interview

Sick AppSpace: Eco-System for programmable Sensors

SICK AppSpace: Vor dem Hintergrund stetig wachsender variantenreicher Produkterzeugungen und in Folge mehr und mehr spezifizierter Maschinen und Anlagen, werden auch zunehmend individualisierte Komponenten benötigt – so auch auf der klassischen Feldebene. Customized programmierbare Sensoren bietet dafür das Unternehmen Sick schon geraume Zeit. Doch nun geht das Unternehmen mit seinem Lösungsangebot noch einen Schritt weiter und eröffnet mit der SICK AppSpace eine Plattform, welche die Grenzen klassischer Sensorprogrammierung durchbricht und die Lizenz zur Variantenvielfalt moderner Maschinen- und Anlagengestaltung beschleunigt. Detlef Deuil, Head of Product Management Vertical Integration Products bei Sick, erläutert im Gespräch mit x-technik das neue Eco-System SICK AppSpace. Das Gespräch führte Luzia Haunschmidt / x-technik

„Grundsätzlich vereint die SICK AppSpace Soft- und Hardware und besteht einerseits aus den programmierbaren Sick-Sensoren und andererseits aus dem SICK AppStudio, in dem Applikationen entwickelt werden können“, so Detlef Deuil, Head of Product Management Vertical Integration Products bei Sick.

„Grundsätzlich vereint die SICK AppSpace Soft- und Hardware und besteht einerseits aus den programmierbaren Sick-Sensoren und andererseits aus dem SICK AppStudio, in dem Applikationen entwickelt werden können“, so Detlef Deuil, Head of Product Management Vertical Integration Products bei Sick.

Detlef Deuil
Head of Product Management Vertical Integration Products bei Sick

„Grundsätzlich vereint die SICK AppSpace Soft- und Hardware und besteht einerseits aus den programmierbaren Sick-Sensoren und andererseits aus dem SICK AppStudio, in dem Applikationen entwickelt werden können. “

Herr Deuil, die Firma Sick bietet seit kurzem das Eco-System SICK AppSpace für programmierbare Sick-Sensoren an – was dürfen sich Ihre Kunden darunter vorstellen?

Mit der SICK AppSpace ermöglichen wir – entsprechend unserem Slogan „Sensor Intelligence.“ – Freiraum für Lösungen und Ideen. Dazu möchte ich ein wenig ausholen: Bisher sind Sensoren ja insofern schon konfigurierbar, indem man über Parameter Geräte auf spezifische Applikationen justiert. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben jedoch einen ausgeprägten Trend hin zur Individualisierung im Maschinen- wie Anlagenbau gezeigt. Diese Entwicklung beantworten wir mit der SICK AppSpace – einer offenen Plattform, welche System- und OEM-Integratoren Raum und Flexibilität bietet, ihre spezifischen Aufgabenstellungen mit programmierbaren Sensoren von Sick zu 100 % passgenau zu entwickeln.

Grundsätzlich vereint die SICK AppSpace Soft- und Hardware und besteht einerseits aus den programmierbaren Sick-Sensoren – die Software sitzt direkt in den Sensoren und gibt Informationen weiter – und andererseits aus dem SICK AppStudio, in dem Applikationen entwickelt werden können. Zusammen ermöglichen das AppStudio und die programmierbaren Geräte, Daten für Cloud-Services im Kontext von Industrie 4.0 zu erzeugen. Auf diese Weise können Integratoren auf die individuellen Produktionswünsche ihrer Kunden maßgeschneidert reagieren.

(Bild: Fotolia)

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Müssen in Anwendung der SICK AppSpace System- wie OEM-Integratoren Sensoren selbst programmieren können?

Ja, das SICK AppStudio wurde von Entwicklern für Entwickler mit allen Vorzügen projektiert. Das heißt, dass es für System- wie OEM-Integratoren sehr einfach ist, über das SICK AppStudio in die Geräteprogrammierung einzusteigen, da bereits eine umfangreiche Bibliothek an Algorithmen und Hardware-Interface-Anbindungen zur Verfügung steht, die in der Sensor App per Funktionsaufruf bereits verknüpft sind. Dank der weit verbreiteten Scriptsprache Lua mit vielen integrierten Entwicklungsunterstützungen – wie z. B. Auto-Vervollständigen – fügt sich die App-Entwicklung für die programmierbaren Sensoren auf einfache Weise in bestehende Entwicklungsprozesse ein. Die so entwickelte Sensor App wird anschließend auf unterschiedliche programmierbare Sensoren von Sick ausgerollt und kann dann auch auf mehrere Sick-Sensoren eingesetzt werden. Eine derartig programmierte Sensor App kann je nach Komplexität zwischen zwei Tagen und einer Woche entwickelt werden.

