anwenderreportage

Getriebe für Gipfelstürmer

Sicherer Stationsumlauf und Garagierung von Seilbahnkabinen: Seilbahnen in den Alpen befördern täglich Zehntausende Sportbegeisterte und Bergfreunde, in der Skisaison ebenso wie zur Sommerfrische. Nicht nur die Berg- und Talfahrt hat ihre Herausforderungen, auch in den Stationen sind die Bahnen auf spezielle, robuste Antriebstechnik angewiesen, wie zwei Seilbahnprojekte von Doppelmayr veranschaulichen. Die geforderten, zuverlässigen und wartungsarmen Getriebemotoren zum Einsatz in den Stationen projektierte Nord Drivesystems.

Einstiegsbild

Einstiegsbild

Dietmar Fessler
Technikverantwortlicher von Doppelmayr für die Pardatschgratbahn in Ischgl.

„Wir möchten auf die Natur Rücksicht nehmen und setzen deshalb auch in der neuen 3S-Pardatschgratbahn energiesparende IE3-Motoren von Nord ein.“

Ein Besuch in der Doppelmayr-Zentrale in Vorarlberg führt mitten in eine Kernregion des Skitourismus. Zwei jüngere Vorzeigeprojekte des Seilbahnbauers sind von dort an einem Nachmittag zu erreichen. Die Grasjochbahn ist eine Einseilumlaufbahn mit Kabinen für je acht Personen und einer Beförderungskapazität von 1.900 Personen pro Stunde und Richtung. Das Förderseil ist hier Trag- und Zugseil in einem. Am Pardatschgrat wurde eine sogenannte 3S-Bahn mit zwei feststehenden Tragseilen und einem umlaufenden Zugseil errichtet, die bis zu 2.800 Personen je Stunde und Richtung befördert. Jede Kabine bietet Platz für 28 Personen samt Wintersportausrüstung oder eine beladene Europalette. Die Pardatschgratbahn überwindet 1.251 Höhenmeter, bei Fertigstellung ein neuer Weltrekord für Dreiseilumlaufbahnen.

Die Förderkette mit Mitnehmern treibt ein Nord-Stirnradgetriebemotor an.

Die Förderkette mit Mitnehmern treibt ein Nord-Stirnradgetriebemotor an.

Johannes Moritzhuber
Technikverantwortlicher von Doppelmayr für die Grasjochbahn in St. Gallenkirch.

„Wir bei Doppelmayr setzen auf Antriebslösungen von Nord, weil wir höchste Verfügbarkeit, höchste Sicherheit und höchste Wartungsfreundlichkeit für unsere Produkte erwarten.“

Bequemes Einstiegstempo

Die Berg- und Talfahrt geschieht bei modernen, kuppelbaren Seilbahnen mit hohem Tempo, der Pardatschgrat wird z. B. mit einer Höchstgeschwindigkeit von 7,5 m/s in unter 10 min. erklommen.

In den Stationen wäre das viel zu schnell. Hier werden die Kabinen vom Zugseil abgekoppelt und per Reifenförderer behutsam gebremst. An der Einstiegsplattform bewegen sie sich nur noch in Schrittgeschwindigkeit. Die Rollen des Laufwerks liegen in der Station auf Schienen auf. An der Kabinenaufhängung befinden sich außer dem Fahrwerk Reibmodule, die nach Entkopplung vom Zugseil mit dem Reifenförderer Kontakt halten und für die Kraftübertragung sorgen. Segmente mit mehreren Achsen werden per Keilriemen von je einem Nord-Getriebemotor angetrieben. Beim Ein- und Ausfahren werden die Kabinen sanft abgebremst bzw. wieder auf die Geschwindigkeit des Zugseils beschleunigt.

Bereits seit 2005 arbeitet Doppelmayr mit der Getriebebau Nord GmbH in Linz zusammen. „Bei Nord können wir uns darauf verlassen, dass die Antriebe für alle Anlagentypen passen", erklärt Johannes Moritzhuber aus dem Bereich kuppelbare Seilbahnsysteme bei Doppelmayr. „Wir haben schon lange gute Erfahrungen mit der Firma. Nötige Ausstattungsoptionen werden flexibel implementiert, die Antriebe sind sehr zuverlässig und leise – und Nord gewährleistet eine schnelle Ersatzteilversorgung weltweit.“

Auf Laufschienen geht es in St. Gallenkirch am Grasjoch per Förderkette in die Garage.

Auf Laufschienen geht es in St. Gallenkirch am Grasjoch per Förderkette in die Garage.

