interview

Innovation als Erfolgsmotor

Stillstand ist für ihn laut eigenen Aussagen ein Reizwort. David Machanek, der mit 1. Mai dieses Jahres nach jahrelanger Tätigkeit als Vertriebsleiter die Geschäftsführung von Pilz Österreich übernahm, strebt lieber eine kontinuierliche Vorwärtsbewegung an. Innovative Lösungsansätze, die nicht nur den Safety- bzw. Security-Grad von Maschinen und Anlagen erhöhen, sondern auch deren Wirtschaftlichkeit steigern sowie kundenindividuelle Beratungsdienstleistungen sollen dabei als „Tempomacher“ dienen. Das Gespräch führte Sandra Winter, x-technik

Ich möchte unseren Bekanntheitsgrad abseits vom Thema Maschinensicherheit massiv steigern und vermehrt darauf hinweisen, dass wir die Maschinen und Anlagen unserer Kunden im Zuge von Modernisierungsprojekten nicht nur „safer“ und „securer“, sondern zugleich auch „wirtschaftlicher“ machen.

David Machanek, Geschäftsführer von Pilz Österreich

Ich möchte unseren Bekanntheitsgrad abseits vom Thema Maschinensicherheit massiv steigern und vermehrt darauf hinweisen, dass wir die Maschinen und Anlagen unserer Kunden im Zuge von Modernisierungsprojekten nicht nur „safer“ und „securer“, sondern zugleich auch „wirtschaftlicher“ machen. David Machanek, Geschäftsführer von Pilz Österreich

Herr Machanek, welche Kursrichtung geben Sie als neuer Geschäftsführer den Pilz-Mitarbeitern vor?

Grundsätzlich versuche ich einen kooperativen Führungsstil an den Tag zu legen. Wir haben sehr viele, vor allem auch jüngere Mitarbeiter in unserem Unternehmen, die in neuen Wegen denken und interessante Lösungsansätze einbringen. Diesen Innovationsgeist möchte ich nicht nur fördern, sondern auch ein Stück weit fordern. Ziel ist es, mit besonders innovativen und zukunftsorientierten Lösungen einen Mehrwert für die Kunden zu bieten.

Stillstand ist für mich das Schlimmste. Demzufolge werde ich alles daran setzen, das gesamte Team dazu zu motivieren, immer wieder nach Verbesserungspotenzial Ausschau zu halten. Ich bin ein großer Fan von Jocko Willinks Podcast „Leadership and Discipline” und seine Aussage „If you allow the status quo to persist you cannot expect to improve your performance and you cannot expect to win” kann ich nur unterschreiben. Wer grundsätzlich daran festhält, ja niemals links oder rechts zu schauen, wird es meines Erachtens zumindest auf lange Sicht schwer haben, erfolgreich zu sein.

Die BMW Group vertraut bei Konformitätsbewertungsverfahren für Assistenzroboter-Systeme auf das Know-how von Pilz. (Foto: BMW Group)

Die BMW Group vertraut bei Konformitätsbewertungsverfahren für Assistenzroboter-Systeme auf das Know-how von Pilz. (Foto: BMW Group)

Was verstehen Sie unter Innovation?

Das muss nicht unbedingt ein in Hardware gegossenes Produkt sein, das kann beispielsweise auch eine für den jeweiligen Kunden maßgeschneiderte Beratungsleistung sein oder eine kreative Idee, auf welche Art und Weise wir eine bestimmte Aufgabenstellung umsetzen.

Vor Kurzem wurde bei Pilz Österreich ein eigener Dienstleistungsvertrieb installiert, der sich ausschließlich darum kümmert, gemeinsam mit den Kunden maßgeschneiderte, Mehrwert schaffende Lösungen zu konzipieren. Die Kollegen, die in diesem Bereich tätig sind, agieren vollkommen losgelöst von unserem Produktgeschäft. Das bedeutet: Sie beraten herstellerunabhängig und neutral!

In welcher Hinsicht fordern Kunden „Maßgeschneidertes“?

In Summe ist eigentlich sehr vieles möglich und wir sehen einen ganz klaren Trend in diese Richtung. Teilweise sind es beispielsweise individuell angepasste Maschinensicherheitsprotokolle, die von uns zu generieren sind. Bei diesen geben dann die Kunden vor, welche Prioritäten bei der Protokollierung ihrer Maschinen gesetzt werden sollen. Da folgen wir dann nicht mehr nur unseren eigenen Bewertungsrichtlinien, sondern nehmen zusätzlich zu den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestanforderungen auch noch Kundenspezifisches mit dazu. Teilweise lagern Kunden überhaupt das komplette Maschinensicherheitsthema an uns aus. Dann erhalten sie eine mit den gewünschten Produkten ausgestattete, fertig programmierte und vorkonfigurierte Lösung von uns. Es werden also ganz unterschiedliche Ansprüche an uns gestellt.