Darüber hinaus können mit dem SICK AppStudio auch entsprechende Benutzeroberflächen für Maschinenbediener mittels grafischem ViewBuilder als Graphical User Interface erzeugt werden. Alle Softwarekomponenten werden dazu vom PackageBuilder zu einem Paket zusammengefasst und auch die Zugriffsrechte werden entsprechend sicher definiert. Zusätzlich wird mittels etlicher Beispielprogramme die schnelle Einarbeitung und Erstellung von Sensor Apps unterstützt. Anders sieht es hingegen für Endanwender aus. Sind diese daran interessiert, selbst Sensoren für ihre Applikationen zu programmieren, dann bietet Sick ihnen dahingehend entsprechende Unterstützung (auch mit Integratoren) je nach Aufgabe an.

Sick eröffnet mit der SICK AppSpace eine Plattform, welche die Grenzen klassischer Sensorprogrammierung durchbricht und die Lizenz zur Variantenvielfalt moderner Maschinen- und Anlagengestaltung beschleunigt.

Sick eröffnet mit der SICK AppSpace eine Plattform, welche die Grenzen klassischer Sensorprogrammierung durchbricht und die Lizenz zur Variantenvielfalt moderner Maschinen- und Anlagengestaltung beschleunigt.

Bietet der SICK AppSpace nebst der anwenderspezifischen Sensorprogrammierbarkeit noch weitere Lösungsszenarien?

Ja, begleitend zum SICK AppSpace bieten wir auch einen Zugang zur SICK Software-Toolbox und etablierten Bildverarbeitungsbibliotheken.

Dazu sind wir eine Partnerschaft mit der Firma MVTec Software GmbH eingegangen. Diese Partnerschaft wurde durch SICK AppSpace konsequent mit einer integrierten Runtime-Lizenz der Bildverarbeitungsbibliothek HALCON ausgebaut. Um Komplexität, Aufwand und Risiken bei der Implementierung von programmierbaren Vision-Lösungen zu minimieren, wird sowohl auf durchdachte SICK-eigene Algorithmen als auch auf die umfangreiche Bildverarbeitungsbibliothek HALCON zugegriffen. Aus etablierten Bausteinen entstehen so neue, perfekt zugeschnittene Lösungen passend zu jeglichen Anforderungen, entwickelt mit dem Eco-System SICK AppSpace.

Im Zuge des Eco-Systems werden wir in naher Zukunft mit weiteren Softwarelieferanten Partnerschaften eingehen, denn gerade im Zeitalter von Industrie 4.0 ist man auf Kooperationen angewiesen, welche die horizontale wie vertikale Vernetzung einer Fabrik vorantreiben.

Da wäre doch auch eine Community z. B. für den Gedankenaustausch oder für eine direkte Zusammenarbeit mehrerer Teams in verschiedensten Ländern eine tolle Sache …

Auch dieser ‚Sache‘ haben wir bereits Rechnung getragen und den SICK AppSpace Developers Club initiiert. Im September 2016 fand auch bereits die zweite Konferenz des Clubs mit großem Erfolg statt!

Wie wird man Clubmitglied und welche Nutzen ergeben sich dadurch?

Mit dem Erwerb der Jahresmitgliedschaft im Wert von 3000,- Euro erhält man automatisch die SICK AppStudio-Lizenz. Als Mitglied im SICK AppSpace Developers Club profitiert man von etlichen Vorteilen wie z. B. spezielle Angebote für Demo-Kits und Laborausstattungen, Zugriff auf regelmäßige SICK AppStudio Updates, individuelle Unterstützung im SICK Support Portal inkl. Ticketsystem und über den Telefonservice sind kompetente Ansprechpartner erreichbar, die auch über Remote-Access gerne behilflich sind.

Außerdem berechtigt die Clubzugehörigkeit zur Teilnahme an der jährlichen Entwicklerkonferenz des SICK AppSpace Developers Club. Neben Vorträgen, Produktdemos und Showcases in Form von Marktplätzen bietet diese Konferenz auch Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch und Netzwerken mit anderen Mitgliedern der Community. Wesentlich ist die Mitbestimmung der Clubmitglieder bei Weiterentwicklung des Eco-Systems SICK AppSpace im Rahmen des Barcamps.

Bietet Sick nun auch einen eigenen Cloud-Service an, oder ist es vielmehr so, dass die Daten der über die AppSpace programmierten Sensoranwendungen über eine beliebige Cloud gehostet werden können?

