igus rbtx: Online-Marktplatz für Low Cost Robotics

Bislang hielten Industrieroboter vorwiegend bei größeren produzierenden Unternehmen Einzug, weil die kleineren oftmals vor den damit verbundenen Investitionskosten zurückschreckten. Diese Einstiegsbarriere versuchen Igus und zahlreiche weitere namhafte Hersteller ab sofort mit der Online-Plattform RBTX.com zu beseitigen. Denn unter dem Schlagwort „Low Cost Robotics“ werden über diesen offenen Marktplatz ausschließlich budgetschonende Automatisierungslösungen angeboten. Von Sandra Winter, x-technik

Mit der Online-Plattform RBTX.com lassen sich individuell passende Automatisierungslösungen schnell finden, konfigurieren und bauen. Als Robotik-Grundgerüst dient u. a. der robolink DP Gelenkarm aus Kunststoff.

Mit der Online-Plattform RBTX.com lassen sich individuell passende Automatisierungslösungen schnell finden, konfigurieren und bauen. Als Robotik-Grundgerüst dient u. a. der robolink DP Gelenkarm aus Kunststoff.

Die Nachfrage nach Industrierobotern steigt kontinuierlich. Zwischen 2013 und 2017 hat sich der Jahresabsatz laut IFR verdoppelt und für das Jahr 2021 prognostiziert die International Federation of Robotics rund 630.000 verkaufte Einheiten. Da die meisten davon bei großen produzierenden Unternehmen landen, erhöht sich der Wettbewerbsdruck auf Klein- und Mittelbetriebe. Aber Automatisieren kostet.

Viele kleine Betriebe weichen dem Thema Robotik aus, weil ihnen die Einstiegshürden zu groß sind. Dabei geht es nicht nur um den Preis, sondern auch darum, dass es nicht ganz einfach ist ein funktionierendes Zusammenspiel zwischen Mechanik, Greifer, Steuerung, Kameras, Motoren etc. herzustellen. Auf der Online-Plattform RBTX.com wird den Anwendern auch diese Hemmschwelle abgenommen. Da in der Auswahlliste ausschließlich bestens miteinander harmonierende Komponenten aufscheinen bzw. anklickbar sind, ist man selbst als wenig fachkundiger Anwender vor unliebsamen Überraschungen bei der Inbetriebnahme gefeit. „Wir wollen über diesen digitalen Marktplatz Robotik-Komponenten anbieten, die in mehrfacher Hinsicht passen: Die zueinander passen – Stichwort Kompatibilität, die zu den jeweiligen Anforderungen passen und die zum vorhandenen Investitionsbudget passen“, beschreibt Jens Klärner der Hauptverantwortliche für dieses E-Commerce-Projekt, das zwar aus dem Hause Igus stammt, aber als eigene Marke mit einer eigenen Farbe existiert. „Damit wollen wir nach außen hin signalisieren, dass hier eben nicht nur ‚Oranges‘ – typisch für Igus – zu haben ist, sondern alles, was in die Kategorie Low Cost Robotik fällt“, ergänzt er.

Derzeit sind über RBTX.com Produkte von Commonplace Robotics, GMT Europe, IFM, Igus, J. Schmalz, Schunk und Servotronix bestellbar, aber es haben bereits zahlreiche weitere Unternehmen Interesse an einer Mitarbeit bekundet. Kein Wunder: Für einen Hersteller tut sich mit diesem Online-Marktplatz ein zusätzlicher Vertriebskanal auf, mit dem sich neue Zielgruppen erschließen lassen.

robolink DCi: Zusammen mit der Software von Commonplace Robotics ist der Start in die Welt der Industrierobotik günstig und einfach.

robolink DCi: Zusammen mit der Software von Commonplace Robotics ist der Start in die Welt der Industrierobotik günstig und einfach.

Markenqualität zu einem günstigen Preis

Igus entwickelt seit Jahren leistbare Automationslösungen für die Kommissionierung, Zuführung, Qualitätssicherung und Montage. Dieses Low Cost Segment wird mit Gelenkarm-, Delta- und kartesischen Robotern bedient. Den neuen robolink DC Arm beispielsweise gibt es in der Fünf-Achs-Version bereits um 3.400 Euro. „Realisieren ließ sich dieser Preis, weil viele Bauteile des Gelenkarm-Roboters – etwa das Wellgetriebe in der fünften Achse – nicht aus Metall bestehen, sondern aus sogenannten Tribopolymeren. Diese Hochleistungskunststoffe ermöglichen nicht nur eine kostengünstige Produktion, sondern sie spielen auch im laufenden Betrieb ihre Vorteile aus: Roboterkomponenten, die aus diesem Material gefertigt sind, benötigen keine Schmiermittel und somit auch keine Wartung. Außerdem sind sie stabil, korrosionsfrei und gleichzeitig leicht“, erklärt Stefan Niermann, Leiter des Geschäftsbereichs Low Cost Automation bei Igus.

Der Kölner „Plastics-in-Motion“-Spezialist ist selbst ein großer Low Cost Robotik-Fan. „Wir haben in unserer Fertigung bereits ein paar Dutzend Mehrachsgelenk-Roboter im Einsatz“, bestätigt Felix Franke, Training Manager bei Igus. Bei der Montage von e-ketten beispielsweise spielen robolink Gelenkarme eine wichtige Rolle. Sie arbeiten an den Stationen mit einem drylin Portalroboter von Igus zusammen und montieren die kleinen Igus Energieketten vollautomatisch. Die Mitarbeiter können somit für „sinnvollere“ Aufgaben eingesetzt werden.

Via Augmented Reality lässt sich der Einsatz eines Digital Twins direkt an der Maschine simulieren.

