Gibt es einen Schaltschrank nach IFS?

Hygienegerechten Gestaltung von Gehäusen und Schaltschränken Ob zur Verarbeitung von Lebensmitteln oder zur Herstellung von Getränken – einer der wichtigsten Bausteine für Produktsicherheit ist die hygienegerechte Gestaltung von Maschinen und Anlagen. Entscheidend ist die Reinhaltung von Materialien, Oberflächen und konstruktiver Elemente, so dass keine Produktreste oder Reinigungsmedien zurückbleiben.

Scharniere innerhalb des Dichtungsbereichs ermöglichen außen ein besonders reinigungsgerechtes Design.

Scharniere innerhalb des Dichtungsbereichs ermöglichen außen ein besonders reinigungsgerechtes Design.

Anlagenbauer stellen nicht selten die Frage: Gibt es Gehäuse und Schaltschränke nach IFS Food? Die Antwort: IFS Food stellt die hygienische Produktion konformer Lebensmittelprodukte sicher, macht aber keine Aussagen zur technischen und konstruktiven Auslegung von Maschinen und Anlagen. Leitlinien für Anlagenbauer bieten u. a. durch die in Europa am 1. Januar 2006 in Kraft getretene "EG-Maschinenrichtlinie" 2006/42/EG sowie durch ergänzende aktuelle Normen zu Hygieneanforderungen an Maschinen und Anlagen, wie die EN 1672-2 und die EN ISO14159.

Für Verarbeiter von Lebensmitteln ist u. a. die Verordnung EU 852/2004 zur Lebensmittel-Hygiene verbindlich. Darüber hinaus wurde im Jahr 1989 die Expertengemeinschaft European Hygienic Engineering and Design Group (EHEDG) gegründet, mit dem Ziel, Hygienemaßnahmen während der Herstellung und Verpackung von Lebensmitteln zu unterstützen. Rittal ist Sponsor dieser Organisation seit 2008.

Mit seiner Hygienic Design (HD) Linie aus Edelstahl greift Rittal die anspruchsvollen Guidelines der EHEDG aktiv auf und bietet Gehäuse- und Schranklösungen aus Edelstahl, die beste Oberflächeneigenschaften aufweisen und sich schnell und sicher reinigen lassen.

Rittal Hygienic Design Gehäuse: Klemmengehäuse (links) und Kompaktschrank (rechts).

Rittal Hygienic Design Gehäuse: Klemmengehäuse (links) und Kompaktschrank (rechts).

Rundum abgedichtet

Eine Besonderheit des HD-Gehäusekonzepts ist die Abdichtung. Statt Polyurethan kommt Silikon zum Einsatz, das beständiger gegen Reinigungsmittel ist. Die HD-Dichtung ist blau eingefärbt und fällt bei bewusst mechanischer Beschädigung als Fremdkörper in der Lebensmittelverarbeitung gegenüber üblichen Lebensmitteln sofort auf. Da die leicht auswechselbare Rundum-Dichtung, die auf der Innenseite von Türen und Wänden sicher eingelegt ist, bis nach außen anliegt, ist eine spaltfreie Abdichtung gewährleistet. Im Gegensatz zur Meterware auf Rollen vermeiden die durchgehenden HD-Dichtrahmen, dass die Dichtschnur bei der Montage gezogen wird und damit nachträglich Spalten an den Enden entstehen. Die Erfahrung zeigt, dass eine auf Stoß eingelegte Dichtung oder vier auf Gehrung geschnittene Stücke nicht dauerhaft dicht sind.