Infos zum Anwender

Die Doppelmayr Seilbahnen GmbH in Wolfurt (Vorarlberg) ist ein Unternehmen der Doppelmayr/Garaventa Gruppe. In seiner langen Geschichte (Doppelmayr wurde 1892 gegründet) stellte das Unternehmen immer wieder Höhen-, Distanz- und Geschwindigkeitsrekorde auf. Dazu gelangen zahlreiche technologische Pionierleistungen in den Bereichen Personen- und Materialseilbahnen, Lawinensprengbahnen sowie Nahverkehrssysteme: etwa die Entwicklung der Sitzheizung für Seilbahnkabinen, der ersten Standseilbahn mit Niveauausgleich und des ersten automatischen Seilbahnräumungskonzepts.

Über Nacht in die Garage

Nach Betriebsschluss werden die Kabinen über Nacht garagiert. Doppelmayr hat mit dieser ausrüstungsschonenden Praxis bereits früh begonnen. War zunächst manueller Einsatz gefragt, so ist heute vieles automatisiert. Den Antrieb übernehmen auch hier Nord-Getriebemotoren. Die Bahnen am Grasjoch und Pardatschgrat haben jeweils direkt unter der Talstation eine mehrgleisige Garage. In der Grasjochbahn geschieht die Fahrt in das Garagenstockwerk über eine abschüssige Rampe. Es findet eine fließende Übergabe der Kabinen vom Reifenförderer zu einer Förderkette statt. Das Gewicht lastet weiter auf Laufschienen, die sowohl die Station als auch die Garage durchspannen.

Noch platzsparender ist die Beförderung in die Garage der Pardatschgratbahn per Vertikalförderer, der durch einen Nord-Hubantrieb bewegt wird. Der horizontale Transport, auch beim Befahren des Vertikalförderers, geschieht durchgängig mit Reifenförderern. Die Garagierung ist voll automatisiert. Die Position jeder einzelnen Kabine wird per Software überwacht. Induktive Näherungsschalter sind mit der zentralen Steuerung vernetzt, die wiederum die Antriebe ansteuert. Auch die Antriebe werden einzeln überwacht. Die Motoren sind mit Temperaturfühlern und Inkrementalgebern ausgestattet und werden zentral angesteuert.

Am Reifenförderer bewegt sich die Kabine im Schritttempo durch die Station.

Am Reifenförderer bewegt sich die Kabine im Schritttempo durch die Station.

Vereinheitlichung als Prinzip

Doppelmayr hat schon vor vielen Jahren seine Produktlinien weitgehend modularisiert. Nach wie vor wird jede Seilbahn individuell für die geographischen, geologischen und klimatischen Bedingungen am Aufstellort konfiguriert, jedoch erlaubt die Modularisierung eine kostengünstige Projektierung und Fertigung sowie eine standardisierte Planung und Qualitätssicherung. Bei Antrieben für den Stationsbereich hat der Hersteller komplett auf IE3-Motoren umgestellt. Dies gilt auch für die Garagierung, wo die Antriebe nicht im Dauerbetrieb arbeiten.

Die erhöhte Energieeffizienzklasse IE3 ist in Europa erst seit Kurzem und nur für einen Teil aller Anwendungen vorgeschrieben, doch Doppelmayr profitiert von der Variantenreduzierung und den speziellen Vorzügen der IE3-Motoren von Nord, namentlich höheren thermischen und Überlastreserven sowie der Eignung für 50 Hz- und 60 Hz-Netze weltweit. „Wir möchten auf die Natur Rücksicht nehmen und setzen deshalb auch in der neuen 3S-Pardatschgratbahn energiesparende IE3-Motoren von Nord ein“, erklärt Dietmar Fessler, bei Doppelmayr verantwortlich für 3S-Bahnen.

Ein Fremdlüfter kühlt langsam laufende Motoren im Einstiegsbereich.

Ein Fremdlüfter kühlt langsam laufende Motoren im Einstiegsbereich.

