managements von Unternehmen gefordert, sich Gedanken darüber zu machen, wie und in welchen Formen das bisher gebotene Bildungsangebot für den modernen Mitarbeiter unserer Zeit auszusehen hat und wie flexibel dieses sich an den sich stetig innovierenden technischen Entwicklungen assimiliert. Denn, wurde beispielsweise vor wenigen Jahren der Berufszweig des Mechatronikers aus der Taufe gehoben, so hat dieser sich bereits heute schon wieder in mehrere „Ausbildungsäste“ verzweigt.

Vom Wandel unserer Zeit ist jeder betroffen

Unser Unternehmen, die Eplan Software & Service GmbH, hat aufgrund ihrer technologischen Angebote – nämlich softwarebasierte Engineering-Lösungen für die Mechatronik zu entwickeln und maßgeschneiderte CAD-, PDM-, PLM- und ERP-Schnittstellen zu realisieren – beinahe täglich mit dem Anspruch des lebenslangen Lernens umzugehen. Und das betrifft nicht nur unsere Mitarbeiter der technischen Ebenen, sondern auch alle andere Mitwirkende unseres Unternehmens – die Menschen in der Buchhaltung, im Office-Bereich, in der Administration, im Vertrieb, im Human Ressource, im Marketing usw. Selbst als Geschäftsführer ist man davor nicht gefeit, aufgeschlossen neuen technischen Entwicklungen gegenüber zu stehen, sich über diese zu informieren und sie im täglichen Workflow einfließen zu lassen. Die Frage nach dem WIE wirft sich naturgemäß dabei immer wieder aufs Neue auf.

Gestaltung der Feldebene am Arbeitsplatz

Somit beschäftigen wir uns bei Eplan mit diesem Szenario schon einige Jahre auf mehreren Ebenen. Zum einen sind wir bedacht darauf, Lernen nicht als Zwang ausarten zu lassen, vielmehr geben wir, gemäß unserem menschlichen Naturell, der Neugierde auf neue Lösungen ausreichend Raum und vor allem Zeit, diese zu begreifen und im täglichen Miteinander Stück um Stück zu leben. Keine Frage, dabei unterscheiden sich junge Mitarbeiter in ihrer Art und Weise mit technologischen Innovationen umzugehen, gravierend von jenen Mitarbeitern, die bereits mehrere oder gar zig Jahre ihren Beruf ausüben. Doch so wie Ausbildung bereits vor Jahrhunderten erfolgte, so können wir auch in der Jetztzeit dem damaligen Bildungsschema in gewisser Weise noch immer folgen: nämlich mit der einfachen Formel des „voneinander Lernens“. In der Praxis erweist sich dieses Rezept als sehr erfolgreich, da unsere Young Generation sich nunmehr nicht mehr als Schüler der erfahrenen Profis betrachten und die Profis sich nicht mehr von den jüngeren Kollegen in Bälde „abgelöst“ sehen. Der Umgang untereinander ist geprägt von einem Miteinander: Was der eine kann und versteht, gibt er dem anderen mit auf den Weg und umgekehrt. Das passiert in täglichen kleinen Arbeitsschritten, meist ganz unbewusst, oftmals in unserer Küche bei Kaffee und Kuchen. Oder wir brüten gemeinsam über jüngste Konzernvorgaben, neue gesetzliche Verordnungen wie z. B. die eben erlassene Datenschutzbestimmungen usw., die dann möglicherweise eine Umverteilung von Agenden im Kollegenkreis erfordern. Darüber hinaus gönnen wir uns von Zeit zu Zeit ein „Update“ unserer Profile, indem wir die vom Konzern in verschiedenster Art angebotenen Trainee-Programme besuchen. Auch regelmäßige Meetings zu spezifischen Themen, die auf bestimmte Abteilungen ausgerichtet sind, geben Anlass zum Informationsaustausch, regen neue Lösungswege an und eröffnen im kreativen Miteinander Potenziale, die im Alleingang eines Einzelnen nicht möglich wären. Ein bei uns beliebtes Methoden-Spiel in diesen Meetings ist z. B. der Weg des „Design thinking“ bei dem alle Teilnehmer ihre Ideen zu einem Projekt einbringen, diese clustern und daraus das erfolgversprechendste Projekt-Rezept generieren.

Förderung der Life-Balance

Nicht immer ging es bei Eplan dabei harmonisch von statten, so manche unvorhersehbaren Stolpersteine werfen uns gelebtes Miteinander ab und an auch über den Haufen – doch dadurch erkennen wir auch die Chance, dem raschen Change unserer Zeit nicht nur standzuhalten, sondern diesen auch mitgestalten zu können.

Gemeinsame Unternehmungen wie Firmenausflüge, Stammtisch-Treffen, Sportangebote oder das Feiern von Erfolgen sind Aktivitäten, die das persönliche Aufeinandertreffen sowie den Umgang im Team auf der emotionalen Ebene fördern. Auch das sind ganz wichtige soziale Aspekte, die wir bei Eplan leben, da diese ansonsten in diesem unserem digitalen Zeitalter unter die Räder geraten würde – denn ein „Like“ oder der virtuelle Bekanntenkreis auf Facebook & Co fördern nicht die reale Life-Balance jedes Einzelnen!

Die digitalisierte Welt wird uns in Zukunft immer stärker und schneller fordern und es wird für ein Unternehmen immer wichtiger, sich tagtäglich Gedanken über sein Tun zu machen. Das ist nicht nur Managementaufgabe sondern jeder einzelne Mitarbeiter muss hier Verantwortung übernehmen und seinen Teil als Beitrag zum Ganzen als Chance für seine persönliche Entwicklung und für das Mitgestalten erkennen.

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