Da normal geklebte oder geschäumte Dichtungen oft offenporig sind, können sie Feuchtigkeit aufnehmen. Durch die Vibration der Maschinen und Anlagen kann durch die Dichtung hindurch Feuchtigkeit in den Schrank eindringt, obwohl das Gehäuse die Testkriterien gemäß IEC 60529 erfüllt. Andere Lösungen, wie ein Labyrinth vor der Dichtung oder eine zweite Dichtung, sorgen zwar für mehr Schutz bei der Hochdruckreinigung, sind aber nachteilig, da in beiden Fällen ein Totraum entsteht, in dem flüssige oder feste Lebensmittelreste lagern könnten. Die Reinigung ist dadurch nur bei geöffneter Tür möglich.

Zusätzlich wird an gängigen Gehäusen die Reinigung durch die Geometrie und die außerhalb der Dichtung platzierten Scharniere erschwert. Außenliegende Scharniere quetschen zudem meist die Dichtung, was zu Undichtigkeiten führen kann. Demgegenüber sind bei den HD-Gehäusen die Scharniere mit einem besonderen Drehwinkel innen eingebaut – das spart ihre Reinigung.

Dachkonstruktion für rückstandslose Reinigung

Für eine einwandfreie Reinigung und um Verschmutzungen sichtbar zu machen, sind schräge Ablaufflächen vonnöten. Bei einer Dachschräge von 3 Grad laufen Flüssigkeiten ab. Diese Schräge ist bei kleinen Klemmenkästen, die meist im sichtbaren unteren Bereich von Anlagen montiert sind, ausreichend. Bei den größeren, aber noch kompakten Schränken sollte die Dachschräge (nach EHEDG) 30 Grad betragen. Diese Neigung verhindert auch das Ablegen oder Aufstellen von produktionsfremden Gegenständen.

Um Verschmutzungen zu erkennen, muss auch die Dachschräge zum Betrachter geneigt sein. Gleiches gilt auch für ein Satteldach: Nicht empfohlen werden ein Satteldach längs der Wand oder eine gewölbte Schräge, die auch zum Ende flach wird. Richtig montiert, ist ein Satteldach auf einem einzelnen Schrank vor der Wand mit nach links und rechts ablaufenden Schrägen zu platzieren. Werden die Schränke oberhalb dem Auge des Betrachters montiert, ist durch die Schräge auch eine optische Kontrolle vor Verschmutzung gewährleistet.

Hygienic Design bedeutet nicht zwangsläufig, dass Betriebe vor hohen Investitionen stehen, weil sie ihre Anlagen komplett ausmustern müssen. Sollten Dachschrägen nachgerüstet werden, so ist darauf zu achten, dass der dicht verschweißte Keil unten maximal geöffnet ist. Das Dach vom Gehäuse ist in der gleichen Größe auszuschneiden. Nur so entsteht kein Totraum und Verschmutzung sowie dauerhafte Dichtheit können kontrolliert werden. Der Keil kann auf dem Gehäuse umlaufend dicht verschweißt werden. Einzeln geschweißte Punkte sind aufgrund der Hygiene und Schutzart nicht zulässig. Ist keine Schweißung möglich, lässt sich der Aufsatz auch mit einer beständigen Dichtung zum Gehäuse verschrauben. Hier sollten die Tür oder der Deckel auch über eine außenliegende Dichtung verfügen.

Hygienic Design Produktionsdatenschrank: Die rundum außenliegende, spaltfreie Silikon-Dichtung ist einfach wechselbar.

Hygienic Design Produktionsdatenschrank: Die rundum außenliegende, spaltfreie Silikon-Dichtung ist einfach wechselbar.

Hygienische Befestigung und Aufstellung

Gemäß den EHEDG-Empfehlungen ist es zulässig, Schränke mit einer Abdichtung direkt an einer Wand zu verschrauben. Doch wie lange hält dies dicht? Deshalb wird empfohlen, zur Reinigung hinter dem Gehäuse entsprechenden Raum zu schaffen.