Via Augmented Reality lässt sich der Einsatz eines Digital Twins direkt an der Maschine simulieren.

Die Nachfrage nach Low Cost Produkten steigt

Die aktuelle „Rohboter“-Basis auf der RBTX-Plattform setzt sich einstweilen „nur“ aus Igus-Robotern zusammen: Aus in mehreren Ausbaustufen verfügbaren Raumportalen, die bis zu 2,5 kg schwere Lasten in einem Arbeitsraum von 400 x 400 x 100 mm bei einer maximalen Geschwindigkeit von 0,5 Metern pro Sekunde transportieren können. Aus Delta Robotern, die bis zu 1 kg schwere Teile mit einer Präzision von +/- 0,5 mm positionieren – und das bei bis zu 60 Picks pro Minute. Und aus Gelenkarm-Robotern in den unterschiedlichsten Ausführungen – als Vier- oder Fünf-Achser, mit oder ohne Steuerung, mit innen- oder außen geführten Leitungen, als anschlussfertiges Gesamtsystem oder als elektromechanisches Grundgerüst für Weiteres.

Da der offizielle Startschuss für die RBTX-Plattform erst auf der diesjährigen Hannover Messe erfolgte, befindet sich dieser Online-Marktplatz derzeit noch im Aufbau. Anwenderseitig wolle man sich jetzt zu Beginn zwar noch auf den deutschen Raum fokussieren, etwaige Anfragen aus Österreich seien aber trotzdem willkommen, wie von Igus zu erfahren war. Und Gespräche mit potenziellen weiteren Anbietern seien ohnehin schon zahlreich am Laufen.

„Die Nachfrage nach Low Cost Produkten steigt. Einerseits kann bzw. will sich nicht jedes produzierende Unternehmen eine Lösung leisten, bei der der Return on Investment erst nach mehreren Jahren erreicht wird. Andererseits erfordert nicht jede Anwendung ein Maximum an Präzision, Geschwindigkeit oder generell an Leistungsfähigkeit“, gibt Stefan Niermann zu bedenken. So reiche es beispielsweise in vielen Fällen, wenn ein Greifer nicht 25 Millionen sondern lediglich fünf Millionen Mal in verlangter Art und Weise zupacken kann. Mittlerweile gibt es sogar Hersteller, die eine eigene Produktlinie für die von Igus ins Leben gerufene Low-Cost-Robotics-Plattform entwickeln wollen. Diese könne gegebenenfalls sogar unter einem anderen Namen laufen, falls ein an sich im hochpreisigen Segment angesiedelter Hersteller aus firmenstrategischen Gründen im Low Cost Bereich „anonym“ auftreten will.

Schnelle Automatisierung zum kleinen Preis: Der Igus Delta Roboter als einfach montierbares Komplettpaket.

Schnelle Automatisierung zum kleinen Preis: Der Igus Delta Roboter als einfach montierbares Komplettpaket.

Blick in die Zukunft

Der ursprüngliche Anstoß zur Gründung einer Plattform, auf der sich mit wenigen Maus-Klicks ein in vielerlei Hinsicht optimal passendes Robotersystem zusammenstellen lässt, kam von den Kunden. „Nahezu jeder, der sich an unserem Gelenkarm interessiert zeigt, fragt nach weiteren Komponenten. Wir hörten sehr oft, dass es eine super Sache wäre, wenn es auch entsprechende Greifer, Kameras etc. bei uns zu kaufen gäbe“, erklärt der Leiter des Geschäftsbereichs Low Cost Automation bei Igus und er fügt schmunzelnd hinzu: „Und als wir in einer richtig guten Stunde zu dem Schluss kamen, dass wir einen Marktplatz schaffen müssten, auf dem man unsere Roboter mit verschiedensten Komponenten anderer Hersteller vereinen kann, verdunkelte sich der Himmel, um die Sonne kurz darauf nicht mehr in oranger, sondern in lila Farbe erstrahlen zu lassen.“ So viel zur Entstehungsgeschichte der RBTX-Plattform.

Wohin die Reise letztendlich gehen soll, sei laut Plattform Owner Jens Klärner auch schon einigermaßen klar: Es sollen möglichst viele Hersteller ins Boot geholt werden. Dieser Marktplatz soll dazu beitragen, dass „Automatisieren“ auch für Klein- und Mittelbetriebe leistbar wird bzw. bleibt. Deshalb sollten sich alle Komponenten, die über RBTX angeboten werden, in einem möglichst attraktiven Preissegment bewegen. Im Warenkorb soll letztendlich nur landen dürfen, was geprüfter Weise gut miteinander harmoniert. Das heißt der Kompatibilitätscheck ist den Anwendern abzunehmen. Und es ist natürlich hinter den Kulissen „logistisch“ anzustreben, dass der Besteller eines Gesamtsystems am Ende des Tages nur ein Paket und nicht von jedem in den jeweiligen Auftrag involvierten Hersteller eine eigene Teillieferung erhält.

Einen weiteren, extrem spannenden Blick auf eine mögliche Zukunft der Plattform gab es auf der Hannover Messe zu sehen. Dort ließ sich die Konfiguration des gewählten Roboterpakets mittels eines Augmented Reality Tools auf seine tatsächliche Praxistauglichkeit prüfen. „Der Anwender sieht vor Ort bei seiner Maschine auf einem Tablet das Zusammenspiel zwischen Realität und dem Digital Twin des gewählten Roboterpakets. So erfährt er, ob die Konfiguration funktioniert und zum individuellen Einsatzort passt“, beschreibt Christian Batz, Head of Igus digITal abschließend, in welche Richtung es künftig noch gehen könnte mit der RBTX-Plattform.

Motek

Halle 4, Stand 4320

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