Wie wirkte sich eigentlich die Corona-Krise auf die Geschäfte bei Pilz Österreich aus?

Nun, leider mussten wir unsere für Mitte September geplante Safety & Security Network Conference coronabedingt absagen. Wir haben bis zuletzt gezittert und gehofft, aber da die Infektionszahlen wieder im Steigen begriffen waren und auch die Schutzmaßnahmen wieder verschärft wurden, wollten wir als „Botschafter der Sicherheit“ kein Risiko eingehen.

Aber jetzt zurück zu dem, worauf Ihre Frage wahrscheinlich ursprünglich abzielen sollte: Was definitiv der Fall ist – und das konnten wir auch schon 2008/2009 beobachten – dass in Krisenzeiten verstärkt Beratungsleistungen und Systemintegrationsleistungen in Anspruch genommen werden. Dieses Geschäft lässt glücklicherweise nicht nach. Diese Dienstleistungen kompensieren unseren derzeitigen Rückgang beim Komponentengeschäft. Denn natürlich spüren wir, dass momentan weniger Maschinen ver- bzw. gekauft werden.

Welche Dienstleistungen werden am häufigsten nachgefragt?

In der letzten Zeit sind Anfragen aus dem Bereich „Turnkey Solutions“ massiv am Steigen. Grundsätzlich unterstützen wir mit unseren Dienstleistungen entlang des gesamten Maschinenlebenszyklus – von der Risikobeurteilung bis hin zur Konformitätserklärung. Wir inspizieren vorhandene Schutzeinrichtungen, eruieren etwaige Safety- und/oder Security-Schwachstellen, erstellen Sicherheitsdesigns, kümmern uns gemeinsam mit unseren Pilz-Systempartnern um die Systemintegration und bieten umfassende Expertise für unterschiedlichste Branchen. Für die Bereiche Robotik, Bahntechnik und Pressen gibt es sogar eigene Kompetenzzentren bei Pilz. Weitere „Bestseller“ aus unserem Dienstleistungs-Portfolio sind Validierungen und CE-Beratungen. Außerdem übernehmen wir auf Wunsch sogar die Verantwortung für Konformitätsbewertungsverfahren.

Ein großer Vorteil von Pilz ist, dass wir mit unseren 42 Tochtergesellschaften und unserem Systempartner-Netzwerk auf der ganzen Welt vertreten sind. Damit sind wir in der Lage, grenzüberschreitend lokales Markt- und Normenwissen bereitzustellen und anzuwenden. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen immer wieder mit Reisebeschränkungen zu rechnen ist, kommt uns die Tatsache, dass wir weltweit aufgestellt sind, enorm zugute.

Und welche Schulungsangebote sind bei Pilz Österreich DER Renner?

Unsere Safety Engineer und CMSE® – Certified Machinery Safety Expert Schulungen. Ab Oktober starten wir übrigens mit einem neuen Angebot: CECE – Certified Expert in CE Marking. An dieser Thematik besteht ebenfalls großes Interesse. Denn im Rahmen dieses vom TÜV Nord zertifizierten Qualifizierungsprogramms wird jeder einzelne Schritt des gesamten CE-Kennzeichnungsprozesses für alle Arten von Maschinen gemäß Maschinenrichtlinie 2006/42/EG gelehrt.

Was zum Schluss natürlich unbedingt noch erfragt werden muss: Was sind Ihre Ziele als Geschäftsführer von Pilz Österreich?

Ich möchte unseren Bekanntheitsgrad abseits vom Thema Maschinensicherheit massiv steigern. Sobald man über Lösungen im Bereich der Maschinensicherheit oder über Security-Belange nachzudenken beginnt, soll vollautomatisch Pilz vor dem inneren Auge auftauchen – das ist ein Ziel, das ich am liebsten innerhalb der nächsten fünf Jahre schon erreichen würde. Denn diese beiden Themen greifen immer mehr ineinander, da bei zunehmend vernetzten Maschinen und Anlagen ohne Industrial Security keine Safety mehr gewährleistet werden kann.

Last but not least möchte ich in Zukunft eine weitere Stärke von uns vermehrt promoten: Dass wir Maschinen nicht nur sicherer und weniger angreifbar, sondern auch „wirtschaftlicher“ machen. Wir versuchen bei jedem Projekt den Sicherheits- und den Produktivitätslevel gleichzeitig zu erhöhen.

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