Rittal empfiehlt seine HD-Gehäuseserie grundsätzlich mit Abstand zur Wand zu montieren. Gemäß EHEDG sollte ein Abstand zur Wand von mindestens 300 mm vorhanden sein. Jedoch wird dieser große Abstand von den meisten Lebensmittel-Verarbeitern aus Platzgründen nicht akzeptiert. Deshalb hat sich Rittal mit seinen Kunden auf folgende Abstände verständigt: Für die Montage an Wand oder anderen Konstruktionen werden runde Abstandshalter mit mindestens 50 mm verwendet. Ab einer Gehäusegröße von 800 mm x 800 mm (BxH) mit Konsolen ist ein Wandabstand von 150 mm notwendig. Alle Verbindungen müssen zum Gehäuse und zur Befestigungsfläche mit hygienischem, beständigem Material abgedichtet oder rundum lückenlos verschweißt sein. Sollen die Gehäuse an Edelstahlprofilen der Anlage verschweißt werden, so muss die Schweißnaht durchgehend zwischen Gehäuse und Profil ausgeführt sein.

Die Alternative zur Wandbefestigung ist das Untergestell – eine Konstruktion, die das kompakte Gehäuse auf die ergonomische Höhe des Bedieners bringt. Geschlossene Querschnitte und kontinuierlich geschweißte Nähte müssen absolut dicht sein. Das runde Profil vermeidet, besonders bei waagerechten Oberflächen, die sonst übliche Verschmutzung. Zudem ermöglicht die Bodenfreiheit der Schränke eine leichte Nass- oder Trockenreinigung. Für Kippsicherheit sorgt die Konstruktion, die unten tiefer ausgelegt ist und sich nach oben hin verjüngt. Zum Ausgleich der Ablaufschräge dienen Nivellierfüße, die so konstruiert wurden, dass sämtliche Gewindeteile im Gehäuse verborgen sind. Die Untergestelle lassen sich wahlweise mit oder ohne Verschraubung am Boden befestigen. Während im Trockenbereich oft verschraubt wird, ist dies im Nassbereich äußerst selten der Fall. Gitterrinnen für Fixierung der Elektrokabel und Datenleitungen sind bei den Untergestellen bereits integriert. Zusätzlich entspricht auch die Kabelverschraubung mit außenliegenden Gewinden den höchsten Hygieneanforderungen.

Wenn Kühlung erforderlich ist

Müssen Wärmelasten aufgrund von Verlustleistungen eingebauter Komponenten abgeführt werden, bietet Rittal für seine Schaltschränke effiziente Flüssigkeits-Kühlkonzepte an. Die hygienisch sauberste Kühllösung ist die Schaltschrank-Klimatisierung mit Luft/Wasser-Wärmetauschern. Ist kein Kühlwasser-System vorhanden, lässt sich die notwendige Kühlleistung für die einzelnen Wärmetauscher, zentral oder dezentral, über Rückkühlanlagen, die außerhalb des offenen Prozesses aufgebaut werden können, realisieren. Auch die Wärmetauscher sollten in die Schaltschränke eingebaut werden. Die einmaligen Installationskosten für Wärmetauscher, Rückkühler und Verrohrung sind bei kleineren Anlagen in der Regel etwas höher als die Montagekosten von klassischen Kühlgeräten für den Wandanbau. Wärmetauscher-Systeme, die für die Hygiene im Betrieb erste Wahl sind, amortisieren sich aber durch reduzierten Service und geringere Energiekosten.

Werden Kühlgeräte in der Backindustrie installiert, entsteht bei der Teigzubereitung (Sauerteig) und in den Gärräumen Essigsäure. Die damit angereicherte Luft gelangt in die Kühlgeräte und erzeugt Grünspan auf den Kupferrohren der Kältemittelleitung und der Wärmetauscher. Da Essigsäure auch die Platinen der Steuerung schädigt, führt diese auf Dauer auch zum Ausfall der Geräte. Schützen kann man die Geräte mit einer speziellen Chemieausführung sowie einer zusätzlichen Schutzlackierung der Geräteelektronik.

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