Bei Wind und Wetter

Die wichtigsten Anforderungen von Doppelmayr sind Zuverlässigkeit und eine lange Produktlebensdauer. „Die Antriebe unserer Seilbahnen müssen bei Temperaturen von -30° bis +50° C sicher arbeiten“, sagt Fessler. „Die Nord-Antriebe erfüllen diese Anforderungen problemlos.“ Moritzhuber erklärt: „Lieferanten müssen ein Verständnis für die Einsatzbedingungen haben. Nord ist in dieser Hinsicht sehr erfahren und stößt von selbst einen Dialog an. So kam von Nord beispielsweise der Hinweis, dass wir mit einem anderen als dem Standard-Schmiermittel für die Getriebe fünf Grad mehr Temperaturtoleranz bekämen. Das ist in unseren alpinen Projekten, wo es extrem kalt, im Sommer aber auch oft sehr heiß werden kann, absolut relevant und hilft natürlich, eine langlebige, wartungsarme Antriebslösung zu realisieren.“

Nord bietet Ausstattungsoptionen für einen sehr breiten Temperaturbereich und hat bei Doppelmayr Stillstandsheizungen, rostgeschützte Bremsen und eine Feuchtschutzisolation für Antriebe realisiert. Die Antriebe an den Reifenförderern arbeiten mit geringen Drehzahlen und wurden dafür mit Fremdlüftern ausgestattet: Sie sind stärker als Eigenlüfter und können nach Bedarf zugeschaltet werden, bieten also eine energiesparende Option. Zudem wurden die Lüfter von 2-poligen auf 4-polige Ausführungen umgestellt. Dadurch konnte die Schallemission am Einstieg deutlich gesenkt werden.

Für den sicheren Abstand der Kabinen sorgen in der Garage der Pardatschgratbahn in Ischgl Näherungsschalter und Nord-Bremsmotoren mit Luftspaltüberwachung.

Für den sicheren Abstand der Kabinen sorgen in der Garage der Pardatschgratbahn in Ischgl Näherungsschalter und Nord-Bremsmotoren mit Luftspaltüberwachung.

Spezialausstattung kein Problem

Weitere Ausstattungsoptionen reduzieren u. a. den Installations- und Instandhaltungsaufwand. Fessler erläutert: „Wichtig ist für uns auch Nord`s Fähigkeit, Kundenwünsche umzusetzen. Wir benötigen z. B. eine steckbare Antriebsausführung, um Motoren jederzeit auch von einem Mechaniker austauschen lassen zu können und nicht zwingend von einem Elektriker.“ Nord liefert die Antriebe anschlussfertig mit integrierten Leistungs- und Signalsteckern. Neben der allgemeinen Vereinfachung der Wartung resultierten daraus große Einsparungen bei der Inbetriebnahme. Auch eine Luftspaltüberwachung der Bremsen hat der Antriebshersteller umgesetzt. Ein Mikroschalter meldet den Verschleiß der Bremsscheiben, stellt so die stets zuverlässige Funktion der Bremsen sicher und ermöglicht das rechtzeitige Nachstellen bzw. Auswechseln.

Praktische Leistungssteckverbinder ermöglichen einen einfachen Anschluss und Austausch der Getriebemotoren.

Praktische Leistungssteckverbinder ermöglichen einen einfachen Anschluss und Austausch der Getriebemotoren.

Nord-Getriebemotoren treiben per Keilriemen die verschiedenen Segmente des Reifenförderers an.

Nord-Getriebemotoren treiben per Keilriemen die verschiedenen Segmente des Reifenförderers an.

Fit für die Berge der Welt

Seilbahnen werden mit hohem technischem Aufwand und oft an entlegenen Orten errichtet. Daher ist für die dort installierte Technik eine lange Lebensdauer extrem wichtig. Nord Drivesystems erreicht dies bei Getriebemotoren durch robuste Konstruktion, hohe Verarbeitungsqualität und anwendungsspezifische Projektierung. Dies schließt Lastanforderungen und Schnittstellen ebenso ein wie die optimale Ausrüstung für die klimatischen Bedingungen. So wurde durch den Einsatz eines Spezial-Getriebeöls die Temperaturtoleranz den Bedingungen in der alpinen Anwendung angepasst.

Johannes Moritzhuber fasst die wichtigsten Anforderungen zusammen: „Wir bei Doppelmayr setzen deshalb auf Antriebslösungen von Nord, weil wir höchste Verfügbarkeit, höchste Sicherheit und höchste Wartungsfreundlichkeit für unsere Produkte erwarten.“ Die seit 2005 bestehende erfolgreiche Lieferantenbeziehung bezeugt, dass die Anforderungen voll erfüllt werden, und zwar überall auf der Welt: „So wie Doppelmayr ist auch Nord weltweit mit Niederlassungen oder Service-Stationen vor Ort vertreten“, erklärt Dietmar Fessler. „Das gibt unseren Kunden doppelte Sicherheit bei der schnellen Ersatzteilversorgung.“

Filtern

Suchbegriff

Unterkategorie

Firmen

Inhaltstyp

Firmentyp

Land