Sick ist Gründungsmitglied des Industrial Data Space e. V., der an intelligenten Dateninfrastrukturen für die Wirtschaft arbeitet, deren Ziel es ist, einen sicheren Datenraum zu schaffen, der Unternehmen verschiedener Branchen und aller Größen die souveräne, dezentrale Bewirtschaftung ihrer Datengüter ermöglicht. Das ist das, wofür SICK steht.

Wir wissen aber auch, dass es Kunden geben wird, die beispielsweise eine IBM- oder Microsoft-Cloud nutzen wollen – dahingehend sind wir natürlich offen und agieren entsprechend.

Ein Konsortium der Schnittstelle OPC UA arbeitet derzeit intensiv an der Erreichung des TSN-Standards. Ist diese Schnittstelle bei Erreichung des Echtzeitstandards ein Thema für Ihre Sensoren?

Für Sick ist OPC UA eine der Top-Favoriten unter den Schnittstellen-Angeboten. Wir sehen aber auch andere Datenprotokolle als relevant für uns an – ob es nun MQTT, HTTPS oder der neueste Standard von Bosch ist. Als unabhängiger Sensorhersteller müssen wir uns natürlich mit sämtlichen Protokoll- und Schnittstellenangeboten beschäftigen.

Welche Sick-Sensoren sind bereits im SICK AppSpace programmierbar?

Auf der SPS IPC Drives 2016 haben wir unser Kamerasystem INSPECTOR P für die Inspektion von Bedienelementen, Leiterplatten und RFID-basierten Zugangskontrollen als programmierbare Sensoren über die SICK AppSpace vorgestellt. Und wir werden selbstverständlich einen Großteil unseres Portfolios in den nächsten Jahren darauf ausrichten.

Können über das SICK AppStudio ausschließlich Sensoren von SICK entwickelt werden, oder ist dies auch mit jeglichen anderen programmierbaren Sensoren möglich?

Dem heutigen Stand entsprechend, können momentan ausschließlich die Sensoren von Sick im SICK AppStudio programmiert werden. Im Sinne einer Sensor App aus der Cloud sehen wir aber auch das künftige Marktbedürfnis, dass derartige Apps auch austauschfähig oder als fertige Sensor-Apps frei verfügbar gestaltet werden.

Welchen Anwender- und Applikationszielgruppen ist die SICK AppSpace in erster Linie dienlich?

Unsere vorrangigen Anwenderzielgruppen sind naturgemäß die Maschinen- und Anlagenbauer – mit vielen von diesen sind wir dazu auch schon im Gespräch. Der zweite Bereich betrifft ein Integrationsnetzwerk, welches wir gerade aufbauen.

Bezüglich der Applikationsfelder zielen wir ganz klassisch auf die von Sick fokussierten Märkte, wie die der Fabrikautomation, der Verpackungstechnik, der Automotivindustrie und der Elektronik- und Solarbranchen. Wir sehen aber auch große Anwendungsfelder im logistischen Bereich auf uns zukommen, wie etwa bei Track and Trace-Einsätzen (Sendungsverfolgung), bei Barcode-Identifikationen, bei der Erkennung von Gefahrengut-Labels oder in der Produktrückverfolgung.

Intern wird unsere AppSpace bereits seit Jahren bei uns im Haus genutzt. Was für die Kunden natürlich einen großen Vorteil bietet, da wir demnach auf eine sehr stabile Basis aufsetzen.

Inwieweit wird dem Thema Security Aufmerksamkeit geschenkt?

Jeder App-Entwickler muss für sich entscheiden, bevor er seine Sensor App auf seinem Gerät oder in einer beliebigen Cloud installiert – also, ob er die SICK App in einer public- oder private-Cloud hinterlegt.

Auf der private-Cloud Basis erfolgt die Verschlüsselung über das SICK AppStudio – damit kann ausschließlich der App-Entwickler oder die entsprechende Company-ID die Sensor App öffnen bzw. in diese einsehen. Das ist die erste Sicherheitsstufe.

Der zweite Security-Level zielt auf den öffentlichen Cloud-Bereich ab, in dem sich ein App-Entwickler seinen Privatraum mit eigenen Zugangsberechtigungen schaffen kann.

Das sind vorerst mal die ersten beiden Sicherheitsstufen – auch da werden wir künftig auf die Rückmeldungen unserer Märkte sehr achten und auf deren Anforderungen entsprechend reagieren.

Herr Deuil, herzlichen Dank für das informative Gespräch!

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